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waren untergegangen, und mit dem Verluste der Freiheit war auch die Hoffnung verloren, auf diesem Wege das erwünschte Ziel zu erreichen.

Noch weit höher und umfassender als bei den Griechen hatte sich bei den Römern das staatliche Leben entwickelt und es war hier nahezu das Weltreich zur Vollendung gekommen, zu welchem Plato und Aristoteles die Zeichnung entworfen hatten 1). Lange Zeit hindurch hatten die Römer auch in der That in diesem staatlichen Leben die höchste Befriedigung gewonnen 2), aber sie waren jezt bitter enttäuscht worden. Sie, die einst so Freien und Stolzen, waren zu einem Haufen Sclaven geworden, lenkbar in der Hand kluger oder tyrannischer Despoten. Die schönen Zeiten der Republik waren vorüber, die leßten Versuche, sie wieder herzustellen, schrecklich mißglückt, und über die Leichname von vielen Tausenden seiner Mitbürger war Augustus etwa drei Decennien vor Christi Geburt auf den Thron der Cäsaren gestiegen. Neben der ausgebildetsten Administration war maaßloses Elend herrschend geworden.

Höchst beachtenswerth und völlig unseres Beifalls würdig ist das, was Heinrich Leo über den Versuch der Römer sagt, im Staatsleben ihre Befriedigung zu finden. „So tritt also,“ schreibt er, „neben jener vollkommen ausgebildeten politisch-administrativen Ordnung des Staates und neben der Rechts- und Kriegsbildung der Römer sinnliche Ausgelassenheit, sittliche Haltungslosigkeit, religiöse Trostlosigkeit

mit Einem Worte das tiefste, geistige Unglück, das über den Menschen kommen kann, in größter Fülle hervor; und es ist dies nicht etwas zufälliges, sondern die Erscheinung ist in sich so nothwen= dig, daß sie unter ähnlichen Bedingungen überall zum Vorscheine kömmt. Wo der Mensch im Frdischen aufzugehn, das Irdische zur letzten Vollendung zu führen, in der Anordnung irdischer Verhältnisse sich einen Himmel zu bauen meint, da bricht auch die Herrschaft der Welt

1) „Der römische Staat in seiner höchsten Blüthe ist in der That die Platonisch-Aristotelische Republik (nicht die Platonische allein), nur mit denjenigen Modificationen, welche immer die Jdee erleidet, wenn sie in die endliche Wirklichkeit eingeht." Mattes, Tübinger Quartalschrift 1845. S. 516.

2) Bürger nur sollten und wollten die Römer sein, jedes menschliche Interesse war in Rom dem patriotischen Interesse untergeordnet." Tzschirner, Fall des Heidenthums S. 42,

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über den Geist und die daraus folgende Troftlosigkeit des Gemüthes, der geistige Tod unaufhaltbar herein, um die Leerheit einer mechanisch vollendeten Form an den Tag zu legen. Vollendete bürgerliche Ordnung und bei dem einen Theile sittliche Ausgelassenheit, bei dem anderen die Sattheit des Todes oder die Verzweiflung einer gefangenen Seele find zu allen Zeiten polarisch geforderte Erscheinungen gewesen. Auch der Römer eigenthümliches Suchen nach Gott endete mit einem Zustande, der klar zeigte, daß Gott auf diesem Wege nicht zu finden sein könne" 1).

So war jetzt bei den Griechen und Römern für die Sehnsucht nach einem höhern Vaterland Plaß gewonnen worden; noch mehr bei anderen heidnischen Völkern, bei welchen die orientalische Despotic niemals einen wahren Patriotismus gezeugt, oder alle Befriedigung durch das staatliche Leben längst schon erstickt hatte. Die Betrachtung der heidnischen Zustände aber hat uns gezeigt, wie die größere Hälfte der Menschheit, seit dem Sündenfalle sich selbst überlassen, durch die eigene natürliche Entwicklung, welche aber nicht eine Entwicklung der reinen, sondern der gefallenen Natur war, gewissermaaßen auf Christus vorbereitet worden ist. Wir können diese Vorbereitung eine negative nennen, weil sie darin bestand, daß das Heidenthum seine Unzulänglichkeit und Verkehrtheit nach allen Richtungen hin zur vollen Entfaltung gebracht hatte, und dadurch befähigt worden war, sich selbst auf- und Christo hinzugeben.

2. Aber es liegt in der Entwicklung des Heidenthums auch eine positive Vorbereitung auf Christus und zwar zunächst a) in der großen formellen Ausbildung der griechischen und römischen Völker. a. Diese formelle Bildung diente dem neuerwachenden christlichen Geistesleben, war eine Vorbedingung für dessen Aufnahme und Entwick lung und bot den christlichen Ideen die passende Form des Ausdrucks dar. Rohe und unentwickelte Nationen wären für Aufnahme der christlichen Ideen gar nicht befähigt gewesen. ß. Der durch die natürliche Entwicklung der heidnischen Völker gebildete Schönheitssinn war vorbereitend für das Verständniß der geistigen Schönheit des Christenthums und seiner Erscheinungen. y. Der geschärfte und feingebildete Rechtssinn machte empfänglich für die Hoheit der christlichen Moral und des christlichen Lebens. d. Dazu kam, daß

1) Lehrb. der Universalgesch. I. Bd. S. 561. 2. Aufl.

gerade die wissenschaftlich gebildeten Heiden, welche gläubig wurden, die tüchtigsten und kräftigsten Apologeten und die gewandtesten Lehrer des Christenthums werden konnten. So war die ganze formelle Ausbildung der heidnischen Völker unmittelbar verwendbar im Dienste des Herrn.

b) Aber neben dieser formellen Vorbereitung der heidnischen Völker auf Christus zeigte sich auch eine materielle und posi= tive, indem der Juhalt der heidnischen Weisheit vielfache Anknüpfungspunkte für das Christenthum darbot, sei es, daß diese Ideen der Heiden Reste der Uroffenbarung waren, oder daß sie durch den Verkehr mit den Juden zu ihnen gekommen, oder von den heidnischen Dichtern und Philosophen 2c. selbst erzeugt worden wären. Es waren dies solche Ideen und Gedanken, welche gewiße Aehnlichkeit mit christlichen haben, z. B. die heidnischen Trinitäts- und Incarnationslehren, die Sagen von Göttersöhnen, die heidnische Logoslehre, heidnische Unsterblichkeitstheorien u. dgl. An diese knüpfte sich vielfach mit Leichtigkeit die christliche Lehre an, wie denn auch Paulus die Verkündigung Gottes in Athen an die Altaraufschrift Deo ignoto anknüpfte. Ganz besonders bildete die platonische Philosophie für viele Heiden eine Brücke zum Christenthum, indem sie bessere religiöse Ideen und eine monotheistische Gotteserkenntniß erzeugte. Plato's Lehre von Gott als Einem und Unsichtbarem, die platonische Schöpfungstheorie, so wie seine ethischen Säße und Vorschriften haben viel Anklingendes ans Christenthum. Schon die Kirchenväter fanden und anerkannten dies in so hohem Grade, daß Clemens von Alexandrien, freilich mit Uebertreibung, sagte: „Was für die Juden das Gesetz war, nämlid cin παιδαγωγὸς εἰς Χριστὸν, δαβ fei für sie geisen Plato gewesen." Stromata lib. I. c. 5. p. 331. ed. Pott. Aber nicht blos jene heidnischen Ideen, welche eine offenbare Aehnlichkeit mit christlichen haben, waren materiell vorbereitend auf Chriftus, sondern überhaupt alles Wahre, Schöne und Gute an Ideen und Institutionen, was das Heidenthum zu Tage gefördert, alles dies natürlich Gute, Schöne und Wahre bildete eine Unterlage für das übernatürlich Gute, Schöne und Wahre im Christenthum.

II. Eine weit größere Vorbereitung auf Christus zeigt sich in der Geschichte des jüdischen Volkes. Sie ist für Jedermann einleuchtend ein System göttlicher Führungen, um die Kinder Abra

hams und durch sie wiederum auch die Heiden auf die Ankunft des Welterlösers vorzubereiten 1).

Bei dem allgemeinen Versinken der Welt in rohen Naturdienst und bei der steigenden Verdunkelung der Uroffenbarung hatte Gott den Stammvater des jüdischen Volkes, Abraham ausersehen und ihn bestimmt, fern von seinen im Gößendienst befangenen Verwandten der Stammvater eines Volks zu werden, welches die wahre Gottesidee unter allen Stürmen der Zeit als anvertrautes Kleinod durch seine Abgeschlossenheit bewahren sollte. Damit weiter der monotheistische Gottesglaube im jüdischen Volke erstarke und es ein fester Träger der wahren Gottesidee werde, führte Gott dasselbe auf räthselhaften Wegen bald mannigfachen Unglücks, bald sichtbar erscheinender göttlicher Hilfe, damit Israel aus jeder Lage glaubenskräftiger hervorgehe.

Dies Erziehungswerk des jüdischen Volkes setzte Mose 3 fort als Vollstrecker und Handhaber des von Gott durch ihn gegebenen Gesezes. Dieses sollte a. die wahre Gottesidee firiren, ß. ein moralisches Leben unter dem Volfe erzeugen (als Vorbereitung auf die christliche Sitte), y. die Sehnsucht nach dem Erlöser wecken und den Blick der Nation fortwährend auf ihn hinlenken, d. in der jüdischen Verfassung ein Vorbild der christlichen, 8. im alten Cultus einen Prototyp des neuen und namentlich des großen Opfers auf Golgatha geben 2).

1) Ueber die Führungen des jüdischen Volkes vgl. Katerkamp, Einleitung in die Kirchengesch. Münster 1819. S. 80 ff. Sehr schön sagt Heinrich Leo: „Das ganze Mysterium der israelitischen Geschichte, die welthistorische Mission der Israeliten beruht darauf, daß Gott dieß Volk erwählt hat, zwischen dem Sündenfalle und der Erlösung ein Mittelglied zu sein, der leßte und stete Anhalt des Glaubens an den wahren Gott unter allen Heiden, und der Boden, von welchem allen Völkern ein neues Heil, die Erlösung entsprießen sollte." Lehrb. der Universalgesch. Bd. I. S. 566. 2. Aufl.

2) Dieß ist auch Hebr. 9 ausgesprochen. Weiterhin: „der Bund, den Moses mit Gott geschlossen, sollte hinweisen auf einen neuen Bund. Hebr. 8, 8. Das Osterlamm war ein Vorbild unseres Osterlammes Chriftus. Selbst die Feste der Juden wurden im N. T. erfüllt: ihr Osterfest, als Andenken an die Befreiung aus Egypten, durch unser Osterfest als Andenken an die Befreiung von Tod und Hölle; ihr Ostermahl durch unser Abendmahl; ihr Pfingstfest, an welchem das Andenken an die Gesetzgebung gefeiert wurde, durch unser Pfingstfest, in welchem durch den heiligen Geist die Liebe, des Gesetzes Erfüllung, in die Herzen der Jünger ausgegossen worden." Probst, kath. Glaubenslehre. Mainz 1845. S. 124.

Und damit durch 15 Jahrhunderte von Moses herab bis Christus die Erziehung der Nation fortgehe, sandte Gott von Zeit zu Zeit begeisterte Männer, die Propheten, die in gewaltiger Nede die Gottesidee im Bewußtsein des Volkes auffrischten, die alttestamentlichen Vorbilder auf das neue Reich deuteten, dem Glauben neue Kraft, der Hoffnung neue Stärke, dem Blick in die Zukunft neues Licht gaben.

Der lehte Erzieher des jüdischen Volkes war die babylonische Gefangenschaft, sie die letzte Glaubensprobe der Nation. Ja Babylon lernte Israel sich so fest an seinen Glauben hängen, daß von nun an ein Rückfall in den Gößendienst nicht mehr zu befürchten war. Darum durfte auch jezt die Schranke fallen, welche dieses Volk bisher von andern Völkern trennte. Bald erblicken wir nun in allen Gegenden der damals bekannten Welt reisende und ansässige Juden, welche in manchfachem Verkehr mit Griechen, Römern und Egyptern, und mit einem ihnen eigenen Eifer überall die Keime der wahren Gotteserkenntniß ausstreuten und alle Welt mit ihren Hoffnungen eines neuen göttlichen Reiches bekannt machten 1). In noch größerem Maaße geschah dieß, seit Judenland mit dem Sturze der Makkabäer aufgehört hatte ein eigenes freies Neich zu sein, und zu einer Provinz Noms geworden war, über welche Cäsars Gunst ein halbes Jahrhundert vor Christi Geburt den Jdumäer-Häuptling Antipater sezte. Ihm folgte seit dem Jahre 39 v. Chr. sein Sohn Herodes d. Gr. mit dem Titel eines von Nom abhängigen Königs, war aber von den Juden, obgleich er wie alle Jdumäer seit Johannes Hyrkanus 2) die jüdische Religion angenommen hatte, als Fremdling und Tyrann nicht weniger gehaßt denn die heidnischen Nömer.

In noch größere Abhängigkeit von Rom kam Judenland nach

Schr schön sagt der heil. Augustin: in veteri testamento novum latet, in novo vetus patet. Quaest. 73 in Exod.

1) Die Erlaubniß des Cyrus in ihr Vaterland zurückzukehren, hatte nur der kleinere Theil der Juden benüßt. Viele blieben in Babylon, andere ließen sich anderwärts unter den Heiden nieder, oi èv tỷ diaonogā und ¿22ŋviorai genannt. Josephus Flavius spricht von our ólíyai uvgiádes derselben (Antiq. XV. 3. 1), und zur Zeit Chrifti fand man micht leicht im ganzen römischen Reiche einen Ort, in welchem nicht Juden wohnten. Vergl. Gieseler, Kirchengesch. I. S. 49 f.

2) Der jüdische König Johann Hyrkan, ein Makkabäer, zwang um's Jahr 130 v. Chr. die Jdumäer, die jüdische Religion anzunehmen. Joseph. Antiq. XIII. 9, 1. und XV, 7. 9.

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