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Kelch und Hostie zu erklären? Die erste Deutung gabɣder heilige Thomas von Aquin in seiner berühmten Summa (Pars III, quaest. 83, art. 5. ad 4) mit den Worten: Ad quartum dicendum, quod sacerdos post consecrationem non utitur crucessignatione ad benedicendum et consecrandum, sed solum ad commemorandam virtutem crucis et modum passionis Christi. Er meint also, der Priester bekreuze nach der Wandlung Hostie und Kelch nicht um sie zu segnen, sondern um die Kraft des Kreuzes und die Art des Leidens Christi anzudeuten. Die Vertreter einer zweiten Ansicht weisen darauf hin: ehemals habe man nach der Wandlung die Eulogien gesegnet, und so seien die Kreuzeszeichen davon bis auf unsere Tage übrig geblieben, obgleich die Eulogien selbst längst vom Altare verschwunden sind. Eine dritte Erklärung fußt auf der an sich vollkommen richtigen Bemerkung, daß es im Laufe der Zeit vielfach Sitte geworden sei, jedesmal beim Aussprechen der drei heiligen Personen der Trinität das Kreuz zu schlagen, ohne speziell an Segnung zu denken. Eine vierte Deutung hat uns endlich Kössing in Freiburg in seinem schönen Werke über die heilige Messe S. 455 gegeben, wo er sagt: „diese Kreuze sollen sichtbar machen, daß dieses reine, heilige 2c. Opfer gerade dasselbe sei, welches am Kreuze starb.“ Ich gestehe, daß mir keine dieser Erklärungen, am wenigsten aber die lezte, vollkommen zusagt, und eine neue bessere läßt sich nach meiner Meinung gewinnen, wenn wir den Gedanken des heiligen Thomas weiter verfolgen und modificiren. Dadurch gewinnen wir eine Deutung, die zwar mit der des heiligen Thomas verwandt, aber doch wieder von ihr verschieden ist, und also gefaßt werden kann: Hostie und Kelch werden nach der Wandlung bekreuzt, nicht als ob sie noch gesegnet werden müßten, sondern zum Zeichen des von der heiligen Hostie und dem heiligen Kelch, oder vom Leibe und Blute Christi ausgehenden Segens.

So sehr wir jedoch dieser Erklärung den Vorzug geben zu dürfen glauben, so sind wir doch nicht der Ansicht, daß durch sie alle Kreuzeszeichen, welche noch nach der Wandlung üker Kelch und Hostie gemacht werden, ihre volle Aufklärung finden; wir sind vielmehr überzeugt, bisher habe bei allen Deutungsversuchen der Hauptfehler gerade darin bestanden, daß man alle Fälle von Kreuzeszeichen mit einer Hypothese abmachen zu können glaubte. Dem ist aber nicht so, wie die folgende detaillirte Betrachtung nachweisen wird.

Fast unmittelbar nach der Elevation des Kelches schlägt der Priester über Hostie und Kelch 5 Kreuzeszeichen unter den Worten: offerimus praeclarae majestati tuae... hostiam puram, hostiam sanctam, hostiam † immaculatam, panem † sanctum vitae aeternae, et calicem † salutis perpetuae; und etwas später spricht er, zwei Kreuzeszeichen über Hostie und Kelch machend: ut quotquot ex hac altaris participatione sacrosanctum Filii tui corpus et sanguinem sumpserimus, omni benedictione coelesti et gratia repleamur. Gerade die lezten Worte zeugen deutlichst, daß es sich hier um einen Segen handle, der uns durch Leib und Blut Christi zufließt. Hier ist demnach unsere Erklärung, die Kreuze seien Zeichen des von der heiligen Hostie und dem heiligen Kelche, oder vom Leibe und Blute Christi ausgehenden Segens, völlig am Plaze. Ebenso gut paßt sie auf die Kreuzeszeichen bei den Worten hostiam puram etc. Daß auch hier an einen Segen gedacht werden müsse, der uns vom Leibe und Blute Christi her zufließt, liegt namentlich in den Worten panem sanctum vitae aeternae et calicem salutis perpetuae. Somit erklären sich durch unsere Hypothese die 7 ersten Kreuzeszeichen über Hostie und Kelch nach der Wandlung. Anders ist es bei dem 8., 9., und 10. Die Worte dabei lauten: per quem (Christum) haec omnia, Domine, semper bona creas, sancti+ficas, vivi+ficas, bene+dicis et praestas nobis. Hier ist ohne Zweifel die sub nr. 2. angeführte Hypothese anzuwenden, und es bezogen sich diese Kreuzeszeichen und Worte wohl unstreitig zunächst auf die Eulogien. Von diesen konnte man sagen, Gott schaffe fie, creat haec, dagegen paßt bekanntlich der Begriff creare nicht auf das Verhältniß des Sohnes zum Vater. Alles aber erhält seinen klaren Sinn, wenn wir annehmen, mit den angeführten Worten und Kreuzeszeichen habe man ehemals die Eulogicn gesegnet, und es seien nach Abschaffung der Eulogien diese Kreuzeszeichen doch noch übrig geblieben. Einen analogen Fall bietet uns das Breviergebet. Wenn in der Prim, im Chore, das Martyrologium verlesen ist, ist der Versikel einzulegen: pretiosa in conspectu Domini mors sanctorum ejus. Dieser Versikel bezieht sich ganz offenbar auf die vorgelesene Martergeschichte, und verliert darum seine eigentliche Bedeutung, wenn keine Lesung aus dem Martyrologium statt hat. Deßungeachtet aber ist dieser Versikel nach Vorschrift der Rubriken auch dann zu recitiren, wenn Jemand das Brevier außerhalb des Chors einzeln betet und so die Lesung aus dem Martyro

logium wegbleibt. Aehnlich ist es nun an dieser Stelle der Messe. Aber auch jezt noch haben die Kreuzeszeichen und die dabei gesprochenen Worte einen guten Sinn, sofern die species Brod und Wein die Nepräsentanten aller Früchte sind, welche ehemals gesegnet wurden, und auch jetzt noch nach der Wandlung, da die Accidentien, d. i. alles Sinnenfällige und Aeußere, geblieben sind, als Repräsentanten aller Früchte der Erde betrachtet werden können.

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Die nächstfolgenden Kreuzzeichen, nr. 11—15 incl., haben sofort unter den Worten statt: per ipfsum, et cum iptso, et in iptso, est tibi Deo Patri† omnipotenti, in unitate Spiritus + sancti, omnis honor et gloria. Auf diese 5 Kreuzeszeichen paßt am besten die dritte der oben angegebenen Hypothesen. Der Sinn der Worte ist: durch Christus und mit Christus werde Gott der Vater und Heilige Geist in alle Ewigkeit gelobt und gepriesen". Hier werden also die drei Personen der allerheiligsten Trinität genannt, und gleichsam zur Anerkennung ihrer Hochheiligkeit bei jeder Person das Kreuz geschlagen, bei der den Sohn berührenden Stelle aber dreimal, weil er dreimal, in drei von einander sich trennenden Sahtheilen erwähnt wird. Auch das erklärt sich, warum bei Erwähnung des Sohnes das Kreuzeszeichen mit der Hostie über den Kelch gemacht wird. Es geschieht dieß darum, weil in Kelch und Hostie Christus gegenwärtig ist. Statt daß das Kreuz mit Kelch und Hostie zusammen gemacht oder beide bekreuzt würden, wird es passend mit der Hostie über den Kelch gezeichnet. Dieser Grund fällt bei dem Namen des Vaters und des heiligen Geistes weg, daher wird das Kreuz hier nicht über den Kelch gemacht, sondern in die Luft beschrieben.

Die drei lezten Kreuzeszeichen endlich, welche für uns in Betracht kommen, sind die unter den Worten pax † Domini sit † semper vobiscum mit einem Theilchen der Hostie über den Kelch gezeichneten. In diesen Worten ist offenbar ein Segenswunsch ausgesprochen, der nicht auf den Kelch, sondern auf uns, auf die Ge= meinde geht; dieser soll der Friede des Herrn zu Theil werden durch Leib und Blut Christi, durch das heilige Sacrament. Diese Kreuzeszeichen bedeuten also keineswegs eine Segnung des Kelches durch das heilige Brod, sondern sie sind Zeichen, daß durch die heilige Hostie und den heiligen Kelch uns der Segen zu Theil werde. Hier hat demnach wieder unsere, dem heiligen Thomas nachgebildete Hypothese statt. Eine Einwendung hiegegen könnte man vielleicht aus dem in dem Meßbuche nunmehr folgenden Gebete herleiten wollen: haec

Hefele, Beiträge II.

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commixtio et consecratio corporis et sanguinis Domini nostri Jesu Christi etc. Allein der Ausdruck consecratio kann hier unmöglich bedeuten, daß der Kelch durch die heilige Hostie noch mehr geweiht werden könne, vielmehr bedeutet consecratio hier nur die Vermischung zweier schon heiliger Dinge. Daß die Kirchenväter das Wort consecratio in solchem Sinne genommen haben, hat schon Binterim (Denkwürdigkeiten Bd. IV, Thl. 3, S. 471 ff.) bemerkt und auf eine Stelle des heiligen Ambrosius hingewiesen, wo er in seiner Lobrede auf den heiligen Laurentius diesen zu Papst Xystus sagen läßt: Experire certe, utrum idoneum ministrum elegeris, cui commisisti dominici sanguinis consecrationem. Dieß ist keineswegs so zu verstehen, als ob die Diaconen je den Kelch consecrirt hätten, sondern Laurentius spielt darauf an, daß es das Geschäft der Diaconen war, den vom Bischof consecrirten Wein mit unconsecrirtem in den calices ministeriales sorgfältig zu vermischen, damit für die Communikanten stets eine hinreichende Masse vorhanden war. Zu jedem Tropfen des Gemischten wurde darum das Blut des Herrn wahrhaft empfangen. Diese Mischung heißt auch consecratio und so konnte man vom Diacon sagen, sein Geschäft sei es, calicem consecrare. Vgl. m. Conciliengesch. Bd. I. S. 408 u. Bd. II. S. 277.

Zum Schlusse will ich noch mit zwei Worten bemerken, daß sich bei Gavantus und Merati allerdings ganz andere Deutungen der fraglichen Kreuzeszeichen finden, nämlich die sogenannten mystischen Erklärungen, wornach 5 Kreuze die 5 Wunden Christi, drei Kreuze das dreifache Leiden Christi, in corpore, in anima und in gloria, 2 Kreuze die Trennung von Seele und Leib beim Tode Christi u. dgl. andeuten sollen. Ich will diesen mystischen Erklärungen ihren Werth keineswegs absprechen, bin aber der Meinung, sie seien erst hintennach in frommem Sinne gemacht worden, nachdem in Prari die fraglichen Kreuzeszeichen schon lange bestanden, schon lange aus andern, nämlich den von uns angegebenen Gründen angeordnet waren. Salvo meliori.

7) Archäologisch-liturgische Bemerkungen über die Charsamstagsfeier und das Faßten an diesem Tage.

Es hat auf den ersten Blick etwas Auffallendes, daß 1) schon am Morgen des Charsamstages, in der Messe, das Alleluja gesungen

und damit die Auferstehungsfeierlichkeit anticipirt wird, und daß dennoch 2) das Fasten den ganzen Samstag fortgesezt wird, selbst über die Auferstehungsfeier hinaus.

Zur Aufhellung dieser Sache mag ein Blick in das christliche Alterthum nicht unzweckmäßig sein. Wir sehen hier

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1) daß die Messe am Charsamstage sammt Taufwasserweihe und Ertheilung der Taufe nicht schon Morgens, wie jezt, sondern erst Abends statt hatte. So schreibt der berühmte Bischof Natherius von Verona (im 10. Jahrhundert) in seiner epistola synodica: septima feria (d. h. am Charsamstage) ante horam decimam (d. h. 4 Uhr Nachmittags) nullus praesumat Missam cantare, nec baptismum generale agere (Harduin, Collectio Concil. T. VI. P. I. p. 792). — Aehnlich verordnet das Concilium Rotomagense (d. h. von Rouen) im Jahr 1072: item statutum est, ut in Sabbato Paschae officium ante nonam (horam) non incipiatur; ad noctes enim Dominicae resurrectionis respicit, ob cujus reverentiam Gloria in excelsis Deo et Alleluja cantatur. Narrat liber officialis, quod in hoc biduo non fit sacramenti celebratio. Vocat autem hoc biduum sextam feriam et sabbatum (Harduin 1. c. p. 1191). Hier ist gesagt: a) Die Messe am Charsamstage gehöre nicht dem Charsamstage selbst an, sondern der Nacht des Ostertages. b) Der Charsamstag aber für sich hat keine Messe, so wenig als der Charfreitag. c) Weil aber die Messe am Charsamstage zur Osternacht gehört, deßhalb darf sie nicht vor Nachmittags 3 Uhr (= neunte Stunde des Tages) angefangen werden.

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Später trat jedoch eine andere Praxis ein. Alle Messen am Nachmittage oder Abend hörten auf, und so wurde auch die Messe für die Osternacht statt auf die neunte Stunde des Charsamstags, d. H. 3 Uhr Nachmittags, auf 9 Uhr Vormittags desselben Tages verlegt. Diese Praxis treffen wir schon auf der berühmten Synode zu Clermont im J. 1095, auf welcher der erste Kreuzzug beschlossen wurde. Sie sagt: neve sabbati sancti officium divinum ante horam nonam matutinam celebraretur (Harduin, 1. c. T. VI. P. II. p. 1722 in der ersten Hälfte des Bandes; fragliche Seitenzahl findet sich nämlich zweimal in diesem Baude). Ganz allgemein aber wurde die Anticipation der Messe am Charsamstage, d. i. ihre Verlegung auf den Vormittag erst im 14. Jahrhundert. Vergl. Binterim, Denkwürdigkeiten Bd. V. Thl. 1. S. 228.

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