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des Gebetes auf Gott wird unser inneres Auge gereinigt, so daß das einfach gewordene Herz das einfache Licht fassen kann“1).

Uebrigens kann das Beten ohne Unterlaß in gewissem Sinne fast buchstäblich von den frommen Gläubigen der Urkirche ausgesagt werden, denn alle Situationen und Akte des Lebens waren durch Gebet geweiht und geheiligt. So sagt Clemens von Alexandrien: Das ganze Leben des Gnostikers (d. h. des vollkommenen Christen) ist wie ein beständiger Festtag: Lesung aus der heiligen Schrift vor dem Essen, Psalmen und Hymnen während des Essens und vor dem Schlafengehen, auch Nachts wieder Gebet. Durch beständige Erinnerung an Gott ist er stets dém Chore der Heiligen geeinigt. . . An jedem Plate wird er beten, aber nicht offen vor dem Volke, auch während er wandelt, während er redet, ruhet oder liest, betet er“ 2). Und an einer andern Stelle sagt Clemens (1. c. p. 854) vom Gnoftiter: παρὰ ὅλον εὔχεται τὸν βίον. Nicht blos galt der für einen Frevler, der einen ganzen Tag ohne Gebet verstreichen ließ 3), sondern jede Stunde wurde, wie Cyprian bezeugt, mit Gebet angefangen. Hora nulla, sagt er, a Christianis excipitur, quominus frequenter et semper Deus debeat adorari *). Insbesondere wurde der Beginn des Tages durch ein Morgengebet eingeweiht. „Früh Morgens müssen wir beten, sagt Cyprian, damit durch unser Morgen= gebet die Auferstehung des Herrn (die auch Morgens geschah) gepriesen werde" 5). Und Basilius d. Gr. schreibt: „was ist seliger, als gleich mit Anbruch des Tages zum Gebete sich hinzuwenden, mit Dank und Lob den Schöpfer zu preisen, sodann, wenn das Sonnenlicht ganz durchbricht, zur Arbeit überzugehen ?" 6) Aehnlich äußert sich Ambrosius: „weißt du nicht o Mensch, daß du die Erstlinge deines Herzens und deiner Sprache täglich Gott schuldig bist ?" 7)- Waren mehrere Christen in einem Hause, so verrichteten sie diese Morgenandacht gemeinsam, und befand sich unter ihnen kein Kleriker, so sprach

1) Augustin. de sermone in monte, 1. II. §. 14. ed. BB. T. III.

P. II. p. 147.

2) Clem. Alex. Strom. lib. VII. p. 860 sq. ed. Pott.

3) Tertull. de oratione c. 10.

4) Cyprian. de orat. dominica p. 215 ed. BB. Paris. 1726. ed. Krabinger c. 27.

5) Cyprian, 1. c. c. 26.

6) Basil. M. epist. II: ad Gregor. §. 2. ed. BB. T. III. p. 72.

7) Ambros. in Psalm. 118. §. 19.

Defele, Beiträge II.

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der Hausvater das Gebet laut vor; die Uebrigen wiederholten es in der Stille. In den apostolischen Constitutionen (lib. II, 59), die aus dem dritten und vierten Jahrhundert stammen, erscheint der Psalm 62 als gemeinsames Morgengebet; ein anderes liturgisches Morgengebet geben uns c. 37 und 38 des achten Buchs derselben Constitutionen; zwei sehr schöne poetische Morgengebete hinterließ uns Prudentius Clemens, der größte unter den lateinischen Kirchenliederdichtern († 415 n. Chr.). Vier Strophen des ersten, hymnus ad gallicantum, nämlich die Strophen 1, 2, 21 und 25, hat das Brevier im Hymnus der Laudes feriae tertiae zusammengestellt. Von dem zweiten Morgenhymnus des Prudentius gibt uns das Brevier in den Laudes der feria IVta die zwei ersten Strophen unverändert, und knüpft daran mit Modifikationen die Verse 48, 49, 52, 57, 59, 60, 67 und 68 des Prudentius. Aus dem gleichen Hymnus desselben ist auch der Brevierhymnus der Laudes feriae Vtae zusammengesezt, und zwar sind hier die Verse 93, 94, 96-108 incl. in ein Ganzes zusammengefügt, und ihnen die Worte Lux ecce surgit aurea als Eingang vorangestellt. Wir haben sonach in unserem Brevier noch Fragmente altchristlicher Morgenlieder. Und nicht blos der Anbruch des Tages wurde mit Gebet geheiliget, auch während der Nacht standen die alten Gläubigen auf, Gott zu loben. So sagt Tertullian im Apologet. c. 39: „die Christen sättigen sich bei den Agapen (die Anfangs Abends waren) in der Weise, daß sie nie vergessen, etiam per noctem adorandum Deum sibi esse"; und an anderer Stelle: etiam per noctem exurgis oratum 1). Das Gleiche bezeugt Cyprian: nec noctibus ab oratione cessemus). Ebenjo Clemens von lexandrien : πολλάκις καὶ τῆς νυκτὸς ἀνεγερ τέον τῆς κοίτης καὶ τὸν θεὸν εὐλογητέον 3). 23a3 alfo fpater nur mehr in Klöstern im Gebrauch blieb, während der Nacht zum Gebete aufzustehen, das war in der Urkirche auch bei den Laien üblich.

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Wie der Anfang, so war auch das Ende des Tages durch Gebet geheiligt. Recedente item sole, sagt Cyprian a. a. D., ac die cessante necessario rursus orandum est. Dies Gebet ent hielt die Bitte, Gott möge die Petenten einen neuen Tag erleben lassen, ut super nos lux denuo veniat. Daß namentlich der

1) Tertull. ad uxorem lib. II, c. 5.
2) Cyprian. de orat. dom. p. 215 ed. BB.
8) Clem. Alex. Paedag. II, 9. p. 218 ed. Pott.

Psalm 140 als Abendgebet diente, ersehen wir aus den apostolischen Constitutionen lib. II. c. 59.

Mit Gebet wurde die Arbeit begonnen und unter Gebet fortgeführt oder, wie Basilius sagt, durch Gottes Lob wie mit Salz gewürzt 1). Ebenso machte das Gebet den Eingang zu jeder Mahlzeit, nicht blos zu den Agapen, in Betreff deren Tertullian schreibt: non prius discumbitur, quam oratio ad Deum praegustetur 2). Ehe die alten Christen speisten, che sie badeten, beteten sie, „denn die Erquickung und Nahrung des Geistes, sagt Tertullian (de orat. c. 20 alias 25), muß der Erquickung und Nahrung des Leibes, das Himmlische dem Jrdischen vorangehen." Auch wenn ein Gastfreund Abschied nahm, wurde er mit Gebet entlassen, gleichwie er bei seiner Ankunft das Haus mit einem Gebetsspruch begrüßt hatte 3).

Von den Juden herüber hatten viele Christen die Sitte gebracht, außer am Abend und Morgen auch zur dritten, sechsten und neunten. Stunde des Tages zu beten, und sie legten dieser Uebung eine geheime tiefere Bedeutung, eine Beziehung auf die heilige Dreieinigkeit unter. Zur dritten Stunde betete man, weil da der heilige Geist am Pfingstfeste über die Jünger ausgegossen wurde, zur sechsten, weil da Petrus die Vision über die reinen und unreinen Speisen hatte, zur neunten, weil Christus um diese Zeit gestorben und nachmalz um diese Stunde Petrus und Johannes, zum Tempel gehend, den Lahmen geheilt hatten *).

Diese drei Gebetsstunden verbunden mit mane und vespere begegnen uns auch in den apostolischen Constitutionen lib. II. 59, im achten Buch aber c. 34 wird noch die Gebetszeit ad gallorum cantum (= Laudes) beigefügt, so daß hier schon 6 horae erscheinen. Die Complet, als siebente Gebetsstunde, soll, wie Cassian angibt, zuerst in den Klöstern Mesopotamien's und Palästina's aufgekommen sein 5). So bildeten sich die kanonischen Tagzeiten aus, wobei wir nicht übersehen dürfen, daß auch die Laien an den betreffenden

1) Basil. M. epist. II. ad Gregor., 1. c.

2) Tertull. apologet. c. 39.

3) Tertull. de oratione c. 21 (alias 26).

4) Tertull. de orat. c. 20 (alias 25). Clem. Alex. Strom. lib. VII. p. 854 ed. Pott. Cyprian., de orat. domin. c. 25 ed. Krabinger. 5) Cassian. de coenob. instit. lib. III, 2-4. ed. Migne, Curs. Patrol. T. 49. p. 112 sqq.

Stunden sich zum gemeinsamen Gebete in der Kirche einfinden mußten. Die apostolischen Constitutionen (lib. II. c. 59) schärfen dieß auf's Strengste ein, und es dauerte diese Sitte, wenigstens theilweise und rücksichtlich der horae diurnae bis tief in's Mittelalter hinein. Aber unerachtet der großen Zahl dieser obligaten Ge= betsstunden, meint Cyprian, habe der Christ hinreichend Grund und Veranlassung, noch mehr und weiter zu beten: sed nobis, fratres dilectissimi, praeter horas antiquitus observatas orandi nunc et spatia et sacramenta creverunt 1).

Fragt es sich um die Arten und Formulare des Ge= bets in den Urzeiten der Kirche, so werden in der Bibel die derous, προςευχαὶ, ἐντεύξεις unb εὐχαριστίαι αἷς 2rten be3 Gebet3, bie paluol aber und ïuvor und gðɑi tvevμatınal als die Arten des mit dem Gebet der Hauptsache nach zusammenfallenden religiösen Gesanges aufgeführt (I. Tim. 2, 1 und Ephef. 5, 19. Coloss. 3, 16). Den Unterschied der an ersterer Stelle genannten vier Gebetsarten anzugeben, möchte schwer sein, dagegen ist wohl ohne Zweifel, daß Paulus im Ephefer- und Colosserbriefe unter den vakuois die biblischen Psalmen, unter den vois die übrigen biblischen Lieder (3. B. bas canticum Mosis), unter dal v. endlich die außerbiblischen Lieder verstanden habe. Wir sehen sonach, daß sich der Sprachgebrauch nachmals beträchtlich änderte, indem wir jetzt die q'dal πv. des Apostels mit dem Terminus Hymni, das aber, was Paulus uvos nennt, als cantica bezeichnen. -Schon in dem Bisherigen ist angedeutet, daß die alten Christen bei ihren Gebeten sich sehr häufig der Psalmen bedienten.

Das Psalmbuch war das eigentliche Gebetbuch der Urkirche. Hiefür zeugen nicht nur die angeführten Stellen aus dem Epheserund Colosserbrief, auch nicht blos die Benüßung der Psalmen 62 und 140 als Morgen- und Abendgebet, sondern mindestens ebenso sehr auch die ganze Composition der kanonischen Tagzeiten, deren Entstehung in ihren Fundamenten bis auf die frühesten Jahrhunderte zurückreicht. Aber neben den Psalmen bedienten sich die alten Christen natürlich auch jenes Gebetsformulars, das der Herr selbst seinen Jünger gelehrt hatte (Matth. 6, 9 ff.). Auffallend ist allerdings, daß bei den Aposteln und ihren Schülern des Vater-Unsers sonst keine Erwähnung mehr geschieht. Aus der disciplina arcani

1) Cyprian., de orat. dom. p. 215 ed. BB. c. 26 ed. Krabing er.

läßt sich dieß wohl schwerlich erklären, da in den ersten Jahrhunderten das Vater - Unser gar nicht unter die Arcan-Gegenstände gehörte und die alten Väter bekanntlich förmliche, weitverbreitete Com= mentare darüber lieferten. Erst im 4. Jahrhundert wurde dieß Gebet αἷς εὐχὴ τῶν πιστῶν (κατ' ἐξοχὴν) ben Sateđumenen vorenthalten. Aber die Thatsache, daß die Apostel und apostolischen Väter vom Vater-Unser nicht sprechen, berechtigt keineswegs zu der Folgerung, daß in jenen ersten Zeiten das Gebet des Herrn gar nicht in Gebrauch gewesen sei. Vor Allem ist ja nicht glaublich, daß die Apostel den Herrn dringend um ein Gebetsformular ersucht, nachmals aber desselben sich gar nicht mehr bedient haben sollen. Dazu kommt, daß schon zur Zeit Tertullian's, also gar bald nach der Periode der unmittelbaren Apostelschüler, das Vater - Unser immer als oratio legitima, ordinaria und quotidiana erscheint. Der so ungemein ausgedehnte Gebrauch des Vater- Unsers um's Jahr 200, die hohe Achtung, in der es stand, die vielen Lobsprüche, die ihm ertheilt wurden, die Commentare, die man jezt darüber verfaßte, alles dieß läßt erschließen, daß es sicher auch früher von den Gläubigen nicht vergessen war. Ganz abenteuerlich aber ist die Hypothese, wodurch Möller und Augusti die Nichterwähnung des Vater - Unser's von Seite der Apostoliker erklären wollten. Das Vater-Unser, meinten sie, sei nicht ein eigentliches Gebet, sondern ein Index von Anfängen altjüdischer Gebetsformulare, so daß Jesus habe sagen wollen: jenes Gebet rathe ich euch, welches anhebt: „Vater-Unser“, weiter jenes mit den Anfangsworten: „geheiliget werde dein Name“ u. s. f. u. s. f. Weil nun die ersten Christen wußten, daß das Vater-Unser blos ein Register von Gebeten sei, hätten sie dasselbe natürlich auch nicht recitirt; erst später als man dies nicht mehr wußte, habe man statt der 7 oder 8 wirklichen Gebete dem Register die unverdiente Ehre gegeben 1). Abgesehen von der bodenlosen Willkührlichkeit dieser Annahme, die auch nicht einen Schein von einer Belegstelle für sich hat, übersah man dabei vollständig, daß jeder der 7 einzelnen kleinen Säße einen in sich vollständig abgerundeten Hauptgedanken ausspricht und ein in sich geschlossenes Ganze bildet, was bei Zusammenstellung der Anfangsworte von 7 verschiedenen Gebeten gewiß nicht der Fall wäre. Schon Tertullian bewunderte die brevitas des Vater-Unser's

1) Augufti, Denkwürdigkeiten, Bb. V. S. 91 ff.

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