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Büsche oft ganz voll davon hängen: die Metten haben gesponnen. Mette ist nicht Frühmesse, Frühe überhaupt, sodass der Volksausdruck meint,die Frühe hat das Gespinst hervorgebracht, sondern die ,Abmessende' (ahd. mezan, as. metan; as., an. metod ,der abmessende Schöpfer'; ags. pâ gramen mettena die grausamen Parcen). Das umherfliegende Gewebe wurde also als Arbeit der kunstreich spinnenden, das Schicksal abmessenden Jungfrauen angesehen, und darum bringt es auch Glück, wenn ein solcher Faden an den Kleidern hängen bleibt. Auf dieselbe Vorstellung weist der Ausdruck Mädchensommer, Altweibersommer. Im Englischen heisst das Gespinst gossamer d. i. gods samar,,Gottes Schleppkleid. Sommer ist also nicht die Jahreszeit, sondern geht auf samar, Schleppkleid, zurück. Das Bild einer aus der Ferne gesehenen Wolke liegt zu Grunde, die wie ein Schleppkleid schwer auf die Erde sich senkt. Die alten Weiber des Altweibersommers sind also Wolkenfrauen, die mit den Schicksalsfrauen verschmolzen sind. Volksetymologische Umdeutung nannte ihr Gespinst, das zumeist beim Scheiden der freundlichen Witterung und Jahreszeit umherschwebt, fliegender Sommer, etwa gleichbedeutend mit fliehender Sommer, auch Sommerflug, Sommerseide.

Im Gegensatze zu dem lichten Gespinste der Nebel- und Wolkenfrauen steht der schwarze, giftige, übelriechende Nebel, der statt glück verheissend sich ans Kleid zu heften, heimtückisch aufhockt, statt des Heiles die Seuche, das Landsterben bringt. Wenn in der Oberpfalz am Tage Pauli Bekehrung (25. Jan.) starker Nebel herrscht, kommt die Pest ins Land. Als im Anfange des 17. Jhd. in Toggenburg die Pest ausbrach, erschien in dem zuerst befallenen Hause nachts ein weisses Fräulein, mit einem weissen Besen emsig die Thür kehrend, worauf ein weisslicher Rauch emporstieg. Sogleich brach die Seuche aus; ein Glied der Familie nach dem andern starb dahin, der Rauch blieb immer sichtbar. Da bohrte der einzig noch übrig gebliebene Sohn ein Loch in die Wand, der Rauch fuhr hinein, und die Pest verliess das Haus. In der übrigen Gemeinde aber wütete sie fort, in jeglichem

Hause durch das Fräulein angemeldet und sein Wischen; erst mit der Seuche verschwand es (S. 8). — Die drei süddeutschen Frauen führen wie die Eumeniden einen euphemistischen Namen, die Heilrätinnen (auch an. heilrádr), d. h. sie beraten, beherrschen das Glück des Menschen. Sie wurden in christlicher Zeit als Pestpatroninnen verehrt.

Die Dreizahl der Schicksalsfrauen ist über ganz Deutschland verbreitet. Neben den ags. grimmen Messerinnen stehen. die drei weirdsisters in Shakespeares Macbeth, die engl. Volksglauben entstammen; im Friesischen, in Norddeutschland, in Tirol, der Oberpfalz, Franken, Elsass und der Schweiz die drei Weiber, drei Schwestern, drei Jungfrauen, in Bayern die drei Heilrätinnen, in Hessen die drei Muhmen. Seltener ist die Zahl zwei, sieben, zwölf oder dreizehn. Aus der Schar der Schicksalsgeister tritt als Führerin besonders Wurd her vor (as. wurd, ahd. wurt, ags. wyrd, an. urdr). Wurd gehört vielleicht zu dem idg. Stamme vert (vertere) drehen, wenden ahd. wirt, mhd. wirtel = Spindel) und ist die Spinnerin. Im ags. heisst es: mir wob das Wurd. Alte sächsische Formeln schildern, wie die Schicksalsweberin Wurd kampfgrimm in die Schlacht schreitet, dicht an den Helden herantritt, hart und hassgrimm ihn täuscht, verführt und in den Tod reisst.

Unter ihrem alten Namen sind die drei Schicksalsfrauen von der Kirche in Süddeutschland aufgenommen, Ainbet, Warbet, Wilbet. Ainbet (Aginbete) ist die Gebieterin des Schreckens (mhd. bite heissen, befehlen; ahd. agi, mhd. ege), oder die ausgezeichnete Gebieterin, die Hauptgebieterin; Warbet ist die Gebieterin der Verwirrung, der Zwietracht, Wilbet die Gebieterin des Gewollten, Gewünschten.

In ahd. Glossen wird parca mit sceffara, scepentha, parcae, fata mit schepfentun, scefentun wiedergegeben. Bei dem Marner, einem Fahrenden, der auch mit der deutschen Heldensage wohlbekannt ist (13. Jhd.), heisst es:

Zwô schepfer vlâhten mir ein seil,

dâ bî diu dritte saz,

diu zebrachz, daz was mîn unheil.

Daraus geht hervor, dass die Schicksalsfrauen nicht als die Schöffinen aufzufassen sind, die das Urteil sprechen, das einem jeden zukommt, sondern gaskapjan wird zur Festsetzung des Lebensschicksals gebraucht und zur Namengebung, da diese nach altgermanischem Glauben ein Stück Schicksalsfü gung darstellte. Der Tiroler Hans von Vintler hat in seiner Blume der Tugend das alte Wort und die alte Vorstellung bewahrt (Anfang des 15. Jhd.):

Und ist des Unglaubens soviel,
Das ich es nicht gesagen kan.
So haben etlich Leut den Wan,
Das sew mainen, unser Leben,
Dass uns das die Gâchschepfen geben
Und dass sew uns hie regieren,

Auch sprechen etlich Dieren (Dirnen),

Sie erteilen (richten über den dem Menschen hie auf Erden.

Das Wort Gachschepfe muss in das graueste Altertum zurückreichen, gáskepfa, gáskapjô. In der Innsbrucker Waltharius Handschrift steht über den Worten: Es spinnen das Ende des Fadens schon die Parcen' (V. 851) übergeschrieben: die schepfen, statt fila legunt heisst es ligant. Die Schicksalsfrauen legten die mit Runen versehenen Losstäbchen aus (Germ. 10), das Resultat dieser Auslegung (ahd. urlag, as. orlag, ags. orlaeg, an. ørlog) war die Schicksalsfügung einer höhern Macht. Vielleicht ist die alte Bedeutung noch in unserm auferlegen' erhalten, d. h. eigentlich die Stäbe so ,erlegen, mit dem Erfolge legen, dass auf den Betreffenden etwas Schweres fällt. Im Heliand heisst das Schicksal wurdigiscapu (Festsetzung der Wurd) und im Beovulf Wyrda geping (Gericht der Wurd).

In

Vom Kultus der Schicksalsfrauen ist wenig bekannt. Bei ihrem Erscheinen wurden sie bewirtet (S. 94, 97). Süddeutschland opferte man ihnen bei der Ernte drei Ähren oder drei schwarze Pfennige. Sie wurden besonders in Höhlen, auf Bergen und an Brunnen verehrt. Die Nägel der Menschen waren ihnen geweiht, vermutlich weil die Schicksalsfrauen in der Schlacht oder an das Bett des Menschen herantreten und mit grausamer Hand ihr Opfer ergreifen. Der Nagel,

das Symbol der tötenden Schicksalsfrauen, wurde ein ihnen geheiligtes Glied. Alter, weitverbreiteter Aberglaube findet so seine Erklärung. Weisse Punkte auf den Nägeln, „Blühen der Nägel" bedeutet Glück, man bekommt Geld oder neue Kleider; auf der rechten Hand bedeuten sie Glück, auf der linken Unglück, oder sie zeigen, dass der Mensch lügt, oder sie bedeuten auf den einzelnen Fingern vom Daumen an: Glück, Unglück, Ehe, Liebe, Freundschaft, oder an der rechten Hand: beschenkt, gekränkt, geehrt, geliebt, gehasst; dunkle Flecken bedeuten Unglück.

Merkwürdig ist ein durch fast ganz Deutschland verbreitetes Kinderlied. Drei Jungfrauen Marien, Nonnen oder Döckchen genannt (Puppen? Doggele?) schauen aus einem goldenen Hause:

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In diesen wie ein Gebet klingenden Liedern scheint die deutsche Mutter noch heute das Andenken an die altgermanischen Gebieterinnen des Menschen-, besonders des Kinderlebens zu bewahren, deren wunderbare Thätigkeit auch im Spinnen, Flechten, Schnitzeln, Schneiden und Zerreissen bestand.

9. Der Mütter- und Matronenkultus.

Wie jeder einzelne seinen Schutzgeist hatte, wie das Haus und die Flur unter dem Walten besonderer Mächte stand, so ward auch das Dorf, der Gau, die ganze Heimat

der Obhut schützender Geister empfohlen. Mütterlichen Schutzgottheiten war bei den Angelsachsen die Zeit der Zwölften geweiht, die von Weihnachten bis Dreikönig fällt; „Nacht der Mütter" (modra niht) hiess man sie und glaubte, dass die Seelen verstorbener einflussreicher, weiser Frauen dann segnend durch die Lande zogen. Gewiss war damit auch die Vorstellung gewaltiger Schicksalsfrauen verbunden. Aber erst durch fremden, gallischen Einfluss wurden diese Gestalten des Seelenglaubens im westlichen Deutschland zu dem Range von Gottheiten erhoben, ohne die eigentlichen Landesgötter zu verdrängen.

Der germanische Söldner, den das rauhe Kriegshandwerk fern von der Heimat umhertrieb, dachte mit Sehnsucht an seine Heimat zurück, und inmitten der Wirren des Krieges war es ihm ein Trost, das Vaterland unter dem mütterlichen Schutze hilfreicher Mächte zu wissen. Auf keltischem Boden ist der Kultus der Mütter weit verbreitet, die gallisch-römische Kultur verpflanzte ihn auch auf das germanische Rheinufer. Aber nicht alle Germanen nahmen die fremde Vorstellung an. Gerade das Land der Bataver, für das inschriftlich die deutschen Hauptgötter Tius, Donar und Nehalennia bezeugt sind, gewährte ihr trotz seiner nahen Beziehungen zu Rom keinen Einlass. Unsere Kunde von den germanischen Müttern verdanken wir lediglich den Denkmälern, und es ist bezeichnend, dass sich die meisten im linksrheinischen, früh verwelschten Lande der Ubier gefunden haben, die auf Veranlassung des Augustus durch Agrippa vom rechten Ufer auf das linke versetzt wurden. Die Inschriften lehren, dass zur Verbreitung dieses Kultes besonders die Soldaten beitrugen, und zwar Mitglieder der kaiserlichen Garde, die sich hauptsächlich aus den germanischen Provinzen rekrutierte. Aber weder Bataver noch andere, rein germanische Stämme, noch vornehmere Stände sind unter den Verehrern der Matres oder Matronae vertreten. Auch hat kein Truppenteil als solcher den Müttern einen Weihstein errichtet, ins Innere Deutschlands ist dieser Kultus überhaupt nie gedrungen, nur einzelne germanische Söldner ahmten fremden Brauch nach,

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