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der durchaus innerhalb der niederen Kreise geblieben zu sein scheint. In Britannien, Frankreich, im linksrheinischen Germanien, in Oberitalien, selbst in Rom weihte der deutsche Legionar dem Schutze der Mütter sein fernes Vaterland, aber er dachte dabei nicht an die Stammgötter, denen er in feierlichem Umzuge mit seinen Volksgenossen Opfer und Gebet dargebracht hatte, nicht an die jungfräulichen Schicksalslenkerinnen, sondern er machte nach, was er im römischen Heere an Kameraden fremder Nationalität beobachtet hatte. Besonders charakteristisch für die Matres und Matronae ist die grosse Zahl von Beinamen, mit denen sie ausgestattet sind, ja, auf einer ganzen Reihe von Inschriften werden nur die Beinamen genannt. Die Erklärung der einen hat von der Örtlichkeit auszugehen, die der anderen muss auf das Wirken der Mütter Bezug haben. Beinamen, die auf -ehae endigen, beruhen auf Völker- oder Stammnamen, die Beinamen, die auf -henae (germ. -aio) endigen, sind auf Ortsnamen begründet, die wiederum von Flussnamen ausgehen.

,,Matribus Suebis Reuthungabus Iulius Secundus Iuli Philtali libertus votum solvit libens merito" lautet eine in Köln aufgefundene Inschrift. Julius Secundus, ein geborener (vielleicht kriegsgefangener) Suebe bewahrt, von seinem Herrn freigelassen, den Schutzgottheiten seines Landes dankbares Gedächtnis; die Reuthungen sind vermutlich derselbe Suebenstamm, den Tacitus Reudigni nennt (Germ. 40). Andere Inschriften nennen die Matres Germanae, Matres meae Germanae Suebae, Matres Treverae, Matres Marsacae paternae sive maternae (Hist. 456), oder gelten den Matribus Frisavis.

,,Matronis Afliabus M. Marius Marcellus pro se et suis ex imperio ipsarum" ist die Inschrift eines Kölner Steines (Fig. 1). Ein anderer hat an Stelle der lateinischen Casusendung den germanischen Dativ Aflims. Der erste Stein (Fig. 1) ist mit einer allerdings verstümmelten Darstellung versehen. Sie zeigt ober halb der Inschrift in einer von Säulen eingefassten Nische drei Matronen sitzend; die eine ist mit einer grossen Haube geschmückt, vermutlich waren es auch die andern, wie son

stige Bilder zeigen. Im Schosse halten sie Fruchtkörbe. Der Stein ist am Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts gesetzt. Die Matres Afliae beziehen sich entweder auf das Eifelland oder auf Aualgowe an den Flüssen Sieg und Agger; oder man vergleicht an. afl Kraft, Beistand und stellt Namen und Wesen zu der lat. Ops, wozu auch die Fruchtkörbe passen. Eine Insel Abalos, etwa oberhalb der Elbe im Gebiete der Eidermündung lernte Pytheas von Massilia als einen Hauptfundort des Bernsteins kennen.

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Die Matres Gavadiae auf sechs Inschriften verglei chen sich einem später bezeugten Wetiun an der Diemel; der Ortsname bedeutet etwa Furt (lat. vado, wadan, waten); oder

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sie hängen mit got. gawadjôn = verloben zusammen und könnten Beinamen der deutschen Schicksalsfrauen sein. Ebenso zweifelhaft ist die Deutung der Seith amiae; gehören sie zu einem Ortsnamen saipama, .,abgegrenzte Wohnstätte" (vgl. lat. situs), oder sind sie die Zauberbannenden (an. seidr Zauber)? Bei den Matribus Vatvims ist an eine Wurzel zu denken, die zu got. vatô, ahd. wazzar, an. vatn (Wasser) gehört. Diese Mütter sind also Schutzgeister des Wasserlandes (germ. watwî), das sich den zahlreichen mit Aue zusammengesetzten Ortsnamen vergleicht, oder sie sind die Bewässernden. Mit den Vatviae sind einmal die Matres Nersihenae verbunden, die mit dem Flüsschen Niers, auch Neers, einem Nebenflusse der Maas, dem Orte Neersen (Kreis Gladbach) zusammenhängen. Die Matres Albiahenae sind gleichfalls nach dem Flüsschen genannt, an denen die Orte lagen, nach einem Albios oder Albia. Dass wir diese Örtlichkeiten nicht mehr nachweisen können, ist nicht zu verwundern; denn unzählige Namen sind im Laufe der Jahrhunderte untergegangen, verändert, durch neue ersetzt. Es muss genügen, für sie germanische Beziehungen nachzuweisen. Die Vetera henae gehen auf einen germanischen Namen Weter, Watar zurück, die Etrahenae gehören zu germ. *etraz ahd. ezzal gefrässig, die Aumena henae zu got. iumjô Menge, an. ymja tönen.

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Die Endung -ehae zeigen z. B. folgende Namen: Die Hamavehae enthalten den Stammnamen der Chamavi, die Mahlineae sind die Schutzgöttinnen der *Mahlini, der Ein wohner eines Ortes *Mahlium oder Mahlia; der am Niederrhein öfter vorkommende Ortsname Mecheln, Machelen (frz. Malines) hängt damit zusammen. Deutsches Mecheln ist der Dativ. Plur. des Völkernamens, der für den Nomin. Plur. Mahlinos, Mahlines eingetreten ist. Die Matres Textumeae gehören den Textumi, germ. *Tehstumaz, als genaue Entsprechung zu lat. dextimus die rechts wohnenden Leute.

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Auf die Thätigkeit und das Wesen der Mütter haben ausser den bereits besprochenen Beinamen, bei denen ein Zusammenhang mit Ortsnamen vielleicht nicht ganz abzu

weisen ist, deutlich folgende Namen ausschliesslich Bezug: Die Matres Vapthiae, Vaftiae, Vahtiae sind die Hüterinnen (ahd. wahtên, mhd. wahten), die Aufaniae, (*aufanaz) die Emporbringenden (ahd. obana, ags. ufan=auf, oben), die Suleviae sind die gute Gelegenheit, gute Mittel, schaffenden (sue wohl, got. lêw Gelegenheit), die Alaterviae die Allkräftigen, vielleicht die Verleiherinnen körperlicher Kraft und Gewandtheit, die Alagabiae und Gabiae die Gebenden, Schenkenden. Die Arvagastae stehen an Bedeutung den Afliae nahe (an. orr freigebig, gastian als Gast behandeln, begaben). Auch ihre bildliche Darstellung ist ähnlich. Sie zeigt gleichfalls die drei Matronen in einer Nische sitzend und Schüsseln mit Früchten im Schosse haltend. Der mittleren fehlt die grosse Haube. Die rechte Schmalseite zeigt ein Füllhorn, unter einem Vogel, wahrscheinlich einer Gans, die linke einen Tisch, auf dem ein Schweinskopf liegt, daneben einen Korb und einen Krug. Die Arvagastae sind die freigiebig Spendenden, mild Begabenden.

Diese letzte Gruppe zeigt also die Matres und Matronae als gütige, spendende Gottheiten. Sie verleihen Segen und häuslichen Wohlstand, knüpfen Familienbande an (Gavadiae), schenken Fülle und Fruchtbarkeit des Landes, stärken den Mann im Felde und Kriege und hüten das Heim. Es ist daher wohl möglich, dass bis auf den römischen Namen Matres oder Matronae bei der überall gemeinsamen Grundlage des Seelenglaubens sich besondere deutsche Züge mit dem fremden Kultus vermischt haben.

Zweiter Teil.

Naturverehrung.

Auf dem Untergrunde des Seelenglaubens und des Zauberwesens erhebt sich die Welt der Naturgeister und der Götter, der in den grossen Naturerscheinungen waltenden Mächte. und des reineren, feierlicheren Kultus. Der Versuch, sich das Unverständliche, Geheimnisvolle zu erklären, fand in den dürftigen, ärmlichen Vorstellungen des Seelenglaubens seine Schranken. Aus dem Menschen selbst, nicht aus der ihn umgebenden Natur sind die mythischen Anschauungen des Seelenglaubens hervorgegangen; die Natur kommt nur insoweit in Betracht, wie sie der Aufenthaltsort des abgeschiedenen Ahnherrn des Hauses ist. Für Nomaden, vor allem aber für Ackerbau treibende Völker, deren ganzes wirtschaftliches Leben vom Stande der himmlischen Gestirne abhängt, musste die Verehrung der grossen Naturkräfte hinzutreten. Vom einfachen Beobachten der Witterungserscheinungen verklärte sich diese Betrachtung immer mehr zu einer idealen Auffassung. Die Verehrung der himmlischen Erscheinungen und ihre dichterische Verwertung setzt eine schon fortgeschrittene Gesittung voraus. Aber auch diese Vorstellungen waren noch beschränkt, so lange das Leben eines Volkes sich mehr in einzelnen landschaftlichen Kreisen vollzog. Erst mit dem Eintreten des Volkes in die Geschichte erhält der Götterglaube seine ideale Ausprägung, entsteht eine nationale Mythologie.

Darum sind die Gestalten des Seelenglaubens über

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