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oder Dunst, wie sie den Eingang suchte, bis der Verschlag wieder geöffnet wurde. Denn

s'ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster:

Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus.

Nachdem die Seele als der vom Körper entströmende Atem aufgefasst war, wurde sie später um ihrer Feinheit und Unbemerkbarkeit willen mit einem Schatten verglichen. Der Geist oder das Gespenst, das der Träumende sieht, gleicht einem Schatten; während des Schlafes verlässt die Seele den Körper, wie während der Nacht der Schatten den Körper verlässt. Darum ist Schatten ein fast überall sich findender Ausdruck für Seele. Die Furcht vor den Schattenbildern schuf bei den Deutschen schemenhafte Gespenster (ags. scucca, ahd. scema); hagu, wovon Hagen gebildet ist, bedeutet die geisterhafte Erscheinung, Hagen ist das Gespenst vor allen andern; selbst die Hexe ist nichts anderes wie „die Schädigerin, die ein Gespenst ist". Im Volksrätsel vom Schatten klagt der Schatten des Abgeschiedenen seinem verlorenen Menschenkörper nach:

Da du lebtest, lebte auch ich,

Da hättest du gerne gefangen mich.
Nun bist du tot, nun hast du mich,

Und dass ich sterbe, was hilft es dich ?"

Wer am Sylvesterabend seinen Schatten ohne Kopf sieht, stirbt im nächsten Jahre. Wer am Weihnachtsabend seinen Schatten doppelt erblickt, stirbt im nächsten Jahre. In der St. Markusnacht (25. April) kann man an der Kirchenthüre die Schatten derer sehen, die demnächst sterben werden. In Luthers Tischreden heisst es: Wenn ein Übelthäter zum Richtplatze geführt wird, soll ihm die Erde seines Schattens weggestochen oder weggestossen werden und er selbst darauf Landes verwiesen werden. Ein Edelmann im Gefolge Kaiser Maximilians I. sollte in der Nacht einen Gefährten erstochen haben; sein blutiges Schwert war neben der Leiche gefunden. Der Angeschuldigte schwor, sein Schlafgemach jene Nacht nicht verlassen zu haben, und konnte nicht überwiesen werden. Man nahm an, der Teufel müsste die Schattengestalt des

Angeklagten angenommen und die That verübt haben. Darum ward er gegen die Sonne geführt und hinter ihm seinem Schatten der Kopf abgestossen. Diese Scheinhinrichtung, am Schatten vollzogen, wurde einer an Verbrecher ausgeübten für gleich gehalten.,,Swaz ich im tuon, daz sol er mînem schatten tuon," ist ein oberdeutsches Rechtssprichwort.

Da der Schatten dem Körper stets nachfolgt, wurde er als eine besondere rätselhafte Person, als ein besonderer Geist gefasst, der um das Wohl des Körpers liebend besorgt ist, dem er stets nachfolgt. So entwickelte sich der Glaube an die Schattengeister, Schutzgeister, die dem Menschen angeboren sind sie begleiten ihn von der Geburt bis zum Grabe, warnen ihn in Gefahren sichtbar oder flössen ihm ein gewisses vorahnendes Vermögen ein. Diese Vorstellung, die allgemein heidnisch ist, wurde von der katholischen Kirche übernommen : alle Länder, alle Menschen haben Schutzheilige.

Tot und erkaltet liegt der Leichnam da, ohne jede Wärme, alle Thätigkeit und alles Leben ist erstarrt. Seitdem der Mensch an der Opferflamme des Zauberers die Wirkungen von Wärme und Kälte kennen gelernt hatte, lag es nahe, im lebendigen Leibe ein sanft loderndes Feuer anzunehmen, das den Körper beseelt und belebt, wie das verborgene Feuer die dunklen Reibhölzer und den geschliffenen Stein. Die Auffassung der Seele als Licht, Feuer ist daher jünger. Die Feuermänner sind arme Seelen, die einst Grenzsteine verrückt oder sonst übles gethan haben; sie erscheinen des Nachts entweder ganz feurig leuchtend oder nur feuerspeiend oder ziehen einen Feuerstreifen hinter sich her. Die Irrlichter, Irrwische, Heerwische hausen in Sümpfen und auf feuchten Wiesen, führen den Wanderer irre, leuchten ihnen aber auch bisweilen (D. S. Nr. 276, 283, 284). Wenn ein Licht von selbst auslöscht, stirbt jemand im Hause, ebenso wenn das Licht bei einer Leiche trübe brennt. Bekannt ist der Ausdruck, einem das Lebenslicht ausblasen. Wir pflegen noch heute den Kindern am Geburtstage so viel Lichter um den Festkuchen zu stellen und anzuzünden, wie sie Jahre zählen. In dem Märchen Gevatter Tod (K. H. M. Nr. 44)

wird eine unterirdische Höhle erwähnt, worin tausend und tausend Lichter in unübersehbarer Reihe brennen. Das sind die Leben der Menschen, einige noch in grossen Kerzen leuchtend, andere schon zu kleinen Endchen heruntergebrannt: aber auch eine lange Kerze kann umfallen oder umgestülpt werden.

Einer alten Frau in Brodersdorf begegnet einmal die wilde Jagd. Nichts als Lichter und Lichter brannten bei ihr herum, und dabei lärmte, schrie, schoss und heulte es, dass ihr Hören und Sehen verging. Es ist der Umzug der Seelen in der Gewitternacht; ebenso sieht das Volk in dem durch den weissen Nebel flimmernden Mondlicht Schemen in Lichtgestalt. In einem wilden Walde lag ein ganz von hohen Bäumen umgebener Teich. Landleute, die des Nachts des Weges kamen und zwischen Furcht und Neugier einen Blick nach dem See warfen, dessen stille Flut schauerlich schwarz anzusehen war, sahen feurige Flämmchen auf dem Wasser umberschweben, in dessen dunkler Fläche der bleiche Mond sich spiegelte. Unzählige Geister bewohnten den See und zeigten sich um Mitternacht in jener Feuergestalt: abgeschiedene Seelen, die in einen Sack gebannt und in die Tiefe des Sees versenkt waren.

Nach der rohsten Auffassung ist der eigentliche Sitz der Seele das warme, feuchte Blut; nach seinem Ausströmen verlässt die Seele den Menschen. Blutsverwandte Menschen sind auch seelenverwandt: die das Blut aus demselben Blut haben, haben auch die Seele aus derselben Seele. Auch nach freier Wahl glaubt man die Blutsverwandtschaft erzeugen zu können, durch gegenseitige Aufnahme des Blutes, durch Blutmischung. Wer einen Teil des lebendigen Blutes mit einem zweiten tauscht, wird dessen wirklich blutsverwandter Bruder. Bei den wilden Völkern ist der Blutbund noch heute üblich; Herodot erwähnt ihn bei den Skythen, Tacitus als armenischiberische Sitte (Ann. 12,47). Auch bei den Deutschen finden sich dunkle Spuren dieser uralten Vorstellung. In dem mittelalterlichen Volksbuche, 'der Römer Thaten' (67), wird der Hergang auf das Genaueste beschrieben: Ein Ritter schlägt

einem andern vor, mit ihm einen Bund zu schliessen und sagt: Ein jeder von uns wird aus seinem rechten Arme Blut fliessen lassen; ich werde dann dein Blut trinken und du meines, damit keiner den andern weder im Glück noch im Unglück verlasse, und was der eine von uns gewinne, der andere zur Hälfte mitbesitze. Im Walthariliede erneuern der Held des Gedichtes und König Gunther das blutige Bündnis (pactum cruentum, 1443). In den Teufelsbündnissen des Mittelalters spielt das Blut eine wesentliche Rolle. Das Schreiben mit Blut ist natürlich eine Zuthat, die bei Verdunkelung des ursprünglichen Sinnes der Handlung wie so oft zur Hauptsache wurde. Auch den Hexen wird ein Blutzeichen aufgedrückt, wenn sie mit dem Teufel ein Bündnis eingehen. Im 16. Jahrhundert gestand eine Hexe zu Köln, dass sie der Teufel auf der Stirn geritzt und damit gekennzeichnet habe.

Kein Beweis aber lässt sich erbringen, dass die alten Deutschen Blut von Menschen getrunken hätten in dem Wahne, durch das Blut die Seele des andern in sich aufzunehmen und dadurch erhöhte Kräfte zu bekommen. Im Gegenteil, der alte Glaube, dass der Genuss von Menschenfleisch die Verwandlung in einen Wolf zur Folge habe, zeigt, dass der Germane der Urzeit kein Kannibale gewesen ist, dass er es für tierisch gehalten hat, Blut und Fleisch der eigenen Gattung zu geniessen. Wie der Werwolf blutgierig ist und auf den Raub von Kindern ausgeht, so kannte unser Altertum den Alp als blutdürstigen Unhold. Aus der Gier des Alps, zu schmatzen und zu schlecken, entstand die Auffassung, dass er den Menschen das Blut aussauge. Aus der Vorstellung vom blutsaugenden Alp bildet sich die von Menschenfressern hervor. Nach Tiroler Volksglauben entstieg allnächtlich im Paznaunerthal ein Ungetüm mit dräuendem Rachen dem See, durchwanderte die Nachbarthäler stumm wie der Tod, leise schwebend und unhörbar wie ein Schatten, fiel auf sein Opfer, würgte es und zog es mit sich fort in den See hinunter, wo es sein Blut trank: nicht selten sah man Blutwellen aus der Tiefe aufbrodeln. Auch das Beowulflied schildert nach Märchenweise den menschenfressenden

Wasserriesen Grendel als vampyrischen Alp (1251 ff.). Allnächtlich sucht der Unhold Grendel die Halle des Dänenkönigs heim, würgt die Schläfer, trinkt ihr Blut und frisst sie auf. Da kommt Beowulf und besteht das Scheusal, das mit Einbusse eines Armes tödlich verwundet entflieht. Aber statt des toten Grendel stellt sich dessen Mutter ein und entführt einen schlafenden Helden, dessen Blut man nachher am Meeresufer verspritzt findet. Beowulf steigt ins Wasserreich, ringt mit der Riesin in ihrer Halle, erschlägt sie mit einem Schwerte, das er dort findet, haut der Leiche Grendels den Kopf ab und kehrt zurück, nur das Riesenhaupt und den Schwertgriff als Beute mit sich führend. Die am Ufer Zurückgebliebenen aber waren entflohen, weil sie den empordringenden Blutstrahl für ein Zeichen von Beowulfs Tode ansahen. Die abergläubische Vorstellung von dem Toten. gespenste und dem die Menschen des Nachts quälenden Alp ist in späterer Zeit mit einem Naturmythus verbunden. Auch in der Odyssee ist die Volkssage vom menschenfressenden Alp in der Gestalt des Polyphem mit dem Göttermythus verflochten.

Seelische Geister, die mit den Erscheinungen des Alptraums eng zusammengehören, sind auch die Hexen. Den scheusslichen Unholden, denen das Verderben des Menschen Lust ist, konnte nichts Entsetzlicheres nachgesagt werden, als dass sie auf Bergeshöhen in der Frühlingsnacht Menschen schlachteten und ihr Fleisch, namentlich die Herzen verzehrten. Bei Franken, Langobarden und Sachsen war dieser Aberglaube im Schwange, und man pflegte Weiber um solcher Sachen willen zu verbrennen. Der Indiculus verbietet, nach Heidenart zu glauben, dass Frauen, weil sie dem Monde befehlen, die Herzen der Menschen aus deren Körper herausnehmen könnten, um sie zu essen (Nr. 30: de eo, quod credunt, quia feminae lunam comendent, quod possint corda hominum tollere iuxta paganos). Burchard von Worms eifert gegen den Glauben, dass man bei verschlossenen Thüren auszugehen vermöge, die Menschen töten, ihre gekochten Herzen verzehren, an Stelle des Herzens einen Strohwisch oder ein Stück Holz einsetzen und sie wieder lebendig machen

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