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Königin von Kamerie; sie ist nach der zwischen Tännenund Höllengebirge sich erstreckenden Kämmerei, dem Salzkammergute oder nach dem am Kammersee gelegenen Schlosse Kammer benannt. Auch sie ist der Zukunft kundig, schilt zwar den Ritter, was er auf ihrem Plane zu suchen habe, nimmt ihn aber doch freundlich auf, und beide entbrennen in heftiger Liebe zu einander. Deutlich spricht heimische Überlieferung, die Salzburger Seegegend mit ihren Sagen, und es kann nicht zweifelhaft sein, dass die Verfasser des Wolfdietrich, des Lanzelot (Ulrich von Zazikhoven) und der Artusromane deutsche volkstümliche Mythen ihren Heldengedichten einverleibt haben. Während Albiun Herrin über Waldgeister und Zwerge ist, die also befreundet und gleichartig gedacht sind, befreit Dietrich nach dem jüngeren Sigenotliede einen jämmerlich schreienden Zwerg, den ein wilder Mann entführen will (S. 143). Dieser wilde Mann ist durch ein Zauberkraut unverwundbar.

Denn die Waldgeister kennen naturgemäss die Kräuter des Waldes gut und verstehen Krankheiten zu heilen. Wate hat von einem,wilden wîbe' die Heilkunst gelernt und heilt mit guten Wurzeln die Wunden auf der Walstatt (Gudrun 529). Auch im Eckenliet gräbt das von Vasolt gejagte wilde vrouwelin' eine Wurzel, zerreibt sie in der Hand und bestreicht damit den wunden Dietrich und sein Ross, davon das Weh verschwand und alle Müdigkeit wich (174-176). Die Waldfrauen wissen, wozu die wilden weissen Heiden und die wilden weissen Selben (Salbei) gut sind, und wenn die Bauern das wüssten, würden sie mit silbernen Karsten hacken. Als ein Bauer in Tirol das Wichteli, das ihm beim Streurechen und bei andern Arbeiten zu helfen pflegte, fing und band, warf es ihm seine Undankbarkeit vor: ich würde dir Kräuter für Menschen und Vieh heilsam gezeigt haben, und du wärest ein grosser Arzt geworden. Zur Zeit der Pest kamen die Holzfräulein aus dem Walde und riefen: esst Bimellen und Baldrian, so geht euch die Pest nicht an. Als in Graubünden die Pest unzählige Opfer forderte, starben keine wilden Weiblein und Männlein, und

man kam zu dem Schlusse, dass sie ein Geheimnis besitzen. müssten. Da man es von ihnen nicht erfahren konnte, suchte man sie zur Mitteilung ihres Mittels gegen die Pest durch List zu bewegen, indem man sie berauschte. Ein Bauer füllte die Höhlung des Steines, aus dem das Fänkenmännlein zu trinken pflegte, mit Wein. Es kam, kostete nach längerer Zeit neugierig und vorsichtig. Endlich lustig geworden, ward es von dem aus dem Verstecke Hervorspringenden überrascht und nach dem Heilmittel befragt. Ich weiss es wohl, sagte es, Bibernell und Eberwurz, aber das sage ich dir noch lange nicht. Oder man füllte zwei Brunnentröge mit Wein, den einen mit rotem, den andern mit weissem. Der Waldfänke trinkt von dem weissen, da er die Farbe des Wassers hat, wird im Rausche gebunden und soll als Lösegeld seinem Peiniger die Kunst aus Milchschotten Gold zu bereiten oder ein anderes seiner Geheimnisse verraten. Losgebunden findet er sich schelmisch mit der Wetterregel ab:

Ists Wetter gut, so nimm dein Oberwamms mit,
Wirds dann leidig, kannst thun, wie du willst.

Auch dieser Sagentypus ist weitverbreitet, und wenn von einem Fenggaweibchen und einem schlauen Bauern, der sich listiger Weise Selb nennt, die gleiche Geschichte erzählt wird, die Homer an den Kyklopen Polyphem und Odysseus knüpft (S. 90, 91), so müssen die Sagen von der Todankündigung, von der Gefangennahme im Weinrausche (Ovid. Fast. III. 285, 344. Plutarch, Num. 15) und von der Überlistung des Geschädigten durch den Namen Selb (Niemand) in die Urzeit zurückreichen.

Neben der Gabe der Heilkraft besitzen die Waldgeister die Gabe der Weissagung. Der wilde Mann im Langtaufersthal sah die künftige Witterung voraus und verkündete sie den Bauern. Bei schönem Wetter und Sonnenschein stand er in seinen Mantel gehüllt und vom breitkrämpigen Hute beschattet da, wie wenn er vor Frost zitterte, bei Regen und Unwetter sass er mit vergnügtem Gesicht ohne Hut und Mantel auf dem Steine. Wenn in Wenn in der Gegend von Fulda

jemand sterben sollte, kam das wilde Weib aus dem Wildfrauenloch heraus und zeigte sich wehklagend in der Nähe des Sterbehauses. Ein Ritter zog nachts durch den Wald und hörte die Stimme eines singenden Weibes. Er ging hin und fand ein Weib, das mit erhobenen Händen unter einem Baume stand und sang. Er sprach: sage mir, ich beschwöre dich, wie wird es mir noch ergehen? Da weissagte sie ihm Sieg über seine Feinde und Tod im heiligen Lande (Thom. Cantiprat. [vgl. D. S. Nr. 168, 150]). Auch die rauhe Else, Albiun und die Meerkönigin von Kamerie wissen das Schicksal ihrer Helden voraus (S. 174).

Die

Die Volkssage kennt die Berg- und Waldfrauen, die weissen oder seligen Fräulein als wilde, schöne Geister des Waldes und Gebirges, die über und unter der Erde segnend wirken, hilfreich den Menschen, schützend die Tiere. Tiroler seligen Fräulein hat man mit Recht die lieblichsten Schöpfungen unseres Heidentums genannt. Deutlich zeigt sich bei ihnen der Einfluss, den die Natur des Landes auf die Ausprägung mythischer Gebilde ausübt. Sie wohnen in den innersten Thälern und Berggegenden, ihre Behausung sind schimmernde Eis- und Krystallgrotten, die sich im Schosse der Berge zu prachtvollen Räumen erweitern und oftmals von grünen Wiesen umgeben sind. Hier hegen sie als ihr Hausgetier die Gemsen, schützen sie vor den Jägern und bestrafen deren Verfolgung (D. S. Nr. 300, 301. Vgl. Schillers Alpenjäger). Wo sie weilen und schaffen, stellt sich Segen und Überfluss ein. Aber sie verschwinden wie der Alp und mit ihnen Gedeihen und Reichtum, sobald man in ihrer Gegenwart flucht, nach ihnen schlägt, ihnen Speisen vorsetzt oder ihren Namen nennt; oder sie werden durch Ansagen eines Todesfalles unter den Ihrigen abberufen. In den erzählenden Dichtungen des 13. Jahrhunderts aber werden die wilden Leute im Gegensatze zu den feinen höfischen Rittern und Frauen als grobe Tölpel und ungeschlachte Gesellen hingestellt. Im Jwein (425 ff.) weiss der wilde Mann nicht einmal, was ein Abenteuer ist. Sein Kopf ist grösser als der eines Ur, sein Antlitz ellenbreit, voll tiefer Runzeln, seine

Wimpern und Brauen sind lang, rauh und grau, seine Haare nussfarben, seine Zähne gleichen den Hauern des Ebers. Er ist bekleidet mit Tierhäuten, trägt einen Kolben in der Hand und wird ein Waldthor genannt. Zugleich ist er der Hüter wilder Tiere, Wisente und Auerochsen, die in einem Gereute des Waldes, unfern des wunderbaren Brunnens, weiden. Im Wigalois (162, 20) wird als Gegenbild des wilden Mannes im Jwein ein wildes Weib geschildert. Es zeichnen sie kaum die Länge ihres Haares und ihre weit herabhängenden Brüste aus. Auch das Märchen (K. H. M. Nr. 136) kennt einen wilden Mann, der braun am Leib ist wie rostiges Eisen, und dem die Haare über das Gesicht bis zu den Knieen herabhängen. Wie der Waldthor steht er mit dem Wasser in Berührung und ist Gebieter über eine Rossherde. Aus dem tiefen Pfuhle streckt er seinen nackten Arm und zieht seine Beute hinab; was in seinen Brunnen hineinfällt, wird zu Golde. Kämpfe zwischen Rittern und wilden Männern müssen ein beliebter Spielmannsstoff gewesen sein.

Im Jahre 1515 fand während der Zwölfnächte zu Greenwich vor Heinrich VIII. eine Schaustellung statt: aus einer Walddekoration sprangen acht wilde Männer heraus, alle in grünes Moos gehüllt, aber mit seidenen Ärmeln; sie hatten fürchterliche Masken und fochten mit hässlichen Waffen gegen acht Ritter, Mann gegen Mann. Nach langem Kampfe trieben die Ritter die wilden Männer aus der Halle heraus. Dann folgte das feine Gegenstück: ein Zelt öffnete sich, und sechs reichgekleidete Herren erschienen mit ebensoviel Ladies und tanzten eine lange Zeit. Auch Abbildungen des wilden Mannes sind nicht selten. Ein von einem abendländischen Künstler in der Alhambra ausgeführtes Gemälde Mitte des 14. Jhd.) zeigt einen wilden Mann mit Ausnahme von Händen und Füssen völlig behaart, mit fliegendem Haar, den die Lanze eines christlichen Ritters in die Brust trifft. Ein Wandteppich des 13. Jahrhunderts auf der Wartburg schildert die Berennung und Verteidigung einer wildmännischen Königsburg durch feindliche Wildmänner. Aber die Pfeile tragen statt der Eisenspitzen Rosen und Lilien, und

Herrmann, Mythologie.

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die in Felle gekleideten wilden Männer, sowie die Königin, haben menschliche Gesichter, Hände und Füsse. Ein anderer aus bunter Wolle gewirkter Wandteppich aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts, im germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg, stellt den Raub einer wilden Frau durch einen in einen Fischschwanz endigenden Ritter dar. Wehklagende, angreifende und flüchtige wilde Leute sind rings um ihn herum, der gerade im Begriffe ist, mit seiner Beute in einem Flusse zu verschwinden. Die Scene spielt vor und in einem von einem geflochtenen Zaune umgebenen Obstgarten, der den Mittelgrund einnimmt; den Hintergrund bildet eine Landschaft mit Städten und Ausblick auf das Meer. Die wilden Männer und Weiber gleichen ganz der rauhen Else (s. die Abbildung).

Im Laufe des 15. Jahrhunderts ging der wilde Mann in den Gebrauch der Heraldik als Wappenhalter über, vermutlich als Darstellung der durch Geist und Herrscherwillen des Menschen gebändigten und unterworfenen rohen Natur. In der Gegend von Saalfeld und im Harz bilden Drechsler noch heute die Holz- und Moosfräulein, sowie die wilden Männer als Püppchen und Tabakspfeifen; zu Weihnachten stellt man in Reichenbach noch kleine Moosmänner auf den Tisch. Auch in den Mummereien zur Fassnacht fehlten die Wildmännleinmasken nicht. Beim letzten Schembartlaufen in Nürnberg 1539 trat ein Zug Holzmännlein und Holzfräulein auf. Auch ein Fastnachtspiel von den Holzmennern hat den Streit zweier,Holzmenner' um ein,Holzweip' zum Gegenstand. Selbst noch 1897 ward in Oberstdorf im bayrischen Allgäu an einer Reihe von Sonntagnachmittagen der Wildemännlestanz aufgeführt.

6. Feldgeister.

Wie im Walde so treiben auch in Feld und Flur die elbischen Geister ihr Wesen. Erst mit dem Beginne des regen Ackerbaues, als der Germane seine Abhängigkeit von Saat und Ernte tief empfand, konnten sich die Korngeister

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