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keinen Sinn gehabt. Das beweist ein Tius- oder Wodansbild auf einer Juppitersäule, denu Juppiter ist niemals zu Pferde und nie bartlos dargestellt. Dieser Gegensatz zur römischen Darstellung zeigt, dass die Germanen den Gott auch nach ihrer Auffassung abgebildet sehen wollten.

Unter den Berichten des Altertums ist die Germania des Tacitus die Hauptquelle. Der erste Römer, der nach eigener Erkundigung von germanischen Göttern berichtet, ist Caesar: ,die Germanen rechnen zur Zahl der Götter nur die, die sie sehen, und durch deren Segnungen sie offenbar gefördert werden, Sonne, Vulcan und Mond; von den übrigen haben sie nicht einmal durch den Mythus (fama) vernommen' (b. g. 6,1). Von Caesar stammt die interpretatio romana her, denn er konnte sie von niemand übernehmen, Tacitus fand sie vor und verbesserte sie. Diese Verdolmetschung geschah nicht nach Namenähnlichkeiten oder nach der inneren physikalischen Bedeutung der Gottheiten, sondern nach den Äusserlichkeiten ihres Kultus und der Ähnlichkeit der Gesamtvorstellung, die man von ihnen hatte. Die Angaben Caesars und des Tacitus stimmen offenbar nicht zu einander; nicht nur ist Tacitus viel besser über den deutschen Glauben unterrichtet, sondern, in einem Punkte wenigstens ist Caesars Mitteilung falsch, dass nämlich die Germanen nur Sonne, Mond und Feuer angebetet hätten. Tacitus erwähnt leibhaftige Götter der Germanen, unter römischen Namen: Mars (Tius), Mercur (Wodan) Hercules (Donar), Castor und Pollux (die Söhne des Tius), Isis (Nehalennia); unter Beibehaltung der deutschen Namen: Tuisto, dessen Sohn Mannus, sowie die Nerthus. Tacitus redet. nachdrücklich von Helden und Abkömmlingen der Götter (Germ. 2), von dem Gotte, der den Krieg lenkt (Germ. 7), von den Namen der Götter, nach denen die heiligen Haine benannt wurden (Germ. 9), von dem Priester, der keine Weissagung beginnt, ohne die Götter anzurufen (Germ. 10) und sich für den Diener der Götter hält (Germ. 10), von dem allwaltenden Gotte (Germ. 39), von den Göttern der Germanen (Hist. 5,7), die auf sie herniederblicken, von den heimischen. Göttern, denen zu Ehren die römischen Adler in den Hainen

aufgehängt seien (Ann. 159), von den heimischen Göttern (Ann. 210, 1116) und von den gemeinsamen Göttern (Hist. 464). Caesar sagt, die Germanen kümmern sich nicht viel um Opfer (6), Tacitus weiss um so mehr darüber. Ja, Caesar widerspricht sich zwei Bücher vorher selbst (47, S. 206). Die drei Zeilen, die er dem religiösen Leben unserer Ahnen widmet, werden also dem germanischen Götterglauben durchaus nicht gerecht. Der geniale Feldherr hatte für das geistige Leben seiner gefürchteten Gegner kein Verständnis, seine Berührungen mit ihnen sind allerdings nur flüchtig gewesen. Wie hätte er sonst die hübsche Jägergeschichte als Wahrheit wiedergeben können, dass die Germanen die Alcen - eine Art Rehe mit stumpfen Hörnern und mit Beinen ohne Gelenkknoten und Gliederung - dadurch erlegen, dass sie die Bäume anhauen: an diese lehnen sich dann die Tiere an, werfen sie um und stürzen mit ihnen nieder! (627) Alle Bemühungen, hinter Caesars Sol, Luna, Vulcan deutsche Götter zu suchen, müssen vergeblich sein. Bei Luna hat man an eine nur inschriftlich bezeugte Göttin Haeva oder Alaiteivia gedacht, bei Vulcan an Donar, bei Sol an Tius. Nur das ist vielleicht ausser der Dreizahl, die echt sein wird, der wahre Kern seiner Angabe, dass die Germanen die segnenden Mächte des Himmelslichtes verehrten; die beigefügte Interpretatio soll nur verdecken, wie ungenügend er über Einzelheiten des germanischen Götterglaubens unterrichtet war. Noch 150 Jahre nach Caesar erkennt man aus der Schilderung des Tacitus deutlich, dass bei den Germanen der Lichtkultus vorherrschte. Als der König der Ansivaren Boiocalus die Römer flehentlich um Land für sein Volk anrief, blickte er zur Sonne und den übrigen Gestirnen empor und fragte sie, wie wenn sie zugegen wären, ob sie Verlangen trügen, den menschenleeren Boden anzuschauen (Ann. 1355). Aber nichts ist charakteristischer für die göttliche Verehrung, die die Germanen den Mächten des Lichtes erwiesen, als das Aufkommen Wodans. Der nächtliche Sturmgott entthront den Gott des strahlenden Himmels und Tages Tius, aber er bleibt nicht mehr der Gebieter der Nacht und des Todes, sondern ist selbst zum

leuchtenden Himmelsgotte geworden, von dem nicht nur die materielle, sondern vor allem die geistige Kultur herrührt, höheres Wissen und Dichtkunst. Das Aufsteigen Wodans musste eine Umwälzung hervorrufen, die als die grösste zu bezeichnen ist, die der deutsche Geist in der Urzeit durchgemacht hat.

Tacitus hat für seine Germania (98) ohne Frage die Werke seiner Vorgänger benutzt, Caesars Kommentare zuweilen mit wörtlicher Übereinstimmung; er bezeichnet seine Quellen mit einige sagen' (quidam dicunt). Ob er aber aus eigener Anschauung beschreibt, ist nicht nachweisbar; er selbst beruft sich nie darauf. Dass er als Befehlshaber einer Legion am Niederrhein oder Statthalter der Provinz Belgica seine Kenntnis der germanischen Verhältnisse erworben habe, ist nur Vermutung. Die Meinung, Tacitus habe als Reisender in germanischen Hallen Ale getrunken und zugleich Nachrichten gesammelt, nenut Gust. Freytag selbst eine ,fröhliche Vermutung. Dass trotzdem vieles den Eindruck des Selbsterlebten macht, beruht auf den Mitteilungen seiner Gewährsmänner, die Augenzeugen gewesen sein müssen. Über die Völker vom Rhein bis zur Elbe wird genau berichtet; was von den Verhältnissen jenseits der Elbe und im Norden handelt, klingt mythenhaft (cetera iam fabulosa K. 46). Gewiss hat er auch die römischen Archive durchgearbeitet, in denen Berichte über Land, Stämme, gesellschaftliche Verhältnisse, Gebräuche und Religion der Germanen aufgehäuft waren. Aus Deutschland zurückkehrende Kaufleute, Offiziere und Beamte, germanische Gefangene und flüchtige Häuptlinge werden die schriftlichen Quellen ergänzt haben. Sobald er sich aber auf seine germanischen Gewährsmänner verliess, wurde das Geschichtliche seiner Beschreibung gefährdet. Denn die Germanen kannten noch nicht wie die Griechen und Römer die scharfe Grenzlinie zwischen wirklicher und mythischer Ethnographie und Geographie. Für sie lag wirklich das Reich der Riesen, der Etiones, im Norden, für sie waren die Gestalten der wilden Jagd, der Elbe, Mahren und Wildfrauen leibhaftige Wesen mit Fleisch und Blut - Tacitus

aber fasst diese mythischen Namen als Bezeichnungen von Völkern auf und redet von Ellusii, Etiones und Harii (S. 166, 181; s. u. Wodan). Dem gläubigen Germanen waren diese Phantasieländer und Völker Wirklichkeit, und sollten sie dem wissbegierigen Römer von ihren fernen Ländern und Grenzen erzählen, so mussten sie auch davon berichten. Trotz dieser und anderer Missverständnisse behält die Germania. als Quelle für den Glauben und Brauch unserer Vorfahren den Wert, dass sie zuerst in grösserem Umfange eine Schilderung des religiösen Lebens giebt vor jener tiefgreifenden Umwälzung, wo die Überlegenheit des alten Kulturvolkes auch auf diese germanischen Verhältnisse einwirkt.

Wieviel von den religiösen Vorstellungen der Germanen indogermanischer Urbesitz gewesen ist, lässt sich kaum entscheiden. Nur das lässt sich vielleicht sagen, dass sie aus der Urheimat bereits den Lichtkultus, die Verehrung der segnenden Mächte des Himmels, mitgebracht haben. Die höheren Götter der Indogermanen waren als himmlische Wesen gedacht (deivos). Eins dieser Himmelswesen war der Vater Himmel' selbst, Dieus; der blitzbewehrte, heldenhafte Gewittergott; das in der Gestalt göttlicher, in Heldenschönheit prangender Jünglinge verehrte Zwielicht und die Morgenröte. Die wilden Waldleute, Maren, Elbe und Wasserfrauen lassen sich ebenfalls in das indogermanische Altertum zurückverfolgen. Von den Mythen, die die Thaten und Erlebnisse dieser Götter erzählen, sind uralt: der Mythus von dem Drachensiege des Himmelsgottes, von der Genossenschaft der Dioskuren und der Sonnenjungfrau, von den Ehen göttlicher Wesen mit den sterblichen Menschen. Sogar der Kultus des Himmelsgottes reicht in die Urzeit zurück (s. u. Tius), ebenso besondere Formen des Gottesdienstes, Zaubersprüche, Notfeuer, Menschenopfer und Ansätze zur Bildung eines Priesterstandes (zend. speñta heilig, lit. szweñtas, altslav. svętu, got. hunsl, ags. hûsel, an. húsl Opfer; in skr. brah-mán lat. flâmen = an. bragr liegt der gemeinsame Dichter- und Priestername der Urzeit vor). Nicht nur sprachliche Gleichungen wie idg. Dieus, aind. Dyaus, gr. Aɛvs = Zevs, lat. Juppiter Jovis, urgerm

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*Tiwaz, got. Tius, ahd. Ziu, an. Týr glänzend, himmlisch, Gott, und idg. deivos, aind. devas, altir. dia, lat. divus, urgerm. *tiwôz, an. tívar, ,die Lichtgötter', inschriftlich Alateivia, sondern auch die ältesten Zeugnisse bestätigen einen Lichtkultus der Germanen.

Unter dem heitern Himmel südlicher Länder war die Vorstellung eines leuchtenden Himmelsgottes und seiner lichten Söhne entstanden; unter dem grauen Himmel Deutschlands musste diese Gestalt zurück treten. Der trübe germanische Himmel erzeugte das Bild eines Mannes, der den breiten Hut tief über das Gesicht zieht, den Gott Wodan. Die harte wirtschaftliche Arbeit schuf den freundlichen segensreichen Bauerngott Donar. Der Hauptgott selbst sank zum Kriegsgott herab; aus dem donnerfrohen Götterherrscher Juppiter wird Mars. Aber auch die andern Götter werden schwert- und kriegsfrohe Recken, wie auch die Wolkenfrauen als Wodans Dienerinnen, als Walküren die Streitrüstung anzogen.

Die Germanen zerfallen, vielleicht auf Grund uralter Scheidung, in Ost- und Westgermanen. Zu den Ostgermanen gehören die Skandinavier (ostnordisch: Schweden, Dänen; westnordisch: Norweger, Isländer) und die vandilisch-gotischen Stämme (West- und Ostgoten; Vandalen: Burgunder, Heruler, Skiren, Rugier, Nahanarvalen). Zu den Westgermanen gehören die Ahnen der Deutschen, Niederländer und Engländer; nach uralter Stammsage ist ihre Einteilung in drei grössere Gruppen überliefert, die Istväonen, Ingväonen und Herminonen. Die Existenz von diesen vier, resp. fünf Stämmen, wenn man die Skandinavier als besonderen Stamm, als die Nordgermanen, auffasst, steht durch Plinius und Tacitus fest. Die Ingväonen haben wir in den Eroberern Englands und ihren deutschen Verwandten; sie wohnen dem Ocean am nächsten; die Friesen gehören zu ihnen und höchst wahrscheinlich die Langobarden. Die Istväonen sind die spätern Franken; die Herminonen, die Bewohner des Binnenlandes, sind teils die Thüringer und Hessen, teils die Schwaben Alemannen. Alemannen. Die vandilischgotischen Stämme haben wir in den Bayern und Österreichern, doch nicht unvermischt.

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