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weist das auf einen volkstümlichen Namen wie „Klagemuhme, Klagemutter" oder bloss,,Wehklage" hin. Lässt sich die Klagemutter" abends sehen, so muss sterben, wer sie angreift. Die ,,Klage" erscheint als ein den Tod vorhersagendes Gespenst; am Lechrain führen Eule und Käuzchen den Namen Holzweibl. Das bewegte abergläubische Gemüt glaubt bei ihrem Geschrei die Worte zu hören: Komm mit! geh mit! Das Käuzchen setzt sich wochenlang vor des Kranken Fenster und ruft klagend,,komm mit", bis dem Sterbenden der letzte Atem ausgegangen ist. In Braunschweig geht das ,,Klageweib" nächtlicherweile in Sturm und Regen auf den Wiesen um, ist in Linnen gehüllt und hat glûe Augen; schwebt es mit klagender Stimme über ein Bauernhaus weg, so stirbt dort bald ein Insasse. Die Klagemutter, die auch als Eule erscheint, ist also die das Haus beschützende Ahnfrau, darum wird sie im Münchener Nachtsegen beschworen:,,Klagemutter, gedenke mein zum Guten!" Darum fliegt auch die Eule dem wütenden Heere vorauf; in Schwaben und Thüringen heisst sie Tutosel, Tuturschel, am Harz Ursula (D. S. Nr. 311), in Tirol Vogel vom Röschner (= Fuhrmann, Rossknecht); ihre Zugehörigkeit zur wilden Jagd ist also augenscheinlich. Im Märchen vom Machandelboom (K. H. M. Nr. 47) wird das von der Stiefmutter ermordete und verscharrte Kind in einen Vogel verwandelt, und Gretchen singt:

Mein Schwesterlein klein

Hub auf die Bein,

Da ward ich ein schönes Waldvögelein.

Der Storch hiess ahd. odebëro, mhd. odebar; das Wort wird als der Seelenbringer erklärt (ahd. atum, nhd. Odem) oder als der Glücksbringer (ahd. ôt, Glück, Reichtum). Ein sehr alter Aberglaube, der schon von Gervasius von Til bury (3, 73) erwähnt wird, ist der, dass die Störche nur bei uns in Vogelgestalt leben, in den fernen Gegenden aber, nach denen sie im Herbste abziehen, Menschen sind, die sich alle Jahre auf einige Zeit in Menschen verwandeln. Dieser Glaube herrscht noch jetzt in Ostpreussen, Westfalen und in den Niederlanden. Fast allgemeiner Kinderglaube ist, dass

der Storch die kleinen Brüder und Schwestern bringt; er holt sie mit seinem langen Schnabel aus dem Wasser, dem Aufenthaltsorte der Seelen, und trägt sie den Menschen zu. Auf Rügen muss das Geschäft des Kinderbringens gewöhnlich der Schwan verrichten.

Auch in Gestalt einer Biene zieht die Seele des Menschen aus und kehrt wieder zurück. Im Unter-Engadin sahen heimkehrende Burschen ein altes Weib am Wege liegen, mit dem Gesichte starr gegen die Erde gerichtet, nahmen's für tot und trugen's ins nächste Haus. Alsbald flog hier ein Bienlein summend im Zimmer herum und schliesslich jener Erstarrten in den offen stehenden Mund. Die Anwesenden waren nicht wenig erstaunt, als das Weib sogleich sich aufrichtete und in unzufriedenem Tone zu verstehen gab, man möchte sie künftighin an ihrem Orte liegen lassen. Noch 1479 wurden die Insekten vom Bischof nach Bern vor Gericht geladen, und es wurde ihnen ein Advokat gestellt. Als die Beklagten nicht erschienen, wurden sie dazu verurteilt, bei Strafe der Exkommunikation das Land zu räumen; sie wurden also wie Menschen behandelt. In Tirol sagt man für ,,Du hast damals noch nicht gelebt",,du bist noch mit den Mücken herumgeflogen". Die älteste Erzählung dieser Art stammt aus dem 8. Jhd. (Pls. Diac. 6, 6. D. S. Nr 404).

Als der Lombardenkönig Cunibert mit seinem Stallmeister Rat pflog, wie er Aldo und Grauso umbringen möchte, siehe da sass an dem Fenster, vor dem sie standen, eine grosse Schmeissfliege. Cunibert nahm sein Messer und hieb nach ihr; aber er traf nicht recht, und schnitt ihr bloss einen Fuss ab. Die Fliege flog fort. Aldo und Grauso, nichts ahnend von dem bösen Ratschlag, der gegen sie geschmiedet worden war, wollten eben in die königliche Burg gehen, und nahe bei der Romanuskirche kam ihnen entgegen ein Hinkender, dem ein Fuss abgehauen war, und sprach:,,gehet nicht zu König Cunibert, sonst werdet ihr umgebracht." Erschrocken flohen sie in die Kirche und bargen sich hinter dem Altar. Da warf Cunibert Verdacht auf seinen Stallmeister, er möchte den Anschlag verraten haben; der antwortete: „mein Herr

und König, wie vermag ich das, der ich nicht aus deinen Augen gewichen bin, seit wir das ratschlagten." Der König sandte nach Aldo und Grauso, und liess fragen: ,,aus was Ursache sie zu dem heiligen Ort geflüchtet wären?" Sie versetzten:,,weil uns gesagt worden ist, der König wolle uns umbringen." Und von neuem sandte der König und liess sagen,,wer ihnen das gesagt hätte ?" Da erzählten jene, wie es sich zugetragen hatte. Da erkannte der König, dass die Fliege, der er das Bein abgehauen, ein böser Geist gewesen war und seinen geheimen Anschlag hernach verraten hatte. Er gab dem Aldo und Grauso darauf sein Wort, dass sie aus der Kirche gehen könnten, und ihre Schuld verziehen sein sollte und zählte sie von der Zeit an unter seine getreuen Diener.

Ausserordentlich weit verbreitet ist der Glaube, dass die Seele, die immer bereit ist, fortzufliegen und in einen anderen Körper zu fahren, sich in einen Schmetterling verwandele. Aber während er uns als holder Frühlingsbote lieb und willkommen ist und als ein Sinnbild der Fortdauer nach dem Tode erscheint, war es alter Volksglaube, dass Hexen und andere seelische Wesen die Gestalt von Schmetterlingen annehmen und in dieser Verhüllung einem ihrer Hauptgeschäfte, dem Verderben der Milch- und Buttervorräte nachgehen. Schmetterling ist vielleicht abgeleitet von nhd. Schmetten, Milchrahm, weswegen er auch Schmantlecker heisst. Auch seine anderen Namen stehen mit Milch, Butter, Molke in Beziehung. Er heisst Molkentöver (Molkenzauberer), Molkendieb, Milchdieb, Butterlecker; wegen seiner angeblichen Leidenschaft, die Milch aus den Eutern der Kühe zu ziehen oder von der Butter zu naschen, hat er auch den Namen Buttervogel, Butterfliege, wenn man auch später den Namen besonders auf die gewöhnliche gelbe Art (Citronenfalter) beziehen mochte. Ein feindliches Wesen dieser Art meint der Züricher Segen gegen Verzauberung des Hausviehes; sobald sein Name genannt ist, wird es wie der Alp unschädlich:

,,Wohlan, Wicht, dass du weisst, dass du Wicht heissest; dass du weder weisst noch kannst aussprechen Kuhbezauberung“. Der Schmetterling heisst auch Ketelböter, Kesselheizer, weil

er als nächtliches Wesen das unter dem siedenden Kessel · brennende Feuer scheut. Schon im 6. Jhd. wird den suevischen Bauern in Asturien verboten, den Motten und Mäusen an einem bestimmten Tage Zeug und Brot auszusetzen, um sie für das ganze Jahr abzuspeisen. In Niedersachsen und am Niederrhein wird im Frühjahr das Gehöft dreimal umschritten, mit hölzernen Hämmern an die Pfosten geklopft und der Sommervogel, Süntevügel (geschwinder Vogel?) oder Sullevogel (der an der Schwelle sitzende Vogel), d. i. der Schmetterling unter Hersagen eines altertümlichen, abwehrenden Spruches, nebst den Schlangen und Molchen vertrieben. Die Schmetterlinge erscheinen als Verkörperungen der feindlichen Geister, die sich im Winter in Haus und Hof eingenistet haben und nun bei beginnendem Frühjahr in feier licher Weise verjagt werden. Der Landmann sieht in ihnen verwandelte, milchstehlende Hexen, und unterbliebe der Brauch, so würden sich im Sommer die Molkentöwener bei den Milchnäpfen versammeln und das Haus würde von allem Ungeziefer geplagt werden. Ein volkstümlicher Ausdruck für die ganz kleinen Schmetterlinge ist endlich Hechsen oder Eulchen. Wenn diese kleinen fliegenartigen Nachtschmetterlinge am Hausthor sitzen, sollen sie die Zahl der im Hause Verstorbenen erkennen lassen. Der erste weisse Schmetterling, den man im Frühjahr trifft, bringt Leid, er heisst in der Lausitz das Todsehen, und viele weisse Schmetterlinge auf einmal verkünden Teuerung und Seuche.

Auch Pflanzen und Bäume sind der Wohnsitz der dem Menschenleibe entrückten Seelen (S. 23). Die Seelen Liebender oder unschuldig Gemordeter wandeln sich in weisse Lilien und andere Blumen, die aus dem Grabe oder aus dem hinströmenden Blute hervorspriessen. Aus dem Munde eines in der Schlacht gefallenen Königs wuchs eine stattliche Eiche hervor. König Marke lässt das treue Liebespaar Tristan und Isolde in zwei Särgen bestatten,

Doch eine Rose, einen Reben

Sah man sich aus den Gräsern heben
Und innig sich verschlingen.

Aus dem Grabe eines Erschlagenen erwuchs ein Rohrstengel; den schnitt ein Schäfer ab und machte eine Flöte. Aber wie er darauf blies, sang sie: O Schäfer fein, o Schäfer fein, du bläst auf meinem Beinelein, und so kam der Mord an den Tag (vgl. K. H. M. Nr. 28).

Harte Strafen waren den Baumschälern angedroht, denn der Wipfel stellte den Kopf, die deckende Rinde die Haut, der umwickelnde Bast die Eingeweide des Baumes, als eines beseelten, menschenartig empfindenden Wesens dar. Der frevelnde Mensch musste mit dem entsprechenden Teile seines Körpers gut machen, was er an jenem gesündigt hatte. Heilige Bäume und andere Pflanzen bluten bei Verletzungen, als wären sie leibhafte Menschen. Walther Tell (III, 3) fragt seinen Vater, ob es wahr sei, dass die Bäume bluten, wenn man einen Streich drauf führt mit der Axt und dass dem Frevler die Hand zum Grabe herauswachse. Allgemein herrscht der Glaube, dass der Hieb in den Baum und in den Leib des Ruchlosen zugleich gehe; ja, dass die Wunde am Leibe nicht eher heile, als der Hieb am Baume vernarbe. Umgekehrt können Gebrechen des Menschen durch den Baum ausgeglichen werden. Schon im 7. Jhd. eifert Eligius gegen den Brauch, durch einen hohlen Baum zu kriechen oder Tiere zu treiben. So zieht man noch heute ein krankes Kind durch ein Weidenstämmchen und verbindet den Spalt wieder; sobald er verwächst, wird das Kind gesund. Für den so Geheilten ist es fortan gefahrvoll, wenn der mit ihm in Sympathie gebrachte Baum abgehauen wird; sein Leben geht mit dem des Baumes zu Grunde. Stirbt der Mensch zuerst, so geht sein Geist in jenen Bauin über, und wird der letztere nach Jahren zum Schiffsbau benützt, so entsteht aus dem im Holze weilenden Geiste der Klabautermann, d. h. der Kobold oder Schutzgeist des Schiffes und der Schiffsmannschaft. Ist die Seele des Verstorbenen in den Baum übergegangen und hat sie ihn gleichsam mit menschlichem Leben erfüllt, sodass Blut in seinem Geäder umläuft, so lässt sie sich zugleich aber noch ausserhalb des Baumes, in dessen Nähe, als Schatten in Tier- oder Menschengestalt sehen. Ihr

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