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germ. Tivaz den Beinamen *pinhsaz, *pihsaz. Aber wie die kriegerische Ausrüstung des Gottes auf dem Housesteader Relief zeigt, war der friesische Mars Thingsus zugleich der Kriegsgott; kamen doch auch die freien Männer bewaffnet zur Volksversammlung. An Stelle des Sonnenschwertes trägt der Gott den Speer, wie auch Mars in der ältesten Zeit als Speergott bezeichnet wird.

Bei den Friesen also war Tivaz der oberste Befehlshaber des in Thing und Heer zu seinem Dienst versammelten Volkes. Aber er war auch der Herrscher der in Schwanengestalt am Himmel vorgestellten Wolken, der Himmelsgott, das bezeugt für die Friesen der an Mars Thingsus sich anschmiegende Schwan. In unmittelbarer Nähe des friesischen Gebietes ist die Sage vom Schwanritter zuhause, der nur ein Abkömmling des Himmels- und Jahresgottes ist (S. 251). Wir werden daher auch für die Friesen die Thätigkeit des Tivaz weiter ausdehnen können und ihn als den Bringer der sommerlichen Jahreszeit auffassen dürfen; darauf deutet auch der Schwan. Aber der Zusammenhang der Schwanrittersage mit dem fries. Denkstein geht noch weiter. Beide sind tapfere Krieger, beide schirmen Recht und Gesetz, beide sind von einem Schwane begleitet. Tivaz war daher der Kulturgott überhaupt, der Gott des Krieges, der Volksversammlung, der Wolken und des Himmels, der segenspendenden guten Jahreszeit.

,,Marti Halamardi sacrum T. Domit. Vindex centurio legionis XX Valeriae victricis" lautet die Inschrift eines in den Niederlanden gefundenen Denksteines aus dem 3. Jahrhundert. Der erste Teil von Halamardio gehört zu an. halr Mann, der zweite zu morden, Mörder. Halamardus ist der Mannmörder, ein Beiname des Kriegsgottes Tius. Auch Wig-ans Kriegsgott wurde er genannt, wie eine bei Tongern gefundene Bronzetafel zeigt (Vihansae Q. Cattus Libo Nepos centurio leg. III Cyrenaicae scutum et lanceam d. d.).

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So dürftig unsere Nachrichten über die Mythen der Langobarden sind, im wesentlichen dürfen wir dieselben Eigenschaften auch ihrem obersten Gott zuschreiben. Als Hüter des Rechtes bezeichnet ihn der langob. Thinxus; als helden

mütigen Krieger und meerentsprossenen Stammvater geheimnisvoller Abkunft, als Abwehrer feindlicher Mächte, die im Wasser hausen, als Jahres- und Kulturgott schildert ihn die Sage von Lamissio (S. 254). ,Der das Morgenrot Heraufführende oder der in der Morgenfrühe Geborene (Uhtbora; got. ûhtvô, ahd. uhta) scheint eine langob. Bezeichnung des Licht- und Sonnengottes Tivaz zu sein.

Dass auch die Sachsen in ihrem obersten Gott Er oder Sahsnôt ursprünglich mehr als den Leiter der Schlachten sahen, lehrt der Skeáfmythus. Er war von ihnen ausgebildet, ehe sie das Festland verliessen; ein ags. Lied weiss noch von langob. Liedern über ihn. Über das Meer nach Englands kreidigen Felsen hinüber nahmen die Angelsachsen den Himmels- und Jahresgott und seine Mythen mit. Mars Thingsus, der Schwanenritter, Lamissio und Skeaf sind kriegerische Helden; Skeáfs Kommen und Scheiden erinnert an Lohengrin, seine Ankunft an Lamissio. Die ingväon. Völkerschaften hatten einen Mythus, der von der Geburt des Gottes bis zu seinem Tode handelte, der ihn nicht nur als Krieger und Himmelsgott, sondern als Schützer der Seefahrt und des Ackerbaues, als Jahres- und Kulturgott überhaupt kannte. Hatten die Ingväonen eine gemeinsame Bezeichnung für diesen Gott, die sie von den übrigen Westgermanen trennte? (S. 254). Die Gemahlin des Himmels- und Jahresgottes ist Nerthus, deren feierliche Umfahrt das Erwachen der Natur im Frühjahr symbolisierte (Germ. 40). Die Göttin war unsichtbar, der Gott galt als sichtbar, solange seine Gegenwart andauerte; man wusste nicht, woher er kam und wohin er ging. Von seinem Kommen aber hing Friede, Freude und Fruchtbarkeit ab, darum bezeichnete man den Gott als den ,Angekommen, urgerm. *Ingvaz (izveio 9a). Ing, der göttliche Ahnherr der Ingväonen, ist also nur eine andere Bezeichnung für den urgerm. Tivaz. Verehrten die Binnenländer besonders den Gott in seiner ,gewaltigen Erscheinung, so priesen ihn die Seebewohner als den Bringer aller Kultur, die an sein Erscheinen sich anknüpfte. Ing und Irmin, die mythischen Ahnherren der nach

ihnen sich nennenden Völkerschaften, sind also verschiedene Beinamen des altgerm. Tiwaz.

Die Zeugnisse für die Verehrung des Tivaz bei den Istväonen, den spätern Franken, sind dürftig. Der Grund ist klar. Wir können beweisen, dass etwa um den Anfang unserer Zeitreichnung von den Germanen am Rheine die Wodanverehrung immer weiter dringt und der alte Himmelsgott entthront wird. Aber völlig verschwunden ist er auch in später Zeit noch nicht. So findet sich auch bei den Sachsen noch um 772 Saxnot neben Wodan. Im batavischen Aufstande (Hist. 464) schicken die Tencterer einen Abgeordneten, der in der Versammlung der Agrippinenser die trotzige Erklärung abgiebt: „das ihr zurückgekehrt seid in den Verband und zu dem Namen Germaniens, dafür sagen wir den gemeinsamen Göttern und der Götter Höchstem, Mars, d. i. Tius, Dank". Aus den Worten geht hervor, dass der Tencterer einen Unterschied macht zwischen den Göttern, die ihnen mit den anderen Germanen gemeinsam sind, und dem obersten Gotte. Der oberste gemeingerm. Gott ist Tivaz. Mithin müssen die Tencterer eine Erscheinungsform des Gottes besonders verehrt haben, die sie von andern scheidet. - Den Kultus des Tivaz bei den Rheinländern bezeugt Tacitus (Germ. 9): „den Donar (Hercules) und Tius (Mars) besänftigen sie durch erlaubte Tieropfer."

Das dritte Zeugnis steht in der fränkischen Geschichte des Bischofs Gregorius von Tours (299). Als König Chlodovech der erste Sohn geboren war, wollte ihn seine christliche Gemahlin Chrodichilde taufen lassen. Sie drang deshalb unaufhörlich in ihren Gemahl und suchte ihm die Ohnmacht. seiner Götter klarzulegen: „,sie können sich und anderen nichts nützen, dieweil sie ein Gebilde aus Stein, Holz oder Erz sind... Mars und Mercurius, wieweit reicht ihre Macht? Zauberkünste mochten ihnen zu Gebote stehen, aber die Macht einer Gottheit hatten sie nimmer".

Wenn auch der gelehrte Bischof an griech. und röm. Götter denkt, so ist doch Mars und Mercurius eine wohlbekannte interpretatio für Tius und Wodan. Die Annahme

scheint unabweisbar, dass im 6. Jahrhundert noch Tius neben Wodan als fränkischer Gott gilt.

Zu diesen historischen Zeugnissen treten inschriftliche. Auf 14 röm. Votivsteinen, die von germ. Gardereitern aus der Rheingegend in der Zeit von 118-141 ihren heimischen Göttern errichtet sind, steht 13 mal Tius an erster, Wodan an letzter, Donar 8 mal an zweiter, 1 mal an dritter und 1 mal an erster Stelle. Ganz deutlich wird also dem Tius der Vorzug erwiesen. Auf einem Votivsteine ist dem Mars eine Victoria beigesellt, die zur Kriegsgöttin gewordene Gattin des Tius, Frija.

Zu diesen Zeugnissen kommen ebenso gewichtige indirecte. Am Rheine war die Schwanrittersage zu Hause, am Rheine war Orendel lokalisiert, vom Rheine endlich ist die Siegfriedssage ausgegangen. Alle drei Sagen waren ursprünglich Mythen vom Himmels- und Jahresgotte. Ehe in historischer Zeit Wodan hier aufkam und mit der Siegfriedsage in Verbindung trat, muss Tivaz der Träger seiner Mythen gewesen sein; in Siegfried lebt der urgerm. Himmelsherr und Bringer der guten Jahreszeit fort. Wenn Ing und Irmin nur Beinamen des höchsten Gottes waren, so muss auch der dritte Name Istv diesem zukommen. Urgerm. "Istvaz gehört zur Wurzel idh,brennen, flammen', oder zu îsi, glänzen, leuchten'. Tivaz 1stvaz bedeutet also den Flammenden ein Name, der zu dem leuchtenden Himmels- und Sonnengott aufs Schönste passt.

Das germanische Lied also, das nach Tacitus in die grauste Vorzeit zurückkehrt, berichtete von der gemeinsamen westgerm. Verehrung des Himmels- und Jahresgottes Tiwaz. Verschieden waren die Beinamen, die sie ihrem höchsten Gotte beilegten, aber sie kamen alle der einen, der obersten Gottheit zu. Darum fühlten sich die Westgermanen als eng zusammengehörig, wenn sie auch in verschiedene Gruppen gespalten waren; leicht konnte daraus bei fremden Völkern die irrige Vorstellung entstehen, ihre göttlichen Ahnherrn seien Brüder gewesen. Die Bewohner des Binnenlandes nannten Tivaz den Grossen, Erhabenen, Gewaltigen Ermnaz; die

röm. Bezeichnung regnator omnium deus sieht wie eine Übersetzung des Ermanarîkaz oder alawaldandio irmingott. aus. Die an der Nord- und Ostseeküste wohnenden Stämme (Friesen, Langobarden, Sachsen, Angelsachsen) nannten ihn Ingvaz,den Gekommenen und dachten dabei an sein geheimnisvolles Erscheinen, mit dem der Segen des Lichtes und der Kultur verknüpft war. Istvaz,den Flammenden nannten ihn die Rheinländer als den strahlenden Himmelsgott, den Vertreiber der dunkeln Mächte. Aber gemeinsam war ihnen allen die Verehrung des Tivaz als des Schützers in Krieg und Frieden, des Sonnen- und Himmelsgottes, des Spenders des Frühlings und Sommers.

Bei den ostgermanischen Nahanarvalen wird nach Tacitus (Germ. 43) besonders ein göttliches Zwillingspaar verehrt, die Dioskuren. Mag auch in geschichtlicher Zeit ihr Kultus den Mittelpunkt der Vandilier bilden, eine Verehrung der Söhne ohne den Vater ist unmöglich. Ursprünglich muss auch bei ihnen der Himmelsgott den ersten Rang innegehabt haben. Dafür spricht vielleicht noch die Bezeichnung des Stammes nach Tivaz dem,Wanderer und der dem Tivaz Eraz geweihte Ertag bei den Bayern. Dass dies auch für die Goten zutrifft, bezeugt das gotische Weihnachtsspiel (s. u.) und Jordanes (Get. 540 41)- ,,So berühmt waren die Goten, dass man ehedem erzählte, Mars (Tius), den der Trug der Dichter den Kriegsgott nennt, sei bei ihnen geboren. Diesen Mars verehrten die Goten mit einem grausamen Kultus —– denn sein Opfer war der Tod der Kriegsgefangenen Meinung, dass der Lenker der Schlachten billiger Weise durch Menschenblut versöhnt werden müsse. Ihm wurden die Erstlinge der Beute gelobt, ihm wurden an Baumstämmen erbeutete Rüstungen aufgehängt; ihnen war eine ganz besondere Liebe zur Religion angeboren, da es so schien, wie wenn sie die göttliche Verehrung ihrem Stammvater erwiesen." Also auch den Goten ist Tius Himmelsgott, Herr des Krieges und Gründer des Volkes (vgl. Germ. 39. 2).

in der

Von den Skandinaviern, den Bewohnern der sagenumsponnenen Thule, erzählt Prokop (b. g. 2,5):,,Sie beten viele

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