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treiben und zu bändigen vermöge als selbst das Kreuzeszeichen. Dieselbe Wirkung hat das Abschütteln des Zungenbannes und der Klang der eigenen Stimme oder der Zuruf einer wachen Person. Mythisch wird das so ausgedrückt: Wenn der Heimgesuchte die auf ihm hockende Tiergestalt mit dem Namen der Person anspricht, die in solcher Tierverwandlung den Alpdruck ausübt, so steht diese in ihrer eigenen Gestalt vor ihm und kann nicht mehr schaden. Wenn man beim Kommen der Trude sogleich einen heiligen Namen ausspricht, muss sie fliehen. Vermutet man ohngefähr, wer es sei, den man auf sich liegen fühlt, so muss man ihn beim Namen rufen, und die Mare entweicht. Gut ist es aber auch, sich gar nicht auf den geistigen Ringkampf einzulassen. Jemand hörte in der Nacht seinen Namen rufen, er antwortete,,Ja", und sogleich begann ihn die Mare zu drücken; wäre er still gewesen, so hätte sie ihn nicht gefunden.

Zur nächtlichen Stunde als Nachtalp, in der Sonnenglut als Tagalp überfällt der Unhold die Leute, die während der grössten Hitze im Freien arbeiten oder wandern. Die mittelalterlichen Legenden kennen wie die Kirchenschriftsteller des 6. Jahrhunderts den Mittagsteufel, daemon meridianus, als Krankheitsdämon, gewissermassen als den personificierten Sonnenstich. Seinetwegen wurden die Kirchen in der Mittagsstunde zugeschlossen, die sonst den ganzen Tag bis zum Abendläuten offen stehen sollen. Eine Frau stürzt auf dem Heimwege von der Feldarbeit plötzlich zusammen. und kann kein Wort mehr hervorbringen, der daemon meridianus hat sie gepackt. Zwei Knaben stehen um die Mittagszeit auf der Strasse, ein heftiger Wirbelwind fährt über sie hin, sie werden wie toll und kennen die Ihrigen nicht mehr, aber St. Martin und St. Jovin helfen ihnen vom daemon meridianus. Bei trübem Himmel und zur Zeit eines nahenden Gewitters ist man vor seinem Angriffe sicher. Begegnungen mit dem Mittagsgeiste enden immer mit der Niederlage des Menschen: der Überfallene, dem es im Kopfe dröhnt und schwirrt, fängt an, hastig zu sprechen und irre zu reden und sieht, sich schnell umwendend, den hämisch

lachenden Unhold, während die Anwesenden zugleich mit dem ersten Stöhnen des Opfers das heisere Lachen des Dämons vernehmen. Darum wird der Tagalp geradezu zum Feldgespenst, das des Mittags in den Getreidefeldern umhergeht. Es liegt weinend mittags in hohen Kornfeldern, wer aber mitleidig hin eilt, um es aufzuheben, der muss noch selbiges Jahr sterben. Es ist noch einmal so hoch wie das lange Korn, in dem es sitzt, und nimmt zugleich die ganze Breite des Weges ein; da läuft es den Vorübergehenden nach und schlägt die Entspringenden mit einem Ährenbüschel ins Gesicht. Im Kloster zu Heisterbach hat man gar wohl gewusst, dass der daemon meridianus Buhlgeist und Todesdämon zugleich ist. Als eines Mittags im Sommer sich die Laien brüder schlafen gelegt hatten, kam der Teufel in Gestalt einer Nonne und ging an den Betten hin, hier verweilend, dort vorübergehend. Über einen Schläfer beugte er sich, fasste ihn in die Arme, küsste ihn und verschwand. Ein Frater, der mit Entsetzen Zeuge des Vorgangs gewesen war, fand den Mönch mit verschobenen Kleidern daliegend. Als es Zeit zum Aufstehen war, konnte der Arme sich nicht erheben, ward auf die Krankenstube gebracht und starb nach dreien Tagen (Cäsarius 5, 33).

Auch in Tiergestalt kommt der Mittagsgeist wie der Nachtalp. Im Jura kriecht er bei ungewöhnlich heisser Sommerszeit in Drachengestalt aus dem Hochwalde herunter und heisst der Stollenwurm. Hoch aufgebäumt, die pfeilförmig zugespitzte Zunge weit aus dem giftigen Rachen hervorstreckend, stürzt er auf den Menschen zu und sucht ihn zu umschlingen und zu erdrücken. Er saugt den Kühen die Milch aus, wie der Alp oft nachts die Pferde reitet, sodass man ihnen morgens anmerkt, wie sie abgemattet sind. Der Alp, der die Mähnen der Pferde zu untrennbaren Flechten zöpft, heisst in Niedersachsen Unke; Unke ist aber der Name der Ringelnatter. Auch in Oldenburg kennt man die Alpschlange: die Mare sei ohne Knochen und wie ein Aal so glatt anzufühlen. Zu einem verirrten Hirten trat in einer Nacht ein Mädchen und fragte mit sanfter Stimme, ob er

sie bis zum ersten Hahnenkrat ohne Furcht umschlungen halten wollte; dadurch würde er sie erlösen und sich zum Herrn des Schlosses machen. Der Hirte versprach es und schloss sie in seine Arme. Da fing die schöne Gestalt an, sich zu sträuben, er hielt jedoch um so fester; endlich wurde aus ihr ein grimmiges Tier, er aber liess sich nicht schrecken; fünfzig verschiedene Gestalten wechselten in seinen Armen, eine schrecklicher anzusehen als die andere, bis er zuletzt einen scheusslichen Drachen umschlungen hielt. Das beugte seinen Mut, er öffnete die Arme, spuckte auf das Scheusal und rannte wahnsinnig davon. Mit dem frühesten Morgen langte er schweisstriefend in seiner Heimat an, der Schreck aber hatte ihn um Sprache und Gehör gebracht. Andere Erlösungssagen enden glücklicher. Die furchtbare Schlange verwandelt sich, wenn der Mensch alle Qualen mutig erträgt, in eine schöne Jungfrau, bietet ihrem Retter ihre Hand an und beschenkt ihn mit den herrlichsten Schätzen. Schon im Gedichte von Lanzelot (7837 ff.) kommt das Küssen an den Mund des Drachen vor, der sich hernach in ein schönes Weib verwandelt. Des Königs von Thule Tochter Elidia war verwünscht worden, ein ,,Wurm" zu sein, bis zu der Stunde, dass sie des besten Ritters Mund küsse. Die Schlange hauste in einem Walde und flehte die durchziehenden Ritter um Erlösung an, aber sie ergriffen die Flucht. Erst Lanzelot bewies, dass er der beste Ritter war; denn, mochte was immer daraus werden, er küsste den unholdesten Mund, der ihm je vorkam. Alsbald eilte der Wurm nach einem Wasser, badete darin seinen rauhen Leib (wie die rauhe Else im Wolfdietrich) und ward zum schönsten Weibe, herrlich bekleidet. - Der Hergang dieser Erlösungs- und Schatzsagen gleicht genau denen, die im Seelenglauben ihre Erklärung finden (S. 17, 73). Aber der Boden, auf dem sie entstanden sind, ist der Schlafzustand. Sträubt sich der Mensch gegen den ihn umfangenden Traum, so sinkt er aus der Traumwelt in die wache Wirklichkeit zurück; überlässt er sich ihm weiter, so nimmt der Traum wohl holdseligere Formen an, aus der Schreckensgestalt wird eine schöne Jungfrau, und die Pracht und

Herrlichkeit am Schlusse ist nichts anderes wie das poetisch ausgeschmückte, behagliche Nachgefühl des lieblich endenden Traumes. Die Sagen, in denen der Alp nach Loslösung seines natürlichen Wesens trachtet und unglücklich über seinen mörderischen Beruf ist, setzen ein bei weitem feiner entwickeltes Gefühl voraus und verdanken jüngerer Zeit ihre Entstehung. Im übrigen steht der Ringkampf, der entweder zu Gunsten des Menschen oder des Alps endet, völlig dem geistigen Ringen der Rätselwette und der peinlichen Frage parallel.

Die Vorstellung von der Vielgestaltigkeit des Alps ist in der Natur des Alptraumes begründet. Je nach der äusseren Beschaffenheit des Gegenstandes, der die Atemnot des Schläfers verursacht, bildet die Traumphantasie das Bild eines zottigen oder glatten Tieres, unter dessen Drucke man leide. Im Aargau ist der Alp, oder wie man dort sagt, das Schrätteli, wie ein Blutegel, bald zusammengezogen wie ein Knäuel, bald ausgedehnt wie ein Riese; zusammengeballt in scheusslich borstiger Igelgestalt hockt es centnerschwer auf dem Schläfer. Darum haben ahd. Glossen pilosus (rauh, behaart) scraaz, pilosi scrazzun; Luther übersetzt den behaarten Waldgeist. (Jes. 13,21) mit,Feldgeist. Bei Seb. Franck (1531) heisst es: Meisterwurzöl wehret die schweren Schläf, als das Schrättelein und Nachttrutten. Vintler aber weiss:

Das Schratel sei ein kleines Kind

Und sei so leicht wie der Wind,
Und sei ein verzweifelter Geist;

und Martin Beheim bezeugt: Etliche haben den Glauben, jedes Haus habe ein Schreczlin; wer das ehrt, dem gebe es Gut und Ehre; auch findet man, dass man in der Berchtennacht seinen Tisch richte.

Ein dem Tristanfortsetzer Heinrich von Freiberg zu geschriebenes Gedicht ,,Das Märe vom Schretel und Eisbär" erzählt von einem Norweger, der im Auftrage seines Königs dem Könige von Dänemark einen ,weissen Wasserbären' als Geschenk zu bringen hat und unterwegs in einem Hofe Herberge nimmt, aus dem sich der Besitzer durch nächtlichen

Spuk hat verdrängen lassen. Da kommt um Mitternacht ein Schretlein herein, kaum drei Spannen lang, mit einer roten Kappe auf dem Kopfe, brät sein Fleisch am Feuer und beginnt Streit mit dem müden Bären. Bald lag das Schretel oben, bald der Bär; sie bissen und kratzten sich, bis gegen Mitternacht der nächtliche Gast entfloh. Am andern Morgen, als der Normane mit seinem Tiere abgezogen ist und der Bauer zu Acker fährt, tritt ihm das Schretlein mit ganz blutigen Beinen entgegen und fragt nach der grossen Katze. „Jâ jà, mîn grôziu katze, dir ze trutze und ze tratze lebt si, du boesez wihtel, noch" erwidert der Bauer und fügt hinzu, sie habe ihm fünf Junge gebracht. Da erklärt das Schretlein, Zeit seines Lebens wolle es sich nicht wieder blicken lassen, und verschwindet. In Norddeutschland, Meissen und Schlesien hat die Volkssage diese Geschichte festgehalten, dass der Alp durch einen stärkeren Unhold vertrieben wird. Seit der Völkerwanderung, wo die Hauskatze zu uns kam, fühlt und sieht der Mensch den Traumgast auch als Katze. Als ein Knecht, der viel von den Maren zu leiden hatte, im Heuschuppen schlief, kam ein anderer hinzu und sah vier bunte Katzen bei dem Schlafenden sitzen; er sprang weg, um einen Stock zu holen, aber bis er wiederkam, waren sie verschwunden. Zu dem Jungen, der auszog, das Fürchten zu lernen, kommen gegen Mitternacht aus allen Ecken und Enden des Schlosses schwarze Katzen und Hunde. Aber er packt sie beim Kragen, hebt sie auf die Schnitzbank und schraubt ihnen die Pfoten fest (K. H. M. Nr. 4). Der Volksglaube sieht darin natürlich wirkliche Katzen; darum soll man nicht mit Katzen zusammen schlafen: sie legen sich auf die Brust, trinken den Atem oder schnüren mit ihren Krallen die Kehle des Menschen zu. Auch Schmetterlingsgestalt nimmt der Alp wie die Seele und Hexe an. In der Schweiz heisst nicht nur der Alp, sondern auch der Nachtschmetterling Toggeli, d. i. Drückerlein. Noch im 17. Jahrhundert wurde der rötliche Saft, den die Schmetterlinge an die Bäume ansetzen, für das Blut der vom Teufel verfolgten und verwundeten Schretlein gehalten, und noch heute gilt ein Mensch als Alp gekenn

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