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8. Schicksalsgeister.

Auf einfachem Grunde erhebt sich das düster erhabene Bild der Schicksalsfrauen. Um den Alp zu besänftigen, der den Schläfer drückte und sein Blut aussaugte, stellte man Speise und Trank auf den Tisch. Fand er die angerichtete Mahlzeit vor, so verschonte er den Menschen mit seiner Verfolgung. Daraus entstand der Glaube, dass des Hauses Glück und Unglück an der Bereitung des Mahles hänge. Da mit besonderer Vorsicht die kleinen Kinder vor den Angriffen des Alps geschützt wurden, erweiterte sich der Glaube an die Macht des Alps über Glück und Unglück zu der Vorstellung, das den Glücksgeistern gerüstete Mahl sei von Bedeutung für das Schicksal des Neugeborenen wie für das ganze Leben des Kindes. So wurde die Mahr zur Verwalterin von Glück und Unglück. Sie besass die Gewalt, die Seelen ihrer Bestimmung, Mensch zu werden, zu entfremden und in der Gemeinschaft der Seelen- und Alpwesen zurückzuhalten. Dass in diesem Glauben die Vorstellung von den Schicksalsweibern ihre tiefste Wurzel hat, lehrt das Zeugnis Burchards von Worms. „,Hast du geglaubt" lautet eine Beichtfrage,,,was einige zu glauben pflegen, dass jene, die im Volksglauben Parcae heissen, wirklich bestehen und bei der Geburt eines Menschen ihn zu dem bestimmen können, was sie wollen, nämlich dass ein solcher sich, wann er will, in einen Wolf verwandeln kann, was die Thorheit der Menge Werwolf nennt, oder in irgend eine andere Gestalt"? (S. 31). Und eine andere Frage lautet: ,,Hast du gethan, was einige Frauen zu gewissen Zeiten des Jahres zu thun pflegen, nämlich in deinem Hause einen Tisch. angerichtet und Speise und Trank mit drei kleinen Messern auf den Tisch gelegt, damit wenn jene drei Schwestern kommen, die des Altertums Verkehrtheit und Thorheit Parcae nannte, sie dort sich labten, in dem Glauben, dass diese drei Schwestern dir dann oder in Zukunft nützen könnten"?

Die älteste Thätigkeit der Schicksalsfrauen bestand also darin, dem Menschen bei seiner Geburt zu verleihen, dass er sich nach Belieben in einen Werwolf oder in eine andere

Gestalt verwandeln könne, d. h. den Neugeborenen nicht zu einem richtigen Menschen werden zu lassen. Der Kultus, bestehend in Speiseopfern, bezweckte, die Schicksalsfrauen vom Kinde abzulenken. Norddeutsche Sagen dienen zur Erläuterung: Drei alte Weiber verwünschten einen Täufling zur Mahre; die eine sprach: das Kind soll eine Mahre werden und die Baumspitzen drücken. Die zweite stimmte ein, meinte aber. es solle den Dornbusch drücken. Die dritte aber. sagte: nein, Wasser und Eis soll es billig martern (d. h. mahrten). Ein Mann, der diese Reden zufällig belauschte, sagte es eiligst dem Vater des Kindes. Da wurden die drei Weiber vom Taufzuge ausgeschlossen, und das Kind war gerettet. In Ostfriesland sagt man, von sieben Mädchen, aus einer Ehe unmittelbar auf einander geboren, ist eins ein Werwolf. In Norddeutschland heisst es: die Mahrte sei ein von den Paten verwünschter Mensch, und: wenn sieben Knaben oder sieben Mädchen in einer Familie sind, so ist eins davon. ein Nachtmahr, weiss aber nichts davon.

Dasselbe Wesen, das dem Kinde gefährlich wird, bedroht auch die Wöchnerin. Die Drud bewirkt, dass Frauen schwer niederkommen. Eine Bäuerin lag danieder. Ein zufällig auf dem Hofe anwesender Student bat um die Erlaubnis, in die Stube sehen zu dürfen und erblickte über der Frau eine Spinne. Auf sein Geheiss nahm der Bauer die Spinne herunter und hackte ihr den rechten Fuss ab. Die Frau gebar ein Kind, des Studenten Mutter aber fand dieser nachher zu Hause ohne Hand. Das Kind war das siebente, die ersten sechs waren alle gestorben; denn die Hebamme hatte dafür gesorgt, dass sie alle im Namen des Teufels getauft wurden. Der Student liess deshalb die Taufe durch einen frommen Priester vollziehen und stand selbst Gevatter.

Opfer und Gaben machen den Alp geneigt, der die Frau quält; so wird er zur Geburtshelferin, zum Beistande in schwerer Stunde. In einer Höhle bei Reichenhall wohnten drei Frauen; die eine war halb und halb schwarz, die andern beiden weiss. Wurde in den nächst umliegenden Dörfern ein Kind geboren, so kamen die Frauen ins Haus und sangen,

solchen Kindern prophezeite man Glück. Bei Hochzeiten wurde ihr Gesang gehört, wenn die Braut aus dem Hause der Eltern schritt. Auf einer Burg in Unterfranken wohnten drei Schwestern. Zwei waren kreideweiss, die dritte halb weiss und halb schwarz. Nur die zwei waren gut, die dritte war die böse. Bei Kindtaufen war diese dem Kinde immer entgegen. Sie nahmen auch an Hochzeiten und Begräbnissen teil, ja selbst in den Krieg zogen sie mit, ritten auf Pferden und wirkten mehr als die Ritter selbst. Drei Jungfrauen spannen in Niederbayern vom Staufersberg bis zum Jungfernbrühl ein Seil. Leinwand, die von ihnen gesponnen war, bewahrte man auf, und Wöchnerinnen erhielten davon ein handgrosses Stück; darauf legten sie sich, um leichter zu gebären. Ihnen wurden bei der Ernte drei Kornähren als Opfer auf das Feld gelegt. Kinder schreckte man mit den Worten: seid ruhig, sonst kommt die böse von den drei Jungfrauen; sie hat ein grimmiges Antlitz mit feurigen Augen, die bindet euch an ein Seil und ihr seid verloren. Auf dem Karlstein liegt ein Schloss, da wohnten vor undenklichen Zeiten drei Frauen, die man vor grossen Ereignissen singen oder jammern hörte. Sie spannen von einem Berge zum andern eine lederne Brücke.

Der deutsche Glaube kannte also drei übermenschliche Frauen, die begabend oder Unheil spendend bei der Geburt und bei dem Tode des Menschen erschienen; gute und böse Tage hingen von ihrer Macht ab, Glück und Fluch brachte ihr Kommen bei der Hochzeit wie bei allen grossen Ereignissen, selbst am Kampfe nahmen sie teil. Aus ihrer dreifachen Thätigkeit erklärt sich somit ihre Dreizahl, mag diese auch nicht ursprünglich sein; aber niemals tritt eine allein auf. Bei der Ausübung ihrer Thätigkeit spinnen sie und stimmen Zauberlieder an. Bei Burchard von Worms findet sich die Beichtfrage an Frauen, ob sie beim Weben Zauberlieder gebrauchten, um Unheil anzurichten. Die Redensart ,das ist ihm nicht an der Wiege gesungen mag hierher gehören. Ihr Gespinst ist Wöchnerinnen hilfreich, bringt aber auch den Tod. Das tötende Seil führt besonders die eine

unter ihnen; sie gilt als die böse, als die grimme und trägt den Namen Held (Umhüllung, Umnachtung). Ihr Aussehen ist schwarz, das der anderen hell und weiss. So sind auch die Tage des menschlichen Lebens bald licht, bald dunkel. Zwölf weise Frauen erscheinen bei Dornröschens Geburt, jeder wird ein goldener Teller vorgesetzt (S. 94). Sie beschenken das Kind mit ihren Wundergaben, Tugend, Schönheit und Reichtum, als die dreizehnte, die nicht geladen ist, zürnend hereintritt und den Fluch ausspricht, sie solle sich in ihrem fünfzehnten Jahre an einer Spindel zu Tode stechen, Die Zwölfte mildert den Tod in einen hundertjährigen Schlaf (K. H. M. Nr. 50).

Durch das von den Schicksalsfrauen gesponnene Seil wurde eine Grenze gesetzt, innerhalb der das Leben, das Glück, der Besitz des Menschen sich zu bewegen habe, über die er nicht hinauskönne. Der Körper war ein blosses Gewand der Seele. Die Verbindung zwischen Geist und Körper wurde erst durch ein goldenes Seil, eine goldene Kette, einen goldenen Ring, kurz, durch ein Band gefestigt, das dem neugebornen Menschen die Schicksalsfrauen spannen. Diese bestimmten, ob das Kind zur vollen Körperlichkeit durchdringen oder die Fähigkeit der Seele behalten sollte, den Körper nach Gefallen zu verlassen und zu wandeln. In dieses Schicksalsseil, das um den Neugeborenen geschlungen wurde, wurden Glücksgüter und Eigenschaften für den von nun an sich bildenden Charakter des jungen Erdenbürgers eingewunden. Darum war es noch lange Sitte, an Geburtstagen jemanden mit einem Bande zu binden oder ihm ein Geschenk an den Körper zu binden. Das Patengeschenk heisst auch Eingebinde, allgemeiner ist die jüngere Bezeichnung Angebinde.

Von denselben Reichenhaller Jungfrauen, die bei der Geburt eines Kindes ins Haus traten und sangen, erzählt die Sage: Oft war vor ihrer Höhle weisse Wäsche aufgehängt; dann sagten die Leute, die Frauen haben ihre Wäsche aufgehängt; jetzt wird es schönes Wetter. Die drei verwunschenen Fräulein auf dem Hargenstein spannten ein Seil bis nach dem Ehrenberg. Auf dem Seile hängten sie weisse Tücher auf.

Herrmann, Mythologie.

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Wenn das die Leute bemerkten, sagten sie, es wird gut Wetter, die Fräulein hängen die Wäsche auf. Zwei weisse und eine halb schwarze Jungfrau wohnten auf dem Rochelberg. Bei der Nacht sahen die Leute daselbst oft die von ihnen in der Laube auf Seilen aufgehängte Wäsche. Die schneeweissen Gewänder, die wie weisse Wölkchen schweben oder an den Sonnenstrahlen aufgehängt sind, die sich durch dichtes Waldlaub oder Felsenklausen stehlen und die gutes Wetter verkünden, sind durchleuchtete Nebelstreifen oder lichtumsäumte Wölkchen, worin man das Werk der drei Jungfrauen zu erkennen meinte. Damit ist eine Anschauung aus der Naturverehrung in die Vorstellung von den drei Schicksalsfrauen gedrungen, die ihnen ursprünglich nicht eigen war. Wie die altgermanische Frau Spindel und Spule, Webschiff und Weife in den Händen hält, so weben, knüpfen und spinnen die drei übermenschlichen Frauen die Fäden für das menschliche Schicksal, sie schlingend und ordnend. Aus solcher Vergleichung mag das Bild der Schicksalsspinnerinnen hervorgegangen sein, und das Seil mag daher rühren, das die Verbindung zwischen Körper und Seele herstellt. Aber die irdische Thätigkeit fand ihr Widerspiel in himmlischen Erscheinungen. Statt der aufgehängten Wäsche, dem Gespinst der drei Jungfrauen, tritt häufig ein Seil ein, das die Schwestern von einem Felsen zum andern spinnen. Die Vorstellung eines Wolkenzuges oder eines Nebelbandes liegt zu Grunde, das zwischen zwei Bergkuppen zu hängen scheint. Aber an dieses Ausspannen des Seiles ist das Geschick des Menschenlebens nicht geknüpft, so wenig wie wir in deutschen Sagen die griechische Vorstellung vom Spinnen und Abschneiden des Lebensfadens finden. Die Schicksalsgeister gehen in die göttlichen Wolkenfrauen über. Als deren Gespinst gilt der Altweibersommer, die flatternden weissen Fäden, die im Frühling und beim Beginn des Herbstes meist an nebligen Morgen auf Stoppeln und Wiesen, Sträuchen und Zäunen hängen und schweben, das Gewebe kleiner Spinnen. Das Volk nennt sie Metten, Mettjes, Sommermettjes, Mädchensommer, Altweibersommer. In Ditmarschen sagt man, wenn Felder und

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