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nach dem Leben modellirend, durch einen aus seinem Käfige hervorgebrochenen Panther in ernstliche Gefahr gerieth. Interessant ist uns Pasiteles ferner noch als Kunstschriftsteller und Gewährsmann des Plinius, der sein Werk über ausgezeichnete Kunstwerke unter seinen Quellen anführt, sowie endlich als Gründer einer Schule, die wir durch zwei Glieder verfolgen können und aus der wir Werke besitzen, welche, wenn man sie zusammengefaßt, vielleicht im Stande sind, uns über den Charakter dieser Schule näher aufzuklären.

In der Inschrift einer nackten männlichen Statue in der Villa Albani (Fig. 116 a.) nämlich nennt sich Stephanos Schüler des Pasiteles, eine Angabe, dergleichen so viel wir wissen, hier zum ersten Male in der Kunstgeschichte vorkommt. Diese Figur ist mehrfach bis in die neueste Zeit als Athlet bezeichnet und danach beurteilt worden 74), während sie einen andern Namen verdient und im Zusammenhange mit diesem beurteilt werden will 75). Es giebt nämlich zwei Gruppen, die eine in Neapel (Fig. 117), die andere im Louvre 76), in welchen dieselbe Figur als Orestes, das eine Mal- und das scheint die ursprüngliche Composition zu sein mit Elektra, das andere Mal in ganz wenig veränderter Darstellung mit Pylades zusammengestellt ist. Da nun die in Rede stehende Figur des Stephanos wegen des Gestus ihrer allerdings ergänzten, aber richtig ergänzten linken Hand, welcher offenbar eine Rede und zwar eine an eine zweite Person, welcher der Kopf zugewandt ist, gerichtete Rede begleitet, als Einzelfigur nicht wohl verständlich ist, so hat es alle Wahrscheinlichkeit für sich, daß sie aus der ursprünglichen Gruppencomposition entnommen und für sich allein copirt ist. Die uns erhaltenen beiden Gruppen, in denen Orestes in dem Augenblick dargestellt ist, wo er einem Theilnehmer (wahrscheinlich, wie gesagt, ursprünglich der Elektra) seinen Racheplan mittheilt, sind freilich ebenfalls nicht Originale, sondern, wie besonders die Behandlung des Gewandes an der Elektra beweist, Nachbildungen eines archaischen Originals und wahrscheinlich aus eben der Periode, um welche es sich hier handelt, modificirt im Geiste dieser Periode 77); auch bleibt die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, obwohl sie keineswegs nahe liegt, daß das archaische Original der Gruppe und damit auch der Figur des Stephanos eine ganz verschiedene, nicht mehr zu errathende Bedeutung gehabt habe. Sei dem aber wie ihm sei, das Eine scheint gewiß 78), dass Stephanos seine Figur entweder aus dem archaischen Original oder aus der archaisirenden Nachbildung einer Gruppe copierend entnommen hat, und darauf allein kommt es im Wesentlichen an. Denn daraus erklärt sich der stilistische Charakter seiner Arbeit, welche, von früheren Beurteilern mehrfach überschätzt, in der That alle Merkmale der Nachbildung eines wahrscheinlich vortrefflichen Originals aus der Zeit der noch nicht zur vollsten Entwickelung gelangten Kunst an sich trägt, dessen Stil Stephanos nur äußerlich auffaßte und mit den Mitteln eleganter Technik zu verbessern und dem Geschmacke seiner Periode anzunähern bestrebt war. Alterthümlich ist der grade Stand, bei dem der Schwerpunkt des Körpers noch fast genau zwischen beide Füße fällt und nur ganz leise auf das linke Bein abgeleitet ist, archaisch ist die sehr hochgewölbte Brust mit den eckigen Schultern und den überaus hart hervortretenden Schlüsselbeinen, der zwischen den Hüften schmale Unterleib, der hohle Rücken, die geringe Einziehung der Seitenlinien des Torso, der auffallend, ja fehlerhaft kleine, namentlich schmale Kopf, das ausdruckslose Gesicht mit dem starr geöff

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Fig. 116. a. Orestes des Stephanos in der Villa Albani, b. Apollon von Erz aus Pompeji im Museum von Neapel.

neten breiten Munde und dem langen Kinn. Aber dieser Archaismus ist nicht mehr rein und deswegen nicht mehr erfreulich; so wie der gleichgiltig ruhige Ausdruck des Gesichts unter der Hand des Copisten dumm und langweilig geworden ist, so haben die Formen, hat namentlich die Flächenbehandlung des Fleisches die energische Schärfe verloren und ist einer besonders in der Brust fühlbaren Gedunsenheit gewichen, während die kleineren Formen der Extremitäten, besonders der Beine schwächlich geworden sind und die ganze Arbeit etwas Ängstliches und entschieden Unfreies hat.

Merkwürdig erscheint in kunstgeschichtlicher Beziehung die Statue des Stephanos demnach besonders als ein verbürgtes, neben der Amphora des Sosibios (oben S. 315 f.), frühestes Zeugniß des erwachenden Geschmackes an archaischen Formen und der Reproduction alterthümlicher Kunstwerke, und wichtig wird uns dieses Zeugniß vorzüglich deshalb, weil diese Statue nicht allein steht. Denn nicht nur besitzt dieselbe Villa Albani, in der Stephanos' Orestes steht, zwei ziemlich genaue, wenn auch durch größere oder geringere Ergänzungen mehr entstellte Wiederholungen derselben Figur 79), während der häßliche Kopf in noch drei Exemplaren im Museo Chiaramonti, im Lateran und in Brescia 50) erhalten ist, sondern dieselbe Composition kehrt in verschiedener Art benutzt und etwas modificirt noch mehrmals wieder. So in dem in Pompeji

in der s. g. Casa del Citaredo Fig. 117. Gruppe des Orestes und der Elektra in Neapel 1853 gefundenen, von Kekulé

(s. Anm. 73) fein besprochenen und gewürdigten ehernen Apollon Fig. 116 b., einem bei aller Verwandtschaft mit der Stephanosfigur ungleich erfreulicheren Arbeit, von der eine fast genau übereinstimmende Wiederholung in Marmor in der Villa Doria Panfili steht 81); so ferner in einer durch ihre Attribute, namentlich den mit dem linken Arme umfaßten Ölbaum merkwürdigen Marmorstatue desselben Gottes im Museum der Akademie in Mantua 82), ferner in dem schon oben S. 294 angeführten Apollon der Sammlung Despuyg in Majorca mit der zweifelhaften Künstlerinschrift eines Apollonios 83), endlich in

einer Statue in der Seitengallerie des Erdgeschosses der Villa Albani (in der 3. Nische) bei welcher aber die Seiten (rechts und links) vertauscht sind 4). Diese Statuen haben nicht dieselben Köpfe wie der Orestes des Stephanos, sondern solche, welche der dargestellten Gottheit entsprechen, aber mit großem Rechte ist mit besonderer Beziehung auf den pompejaner Apollon gesagt worden 85), daß die Körper ohne die Köpfe und andere Umstände in Attributen u. dgl. in keiner Weise als die des Apollon erklärt oder errathen werden könnten. Sie haben mehr oder weniger alle den archaisirenden Charakter der Statue des Stephanos. Denselben Charakter aber trägt bei verschiedener Composition auch noch die liebenswürdige Statue einer Wettläuferin im vaticanischen Museum 86) und bei dieser ist auch in dem Kopfe eine ziemlich große Ähnlichkeit mit dem Kopfe der Stephanosfigur auffallend genug 7).

Wie nun aber die ganze Reihe der vorstehend verzeichneten Werke kunstgeschichtlich zu erklären sei, das ist noch durchaus nicht vollkommen entschieden. Stünde die Statue des Stephanos allein, und handelte es sich darum, diese eigenthümliche Erscheinung für sich zu erklären, so möchte man sich der Ansicht Kekulés (a. a. O. S. 61) anschliessen, welcher meint, als Stephanos diese Figur machte, habe er noch ganz als Schüler unter den Einflüssen seines Meisters Pasiteles gestanden und sich bemüht, dessen Weise nachzuahmen, wobei er sich einer Composition desselben, welche in dem pompejaner Apollon oder (wenn man den nicht für das Original selbst halten will) in dessen Originale gesucht wird, bedient habe; eben deswegen habe er sich in der Inschrift als „Pasiteles' Schüler" bezeichnet. Ja aus dieser Annahme würde man sich allenfalls auch die Existenz der beiden Wiederholungen in der Villa Albani erklären können, insofern man sie als Arbeiten anderer Schüler, vielleicht Concurrenzarbeiten, nach demselben Vorbilde auffaßte. Allein dieser ganzen Ansicht steht doch wohl der Umstand im Wege, daß die Figur des Stephanos eine Copie des Orestes in der neapolitaner Gruppe und daß diese, wenn auch dem Exemplar nach, so doch schwerlich der Erfindung nach eine Arbeit der pasitelischen Zeit ist. Handelte es sich ferner in den aufgezählten Werken um nur stilistisch verwandte Arbeiten verschiedenen Gegenstandes und verschiedener Composition, so dürfte man das, was sie gemeinsam haben, auf Pasiteles' Schule oder auf eine Richtung seiner Lehre zurückführen, welche sich aus Pasiteles' schriftlich überlieferten Studien der vorzüglichsten Werke früherer Perioden wohl ableiten ließe. Aber merkwürdig ist, daß fast alle die genannten Arbeiten, sie mögen Orestes in den beiden Gruppen oder aus ihnen gelöst in den drei Wiederholungen in der Villa Albani oder Apollon in den fünf oben verzeichneten Exemplaren darstellen, eine und dieselbe Composition mit geringen Modificationen der Stellung und Bewegung, ja hauptsächlich mit veränderter Haltung des linken Armes darbieten, eine Composition, welche auch die vierte albanische Figur nur mit Vertauschung von rechts und links wiederholt und von der einzig und allein die Wettläuferin im Vatican eine Ausnahme macht. Handelte es sich nur um die fünf Apollonstatuen, so stünde gewiß nicht viel im Wege, dieselben auf ein Vorbild von Pasiteles, dem Schulhaupte, als modificirte Wiederholungen verschiedener Schüler zurückzuführen, veranlaßt durch Bedürfnisse des Cultus verschiedener Orte, denen diese archaisirend strenge Compositon entsprechen mochte. Allein wie kommt dann dieselbe Composition dazu, als Orestes in der

Gruppe oder in den Gruppen und dann wiederum aus diesen gelöst und als Einzelfigur ohne klar hervortretende Bedeutung wiederzuerscheinen? Daß ihre hervorragende Vorzüglichkeit, ein ganz besonders feiner Reiz der Schönheit ihr diese Ehre eingetragen habe, kann man doch nicht meinen, um so weniger, wenn man die neapolitaner Gruppe der Erfindung nach als ein archaisches Werk betrachtet oder sie auf ein archaisches Vorbild zurückführt.

In der That, hier steht man vor einem ungelösten Problem, und das Einzige, was man mit Sicherheit aus der Statue des Stephanos schließen kann, ist, daß Pasiteles' Schule unter anderen Bestrebungen und Richtungen auch diejenige auf eine Erneuerung der archaischen Kunst eklektisch gepflegt hat. Unter anderen Richtungen; denn aufgegangen ist die Schule in diese Erneuerung des Archaismus nicht, das beweist uns sicherer, als es die Appiaden (wahrscheinlich appische Quellnymphen) des Stephanos, welche Pollio Asinius besaß $), von denen wir aber Genaueres nicht wissen, vermöchten, das Werk eines Künstlers, welcher sich des Stephanos Schüler, wie dieser Schüler des Pasiteles nennt.

Dies thut Menelaos in der Inschrift einer Gruppe in der Villa Ludovisi, Fig. 118. Über die Bedeutung dieser Gruppe ist viel des Rathens gewesen und dieselbe ist mit sehr verschiedenen

Namen: Theseus und Aethra, Penelope und Telemachos, Elektra und Orestes belegt worden, um der ganz unhaltbaren Deutungen aus der römischen Geschichte nicht zu gedenken. Nachdem endlich Brunn freilich den größten Theil der Schuld an dieser Unsicherheit unserer eigenen Unwissenheit beigemessen, aber gleichwohl behauptet hatte, einen kleinen Theil derselben trage der Künstler,,,welcher eine bestimmte Handlung nicht scharf genug charakterisirt, sondern zu einem liebevollen Verhältniß zwischen Mutter und Sohn oder älterer Schwester und Bruder im Allgemeinen verflacht hat", hat Otto Jahn eine neue Erklärung aufgestellt 89), welche fast allgemeine Zustimmung gefunden hat 90) und nach deren Annahme man Menelaos von der Anklage, die Brunn gegen ihn erhebt, wird freisprechen müssen. Jahns Erklärung gründet sich auf den von Euripides tragisch behandelten Mythus der Me

rope, dessen Inhalt in der Kürze Fig. 118. Gruppe von Menelaos, dem Schüler des dieser ist: Kresphontes, der Ge

Stephanos.

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