Mir mein getreuer Gott verglebt, Du ringst, o Mensch, vergebens, Den Bettler, wie den König Und duld', o armes Herz! Was sehnst du dich mit Weinen Aus dieser Welt hinweg? Und wollt' ich Flügel borgen Vom ros'gen Sternenheer; Lass Ruh' in dir mich finden, Des Erdengeist's Erblinden Dein ist das Reich der Treue. Was Mensch am Menschen übt, Schafft nichts, als Scham und Reue: So musst in jenen Trauertagen Der edle Herr Melanchthon klagen, Den, mit dem Schwert schon in der Hand, Die blinde Zeit nicht mehr verstand, Die in den Krieg sich stürzen wollte, Der dreyßig Jahre dauern sollte. Sie überhört im wilden Grimme Die warnend fanfte Freundes-Stimme, Die ihr erklang in seinem Wort. Melanchthon aber klagte fork, Bis ihn, gestillt sein Erdenklagen, Gefreundter, heil'ger Engel-Schaar, Ihn, der ja selbst ein Engel war, Zu Gottes Schoos empor getragen. Ihr alle, die ihr ihn verkannt, Hört, hört, wie an des Grabes Rand, Als seines Lebens Pulse stocken, Mit selig gläubigem Frohlocken, Den Engeln Gottes durch die Luft Sein sanfter Geist entgegen ruft: ,,Nach vielen ausgestandnen Leiden, Mein Seel'chen, sollst du endlich scheiben! Entrückt dem Todeshaff der Feinde, Und den Verfolgungen der Freunde; Nimmst du, versöhnt durch Christi Blut, Was zagst du? Schwing dich fröhlich auf!" Nach: Heil'ge Liebe, Himmelsglaube ic. Alle: Wie ein Vöglein, das verschlagen Komm, zur Heimath mich zu tragen, Einzelne: Vor mir fliegt die weiße Taube, Alle: Hab' ich deinen Wink verstanden, So hast du endlich ausgeweint, Was du, mit göttlichen Gedanken, Gestiftes hast, und frommen Fleiß. Komm, selger Geist, in unsern Kreis, Woll' uns an diesem Tag erscheinen! Verschmäh' uns nicht, wir sind die Deinen! Laß reiner, evangel'scher Lehr', Erwachsen uns zu Schuß und Ehr', Das wir, geprüft wie du auf Erden, Im Glauben treu erfunden werden! Es flammt und leuchtet ja dein Wort Noch stets in unsern Schulen fort; Wir freu'n uns sämmtlich deiner Gaben. So sollst du denn ein Denkmahl haben, So anspruchslos, und so bescheiden, Wie du gewesen bist in Leiden, Bie du gewesen bist in Freuden: So soll auch dieses Denkmal feyn! Kein Erz, kein Gold, kein Marmorstein; Nein -frommer Kinderherzen Schaar, Sie fey, für jest und immerdar, Melanchthons stiller Dankaltar! Gloria! Dir Dreyeinigkeit Du bist und warst vor Abrams Zeit, und bleibest bist in Ewigkeit: Gloria! Leydens Belagerung burch die Spanier. Einleitung. Hierauf begab es sich, daß das Licht, was Luther in Sachsenland angezündet hatte, sich auch nach den Niederlanden und Holland verbreitete, und daß die neue Lehre daselbst viele eifrige Anhånger fand. Die Niederlande standen aber dazumal unter der Herrschaft König Philipps II. von Spanien, der ein sehr abergläubischer Herr war, dem die Ausrottung der Keßer als ein gottgefäl= liges Werk erschien, wodurch er sich den Himmel schon auf Erden verdienen wollte. Er schickte dem zufolge einen seiner Generale-mit Namen Alba nach den Niederlanden, und gab demselben eine große Heeresmacht zur Seite. Dieser Alba verübte solche Grausamkeiten und Greuel, wohin er fam; er ließ so viel unschuldige Menschen das Schaf= fot besteigen, daß sein Name mit Recht ein Spott und Schandlied für alle Zeiten, in evangelischen |