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und da sich neuerdings herausgestellt hat (s. meine Nachweise, oben Bd. III S. 147 ff.), daß Berossos beim Polyhistor z. T. in einer Verschiebung und Bearbeitung vorliegt, an der auch jüdisch-hellenistische Kreise beteiligt sind (Marquart, s. o. Bd. III S. 153), so würde Gutschmids Annahme zu der ganzen Sachlage vortrefflich stimmen und Pseudo-Apollodor ev. für die Verderbnis unserer BerossosTradition mit verantwortlich zu machen sein. Auch Schwartz' Textesänderung im Eusebios wäre dann entbehrlich. Freilich müßte Pseudo-Apollodor, wenn er von Alexander Polyhistor, ev. gegen Ende seines langen Lebens, benutzt wurde, nicht erst Ende, sondern um die Mitte des 1. Jahrh. v. Chr. geschrieben haben. Dies hielt wie Gutschmid so auch Schwartz für möglich, während Jacoby aus Diodor I 5, 1 (sowie II 1, 4 und IV 1, 1) einen vollgültigen Gegenbeweis entnimmt. Schwerlich mit Recht. Diodors Hauptgewährsmann für die griechische Geschichte Ephoros, begann mit dem trojanischen Krieg und ließ die frühere Zeit beiseite (Diod. IV 1, 1), und von diesem Zeitpunkt an folgt Diodor für die Chronologie als Gewährsmann dem Apollodor (I 5, 1). Daß keine Chronologie der früheren Zeit vorhanden sei, sagt Diodor nicht, sondern nur daß sie keinen vollen Glauben verdiene διὰ τὸ μηδὲν παράπηγμα παρειληφέναι περὶ τούτων πιστευόμενον. Man könnte hierin sogar eine Hindeutung auf παραπήγματα οὐ πιστευόμενα, und unter ihnen Pseudo-Apollodor, erblicken. Was Alexander Polyhistor verwertete. der Excerpte für die orientalische Geschichte sammelte, brauchte Diodor nicht ohne weiteres hinzunehmen. Deshalb wäre man doch noch nicht zu der Annahme gezwungen, „Diodor selbst habe mit gesunder Kritik die Fälschung erkannt und verworfen". Einmal könnte in der Zwischenzeit darauf hingewiesen worden sein. Dann aber wie will man sich die Vereinigung der ps.-apollodorischen, ägyptischen und babylonischer Königslisten, die unmöglich in Verse zu bringen waren (Wachsmuth, Einl. vgl. 135), mit der echten Chronik anders denken, als daß der Verfasser der gefälschten Stücke die echte Chronik in Prosa umsetzte, mit seinen Zutaten verband und so das ganze Werk unter Apollodors Namen hinausgehen ließ? So war es von der echten Chronik, die daneben zunächst fortbestand, rein äußerlich zu erkennen. Daß umgekehrt etwa Pseudo-Apollodor den Polyhistor benutzt hätte, wie Jacoby prinzipiell für möglich hält, scheint mir an sich unwahrscheinlich und erklärt auch den Sachverhalt bei Eusebios nicht. - Man sieht, fördernde Anregung gibt Jacobys wertvolle Arbeit auch an den vereinzelten Stellen, wo volle Beistimmung nicht zu erzielen ist.

Am 21. Oktober 1903 ward ULRICH KOEHLER von schwerem Leiden erlöst, das ihn gezwungen hatte, bereits gegen Ende des Jahres 1901 auf Lehrtätigkeit und Schaffen zu verzichten. Sein Ausscheiden aus der Reihe der führenden Forscher war ein schwerer Verlust für die alte Geschichte. Auf das weitgreifende und tiefgehende Wirken des feinsinnigen und gründlichen Historikers und Epigraphikers, dessen lautere und vornehme Persönlichkeit denen, die ihm näher treten durften, unvergesslich bleiben wird, kommen wir zurück.

J. KAERST, a. o. Professor in Leipzig, ist einem Rufe als ordentlicher Professor der alten Geschichte nach Würzburg gefolgt.

ERNST KORNEMANN, a. o. Professor der alten Geschichte an der Universität Tübingen hat einen Ruf nach Giessen auf die neu errichtete außerordentliche Professur für alte Geschichte abgelehnt.

M. L. STRACK, Privatdozent in Bonn, hat den Ruf nach Giessen als außerordentlicher Professor der alten Geschichte angenommen.

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Das Hochfest des Zeus in Olympia.

Von Ludwig Weniger.

I.

Die Ordnung der Agone.

1. Einleitung.

Das Hochfest des Zeus bildet den Mittelpunkt und die höchste Leistung unter den vielseitig ausgestalteten Gottesdiensten von Olympia. Obgleich sich die neuere Forschung, namentlich seit der Freilegung des heiligen Orts durch die deutschen Ausgrabungen von 1875 bis 1881, eingehender mit der Geschichte der Olympien beschäftigt hat1), bleibt doch eine solche Menge in Dunkel gehüllter Tatsachen übrig, daß der Versuch, Klarheit zu schaffen, immer von neuem unternommen werden muß.

Einen solchen Versuch bietet zunächst die vorliegende Abhandlung über die Ordnung der Agone im Zusammenhange mit dem großen Hauptopfer des Zeus. 2) Die Darstellung der olympischen Zeitenordnung, insbesondere die Erklärung des Wechsels der Festmonate auf Grund eingehender Veränderungen im Gottesdienst und dadurch veranlaßter eigentümlicher Schaltweise, ebenso wie die Feststellung des Gottesfriedens, soll später gegeben werden.

Der hergebrachte Ausdruck für das alle vier Jahre gefeierte Hochfest des Zeus, das inmitten des Gottesfriedens lag, von ihm umhegt, wie ein Tempel von seinem Temenos, ist Panegyris. Bezeichnet dieser Ausdruck zunächst die Versammlung zahlreicher Menschen zur Verehrung der Gottheit, so wurde er doch bald auf die Feier selbst in ihrer Ausgestaltung, bestehend aus dem Opfer für den olympischen Zeus nebst ritualem Zubehör und dem Agon mit offizieller Siegesfeier, übertragen. Der Agon schloß sich frühzeitig, wahrscheinlich von Anfang, dem Opfer an, und dieser Zusatz fand bei dem hellenischen Volke so großen Beifall, daß er sich

1) Übersicht bei Stengel, Die griechischen Sacralaltertümer (in Jwan Müller's Handbuch V, 3) 2. Auflage 1898; dazu neuerdings Schoemann, Griech. Altertümer, 4. Auflage von Lipsius 1902. B. II S. 53 ff.

2) Das in dem Papyrus von Oxyrhynchos mitgeteilte Siegerverzeichnis von Ol. 75 bis 83 bietet für die Erkenntnis der Spielfolge keinen Anhalt. Dies ist gegen Robert (Hermes 35, 1900, S. 141 ff.) von Lipsius (Berichte d. Sächs. G. d. W., Phil.-Hist. Kl. 52, 1900, S. 16 ff.) und von Mie (Philologus 60, 1901, S. 161 ff.) erwiesen worden.

Beiträge z. alten Geschichte IV 2.

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aus kleinen Anfängen stufenweise zu weltberühmter Herrlichkeit entwickelt hat, während in gleichem Verhältnisse die wesentliche Form der Gottesverehrung, eben das große Opfer, in den Hintergrund trat und endlich der Welt nur noch als Beiwerk erschien. 1)

Über ein Jahrtausend sind die Olympien mit wechselndem Glanze gefeiert worden. Obgleich bei so langer Dauer große Veränderungen eintreten mußten und eingetreten sind, so zeigen doch die hergebrachten Formen eine merkwürdige Stätigkeit. Die Geschichte des Festes läßt von der ersten aufgezeichneten Olympiade des Jahres 776 vor Christus ab drei Hauptstufen der Entwickelung erkennen. Die erste reicht von Ol. 1 bis 13. In diesem halben Jahrhunderte dauerte das Fest nur zwei Tage, den 14. und 15. des Olympienmonats. Die zweite reicht von Ol. 13 bis 77 und zieht der Steigerung des Agons zu liebe den 16. Monatstag hinzu. Die dritte umfaßt die Zeit nach Ol. 77; das Fest dauert fünf, später sechs Tage. So ist es im wesentlichen bis zu seinem Erlöschen zu Ende des vierten Jahrhunderts nach Christus geblieben.

2. Älteste Festfeier O1. 1–13.

Bei ihrer ersten Einrichtung bestand die Feier der Olympien nur aus Opfer und Wettlauf im Stadion. Diese bescheidene Form hielt sich von Ol. 1 bis 13, 776 bis 728 v. C.. einschließlich. 2) Der eigentliche Festtag, an dem die Staatsgemeinde der Eleier dem Zeus, als dem obersten Herrn des Heiligtums. sein großes Hauptopfer, die άroos Ivoía, darbrachte, ist der 14. des Olympienmonats 3), d. i. in den ungraden Olympiaden des Apollonios, in den graden des Parthenios, des zweiten und dritten im elischen Jahr, entsprechend dem attischen Metageitnion und Boëdromion. 4) An diesem Tage trat der Vollmond ein: Schol. rec. Pind. Ol. 3, 33 Boeckh: ἐτελεῖτο δὲ ἡ Ολυμπιακὴ πανήγυρις ἐν πανσελήνῳ. Ferner: ὅτε δέ ἐστιν ἡ σελήνη πανσέληνος, δίχα κόπτει τὸν μῆνα ἐν γὰρ τῇ τεσσαρεσκαιδεκάτῃ τοῦ μηνὸς τοῦτο yírvera.5) Obgleich ein Mondmonat etwas mehr als 291, Tag umfaßt, so fiel doch der astronomische Neumond bereits auf den letzten Tag des vorhergehenden Monats, und so traf der Vollmond gewöhnlich im hohlen Monat auf den 14., im vollen auf den 15. Tag. Hält man den 14. als Tag des Zeusopfers fest, so stimmen, wie wir sehen werden, die weiteren Ansätze.

1) Lucian, de sacrif. 11:

πάρεργον Ολυμπίων.

-

ἀγαπῶντα, εἰ διὰ πέντε ὅλων ἐτῶν θύσει τις αὐτῷ,

2) Paus. 5, 8, 6. 4, 4, 5. Julius Africanus p. 3 Rutg. Philostr. Gymn. 12.
3) μeùs 'Ohvνtízós, als allgemeine Bezeichnung inschriftlich bezeugt: Olympia,

B. V n. 16, 15. S. 42; vgl. n. 8, 2: ['0λ]vvníz@ μnvós.

4) Das elische Jahr begann im Sommer, wie das delphische und das attische. Der Nachweis wird bei der Darstellung der olympischen Zeitenordnung geführt werden.

5) Schol. vet. 35 a Drachm. περὶ τὴν ις' πανσελήνης οὔσης ἄγεται τὰ ̓Ολύμπια. Am 16. war die Bekränzung; s. unten S. 147 f.

Zu berücksichtigen ist dabei die bekannte Tatsache, daß die Hellenen den Tag mit dem Abende begannen. d. h. von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang rechneten. Die Opferung geschah, wie es Herkommen im Dienste der himmlischen Gottheiten war und den Hellenen schlechthin selbstverständlich und keiner besonderen Erwähnung wert schien, in der heiligen Tageszeit, d. h. in den Stunden von Sonnenaufgang bis Mittag. 1) Der Wettlauf schloß sich an die Opferung an und bildete ursprünglich eine an sich nicht notwendige Beigabe. Daher wurde er auch erst nach ihrer Vollendung vorgenommen. Erst Opfer, dann Wettlauf: diese Aufeinanderfolge ist an sich die natürliche und wird auch in mythischer Zeit zu Olympia bereits vorausgesetzt. Oinomaos soll erst geopfert, danach den Wettlauf veranstaltet haben. Auch Herakles opfert erst und läßt dann den Wettkampf folgen.")

Die ersten Olympiaden hatten nur den Agon des Laufes im Stadion. Das ist allgemeine Überlieferung. 3) Damit stimmt die Geschichte der Weiterentwickelung bei Pausanias (5, 8, 6f.), dessen Mitteilungen insoweit zuverlässig sind, als er die örtlichen Quellen, nämlich die Olympionikenverzeichnisse der Eleier und die Mitteilungen der Exegeten benutzt hat. 4) Erst in der 14. Olympiade (724 v. C.) wurde der Doppellauf eingeführt, und dann kamen nach und nach die übrigen Kampfarten hinzu. Der ersten Einrichtung jedoch entsprechend sind zu allen Zeiten die Olympiaden nach dem Sieger im Stadion bezeichnet worden.

Die Opferung bildete den Kern der Olympien ein für allemal. So blieb der 14. des Olympienmonats, der heilige Tag der Buthysia, das Hochfest des Zeus in engerem Sinne. gleichsam die Kirmes des großen Wallfahrtsortes,

denn ein solcher war Olympia zuerst und lange, bevor an die Verehrung des Zeus daselbst zu denken war, unverrückt gedacht und unwandelbar festgehalten, wie etwa bei uns der Weihnachtstag am 25. Dezember. Dies liegt im Wesen der meisten großen Götterfeste: es wird durch die Beispiele

1) Etym. Μ. 8, 468, 31: ἱερὸν ἦμαρ, τὸν πρὸ τῆς μεσημβρίας καιρὸν ἀπὸ πρωί ἕως δείλης· κατὰ τοῦτον ἔθυον τοῖς Ὀλυμπίοις θεοῖς, ἀπὸ δὲ μεσημβρίας τοῖς καταχθονίοις. Schol. Apollon. 1, 587: τοῖς κατοιχομένοις ὡς περὶ ἡλίου δυσμὰς ἐναγίζουσι, τοῖς δὲ Οὐρανίδαις óñò tηy Ew, a'vatékhovtos tov ýkiov. Procl. ad Hes. opp. 763. Schol. Pind. I. 3, 110 u. A., vgl. Lobeck, Agl. p. 412. Daher die Orientierung der Altäre (Vitruv. 4, 8: arae spectent ad orientem) und der Tempel, deren geöffnete Türen an den Hochfesten ihrer göttlichen Inhaber das volle Licht der Morgensonne hereinließen. Es schien nützlich, an diese bekannten Dinge zu erinnern, da einige der folgenden Ansätze darauf beruhen.

2) Diod. 4, 191. Paus. 5, 14, 6. Vgl. Pind. O. 3, 33 ff. 10, 70 f, vgl. 7, 144. 3) Philostr. Gymn. 12. Paus. 5, 8, 6 und fast mit denselben Worten 8, 26, 4; vgl. 4, 4, 5. Plutarch. Symp. 5, 2, 1 p. 675. Schol. Pind. Ol. 1, 154. Africanus

p. 3, dazu Rutgers.

4) Paus. 3, 21, 1. 5, 21, 9. 6, 2, 3. 8, 1. 13, 10; vgl. 10, 36, 9. Exegeten: P. 5, 21, 8. 9; vgl. 5, 6, 6. 10, 7. 18, 6. 20, 4 heißt er Aristarchos.

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anderer Orte bestätigt und bildet auch im christlichen Kalender die Regel. An dieser Tatsache ist festzuhalten. Geschieht das, so lichtet sich das Dunkel und schwinden die größten der bisher noch unbeseitigten Schwierigkeiten.

Von dem großen Opferbetriebe zu Ehren des olympischen Zeus, mit dem Orakelgebung durch die Seherfamilien der Iamiden und Klytiaden verbunden war, legen die Nachrichten über den, zu bedeutender Größe angewachsenen Aschenaltar des Gottes und die aufgefundenen Aschenreste und Knochensplitter Zeugnis ab.1) Die Opferung wird schon bedeutend gewesen sein, als der erste Agon eingerichtet wurde. Wie der Zeusdienst den der Hera teils zurückgedrängt, teils ersetzt hat, so ist sein Agon dem des weit älteren Herafestes nachgebildet und war daher zuerst gleich jenem auf den Wettlauf beschränkt. Es ist wahrscheinlich, daß die alte Rennbahn der Heraien, welche, für Mädchen bestimmt, 500 olympische Fuß (163 m) betrug, erst dem Männeragone zu lieb auf das ungewöhnliche Maß von 600 Fuß (192 m) gesteigert wurde.) Allerdings hätte sich das nur wenig Zeit raubende Kampfspiel dieses einfachen Wettlaufs auf den Nachmittag des 14. legen lassen, und man könnte sich danach die älteste Feier zu Ehren des Zeus mit einem einzigen Tage abgemacht denken. Dennoch ist wohl sicher, daß der heilige Tag der Opferung schon bei der ersten Einrichtung von der Agonistik freigehalten blieb, und daß der Wettlauf erst am folgenden Tage, dem 15. des Monats, stattfand. Dafür spricht die spätere Weise, wo es also gehandhabt wurde, obgleich die Menge der Wettkämpfer die Mitbenutzung des halben Tages am 14. sehr erwünscht gemacht hätte.

Den Siegespreis bildete seit Ol. 7 (752 v. C.) ein zum Kranze gebogener Zweig des dem Zeus geweihten wilden Ölbaums von der Südwestecke der Altis. Man darf annehmen, daß in dieser Anfangszeit der Spiele die Bekränzung gleich im Anschluß an den Agon am 15. Monatstage noch vormittags vollzogen wurde. Bei den Heraien erhielten die Siegerinnen außer dem Kranz ein Stück von dem geopferten Rinde. Ein Gleiches wird man bei dem ältesten Agone zu Ehren des Zeus voraussetzen dürfen, als bescheidenen Anfang des nachmals festlich ausgestalteten Siegesmahls. Zu dem Festtage gehörte, wie wir sahen, nach hellenischer Auffassung der Vorabend mit, und so geschah es, daß die Vollmondnacht ganz in

1) Der Hochaltar des Zeus, zu dem die Opferzüge zu Pausanias Zeit durch das südwestliche Pompentor zogen, lag an der, auch bisher dafür angenommenen Stelle inmitten der Altis. Die von A. Trendelenburg (Programm Berlin 1902) dafür angesehene weit ältere Opferstätte zwischen Pelopion und Heraion gehörte der Hera. Vgl. Xenoph. Hell. 7, 4, 29, unten S. 134, 3; man verfolge auch die Altarperiegese Paus. 5, 14, 4 ff.

2) P. 5, 16, 3. Gellius 1, 1, 2. E. Curtius, Die Altäre v. O. S. 32, 1.

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