ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

von Meroë, nach dem die Krieger zu Psammetichs Zeit gezogen sind, identifizieren sollten.

Aber selbst wenn man so weit nicht gehen will, und S3s-hrt unmittelbar südlich von W33t ansetzen will, also etwa südlich vom zweiten Katarakt, so bleibt doch, daß die Inschrift des Nes-hôr in der Tat eine vollständige Parallele zu dem Auszuge der Krieger unter Psammetich enthält, nur daß der Plan unter Psammetich wirklich ausgeführt worden ist, während es unter Apries beim bloßen Wollen geblieben ist.

Ganz gewiß kann man annehmen, daß die beiden Ereignisse nicht ohne einen gewissen Zusammenhang neben einander stehen. Den Söldnern mußte der Auszug der Ägypter, der seinerzeit, wie die Überlieferung zeigt, großes Aufsehen gemacht hatte, noch in guter Erinnerung sein. Das Gerücht von deren Erfolgen in Südnubien ist sicher bald nach Ägypten gedrungen und die rund fünfzig Jahre, die zwischen beiden Ereignissen liegen, haben ohne Zweifel dazu beigetragen, diese Erfolge noch durch allerlei fabelhafte Zutaten zu vergrößern. Mit dem Söldneraufstand unter Apries stehen wir ja schon in der Zeit, in der das südliche Nubien für die ägyptische Volksgeographie sich immer mehr zu einem fernen Wunderlande entwickelt. Seit der Trennung Äthiopiens von Ägypten hat sich je länger je mehr eine weite Kluft zwischen den beiden Reichen befestigt. Ägypten wendet. sich dem Norden zu und das äthiopische Reich richtet sein Gesicht immer entschiedener nach Süden. Es ist die Zeit, in der infolge dieses Dranges nach Süden das alte Napata seine politische Bedeutung verliert und der Mittelpunkt des Reiches nach Meroë südlich von der Mündung des Atbara verlegt wird.') Das enge, unwirtliche nördliche Nubien, das den Herrschern von Äthiopien immer mehr aus den Händen glitt, bildete für die Könige von Napata und Meroë mehr eine Schranke als einen Steg nach Ägypten. Fragten die Söldner an der Zollgrenze in Elephantine die Händler nach dem Ziel ihrer Reisen, von denen sie so kostbare Dinge mitbrachten, so bekamen sie neben einigen soliden positiven Angaben 2) Wunderdinge3) zu hören von dem Lande der langlebigen Äthiopen, der stärksten, schönsten und größten aller Menschen, die das Gold für nichts achteten und ein paradiesisches Leben führten, von dem „Tisch des Helios" gespeist und in kristallenen Särgen bestattet würden. Die Beschreibungen von der Länge und den Beschwerden des Weges verblaßten vor solcher Schilderung der Wunder des fernen Schlaraffenlandes. Und, was die ägyptischen Kameraden gekonnt hatten, sollte das 15004) altgedienten Söldnern schwer fallen, die so mancher Herren Länder gesehen hatten? Vielleicht befanden sich ja unter ihnen noch einige, die wenigstens die erste Etappe des Weges kennen gelernt.

1) Schäfer, äth. Königsinschr. S. 27-28. 2) Herodot II, 29 ff. 3) Herodot III, 20 ff. 4) So stark etwa dürfte die Garnison von Elephantine gewesen sein, wenn wir dieselbe Stärke annehmen, wie in der Kaiserzeit. Damals betrug die Besatzung drei Kohorten. (Strabo XVII, 820).

hatten, als ein paar Jahre vorher unter König Psammetich II. eine Abteilung bis zum zweiten Katarakt vordrang, während der König in Elephantine blieb. 1) Es wird keines allzu schweren Unrechts bedurft haben, um der Garnison von Elephantine die Drohung mit dem Zuge nach Nubien auf die Zunge zu bringen. Guter Aufnahme bei dem Könige des fernen Landes waren sie sicher. Er konnte ja an seiner Südgrenze immer kräftige Arme brauchen.

d) Die Fahrt des Gottes Horus.

Je weiter wir mit der Ansetzung des Landes $38-hrt nach Süden gegangen sind, um so mehr verringert sich anscheinend die Möglichkeit, uns vorzustellen, welchen Weg wohl der Gott Horus, dessen Rundfahrt uns einen so wichtigen Anhalt zur Bestimmung des Landes geboten hat, im Süden eingeschlagen hat, um vom roten Meere nach dem Nil zu gelangen. Doch ist die Schwierigkeit nicht allzu groß und da man bei ihrer Lösung zu einem interessanten Ergebnis kommt, das in gewisser Weise unsere übrigen Resultate bestätigt, so möge man mir diese kleine Abschweifung verzeihen.

Wir müssen uns hüten, uns bei dieser Fahrt an Wege zu binden, wie sie jeder Kaufmann zurücklegen konnte. Wir haben es ja mit einer Götterfahrt zu tun. Ferner aber muß man bei jeder Erklärung im Auge behalten, daß der ägyptische Sonnengott so gut wie untrennbar mit seinem Schiff verbunden ist. Wir dürfen ihm nicht zumuten, daß er an irgend einem Punkte der Küste des roten Meeres ausgestiegen ist und dann eine längere Landreise unternommen hat, um nach dem Lande Š3s-hrt zu kommen, wo er sich dann wieder ein Schiff hätte verschaffen müssen. Es bleibt nichts übrig, als nach einer anderen Erklärung zu greifen.

Wir wissen längst, daß der ägyptischen Geographie die Vorstellung von einem Okeanos, der die Welt ringsumströmt, wohl vertraut war.) Andrerseits ist es bekannt, daß die ägyptischen Priester nach der einen Theorie annahmen, der Nil, dessen Lauf man so unendlich weit verfolgt hatte ohne seine Quelle zu finden, komme aus dem Okeanos.3) Verbinden wir diese beiden Vorstellungen, so ergibt sich für die Götterfahrt ein Weg, der alle Bedingungen, die man ihm stellen muß, erfüllt. Der Gott fährt von Edfu aus nilabwärts, passiert den Kanal im Wadi Tumilât, tritt am Nordende der Bitterseen ins rote Meer ein und fährt auf diesem nach Süden, bis er durch den Golf von Aden in den Okeanos kommt. Von ihm aus fährt er in den Nil hinein und von S38-hrt aus erblickt

1) Vgl. die Söldnerinschrift von Abusimbel. Dazu Schäfer, Königsinschr. S. 40. 2) Wiedemann, Herodot, S. 103. Der Okeanos heißt oft sn ur „der große Kreis“, vgl. z. B. Zeitschr. äg. Spr. 26 (1891) S. 44/45 und die „poetische Stele“ Thutmosis' III: „alles was der Ocean umkreist ist in deiner Faust vereinigt".

3) Diodor I, 37, 7: οἱ μὲν κατ' Αίγυπτον ἱερεῖς ἀπὸ περιρρέοντος τὴν οἰκουμένην ὠκεανοῦ φασιν αὐτὸν (τὸν Νεῖλον) τὴν σύστασιν λαμβάνειν.

er im nördlichen Nubien den Rest der Feinde, der auf demselben Wege vor ihm her geflohen ist und nun endlich gefaßt und vernichtet wird.

Gewöhnliche Sterbliche konnten natürlich diese Fahrt als ein Ganzes dem Gott nicht nachmachen. Aber die Helden der Sage konnten es wohl. Es ist Masperos Verdienst, zuerst erkannt zu haben, daß der Held der bekannten, im mittleren Reich niedergeschriebenen, Erzählung vom Schiffbrüchigen auf seiner Irrfahrt vom Okeanos aus in den Nil gefahren ist.') Er hat nach den „Minen des Pharao", also wohl nach der Sinaihalbinsel fahren wollen. Aber ein gewaltiger Sturm trieb ihn durch das rote Meer hinaus in den Ozean. Das Schiff war zerschellt und nur er von der ganzen 150 Mann starken Mannschaft wurde, an einen Balken geklammert, auf eine Insel geworfen, die der Schlangenkönig mit den Seinen bewohnte. Es war der Beherrscher des Weihrauchlandes Punt, der ihn freundlich aufnahm und bald mit einem Schiff, das gerade an der Insel landete, nach Ägypten zurückschickte. Nach einer Fahrt von zwei Monaten kam der Held über die Enden von W3w3t und das Land Sumt" (die Insel Bîge am ersten Katarakt) nach Ägypten zurück.

Wir sehen also, daß dieser kühne Seefahrer genau denselben Weg zurücklegt wie der Gott von Edfu nach unserer Erklärung. Wenn wir darin eine Bestätigung unserer Deutung der Götterfahrt finden, so stehen wir nun auch, warum bei deren Erzählung die Gegend $38 - ḥrt überhaupt erwähnt wird, trotzdem doch eigentlich nicht das geringste in ihr geschieht. Denn wenn wir, so wie wir es getan haben, Š38-hrt in den südlichsten Teil von Nubien verlegen, so haben wir in ihm ja gewiß das letzte, dem Verfasser des Textes von Edfu2) wirklich bekannte Land im Süden Ägyptens zu sehen. Es war also durch seine Erwähnung gesagt, daß der Gott gleich vom ersten Lande aus, das er bei der Rückfahrt in die Welt betrat, die lange gesuchten Feinde im nördlichen Nubien mit. seinen Götteraugen erspähte.

So dürfen wir also, wie ich denke, nun wirklich mit gutem Gewissen das Land $3s-hrt, das Ziel der Söldner unter Apries, mit dem Lande identifizieren, in dem die unter Psammetich ausgewanderten Krieger sich angesiedelt hatten.

1) Maspero, Hist. anc. I, 19-20, 496 ff. Etwas anders Rec. de trav. XVII, 76-78. Übersetzungen der Erzählung bei Maspero, Contes populaires S. 133 ff. Golénischeff, Ermitage impérial. Inventaire de la collection égyptienne, S. 177. Maspero hat aber, wie mir scheint, übersehen, daß die Hinfahrt auf dem roten Meere beginnt. Daß es sich nicht bei der Abfahrt schon um eine Nilfahrt handelt, geht aus den Worten des Textes unzweifelhaft hervor. Dies hat Erman, Ägypten, S. 668 richtig erkannt. Die Handschrift befindet sich, leider noch immer unveröffentlicht, in Petersburg.

2) Die Inschriften stammen aus der Ptolemäerzeit, aber die Texte selbst enthalten manches viel weiter zurückweisende, wie es ja auch nur natürlich ist. Zu scheiden sind für uns die Schichten aber noch nicht.

Quellenstudien

zu des Aristoteles Verfassungsgeschichte Athens.

Von Otto Seeck.

I.

Die angebliche Münzreform Solons.

Über die metrologischen Grundlagen und die handelspolitischen Ziele der Solonischen Münzreform hat man viel geschrieben;1) aber keinem ist noch die Frage in den Sinn gekommen, ob sie denn überhaupt stattgefunden hat. Sie stand bei Aristoteles und hatte schon vorher bei Androtion gestanden; dies genügte für ihre Beglaubigung. Freilich widersprachen sich diese beiden Zeugnisse, und keines von ihnen ließ sich schlichtweg hinnehmen, wie es gegeben war; an jedem mußte man deuteln und verändern, damit etwas historisch Mögliches herauskomme; doch störte dies den guten Glauben nicht. Und doch hätte man sich sagen müssen, daß eine Berichterstattung, die mehr als zwei Jahrhunderte hinter dem Erzählten liegt, an sich gar keine Autorität besitzt, sondern sie nur aus den von ihr benutzten Quellen entlehnen kann. Eine Geschichtschreibung gab es zur Zeit des Solon noch nicht: welcher Art können also jene Quellen gewesen sein, aus denen Androtion und Aristoteles ihr Wissen schöpften?

Beide knüpften die Münzreform an die Seisachtheia an; von dieser wird also die Untersuchung ausgehen müssen. Sie konnte nur eine vorübergehende Maßregel sein, einzig bestimmt, einem augenblicklichen Notstande abzuhelfen; in den Gesetzen Solons, die für alle Folgezeit gelten sollten, war daher nicht von ihr die Rede. So gab es über sie für die spätere Forschung keine authentische Quelle außer seinen Elegien, deren poetische Form wenig geeignet war, von wirtschaftlichen Vorgängen ein klares Bild zu gewähren. Hier fand man denn auch nichts weiter, als daß Solon

1) A. Böckh, Die Staatshaushaltung der Athener I2 S. 23. U. Koehler, Numismatische Beiträge. Mitteil. d. arch. Instit. zu Athen X S. 151. C. F. Lehmann, Zur A9nvalov noliteia. Hermes XXVII S. 530, XXXV S. 636. H. Nissen, Die Münzreform Solons. Rhein. Mus. XLIX S. 1. Hill, Solons reform of the attic standard. Numismatic chronicle III ser. XVII S. 284 und andere mehr.

sich rühmte, die Schuldknechte befreit und die Steine, welche die hypothekarische Belastung der Grundstücke beglaubigten, von den Äckern entfernt zu haben. Man schloß daraus, daß er einen allgemeinen Schuldenerlaß verfügt habe, und dürfte damit wohl ungefähr das Richtige getroffen haben.1)

Wie es scheint, fand dieser Schluß eine höchst beachtenswerte Stütze an einer alten Familientradition. Gegen Ende des fünften Jahrhunderts wagten einzelne zu behaupten, Solon habe sich mit dreien seiner Freunde, Konon, Kleinias und Hipponikos, zu einem Schurkenstreiche zusammengetan. In Voraussicht der Seisachtheia hätten sie mit erborgtem Gelde ausgedehnten Grundbesitz erworben, der dann bei der Vernichtung aller Schuldforderungen ihr freies Eigentum geworden sei und den Reichtum ihrer Familien begründet habe. Ohne Zweifel ist dies Erfindung irgend eines oligarchischen Parteihauptes; sie richtete sich gegen Konon, Alkibiades und dessen Schwager Hipponikos, die ihr Geschlecht und ihr großes Vermögen auf jene drei Männer zurückführten, und beschmutzte zugleich denjenigen, welchen man in Athen als Begründer der Demokratie feierte.2) Aber auch Verleumdungen schweben selten ganz und gar in der Luft; denn ihre Urheber wissen sehr wohl, daß sie nur dann wirksam sind, wenn sie an irgend etwas Wahres anknüpfen. Und wie sollte man dazu gekommen sein, die Gegner durch eine so weit hergeholte Erinnerung zu verunglimpfen, wenn nicht irgend ein tatsächlicher Anhalt dazu vorhanden war? Konon, Kleinias und Hipponikos werden große Grundbesitzer gewesen sein, deren Güter überschuldet waren und durch die Seisachtheia von der Last ihrer Hypotheken befreit wurden. Das dankbare Gedächtnis an die Rettungstat Solons lebte bei ihren Nachkommen fort und bot dann freilich eine sehr passende Handhabe, um jene Verleumdung daranzuhängen. Welche Rolle die Familientradition in unserer historischen Überlieferung spielt, zeigt sich am deutlichsten in dem Beispiel der Alkmaioniden; doch die Eupatriden und Keryken, zu denen Alkibiades und Hipponikos gehörten, waren nicht minder alte Geschlechter und werden die Erinnerung an Leiden und Glück ihrer Ahnen gewiß ebenso treu bewahrt haben.

Seit dem Ende des fünften Jahrhunderts ist wiederholt von xoɛov άлоxоnaí die Rede als von einem Schrecknis, das zu den Kennzeichen der wüstesten Revolution gehört.) Ob in der schweren Geldnot, die dem peloponnesischen Kriege folgte, solche Forderungen tatsächlich aufgetaucht sind, ob sie sich vielleicht gar in einzelnen griechischen Kleinstaaten durchgesetzt haben, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls sind sie drohend in den Gesichtskreis der damaligen Welt getreten und galten ihr für einen 1) Solon. frg. 36. Plut. Sol. 15. Arist. 6, 1. 12, 4.

2) Wilamovitz, Aristoteles und Athen I S. 62.

3) Andok. I 88. Plat. resp. VIII 566 A. leg. III 684 D. V 736 C. Isokr. XII 259. [Demosth.] XVII 15.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »