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Xerxes, VII, 162. Aus medischem Munde soll Herodot erfahren haben, daß sich die Meder selbst früher "Ago nannten und erst nachher den Namen Midot angenommen haben, aber er verknüpft in seiner naiven Weise diese auf bestimmte geschichtliche Vorgänge sich stützende Namensänderung mit der Ankunft der kolchischen Medeia von Athen zu diesen Ariern, dem Hekataios Frg. 171 folgend, wo der Name Midonò Midov υἱοῦ Μηδείας abgeleitet wird.

Im Vergleich mit seiner genauen Kenntnis der westlich vom Euphrat belegenen Länder zeigt Herodot eine verblüffend unzureichende Kenntnis der innerirânischen Ländergebiete und der denselben benachbarten Gebirgslandschaften im Nordwesten. Als Beispiel sind die Matiener anzuführen, die es bisher nicht gelungen ist, auf Grund seinen verworrenen Nachrichten auf der historischen Karte Vorderasiens zu lokalisieren: mutmaßlich sind in dem Namen der Matiener verblaßte Erinnerungen an das einstige Mitannireich und dessen Bevölkerung erhalten, für die allerdings Herodot das nötige Verständnis abging.') Die Bemerkung, mit der Herodot die einschlägige Angabe des Xerxeskatalogs begleitet, zeugt dagegen von einer richtigen Auffassung der natürlichen Verhältnisse des gebirgigen, waldreichen und damals dünn bevölkerten nördlich von Agbatana belegenen medischen Landstrichs, mit welcher seine Beschreibung der medischen Hauptstadt scharf kontrastiert. Die erhaltenen Fragmente des zweiten Teiles der hekatäischen Periegese zeugen aber von genauen geographischen Kenntnissen des milesischen Logographen, soweit es auf Armenien, Irân, ja sogar Indien ankommt, mit denen Herodots Kenntnisse keinen Vergleich ertragen. Wenn wir diese Fragmente einer eingehenden Prüfung unterziehen, so gelangen wir zur Überzeugung, daß Hekataios dabei den Ausgangspunkt die ostpontische Uferlandschaft bei der Phasismündung geboten hat. Von dem Phasis aus sollen die Argonauten in den Okeanos gelangt sein (Frg. 187), in der im Phasisgebiete gelegenen Landschaft Kolchis nennt Hekataios zwei Stämme, die Koraxer und die Moscher, 2) wobei die Sitze der ersteren in der Nachbarschaft der bereits kaukasischen Koler angesetzt werden.3) Herodot kennt aber weder die Koraxer noch die Koler, die Moscher führt er bloß in dem Satrapienverzeichnis (III, 94) und dem xerxischen Heereskatalog (VII, 78) an, ohne eine genauere Kenntnis derselben an den Tag zu legen. In schroffem Gegensatz zu Herodots verworrenen Angaben grenzt Hekataios die Sitze der Matiener genau ab, indem er hervorhebt (Frg. 188), daß sie den Moschern und

1) Th. Reinach, Un peuple oublié: Les Matiènes in den Akten des Genfer Orientalistenkongresses 1894 IV. VI, 25 und in der Revue des études grecques VII 1894), 313-318.

2) Frg. 185 Miller: Κόραξοι, ἔθνος Κόλχων, πλησίον Κώλων, Erg. 188: Μόσχοι Kóizov voz 70068jèz totę Metinvoię. (Vgl. dazu diese Beitr. II 342, nach Sieglin.) 3) Frg. 186 Müller: Kokot, roz agòẹ tý Karzásy.

Gordiern oder Gordiäern, in deren Gebiet er die Stadt Hyope namhaft macht und sie selbst in bezug auf die Tracht mit den Paphlagoniern in Vergleich zieht,') benachbart sind. In betreff der Matiener ist außer dem Namen, der im Satrapienverzeichnis und dem xerxischen Heereskatalog wiederkehrt, bloß bekannt, daß der Fluß Gyndes in dem „matienischen Gebirge" entspringt und durch das Gebiet der Dardaner dem Tigris zueilt.2) Auch in bezug auf den Kaspisee gehen die Nachrichten beider Griechen weit auseinander und es zeigt sich, daß die Angaben des Hekataios als genauer anzusehen sind. Im Osten von Kolchis nennt Hekataios das Volk der Katanner und setzt seine Sitze πρὸς τῇ Κασπία θαλάσσῃ (Frg. 169) an. Diese Katanner sind Herodot unbekannt, ἡ Κασπία θαλάσση wird aber von ihm, allerdings in anderem Zusammenhange, zweimal genannt, in den geographischen Texteinlagen I, 202 und IV, 40. Uber denselben See hat Herodot wertvolle Nachrichten aus persischer Quelle eingezogen, die sich leider auf das Südufer nicht beziehen. Bei Hekataios Frg. 171 wird aber Medien als χώρα ταῖς Κασπίαις παρακειμένη πύλαις bezeichnet und Frg. 172, dessen Erhaltung wir Athenaios verdanken, wird die Bodenbeschaffenheit von Medien in einer Weise geschildert, die für die aufgeworfene Frage von größtem Belang ist. Zum Zwecke einer eingehenden Untersuchung wird hier das in Rede stehende Hekatäische Fragment der Herodoteischen Beschreibung in I, 110 gegenübergestellt :

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Eine wie richtige Anschauung über die Bodenbeschaffenheit Westund Nordirâns Hekataios hatte, ist auch aus Frg. 173 ersichtlich, wo

1) Frg. 189 Müller: Υώπη, πόλις Ματιηνῶν, προσεχὴς τοῖς Γορδίοις. Εκαταίος Ασίᾳ ἐν δὲ πόλις ̔Υώπη, οἱ δ ̓ ἄνθρωποι ἐσθῆτα φορέουσιν, οἵηνπερ Παφλαγόνες". 2) 1, 189: ἐπὶ Γύνδῃ ποταμῷ, τοῦ αἱ μὲν πηγαὶ ἐν Ματιηνοῖσιν ὄρεσι, ρεῖ δὲ διὰ Δαρδανέων, ἐκδιδοῖ δὲ ἐς ἕτερον ποταμὸν Τίγρην. Τα Δαρδανέων teilt mir C. F. Lehmann einen Passus aus einem Briefe d. d. 30. I. 1898 von F. C. Andreas an ihn mit: „δια Δαρδανέων habe ich schon seit langem verbessert in διὰ Ῥαδανέων. Radan war nicht nur Flußnahme, sondern auch, wohl ursprünglich, Landschaftsname, s. Delitzsch, Parad. 186. Noch die arabischen Geographen unterscheiden 2 Distrikte Ober- und Unter-Radhan“. C. F. Lehmann fügt hinzu: „Andreas hat sicher in der Sache Recht, nur wird man ev. den Text des Herodot nicht zu verändern brauchen. Herodot hat wohl schon selbst Aagdarior geschrieben. Solche Augleichung neuer unbekannter an bekannte Namen ist ja typisch für ihn“.

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208 J.V. Prášek, Hekataios als Herodots Quelle zur Geschichte Vorderasiens. Chorasmien eingehend geschildert wird.1) Angesichts dieser Tatsachen und des bei Herodot I, 110 auf der Hand liegenden wörtlichen Einklangs mit Hekataios Frg. 172 stehe ich nicht an, die Herodoteische Charakteristik von Medien in I, 110 für hekatäisches Eigentum zu erklären und durch diese Annahme wird meines Erachtens das Rätsel des Ursprunges der Harpagidentradition Herodots seiner Lösung zugeführt. Die besagte Tradition ist an dem lykischen Fürstenhof der Harpagiden entstanden, wurde teilweise vom persischen Standpunkt aus modifiziert, nachher den Ioniern bekannt und der bedeutendste unter den Gebildeten des damaligen Ioniens, der milesische Logograph Hekataios, hat sie niedergeschrieben, wobei er aber in deren Textlaut auch Bestandteile einer anderen echt persischen, allerdings von seinem Gesichtspunkt aus rationalisierten Version aufgenommen hat. Diese hekatäische Umarbeitung der Erzählung hat Herodot vorgezogen, indem er sie fast wörtlich zur Grundlage seines undıxòs λóyos gemacht hatte, ohne aber, der wohlbekannten Art des Altertums entsprechend, Hekataios als Quelle zu bezeichnen. Er begnügte sich vielmehr mit der ihm eigenen unbestimmten Angabe Περσέων μετεξέτεροι, wie wir auch in anderen Fällen, wo des Hekataios Eigentum zweifellos ist, als Herodots angebliche Gewährsmänner τοὺς Ἴωνας, τοὺς Αἰγυπτίους, oder, wo er einer schriftlichen Quelle folgt, Redewendungen wie óyos, ¿éyovov, yaoi u. d. antreffen. 2) Dies geschah absichtlich, um der Erzählung den Charakter einer persönlich gewonnenen Information aufzuprägen. 3) Dadurch soll allerdings kein Schatten auf den schriftstellerischen Charakter Herodots geworfen werden, man hat sich vielmehr die Richtung seines Zeitalters und den wohl wichtigen Umstand, daß er, die engen Bahnen der Logographie verlassend, den historiographischen Weg betrat, vor Augen zu halten. Den Standpunkt, von welchem aus unsere Zeit Herodots Methode zu beurteilen hat, hat Ed. Meyer, nachdem er festgestellt hatte, daß Herodot auch das chronologische System des Hekataios zur Grundlage seines Schema in sein Werk aufgenommen hat, am besten charakterisiert. 4)

1) Πάρθων πρὸς ἥλιον ἀνίσχοντα Χοράσμιοι οἰκοῦσι γῆν ἔχοντες καὶ πεδία καὶ οὔρεα ἐν δὲ τοῖσιν οὔρεσιν δένδρεα ἔνι ἄγρια, ἀκανθα.

2) Vgl. Diels, Hermes XXII, 425 fgd.

3) Macan, Herodotus. The fourth, fifth and sixth books I, S. LXXVII.
4) Forschungen zur alten Geschichte I, 182 fgd.

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Die antike Überlieferung über den Vesuv-Ausbruch im Jahre 79.

Von S. Herrlich.

Das Unglück, von welchem im Mai 1902 die beiden Antillen-Inseln Martinique und St. Vincent heimgesucht worden sind, vor allem die Vernichtung der blühenden Stadt St. Pierre durch den Ausbruch des Mont Pelé hat vielfach zu Vergleichen mit der Katastrophe des Jahres 79 Anlaß gegeben. In der Tat bietet das Schicksal der kampanischen Städte mancherlei Parallelen zu den Ereignissen in Westindien. So ist die Vernichtung von St. Pierre ebenso wenig wie die von Pompeji und Herkulaneum durch Lavaströme erfolgt, an welche man doch sonst bei VulkanAusbrüchen in erster Linie denkt. Auch wird die ungewöhnliche Heftigkeit beider Eruptionen, sowohl der von 79 als der von 1902, von berufener Seite1) mit auf den Umstand zurückgeführt, daß sie nach einem Zustande längerer Ruhe der Vulkane erfolgt sind, wenn auch diese Ruhepausen bei dem Mont Pelé und der Soufrière bei weitem nicht so lange gedauert haben, wie bei dem Vesuv, der ja im Jahre 79 überhaupt den ersten historisch bezeugten Ausbruch gehabt hat.2) Ein Unterschied jedoch tritt dem, welcher sich mit der Vesuv-Katastrophe beschäftigt, sofort entgegen; wir besitzen über den Ausbruch von 1902 schon gegenwärtig (November 1902) weit genauere und für eine wissenschaftliche Darstellung des Hergangs weit brauchbarere Berichte, als für die Eruption von 79 vorhanden sind, und dies wird in noch weit höherem Grade der Fall sein, wenn erst die von mehreren Staaten nach den Antillen abgesendeten wissenschaftlichen Kommissionen ihre Berichte erstattet haben werden. Während nämlich die vulkanischen Erscheinungen beim Ätna schon frühzeitig die Wißbegierde der antiken Beobachter gereizt haben

1) Vgl. Alfred Bergeat in Globus 1902 Nr. 8, wo auch weitere Literatur über die Eruptionen in Westindien angegeben wird, und über Eruptionen nach langen Ruhepausen, Credner, Elemente der Geologie, S. 155, und Sudhaus, Aetna, S. 160. Nie sind die Ausbrüche heftiger als nach langen Ruhepausen, wie z. B. der Vesuvausbruch von 79.

2) Für die Geschichte des Vesuvs vor dem J. 79 verweise ich auf meine Darstellung in der Festschrift „Aus der Humboldt-Akademie“ Berlin 1902 S. 57–67.

und in dem merkwürdigen Lehrgedichte Ätna, das nach der Ansicht des neuesten Herausgebers, Sudhaus, aus Augusteischer Zeit stammt, eine eingehende, ja man darf wohl sagen, wissenschaftliche Darstellung gefunden haben, scheint der Vesuvausbruch des Jahres 79 auf die unproduktive Zeit keinerlei wissenschaftliche Befruchtung geübt zu haben.') Freilich zwei Männer dieser Epoche, welche gewiß auch den Phänomenen des Vesuvausbruches wissenschaftliches Interesse entgegengebracht haben würden, waren außerstande darüber zu berichten. Der ältere Plinius ist bekanntlich ein Opfer der Katastrophe des Jahres 79 geworden, und Seneca war schon im J. 65 aus dem Leben geschieden. Ein wie lebhaftes Interesse der letztere der Beobachtung und Erklärung der vulkanischen Erscheinungen und der Erdbeben entgegenbrachte, geht einmal aus seinen auf den Ätna bezüglichen Brief an Lucilius hervor, besonders aber aus dem 6. Buche der quaestiones naturales.2) In diesem wird das starke Erdbeben, welches im J. 63 v. Chr. Kampanien verheert hat, zum Ausgangspunkt einer eingehenden Erörterung der Erdbeben und ihrer Ursachen genommen. Dieses Erdbeben, das 16 Jahre vor der völligen Zerstörung gerade Pompeji in so furchtbarer Weise heimgesucht hatte, daß man heute. in der wieder ausgegrabenen Stadt auf Schritt und Tritt auf die im J. 79 noch keineswegs verschwundenen Spuren desselben stößt, muß uns als das erste Anzeichen für das Wiedererwachen der so lange Zeit scheinbar erloschenen vulkanischen Kräfte des Vesuvs erscheinen; freilich die Bewohner der dem Verderben geweihten Vesuvstädte ahnten diesen Zusammenhang wohl ganz und gar nicht.3) Auch der größte unter den der Vesuvkatastrophe gleichzeitigen Schriftstellern, Tacitus, gedenkt des Erdbebens vom J. 63; auch den Vesuvausbruch des J. 79 hat er sicherlich behandelt: in dem Prooemium der Historien führt er die Vernichtung der kampanischen Städte unter den Schrecknissen des von ihm zu behandelnden Zeitraums mit auf; schon hieraus ergibt sich, daß er das schreckliche Ereignis, das er übrigens auch an einer Stelle der Annalen erwähnt, eingehend dargestellt hat;4) leider reicht aber der uns erhaltene Teil der Historien nur

1) Vgl. Aetna, erkl. von S. Sudhaus, S. 51. Die Stellen über den Vesuvausbruch werden zusammengestellt besonders in Carlo Rosini's Dissert. Isagog. Neapel 1797 S. 67 ff., im CIL X, 1 S. 90ff. und S. 157 ff.; ferner in Nissen's Ital. Landesk. II. 2 S. 760 Anm. 5 und S. 766 Anm. 3. Vollständigkeit ist allerdings weder erzielt noch beabsichtigt.

2) Seneca epp. moral. X, 3 (cf. auch XIV, 3, 11); Quaest. nat. VI bes. I, 1-4 und II, 30, 1 und III, 24.

3) Über dies Erdbeben vgl. die Festschrift „Aus der Humboldt-Akad.“ S. 66f., wo auch die wichtigsten Quellenstellen angegeben sind.

4) Hist. I, 2 haustae aut obrutae urbes fecundissima Campaniae ora; Annal. IV, 67 prospectabatque pulcherrimum sinum, antequam Vesuvius mons ardescens faciem loci verteret. Auffallend erscheint es, daß T. an den beiden Stellen, wo er Pompeji erwähnt (Annal. XIV, 17 und XV, 22), nicht auf die Zerstörung im J. 79 hinweist.

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