ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

226 S. Herrlich, Die antike Überlieferung über den Vesuv-Ausbruch im J. 79. pompejanischen Hauses entdeckt hat.') Dieser ließ nämlich deutlich die Worte Sodoma Gomora erkennen. Nur von einem Juden oder einem Christen haben diese Worte eingeritzt werden können. Was aber sollen sie bedeuten? Nissen meint. ihr Urheber habe dadurch die sittlichen Zustände in seiner Umgebung kennzeichnen wollen; indesssen diese waren in Pompeji nicht besser aber auch nicht schlechter als in anderen Städten und forderten zu einer solchen Kennzeichung keineswegs heraus. Vielleicht ist es eine nicht zu kühne Phantasie, wenn ich es für möglich halte, daß die Worte eingeritzt worden sind. als der Ausbruch bereits begonnen hatte sie würden dann den Eindruck wiedergeben, den das furchtbare Naturereignis auf einen in biblischen Erinnerungen lebenden Juden oder Christen gemacht hat, der wie so viele andere Pompejaner während des Lapilliregens im Innern eines Hauses Schutz gesucht hatte.

Auch Tertullian vergleicht übrigens den Untergang Pompejis mit der Zerstörung der kananitischen Städte.2) Aus dem Kreise des Heidentums aber führt der philosophische Kaiser Marc Aurel das Schicksal der campanischen Städte als ein Beispiel für die Vergänglichkeit des Irdischen an.3)

1) Bullet. dell'inst. 1885 S. 97. Der Graffito war eingekratzt in die Wand des Trikliniums des Hauses Reg. IX, 1, 26. Vgl. auch Mau, Pompeji S. 15 und Nissen, Ital. Landesk. II, 2 S. 766.

[ocr errors]

2) Tertull. de pallio p. 1034 A. dehinc ut Deus censor est, impietas ignium meruit imbres. Hactenus Sodoma et nulla Gomorrha et cinis omnia ex huiuscemodi nubilo et Tuscia Vulsinios deusta, quo magis de montibus suis Campania speret, erepta Pompeios. cf. auch Apolog, adv. gentes p. 435 A. cum Volsinios de caelo Pompeios de suo monte perfudit ignis. Apol. ad nationes p. 571 B. und de poenit. p. 1358. Quid illum thesaurum (scl. gehennam) ignis aeterni aestimamus, cum fumariola quaedam eius tales flammarum ictus suscitent, ut proximae urbes aut iam nullae exstent aut idem sibi de die spectent?

3) Marc Aur. εἰς ἑαυτόν. 48. πόσαι δὲ πόλεις ὅλαι, ἵν ̓ οὕτως εἴπω, τεθνήκασιν, Ελίκη καὶ Πομπήϊοι καὶ Ἡρκλίνον καὶ ἄλλα ἀναρίθμητοι;

227

Griechisch-orientalische Untersuchungen.

Von C. Fries.

I. Homerische Beiträge.

B. Mythologische Zusammenhänge.1)

I. Leitende Gesichtspunkte.

Die gegenwärtig herrschende Richtung der Mythologie sucht im Sinne des Bastianschen Völkergedankens möglichst die Übereinstimmungen, die sich in Sagen und Riten verschiedener Völker finden, durch eine gemeinsame Naturanlage der Menschen zu erklären. Eine solche Richtung ist schätzbar und berechtigt, insofern sie einer entgegengesetzten als Bollwerk vorgeschoben wird. kann aber auch zu Einseitigkeiten und Irrtümern führen. Als die vergleichende Sprachwissenschaft hervortrat, fing man an, allerorten nach neuen Zusammenhängen zu fahnden, und so entstand eine Reihe von vergleichenden Disziplinen. Der Entdeckungseifer ließ es jedoch oft an der kritischen Besonnenheit fehlen. Gegen diese Überschwenglichkeiten trat nun eine Gegenwirkung ein, die aber auch wieder der richtigen. Maßhaltung ermangelte. Man könnte an die Entwicklung der philologischen Textkritik denken. Auch da folgte auf eine Periode allzukühnen Umspringens mit der Tradition eine Zeit der konservativen Kritik, die nun auch in ihrem zähen Festhalten am Überlieferten zu weit geht. So sah man früher große mythologische Zusammenhänge, wo man jetzt nichts als selbständige Entwicklungen auf Grund gemeinsamer Naturanlage finden will.

Jedes der beiden Extreme hatte zeitweilig seine Berechtigung. Nun aber gilt es, die wirklichen Resultate zu retten. Es ist besser, vom einzelnen auszugehen, als große Luftgebäude aufzuführen. Von einzelnen festen Stützpunkten kann man dann weiterforschen, die Hauptsache aber bleibt das sichere Fundament. Das soll hier an einigen Beispielen dargetan werden.

Poseidon rollt mit seinem Wagen über die Flut dahin und beruhigt. mit dem Dreizack das Meer. Vergils Schilderung ist allbekannt. Er baut auch Städte, stürmt Mauern und ringt anderen Göttern das Besitzrecht des

1) A: Zur Geschichte des epischen Stils und einiger homerischer Motive s. oben Bd. III S. 372-396.

festen Bodens im Kampfe ab. 1) Denkt man ferner an die Helden, die zur Befreiung Hesiones oder Andromedas Meerungeheuer besiegen, so liegt es nahe, auch den babylonischen Marduk heranzuziehen, in dessen Mythen vom Kampf mit Tiâmat u. a. sich all jene Züge wiederfinden. Als Mittelglied könnte der mit Dreizack und Hammer bewaffnete Wassergott Kleinasiens Teschub angesehen werden. Der Poseidonkultus auf Rhodos enthielt nun phönikische Elemente. Der karische Meergott Osogos wurde von den Griechen erst Zeus, dann Zyrодобεidor genannt. Dann aber heißt es im A. T. bei Habakuk (nach Gunkels Übersetzung, Schöpfung und Chaos S. 105) „Ist gegen die Ströme dein Zorn entbrannt, oder gegen das Meer, Jahwe, dein Grimm, daß du aufs Meer deine Rosse treten läßt, deinen Wagen auf Wasserschwall?" und ähnlich ist bei Ezechiel 28, 2 von einem Göttersitz inmitten des Meeres die Rede. Der Zug von dem meerbeherrschenden und meerstillenden Gott dürfte also Babyloniern, Israeliten und Griechen gemeinsam sein.2) Wer nun in dieser Vorstellung eine a priori dem Menschen eingepflanzte Idee erblickt, der wird hierin einen neuen Beleg für den Bastianschen Gedanken finden. Wer nicht daran glaubt, möge Übertragung etwa von Babylon aus annehmen. Das Folgern und Schließen ist in solchem Fall außerordentlich leicht und billig. Zwingende Schlüsse aber, meine ich, können erst gezogen werden, wenn das Material ganz aufgearbeitet ist oder in großer Fülle vorliegt. Dann ergibt sich das ja ganz von selbst. Kühne Behauptungen freilich können, wenn sie richtig sind, nicht so viel nützen, wie der Beweis aus der Statistik der Fälle, wenn sie aber falsch sind, sehr viel Schaden anrichten. Man tut am besten, mit Rankescher Objektivität das Material vorzulegen, es wird seiner Zeit am besten für sich selbst reden. Man hat sich dann vor der Kritik salviert und doch der Sache der Wahrheit pro virili parte gedient. 3)

Ebenso kann man nur sagen, daß die Artemis, die den Aktäon vernichtet, mit der Istar verwandt ist, die den Hirten von seinen eigenen Hunden zerreißen läßt.4) Für die Identität beider Gottheiten aber ist damit noch nichts erwiesen, vorläufig hat man nur einen gemeinsamen Zug. Ištar muß den Vorwurf hören, sie sei in ihrer Liebe unbeständig, und Gigamesch zählt ein ganzes Register derjenigen auf, die sie geliebt und zugrunde gerichtet habe. Man wird an Aphrodite und überhaupt die ganze leichtsinnige Göttergesellschaft Homers erinnert. Das beruht m. E. auf

1) Pausan. I 26, 5 u. a.

2) Vgl. auch Jesus, der das Meer bedroht (Matth. 8, 23 ff. u. a.). S. Wochenschrift f. klass. Phil. 1903 Sp. 50.

3) Vgl. dazu m. Ausf. Neue Jahrb. 1903, 75 ff. S. auch ebda. 1902. 689 ff.

4) Ištar wird ja auch als Jagd göttin dargestellt. S. Jeremias in Roschers Myth. Lex. II 811. Ištar tötet alle ihre Liebhaber, Kirke verwandelt sie; vgl. die jungfräuliche Artemis.

der babylonischen Einrichtung der „Weiber Marduks", wie sie im Gesetzbuch Hammurabis begegnen. Zwei Gruppen derselben unterscheidet man, die Tempeljungfrauen, die der Göttin durch stete Keuschheit dienten, und die Tempeldirnen, die durch das Gegenteil der Göttin zu dienen trachteten. Beide genossen priesterliche Ehren und standen im Tempeldienst. Der Mythos von Istars zahlreichen Liebhabern ist aus diesem Tempeldienst entstanden, nicht umgekehrt. Wahrscheinlich lag eine auf Fruchtbarkeit bezügliche Symbolik jenem Gebrauch zugrunde, Aphrodite ist gleichsam die hypostasierte Tempeldirne, Artemis die geweihte Jungfrau. Beide dürfen übrigens nicht heiraten.') Auch Vesta mag hierher gehören.

Mit besonderer Sorgfalt behandelt das babylonische Gesetz die erbrechtlichen Beziehungen der Weiber Marduks (vgl. übrigens die hebr. Zona). Sie können ihren Nachlaß vermachen, wem sie wollen. - Das Weib Marduks kann ihren Nachlaß (unter bestimmten Bedingungen, wenn kein Testament des Vaters vorliegt) wem ihr gefällt vermachen (§ 179 ff. Winckler). Ebenso bestand ein besonderes Vorrecht der Vestalinnen darin, daß sie über ihr Vermögen selbständig durch Testament verfügen konnten (Wissowa, Relig. u. Kult. d. Römer 436). Das Gebot der Keuschheit bestand auch bei einigen griechischen Priestertümern. (Plut. Num. 9 Paus. 9, 27, 6.) Was Pausanias (1. c.) von den Töchtern des Thestios erzählt, die alle von Herakles umarmt wurden bis auf eine, die sich ihm entzog, mutet stark babylonisch an. Jene Spröde ernennt Herakles zu seiner Priesterin und bestimmt, daß sie immer Jungfrau bleibe. Gellius berichtet (VII 7) von Acca Larentia und Gaia Tarracia, diese sei Vestalin gewesen, jene corpus in vulgus dabat pecuniamque emeruerat ex eo quaestu uberem. Beide hinterließen dem Staat erhebliche Güter und erhielten später einen Kultus. Wir erkennen in alledem jene zwei Arten babylonischer Priesterinnen, und so wird sich noch manche Einzelheit des griechischen und römischen Kultus, wie z. B. etwa die von jener Acca abstammenden 12 (!) Arvalbrüder, auf viel ältere Vorbilder zurückführen lassen.2) Auch die Mysterien mit ihrem iegos yános (vgl. die Erzählung von den Thestiaden bei Pausanias 1. c.!) sind wohl durch jene Priesterinnen beeinflußt.

Nerigal stürzt mit gezücktem Schwert auf die Unterweltgöttin Nereskigal, sie flieht ängstlich von ihrem Throne, umfaßt jenen flehend und trägt ihm ihre Liebe an. Die Szene entspricht genau derjenigen zwischen Kirke und Odysseus. Mehr läßt sich aber nicht sagen. Freilich hat man Kirke schon früher für eine Unterweltgöttin gehalten (Kuhn, Westfäl. Sagen I 330 u. a.) und dann gewinnen solche Einzelzüge allerdings an Bedeutung. Der Garten der Persephone mit seinen Weiden, Erlen und Pappeln

1) S. Winckler, Die Gesetze Hammurabis S. 29 Anm. 1 und besonders Lehmann Beitr. IV S. 39 f. Anm. 2.

2) Vgl. N. Jb. 1903 S. 377.

(z 510) erinnert lebhaft an denjenigen der Kalypso, und wie sehr diese Nymphe mit Kirke verwandt sei, hat die Homerforschung mehrfach nachgewiesen. Noch etwas kommt hinzu. Vor einiger Zeit hatte ich nachzuweisen gesucht, daß die vier Paradiesströme, die vier Hadesflüsse und die vier Flüsse der Kalypsoinsel auf eine gemeinsame babylonische Quelle zurückgingen und mit den vier babylonischen Weltgegenden usw. zusammenhingen. Ihr Entströmen aus einer Hauptquelle im Paradies beruht vielleicht auf der altorientalischen und auch griechischen Ansicht, daß alle Ströme aus dem Urgewässer, das unter der Erde fließt, hervorbrechen. (S. o. S. 228, 3.)

Nun wird Kirke (z 349 ff.) von vier Nymphen bedient, die als Töchter der Quellen, Haine und heiligen Flüsse, die sich ins Meer ergießen, bezeichnet werden. Also auch hier vier Flüsse! Denn das liegt hier wohl zugrunde.) Der Analogien zwischen Kirke und Persephone oder Nereskigal sind also nicht wenige, dennoch wird man sich noch bescheiden und sich vor verfrühten Folgerungen in acht nehmen. Wer übrigens die Märchenlitteratur durchgeht, etwa die Grimmschen Märchen von Brüderchen und Schwesterchen", „Fitchers Vogel", „Jorinde und Joringel" u. a. liest, wird manche Züge finden, die deutlich an Kirke erinnern.

Noch eine Einzelheit aus dem Unterweltsglauben. Die Darstellung der menschlichen Seele in Vogelgestalt ist weit verbreitet. G. Weicker2) erblickt in den Sirenen nach Rohdes3) und Crusius' 4) Vorgang chthonische Gottheiten, die Seelen der Abgeschiedenen, die blutlechzend zurückkehren und die Erdbewohner heimsuchen. Bei den Ägyptern war die Seele = ba als vogelartiges Wesen gedacht, gegen welche Vorstellung die von dem Genius Ka besonders im Geheimkult sehr zurücktrat.5) Ein neues Zeugnis für den griechischen Hadesvogel im Dienst der chthonischen Göttin, erwachsen aus der in Vogelgestalt gedachten Psyche, teilt Sam Wide in den Mitteilungen des Instituts (Athen Abt. XXVI, 2, 143 ff.) mit. Bei der Gelegenheit möchte ich auf eine Stelle aufmerksam machen. aus der hervorgeht, daß die Vorstellung noch älteren Ursprungs ist, als man bisher annahm. In dem babylonischen Epos von der Höllenfahrt Istars heißt es (Obvers. 10) von den Bewohnern der Unterwelt sie sind bekleidet wie ein Vogel mit

1) Das ist wohl die Lösung, die M. Gröger (Philol. 1900, 228) bei Behandlung der Stelle vergebens suchte.

2) Der Seelenvogel in der alten Literatur und Kunst, Leipzig 1902.
3) Psyche 373 Anm.

4) Philol. 50, 97.

5) Ed. Meyer, Gesch. d. Altert. I 74. Über den Phönix als Totenvogel vgl. Tiele, Gesch. d. Religionen, I 57, Haxthausen, Transkaukasien, I 335, E. Samter, Familienfeste der Griechen und Römer, 6 Anm.. Frobenius, Weltanschauung der Naturvölker, S. 6 ff., Mogk in Pauls Grundr. f. german. Philol.2 III 263 u. a. Sam Wide, Berl. Phil. Wochenschr. 1903, 781. Vgl. übrigens auch Hiller v. Gärtringen, Hermes, 37, 134f.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »