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aufforderte, für die gleiche Bewässerung der Wiesen zu sorgen, gab er seinen Ermahnungen diese Wendung: „Ich bitte diejenigen Personen, welche nicht aus allen ihren Kräften beitragen zu den nothwendigen Anordnungen für die gleichmäßige, brüderliche Bewässerung der Wiesen, ich bitte sie zu bedenken, daß die Liebe Gottes und des Nächsten das erste und wichtigste aller Gebote ist, zweitens, daß Gott in allem Geseß, gute Ordnung, guten Verstand, Billigkeit und Bruderliebe will, drittens, daß, um das Reich dieser Tugenden auf Erden zu gründen und uns von dem Reiche des Satans zu befreien, welcher Unordnung, Haß, Müßiggang, Trug und Streit, Ungerechtigkeit will und fördert, zu zerstören, d. h. um uns von dessen Macht zu erlösen, Jesus Christus so schwere Leiden getragen hat, viertens, daß wir mit allen unsern Kräften ihm in der Vollziehung seiner Absichten helfen müssen, fünftens, daß man solches nicht thut, wenn man kalt und gleichgültig bleibt, wo die Gelegenheit dazu gegeben ist, wo es sich davon handelt, einer brüderlichen und billigen Anordnung sich zu fügen, eine höllische Gewohnheit abzuschaffen und eine himmlische Regel einzuführen. Das hieße, meine theuren Freunde, aus Liebe zu einem geringen und augenblicklichen, vergänglichen und irdischen Gewinn, sich vielmehr auf die Seite Satans als Christi stellen. Hat er es nicht selbst erklärt, der Herr, daß er als solche, die gegen ihn sind, alle Diejenigen betrachtet, welche nicht für ihn sind, als Zerstörer seines Reiches, Alle, welche nicht mit ihm erbauen; also, meine theuren Freunde, keine Kälte, keine Gleichgültigkeit, keine Lauheit und Feigheit in seinem Dienste! Er ist für uns gestorben, laßt uns wenigstens für ihn leben.“ So stiftete er eine, in einer bebestimmten Form bestehende christliche Gesellschaft, die dazu einge-richtet war, nach und nach alle empfänglichen Glieder seiner Gemeinde in sich aufzunehmen und den christlichen Geist durch zweckmäßige Einrichtungen zu beleben und zu befördern; aber er wußte Mittel und Zweck, Form und Wesen zu unterscheiden, und da er nach einem zweijährigen Fortgange dieser Gesellschaft bemerken mußte, daß sie in einem nachtheiligen Lichte aufgefaßt wurde und zu mancherlei Mißverständnissen und Beschuldigungen VeranLassung gab, so trug er kein Bedenken, selbst diese Gesellschaft aufzulösen, wie er dieses nach seinem Ausdrucke um so leichter thun

zu können meinte, weil das wahre Christenthum nicht in dem Namen, nicht in den äußerlichen Formen bestehe. Er erklärt: „Ich habe meinen Zweck größtentheils erreicht, die Namen und äußerlichen Formen sind nichts Wesentliches, sondern den Veränderungen unterworfen, bei meinem Tode härte doch diese äußerliche Form Veränderungen erleiden müssen; dann würden die überraschten Mitglieder derselben gleichsam wie Schafe ohne Hirten gewesen seyn, und sie hätten nicht gewußt, was sie anfangen sollten. Es ist besser, daß dies während meiner Gegenwart geschehe."

Indem er mit solchem Geiste der christlichen Weisheit und Freiheit, nur das Wesen des Evangeliums festhaltend, bereit war, alle Formen zu opfern, konnte er auch, als in Frankreich der gegen alle höheren Interessen der Menschheit feindselige Unglaube, der nicht minder verfolgungssüchtig als der Fanatismus des Aberglaubens gegen alle Formen des christlichen Kultus wüthete, doch, wenngleich es kurze Zeit hindurch nicht unter den bisher üblichen Formen geschehen konnte, die Fortpflanzung des Glaubens, die ges meinsame Andacht und den Einfluß des Christenthums auf das Leben unter seinen Gemeinden erhalten, und er ging durch diesen Geist der christlichen Weisheit und Freiheit, durch diese Kraft des Glaubens und der Liebe siegreich aus den Stürmen hervor, welche den Grund der christlichen Kirche und aller christlichen Bildung in jenen Gegenden zu zerstören drohten. *)

Von solcher Art sind diejenigen Männer, welche der Geist des Evangeliums in allen Jahrhunderten erweckte, die Welt zu übers winden und umzubilden; das sind die Männer, deren auch in unsrer Zeit die Kirche bedarf, damit das Alte, worauf der Grund derselben unbeweglich ruht, aus den Kämpfen veralteter Formen und frevelnder Zerstörung geläutert und verklärt hervorgehe. - Herr, der Du verheißen hast, daß Du mitten unter denen seyn wollest, die in Deinem Namen versammelt sind, wir, die wir uns versammeln wollen, das Andenken an die durch die Leitung Deines Geistes

*) Wir sind bei der Zusammenstellung dieser charakteristischen Züge der von dem Advokaten Stöber verfaßten, Straßburg 1831 erschienenen, französi schen Lebensbeschreibung Oberlin's gefolgt. Möchte von dem Briefwechsel und andern interessanten handschriftlichen Ueberbleibseln des herrlichen Mannes mehr bekannt gemacht werden!

geschehene Stiftung des Vereins zur Verbreitung Deines Wortes zu feiern, wir bitten Dich, daß Du in dieser durch mannichfache Gegensätze bewegten Zeit, die von Dir dazu bestimmt ist, eine neue Schöpfung durch Dein göttliches Wort vorzubereiten, daß Du durch Deinen Geist viele solcher Werkzeuge erwecken mögest, durch welche die schöpferische, weltumbildende, weltbesiegende und läuternde Kraft Deines Wortes sich offenbare! Wie nach Deinen eigenen Worten in dem Entwicklungsgange Deiner Kirche die unfruchtbaren Zweige sollen ausgestoßen, die fruchtbaren gereinigt werden, daß sie immer mehr Frucht bringen, so leite durch Dein Wort und Deinen Geist diesen zu dieser Zeit besonders von Dir geordneten Sichtungsprozeß Deiner Kirche zu dem glorreichen Ziele, daß sie befreit von allem Fremdartigen, was ihr nicht angehört und sich nur auf erheuchelte Weise ihr angeschlossen hat, immer mehr geläutert in ihren fruchtbringenden Zweigen von dem, was das Durchdringen der befruchtenden Kraft Deines Wortes und Geistes hindert, neu verklärt in ihrer Herrlichkeit vor Deinem Angesicht bestehe. Amen.

Erinnerungen

an Marco Antonio Flaminio

und

das Aufkeimen der Reformation in Italien mit einigen Vor- und Schlußworten.

Der Apostel Paulus sagt: „,,In Christo ist nicht Grieche, Jude,

Beschneidnug, Vorhaut, Barbar, Scythe, sondern Alles und in Allen Christus," und in einer andern Stelle sagt er im Verhältniß zu allen diesen Unterschieden: Ihr seyd allzumal Einer in Christo Jesu." In diesen Worten bezeichnet er den eigenthümlichen Charakter des Christenthums, wodurch es sich von allen andern Religionen wesentlich unterscheidet, und als die Religion der Menschheit, die dazu bestimmt ist, das Eine getrübte Bild Gottes unter allen Geschlechtern der Menschen wieder herzustellen, sich beurkundet. Es liegt nämlich darin die Bestimmung des Christenthums, zu allen Völkern zu gelangen, die Scheidewand unter denselben aufzuheben, Ein göttliches Leben unter alle zu bringen, so daß im Verhältniß zu der darin begründeten höheren Einheit alle durch die Eigenthümlichkeiten der Völker gegebenen Unterschiede zurücktreten sollen. Wenn aber damit also ausgesagt ist, daß eine höhere Einheit alles Trennende hier überwiegen soll, so folgt daraus keineswegs, daß die Eigenthümlichkeiten der Völker durch das Christenthum vernichtet werden sollen, sondern im Gegentheil; wie nach jenen Aussprüchen des Apostels Grieche und Scythe und Jude nicht aufhören sollen, Grieche und Scythe und Jude zu seyn, sondern nur sollen Eins werden in Christo, indem Christus Allen Alles wird, so liegt eben darin, daß eine jede dieser verschiedenen Volkseigenthümlichkeiten auf eine eigenthümliche Weise Christus in sich aufnehmen, von dem Einen göttlichen Leben in Christo soll durchdrungen werden, Christus in einer jeden eine eigenthümliche Gestalt gewinnen soll. Dieses

bringt auch überall das Wesen der Erlösung oder der neuen Schöpfung durch Christus mit. Zerstören, was von dem alten Menschen der Sünde herrührt, wodurch die ursprüngliche Schöpfung, wie sie aus der Hand eines heiligen Gottes kam, getrübt worden, und dieses ist ja auch allein das, was Trennungen und Spaltungen hervorruft, und von der andern Seite reinigen, wiederherstellen, verklären, was in der ursprünglichen Schöpfung gegründet ist; Beides hängt genau zusammen, jenes Zerstören und dieses Neuschaffen, und alle Würkungen des Christenthums in dem Leben der Menschheit zeugen von dem Worte des Herrn und lehren es recht verstehen: daß er nicht gekommen ist, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Ueberall ist die neue Schöpfung nur Erneuerung der alten und ursprünglichen, und sie kann daher auch nicht mit den in derselben gegründeten Gefeßen in Widerspruch stehen, sondern kann diese eben nur zu ihrer rechten Erfüllung bringen, keine andere Auflösung als diejenige, welche zugleich Erfüllung ist. Zu diesen Geseßen gehört nun auch, daß die Menschheit sich in der Mannichfaltigkeit, wie der verschiedenen einzelnen Eigenthümlichkeiten der einzelnen Menschennaturen, so auch in der Mannichfaltigkeit der verschiedenen größeren Eigenthümlichkeiten der Völker sich darstellt, wie diese das zu bestimmt sind, einander gegenseitig zu ergänzen, mit einander zusammenzuwürken zur Verherrlichung Gottes in seinem in mannichfaltigen Formen abstrahlenden Bilde, zur Darstellung des Reiches Gottes in seiner Einheit und der Mannichfaltigkeit seiner Offenbarungsformen. Was der Apostel Paulus von den Gnadengaben sagt, durch welche die einzelnen Glieder der Gemeinde einander ergänzen sollen, das gilt auch von den verschiedenen Völkern. Es sind mancherlei Gaben, aber es ist ein Geist! Jedes Volk hat seinen besondern Standpunkt in der Schöpfung empfangen, und dieser erhält erst seine rechte Bedeutung, wie Alles in Christo, dem Ziele der Schöpfung, seine Erfüllung findet, wenn die Völker durch den Glauben an den Erlöser dem Reiche Gottes einverleibt worden und ihre eigenthümlichen Naturgaben, ihre Bestimmung zum Dienst des Reiches Gottes erhalten haben.

So offenbarte sich daher das Christenthum von Anfang an in seinen Würkungen durch die Anziehungskraft, welche es bald über die verschiedenartigsten Eigenthümlichkeiten der Völker ausüben und

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