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V. R

Kurze Einleitung

in die poetisch prophetischen Bücher des Alten Testaments,

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und

in dessen Apokryphen.

n der Hebräischen Poesie ist schon in der Vorrede gehandelt. Man wird sich daselbst überzeugt haben, daß der Ausdruck Poesie, Dichtkunst, von den geistlis chen Liedern der Hebråer, und andern ihrer Schriften gleichen Inhalts, eben so wohl gilt, als das Wort Tonkunst von dem Saitenspiel Davids und der Les viten, und das Wort Baukunst vom Salomonischen Tempel; wenn gleich außer dem Styl, der den Tempel Salomos vor einem prosaischen Wohnhaus auszeich=" nete, er in einem Sinne gebaut war, der selber den poetischen Palässten nicht eigen ist, und wovon man nur etwas Aehnliches an den Gothischen Kirchen des Mittelalters zu unserer Zeit wiederum wahrgenommen hat. Kunst ist ein ideas les Schaffen des Menschen; wo nun der Hauch des heiligen Geistes ihn dazu anregt, welches am reinsten und unmittelbarsten in Israel geschah, da schafft der dichtende Künstler Dinge, die er in ihrer ganzen Tiefe selber nicht begreift, weil seine Bilder und Worte nicht sein, sondern ihm gegeben sind; ja weil ihm, wenn er von ehe her kein Prophet noch Prophetenkind ist (Amos 7, 14. wie ihrer in den Prophetenschulen auch zur Kunst angelehrt wurden) derselbe Geist, welcher in abgestufter Wirkung auch die Lilien des Feldes künstlich kleidet, mit dem Inhalt zugleich die Form der Rede, die Dichtkunst und den Gesang, wunderbar schenken kann. Denn dieses zu läugnen, weil wir es vielleicht nie mit Augen ge-. sehen haben, würde so viel seyn, als behaupten, der uns Geist und Seele geges ben hat, habe nicht auch unsern Leib erschaffen können. Von jener Unwissenheit der heiligen Sånger handelt merkwürdig der Apostel Petrus, wenn er (1 Petr. 1, 10-12) spricht: Nach welcher Seligkeit haben gesuchet und geforschet die Propheten, die von der auf euch kommenden Gnade geweissagt haben; und haben geforschet auf welche und welcherley Zeit deutete der Geist Christi, der in ihnen war, und zuvor bezeuget hat die Leiden, die in Christo sind, und die Herrlichkeit darnach; welchen geoffenbaret war, daß sie nicht ihnen selbst, sondern uns dasselbige darreichten,“ u. s. w. Auf welche Art ferner dieser Geist Christi, d. i. der Geist Gottes, sofern er sich (gottmenschlich) durch das Wesen des Sohnes und dieses durch ihn mittheilt (vg. Joh. 16, 14) — auf welche Art er sich dem Dichter hörbar macht und zu ihm redet: ob im Gemüth bey äußerm Wachen und Bewußtseyn, ob in der Verzückung ohne äußeres Bewußtseyn, ob mit wirklichen Stimmen und Gesichten bey äußerm Bewußtseyn oder in der Ekstase, ob im Schlaf durch Träume, das ist für die Sache gleich, daher in welcher dieser Formen die Begeisterten der Schrift ihre Einsprache empfangen haben und Gott it ihnen geredet hat, nicht überall klar auszumitteln; indem nur Moses hierin, afalls vorbildlich, einen besondern Vorzug hatte (4 Mos. 12, 8). Jedoch ...en gewisse Erfahrungen unserer Lage, obwohl an sich von geringerer Natur, und mehrentheils nur als irdische Schatten, uns über die Möglichkeit jenes höchsten Hellsehens nach Gottes Willen so viel gelehrt, daß ein beharrlicher Zweifel an der göttlichen Eingebung der heiligen Schrift nun für veraltet gelten müßte,

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·wenn das ganze Reich ungewöhnlicher Erscheinungen am Menschen uns nicht schon früher sollte gezeigt haben, daß es Zustånde außer dem Sinnenleben gibt. Wir gedenken hier dieser Sache ausdrücklich, weil wir zu erinnern haben, daß Gott Wunder und Halbwunder geschehen läßt, nicht für die Glaubigen, sondern für die Unglaubigen, und weil wir daneben zu bitten haben, daß man die Eigenschaften der Dinge nicht verwechseln wolle.

Wie aber überall Stufen sind, wie alle Zeit ihren Mittag, und aller Früh ling seine Blüthenmorgen hat: so gibt es auch in Israel Stufen der Weissagung bey den einzelnen Dichtern und Propheten, und allgemeinere Höhen derselben, wo geschaut wurde, was die Nachzeit glauben sollte. Wenn daher unter den Psalmen die höchsten Geisteswerke mit sind, so stehen dagegen andre in demselben Psalter ihnen nach; so sind auch in den Sprichwörtern, im Hiob, im Prediger u. s. w. hier und da Dinge, die nur weltlich erscheinen, und des Blißes der Offenbarung nicht so sehr scheinen bedurft zu haben; obwohl sie alle in dem Sonnenschein geschrieben sind, der Israel auszeichnet, der sein Geist und ein Geist Got tes ist. Er ist bald sinnlicher, bald übersinnlicher, bald ekstatischer, bald natür licher; nirgends aber ohne den heiligen Wih, über dessen mögliche Heimlichkeiten zu richten äußerst schwer ist. Eben darin liegt mit die Vermenschlichung des Göttlichen, die dem Menschen das allumfassende Wort Gottes nahe legen, eindringlich machen, ihn laden und locken soll; es vergleicht sich einem heiligen Manne, der auch seinen leiblichen Wandel, seine irdischen Geschäfte und Erholungen hat, aber ein Vorbild gibt, wie man irdisch leben soll, ohne irdisch zu seyn, und wie man himmlisch leben soll auf Erden, ohne das irdisch Nothwendige zu vernachlässigen, und das irdisch Unschuldige zu verdammen. Wer hierin das höchste Muster dargestellt hat, wissen wir, nåmlich die persönliche Weisheit Gottes; und als ausgehende Strahlen von ihr leuchten auch die geringsten jener Werke, welche die alte Ordnung des Hebräischen Canons in den dritten Theil, als heilige Schriften insgemein, gefeßt hat.

Eigentliches, strenges Versmaaß, wie die Griechen haben, hat man in der Hebräischen Dichtkunst nie mit Zuverlässigkeit nachweisen können, obgleich Viele dessen Daseyn behauptet haben. Doch findet offenbar eine mehr oder wes niger genaue Zählung der Sylben und eine rhythmische Stellung der Wörter Statt. Jedes empfindende Ohr überzeugt sich von diesem Rhythmus oder melos dischen Wallen, ohne welches die Hebräische Poesie nicht singbar gewesen wäre, und wovon unwillkührlich ein Wiederhall in die Uebersehungen herüberklingt, gleichwie es selber nicht sowohl Erzeugniß der Berechnung, als der zierliche Schritt eines entfesselten Gemüths ist. Im freyen Aufschwung der Begeisterung bewegt sich der Gesang in denselben Linien der Schönheit, in welche die entwit kelte Natur, menschlicher Kunst unnachahmlich, in der Blume und in allen reinen Formen der Schöpfung tritt; eine reyheit, welche nur dadurch ihren Namen verdient, daß sie, von der starren Svere entbunden, die Regel der göttlichen Begränzung findet. Es tritt nåmlich in jeder Formgeburt eine Lösung und eine Bindung ein, die einander bildend begegnen müssen. Weil nun in der Hebråischen Dichtkunst nicht bloß der Geist der Naturpoesie athmet, welchen auch die Heiden in Landen haben, sondern er in Israel das Gefäß eines höhern Geistes ist, der ihn erst göttlich verklärt, für sich selber aber weht wo und wie er will; gegenseitig die Griechische Metrik, als künstliche Nachahmung der Natur, um eine Stufe tiefer als der ideale freye Rhythmus steht: so läßt sich vielleicht auf diese Weise darthun, daß bestimmte Versmaaße in der heiligen Dichtkunst aufzusuchen ein ganz eitles Beginnen sey. Dagegen darf es uns nicht wundern, wenn wir Stellen finden, die sich im Original wirklich nach Griechischen Versarten

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betonen lassen; daß häufig die Sylbenzahl der Glieder sich gleich ist, oder durch Zusammennehmung von Wörtern und Partikeln sich gleich stellt, daß wir diese und andere Anflänge der Metrif, ähnlich den Melodien einer Windharfe, und sogar hin und wieder den Reim antreffen, der auch seine natürlichen Gründe hat; ferner daß, wenn einmal eine Weise gesungen war, der Dichter sie nachher mit der Freyheit, welche seine Poesie ihm erlaubte, wieder zu Grund legte; endlich daß in mehrern Psalmen die Verse sich mit ihren Anfangsbuchstaben nach dem Alphabet an einander reihen: ein mnemonisches Spiel, auch von Bedeutung, wie denn bey den tiefsinnigen Hebråern fast nichts ohne Bedeutung ist. Alles dieses ist theils nothwendige Erscheinung, theils verschlägt es nichts gegen die eble Ungebundenheit, von der wir reden. Die strengsten dieser Formen zeigen sich in der eigentlichen Lyrik, d. h. in den Psalmen oder Gesängen; eine aber weit öfter, nämlich die Gliederung, auch der Parallelismus genannt. In Sprüche oder Verse theilt sich auch die Prose ab; es sind unsere Puncte oder Perioden. Sie sind von ungleicher Länge selbst da, wo sich die Prose der poetischen Sprache nähert, wie in den Propheten. Parallele Gliederung aber derselben erscheint hauptsächlich im Lied und im Sinnspruch, mithin in den Psalmen, im Hiob, in den Sprichwörtern u. s. w. Es entdeckt sich in jeder guten Uebersetzung, daß hier der Vers häufig in zwey Hälften zerfällt, welche bald einerley Gedanken mit verschiedenen Worten und Bestimmungen, bald Gegensäße ausdrücken, bald auch einander nur fortseßen. Sie sind wie zwey Säulen der Rede, durch die der Spruch seine Festigkeit erhält. Sie dienen bey der zweifelhaften Schreibart auch zu Erklärungsquellen. Die beyden Säße sind nicht immer gleich lang. Fers ner wächst eins oder das andre dieser Glieder zuweilen zu mehrern Säßen oder Untergliedern an, so daß sich ein Vers oder Spruch in drey, vier oder mehrere Zeilen zerlegen läßt. Auch gibt es manchmal mehr als zwey parallele Glieder, und so mancherley äußere und innere Verschiedenheit, besonders in den Prophes ten, wo die Gliederung, weil sie zusammengesetzter ist, und in ungebundene Rede zerfließt, weniger auffallend wird.

Lebendiger Ausspruch der Poesie ist Declamation und Gesang. Bey den Alten war beydes nicht so sehr unterschieden, als nach der neuern überkünstlichen Musik; so wie die Lanzkunst, welche bey den Hebräern zuweilen den Psalm bes gleitete, mehr schreitend als hochhüpferd war. Die begleitenden Instrumente des Hebräischen Gesangs waren Saitenspiele und Blasinstrumente, auch Handpaufen und Cymbeln oder Metallbecken. Die Spielzeuge der beyden erstgenanns ten Arten kommen mit mancherley Namen vor, sind aber nicht genau bekannt, manche Instrumente sehr ungewiß. Eithern und Harfen, Flöten und Pfeifen, Trompeten und Hörner, sind, wenn auch Form, Besaitung und Ton nicht aus gemacht ist, im Allgemeinen darunter anzunehmen. Musik stimmt das Gemüth zur Begeisterung, indem sie es seinen inwendigsten Geseßen gemäß anspricht, und auf den Flügeln der Sehnsucht einer ihm verwandten Welt näher rückt, wo die Klänge ihre Bedeutung im aufgelösten Räthsel der heiligsten Liebe finden. Ens geln und Seligen werden mit so viel Sinn als Wahrheit Lobgesänge zugeschries ben; und was die Kunst hier nur schwach nachhallt, zeigt sich dort als umfass fende Sprache, und als ursprüngliches Zugehör jenes lieblichen Wesens und jener Kraft, welche beyde zu Gottes Rechten sind. Wenn diese Betrachtung geeignet ist, vor Mißbrauch und Verbildung der Tonkunft zu warnen: so gibt sie zugleich Aufschluß, warum die Propheten sich durch Saitenspiel für die Eingebung des heiligen Geistes empfänglich machen (2 Kön. 3, 15), und warum die Musik in den Prophetenschulen einheimisch ist (1 Sam. 10, 5). Der Vergleich mit den Sängern der Heiden ist hierin zwar äußerlich vollkommen passend; Niemand kann

läugnen, daß dieser Völker Dichter ihre Begeisterung hatten, und daß die Heis den ihre Propheten hatten, wie die Schrift selber sie nennt (z. B. Tit. 1, 12). Aber dieser Umstand ist erklärend, nicht maaßgebend, und vermag nicht so viel, daß die unmittelbare Einsprache des höchsten Geistes in Israel der Begeisterung heidnischer Dichter müßte gleichgeschätzt werden. Das Weissagen oder Hellsehen und Hellfühlen ist ein Vermögen des Menschen; die Mittel seiner Aufweckung mögen von außen gleich seyn; was aber innerlich das Licht anzündet, nåhrt und verklärt, ja bis zu einem himmlischer. Anschauen steigern kann, das ist nicht nur im Grade, sondern auch wesentlich verschieden, wie Mittelbarkeit und Unmittels barkeit, Gott und Engel, Schöpfer und Geschöpf.

Wir wenden uns nun zu den einzelnen Büchern.

Als ein höchst weises Werk tritt hier zuerst das Buch Hiob hervor: ein Lehrgespräch von einer Tiefe und Größe, welchen in ihrer Art schwerlich eine andre Schrift auf Erden das Gleichgewicht hält. Ueber die Fragen woher und wer der Verfasser, wie alt oder neu, ob es Dichtung oder Geschichte sey, über den Sinn des Ganzen und seiner Stellen, hat sich die Gelehrsamkeit vielfach er, schöpft. Uns gilt es gleich, ob es aus Mosaischer, vormosaischer oder Salomonischer Zeit ist (junger wohl schwerlich): sein Jubalt hat keine Zahl der Jahre; ob ein Hiob des Namens gelebt hat, mit welchem, was hier erzählt wird, sich buchstäblich Alles zugetragen: seines Bildes Aehnlichkeiten waren zu aller Zeit. Das Local der Begebenheit ist Arabisch. Wie in diesem Lande unter den Dens Fern üblich ist, wird bey Gelegenheit von Hiobs unverschuldeten Leiden eine Frage der Weisheit, die vom Schicksal, verhandelt; wobey alles menschliche Urtheil durch den Hintergrund und Ausgang der Geschichte kurzsichtig und lieblos, und gegen diese Eigenschaft selbst die ausgelassenere Sprache des Schmerzes verzeihlich erscheint, indem der Leidende bekennt, daß er sich in die unbegreiflichen Wege eines gerechten Gottes nicht zu finden wisse. Die drey Freunde, Eliphas, Bildad und Zophar, fein unterschieden, vermessen sich bey scheinbarer Demuth, Gott mit der Behauptung zu rechtfertigen, daß Glück und Unglück allerwärts das Gefolge des guten oder bösen Wandels sey. Elihu erhebt sich über ihre gemeine und grausame Anwendung eines nicht unrichtigen Sazes durch die Lehre von der läuternden und errettenden Kraft der Trübsal und von der Aussöhnung mit Gott, und straft Hiobs kühne Bitterkeit mittelst der Vorstellung von dem Ungenügenden der Werkgerechtigkeit und von Gottes Größe. Die Wahrheiten seines Vortrags schüßen ihn vor dem Zorn, der gegen die drey Freunde ergrimmt; aber das jus gendlich Einbilderische desselben erwirbt ihm kein Lob, als Gott zuleht entscheis dend auftritt, und mit den Geheimnisssen der Natur alle Klugheit schlägt, welche über seine Weltregierung richten will. Das ganze Buch ist voll herrlicher Sprüche, auch wo der Dünkel beschränkter Sterblichen einen falschen Gebrauch von der selbstständigen Wahrheit macht; und überaus reich an heimlichen Andeutungen, deren wichtigste den Boden des Werks bildet. Satan, der alte Fürst dieser Welt, hat sein Reich verloren durch Eigenwillen, Selbsterhebung, Behauptung des Grundsaßes vom Gewaltrecht. Gott, welcher alles Geschöpf durch freye Ueberzeugung leitet, führt jenem gefallenen Engel den Beweis, daß nicht seine, des Schöpfers, Uebermacht (als willkührlich und ichsüchtig) ihn gestürzt habe, sondern sein eigener Widerspruch gegen das höchste Gure, welches vermöge seiner heiligen Natur allein der Herrschaft und eines ewigen Siegs fähig sey, dem das her das Geschöpf, um glücklich zu seyn, seinen Willen unterwerfen müsse. "Forthin sucht Satan den an seine Stelle getretenen Menschen durch die Reize der

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