ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Elsaß die christliche Aufklärung der Obrigkeit allgemeiner, und als diese nun die Grundsäße der Taufsgesinnten näher kennen lernte, wurden sie auch in diesen beyden Ländern ihrer besondern Einschränkungen erlediget. In der Schweiz wurde aber mit der Verfolgung fortgefahren, und im Jahr 1710 auf einmal 55 Personen um ihres Glaubens willen nach lange ausgestandener harter Gefangenschaft auf Befehl der Obrigkeit im Berner Gebiet ausgetrieben, unter der Bewahrung eines Offiziers mit Soldaten, um dieselbigen durch die Niederlande über England nach Amerika zu schicken. (B. E. Kirchen-Geschichte, Seite 143 und 144.)

Das vierte Capitel.

Welche große inbrünstige Liebe zu Jesum die frommen Märtyrer hatten, und wie getreu und gehorsam sie Jesum ihrem Seelen- Bräutigam waren mit Leben und Wandel, Thun und Handel, unter Kreuz, Noth und Trübsal, bis in den Tod. Und wie die Lehrer ihre Pflicht so getreulich an der Gemeinde wahrgenommen haben, gegen den Lehrern der jeßigen Zeit. Und da sie in Amerika kamen, an welchen Orten sie sich zuerst niederließen und von da ausbreiteten, und führeten ein wehrloses, von der Welt abgesonders tes Leben und Wandel, in der Furcht Gottes.

Lieber Leser, betrachte einmal, welche große inbrünstige Liebe die Nachfolger Jesu dazumal zu ihrem lieben Jesum hatten; wie sehr

ihnen das theuer erkaufte Heil ihrer unsterblichen Seelen angelegen war, und wie hart sie geftritten und gekämpfet haben für das Wort der ewigen Wahrheit, in Drang und Trübsal, in Hunger und Durst, in Gefängniß und Banden, in Pein und Marter, bis aufs Blut und Leben, durch die ernsthafte, feyerliche und unzertrennliche Liebe zu Jesu und der Gehorsame seinem holdseligen Wort; also, daß sie Hab und Gut, Leib und Leben auf die allergrausamste Art haben lassen dahin nehmen ehe und zuvor sie sich haben lassen von dem Wort Gottes und seiner reichen Gnade trennen; denn sie waren Christi Schaafe und höreten seine Stimme und folgeten ihm nach, und haben sich seines Kreuzes zu tragen nicht gescheuet noch geschämet. So hat der liebe Jesu sich auch nicht geschämet sie Brüder und Schwestern zu heißen, (Matth. 12, 50.) und hat ihnen das ewige Leben gegeben. Joh. 10, 27. 28. Denn die Hirten haben ihr anvertrautes Pfund in Wücher gestellt, und die Pofaune Gottes mit großem Ernst und Trieb des Geistes im rechten Ton geblasen, und in allen Kreuz- und Trübsals-Stunden haben sie ihre Hirtenpflicht und Sorge an den Heerden treulich wahrgenommen, und die Schaafe Christi auf die rechte grüne Weide des Evangeliums und zu dem reinen klaren lebendigen

Wasserbrunnen des heiligen Geistes geführet, und dem reißenden Wolf des Kreuzes nicht gewichen, (Joh. 10, 12.) sondern nach Muster und Vorbild ihres Meisters haben sie ihr Leben gelassen für die Schaafe. Joh. 10, 15.

geliebter Leser, betrachte einmal den standhaften Glauben, den wahren Ernst und großen Trieb des Geistes der Nachfolger Jesu zu derselbigen Zeit, gegen den verfallenen Zustand des sogenannten Christenthums zu unseren Zeiten. Welch ein großer Unterschied es ist zwischen jetzt und selbiger Zeit, daß man es mit Herzeleid und Jammer muß ansehen, weil man erfahret, wie alles in Verfall, Verwirrung, Verwüstung und Verderben liegt, welches sehr zu beklagen ist, weil die Ursache und der Hauptfehler an den Vorgängern oder Vorgesetzten liegt, denen die Heerde anbefohlen war und noch ist, um die Posaune Gottes im rechten Ton zu blasen. Die haben durch die Finger gesehen und ihre Hirtenpflicht nicht wahrgenommen, und ihr anvertrautes Pfund nicht recht in Wucher gestellt, sondern haben das Wort Gottes in vielen Theilen unterlassen, und nach ihrem eigenen Gutdünken gehandelt; solche Wege erwählet, daß sie, sammt ihren Gemeinden, ein ruhiges Leben, befreyet vom Kreuz Christi und seiner Trübsal, also in der Welt haben leben

können, wie noch weiter soll angewiesen werden.

Nun, mein werther Leser, wenn schon die Verfolgung der Taufsgesinnten oder Mennonisten an vielen Orten in Deutschland nachgelassen hat, und sie die Gewissens - Freyheit mehr hatten als früherhin, aber doch sehr eingeschränkt gewesen, weil die Plakaten und Befehle der Tyrannen an vielen Orten noch fest gestanden seyn, so haben einige Familien den Entschluß gemacht, in ein fernes und fremdes Land zu ziehen, weil sie vieles gehört haben von der neuen Welt oder Abendland nach ihren Reden, nämlich von unserem NordAmerika, wo dazumals eine liebliche und milde Regierung war, und eine völlige GewissensFreyheit. So ist es geschehen um das Jahr 1700, daß einige Familien von den Taufsgesinnten oder Mennonisten von Holland nach Amerika reiseten, und haben sich niedergelas sen auf der Nordseite von Philadelphia, in der Gegend von Germantaun, in Pennsylvanien und bildeten eine Gemeinde daselbst, zu denen sich nachhergehends noch viele von verschiedenen Orten von Europa niedergelassen und angeschlossen haben, und dadurch eine sehr zahlreiche Gemeinde gebildet und gepflanzet, welche sich in die angrenzenden Caunties ausgebreitet haben. Und es ist äuch geschehen im

Jahr 1709, daß einige Familien von der Pfalz dus Deutschland nach Amerika reiseten, die von den verfolgten Schweizern herstammten, und ließen sich nieder in Lancaster Caunty, Pennsylvanien, und bildeten eine Gemeinde, denen noch viele nachfolgeten in den Jahren 1717 bis 1725, und so fort. Die mehrsten waren arme Leute und zogen in die große Wildniß, wo es noch nicht viel bewohnt war, und hatten einen langweiligen und beschwer lichen Anfang zu machen, um ihr Leben und auch ihre Familien durchzubringen.

Weil sie aber den liebensvollen Gott vor Augen und im Herzen hatten, so stärkete der liebe Gott sie besonders in ihrem Muth, und segnete ihrer Hände Arbeit, daß sie bald so viel Land klarten, daß sie sich darauf nähren konnten, und lobeten Gott mit dankbarem Herzen, daß er sie in ein solches Land geführet hat, allwo fie ihre völlige Gewissens - Freyheit gefunden hatten, und sie sich nicht mehr zu fürchten hatten, verfolgt, gepeiniget, beraubet und aus dem Lande verjaget zu werden, gleichwie sie und ihre Väter vorher in der Schweiz behandelt wurden, dieweil sie in einem Lande wohneten, wo zu derselben Zeit eine milde Regierung

war.

Sie führeten einen reinen aufrichtigen und von der Welt abgesonderten Lebenswandel,

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »