ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Die Alten suchten aber bei jedem schreckhaften oder verabscheuungswürdigen Anblicke das Uuholde durch diesen Gebrauch von sich abzuwenden. Nach Theophr. charact. c. 17. spie der Abergläubische in den Busen beim Anblicke eines Rasenden oder eines Fallsüchtigen, wozu Casaubonus als Parallelstelle aus Plaut. Captiv. act. 3, scen. 4, v. 15.,, qui insputatur, morbus" anführt (Plin. lib. 10, cap. 23. lib. 28, cap. 3 et 4). Idyll. 20, v. 11 gibt das Stadtmädchen offenbar nur ihren lebhaften Abscheu vor dem unsaubern Hirten durch dieses Zeichen zu erkennen.

[ocr errors]

Nun erzählt Callim, in Dian. v. 66. Wenn der Gotterkinder eins gegen die Mutter ungehorsam ist, so ruft diese alsbald die Cyclopen, den Arges oder Steropes, herbei; aber aus dem Winkel des Hauses kommt Hermes, das Gesicht bemalt mit schwarzer Kohle: alsbald schüchtert er das Kind ein." Was demnach bei den Menschen eine Mormo bedeutete, denselben Namen hatten die Cyclopen bei den Götteru durch ihre Missgestalt.

Indem nun der Scholiast zu glauben scheint, dass der Cyclop wirklich in sein schildgrosses Auge verliebt ist, vergisst er,、 dass hier nur der Hirtensänger Damötes, dessen Person dramatisch darstellt, und verfehlt gänzlich die ironische Beziehung der Selbstschmeichelei des Cyclopen, welche in der Nachbildung Ovids (Metum. l. 13, v. 840) noch deutlicher hervortritt.

Dem scherzhaften Inhalte entspricht der Ausgang des Gedichtes, wo die Rinder nach dem Klange der Flöte und Syrinx tanzen, wozu sich sonst kaun ein Beispiel findet, da sich das gegen musikalische Klänge unempfindliche Thier nur in der Freude über genügliche Weide oder, wenn es satt zum Stalle zurückkehrt, zum Hüpfen oder Springen (bei Hom. oxαigeiv) erhebt. Hesych. μoozivaïoi, oxigrηtixoi. (Psalm. 29, 6. „Und macht sie hüpfen, wie ein Kalb" hat Symmachus dozɛisdai noinosv. cf. Bochart. Hieroz. tom 1, p. 288.

[ocr errors]

Uebrigens erinnert noch die Antanaklase v. 19. bei verschie dener Quantität des xalá (cf. v. 8. ráλav, tálav) an Id. 8, v. 74, wo diese Gemination für ein feines Griechisches Ohr vielleicht nicht sehr wohllautend sein mochte. Irre ich nicht, so spielt Callim. ep. 80. Εχθαίρω τὸ ποίημα τὸ κυκλικόν etc. auf die Nichtswürdigkeit dieser Stelle an. Das Epigramm hat offenbar ein Gedicht zum Gegenstande, dessen Wechselgesang den Höhrer durch seinen unstätten Gang ermüdet (tís nollovs de xai de gégel cf. Senec. Mid. v. 109. Hinc, illius, juvenes, mittite carmina), spricht sodann seinen Hass gegen alles Gemeine aus und schliesst mit einer Deutung jener beziehungslosen Stelle durch das Echo. Ist diese Vermuthung richtig, so würde, wenn sich's der Mühe lohnt, die bisherige, doch wohl sinnlose Les

[ocr errors]

art jener Stelle darnach geändert werden können: xalòv vaizı ἔφασκεν, wenn man nicht lieber will: καλὸς καλὸς ναίχι etc. F. Gieseler.

Hattingen.

Des Tacitus Urtheil über die Christen seiner Zeit, oder:,, das Odium humani generis.

669

Dargestellt von Johann Gottlieb Ernst Mess, Predigtamts- Candidat und Verweser der 2ten Mädchenklasse zu Saalfeld. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte des ersten Jahrhunderts.

[ocr errors]
[ocr errors]

́Als ich mich neulich mit Tacitus, einem Lieblingsschriftsteller von mir beschäftigte, stiess ich unter andern auf sein Urtheil über die Christen seiner Zeit, welches man das Odium humani generis zu nennen pflegt; und ich muss gestehen, dass mir dieses Urtheil eines so scharfsinnigen und wahrheitliebenden Geschichtschreibers anfangs nicht wenig aufgefallen ist. Meinen Augen nicht trauend, las ich es einmal über das anderemal; erwog es von allen Seiten; zog andere Schriften darüber zu Rathe, und stellte mancherlei Betrachtungen dabei an, deren Resultate mich aber am Ende wieder beruhigten und mit meinem Freunde und seinem Urtheile aussöhnten.

Das ganze Ergebniss hiervon ist nun Folgendes: Zuvörderst meine subjective Ansicht über den Charakter des Tacitus überhaupt; sodann in Verbindung damit sein merkwürdiges Urtheil über die Christen seiner Zeit im Besondern.

Wahrheit gegen Freund und Feind!

soweit er

Unter Roms Schriftstellern halte ich Tacitus mir durch Privatlectüre bekannt geworden ist für den, welcher obenan zu stehen und am fleissigsten gelesen zu werden verdient; theils wegen seines edeln Charakters, theils wegen der Gegenstände, die er uns beschrieben hat, theils auch wegen der Art und Weise, wie er sie beschrieben hat.

[ocr errors]

Schon durch seine Germania hat sich Tacitus meines Erachtens den Dank aller deutschen Biedermänner erworben, eine Schrift, die auf allen Gymnasien unsers deutschen Vaterlandes, und selbst in Bürger- und Volksschulen nach einer gu ten deutschen Uebersetzung theilweise wenigstens gelesen werden sollte, 'um Deutschlands Söhne und Töchter für kräftig deuts schen Sinn, für alte deutsche Treue und Redlichkeit, für Vater landsliebe und edle Einfachheit zu begeistern und zu erziehen.

[ocr errors]
[ocr errors]

1

Was man auch hin und wieder gegen diese Schrift vorbringt als sei sie nur eine Satire auf die Römer, nur ein Sittenspiegel, den ihr Verfasser den entarteten Römern vorgehalten habe; ich kann mich nicht mit dieser Ansicht befreun den, da sie nach meinem Dafürhalten gegen den Charakter eit nes Geschichtschreibers wie Tacitus streitet. Denn die Haupteigenschaften eines echten Geschichtschreibers Wahr heit und Unparteilichkeit hat sich Tacitus ganz besonders zur heiligsten und unerlässlichsten Pflicht gemacht: Er selbst sagt offen und schön in seinen Geschichtbüchern:,,ambitionem scri ptoris facile averseris, obtrectatio et livor pronis auribus accipiuntur. Quippe adulationi foedum crimen servitutis, malignitali falsa species libertatis inest. Mihi Galba, Otho, Vitellius, nec beneficio nec injuria cogniti. Dignitatem nostram a Vespasiano inchoatam, a Tito auctam, a Domitiano longius provectam non abnuerim; sed incorruptam fidem professis, nec amore quisquam, et sine odio dicendus est" (Histor. I, 1)

[ocr errors]
[ocr errors]

Zwar hat es nicht an solchen gefehlt, welche die Wahrheitliebe und Unparteilichkeit des Tacitus zu verdächtigen und in Zweifel zu ziehen suchten, theils weil er - wie sie vorgeben in seiner Germania die alten Deutschen zu sehr gelobt, theils weil er hinwiederum in seinen Geschichtbüchern die Juden zu sehr getadelt oder wenigstens nicht so dargestellt habe, wie es in der Bibel geschelin. Wer seinem Charakter treu bleibt, wer sich wie Tacitus Wahrheit und Unparteilichkeit, mit einem Worte einen geraden unverdorbenen Sim zum obersten Grundsatze macht, findet überall Anstoss,

[ocr errors]

Ueber die Germania des Tacitus habe ich mich schon erklärt: ich halte sie für eine rein historische Darstellung, und finde nichts in derselben, was mich von dieser Ansicht abbringen könnte; bewundere vielmehr, so oft ich lese:,,Publicatae enim pudicitiae nulla forma, non aetate, non opibus maritum inveniret (virgo). Nemo enim illic vitia ridet: nec corrumpere et corrumpi, saeculum vocatur" (Germ. XIX); den sittlich reinen und edeln Charakter des Tacitus, der auch am Feinde lobt, was zu loben ist. Und wenn ich hinwiederum in den Geschichtbüchern lese:,, Judaei mentesola unumque numen intelligunt. Profanos, qui Deum imagines mortalibus materiis in species hominum effingant: summum illud et aeternum, neque mutabile, neque interiturum" (Hist. V, 5.); finde ich, wie wahr und unparteiisch er auch hier zu Werke gegangen ist, und söhne mich gern mit seinen etwaigen Irrthümern inBetreff dieses Volkes aus.

Zudem zeigt Tacitus in seinen Schriften eine so tiefe Weltund Menschenkenntniss, wie wir sie bei wenigen Geschichtschreibern finden; einen Scharfblick, mit welchem er selbst die

ས*

[ocr errors]

1

geheimsten Neigungen und Absichten des menschlichen Herzens erschaut und aufdeckt, nnd dabei fast durchweg eine Ruhe und Mässigung, die bei seinen Zeitverhältnissen eben so bewundernswürdig als lobenswerth ist. Kurz, bei Tacitus findet man überhaupt einen offenen geraden Sinn, einen sittlich reinen Charakter, der seinen Schmerz nicht verbirgt bei dem Verderbniss und der Versunkenheit seines Zeitalters, der aber auch seine Freude um so lauter werden lässt, so oft eine schöne edle That auf der Bühne des Lebens vollbracht worden ist. ,,Non tamen adeo virtutum sterile saeculum, ut non et bona exempla prodiderit" sagt er mit freudiger Seele: Histor. I, 3.

Und diese erhabene Denk- und Sinnesart des Tacitus, sein edler Charakter, der in allen seinen Schriften so offen dargelegt ist, hat mir den Mann mit seiner kurzen, aber körnigen und erhabenen Sprache überaus theuer, und unter den Römern zu meinein' werthesten Freunde gemacht. —

1

[ocr errors]

Wie willst du nun aber im Besondern, o Freund des Tacitus, sein Urtheil über die Christen mit dem Gesagten vereinbaren? Ist dieses nicht gerade das Widerspiel? Zeigt sich da Tacitus nicht als einen Erzschelm, wenigstens als einen lügenhaften, parteiischen und schmähsüchtigen Menschen, als einen offenbaren Christenfeind und somit als Feind aller Tugend, Wahrheit und Vortrefflichkeit und du machst ihn zu deinem Genossen?! Doch gemach! Audiatur et alter pars!

Wir wollen daher, bevor wir den ehrlichen Tacitus verdammen und verketzern, sein berüchtigtes Urtheil über die Christen seiner Zeit jetzt erst genauer ins Auge fassen, sorgfältig prüfen und erwägen. Er hat es bekanntlich im fun f zehnten Buche seiner Jahrbücher, im vier und vierzigsten Kapitel unverholen aller Welt ausgesprochen, wo es denn nach einer Schilderung von Roms Brand unter Nero und nach Angabe der damals getroffenen Vorkehrungen zur Wiederherstellung der Stadt und zur Besänftigung der erzürnten Götter heisst:

[ocr errors]

Sed non ope humana, non largitionibus principis, aut deum placamentis, decedebat infamia, quin jussum incendium crederetur. Ergo abolendo rumori Nero subdidit reos, et quaesitissimis poenis affecit, quos per flagitia invisos vulgus Christianos appellabat. Auctor nominis eius Christus, qui Tiberio imperitante, per procuratorem Pontium Pilatum supplicio affectus erat. Repressaque in praesens exitiabilis superstitio rursus erumpebat, non modo per Iudaeam originem eius mali, sed per urbem etiam, quo cuncta undique atrocia aut pudenda confluunt, celebranturque. Igitur primo correpti qui fatebantur, deinde indicio eorum multitudo ingens, haud perinde in crimine incendii, quam odio humani generis convicti sunt." et q. sq.

Ueber dieses Urtheil des Tacitus hat sich unter andern der schon oben genannte Jacob Serenius (Gesammelte Zeugnisse der Heiden und vornämlich des Flav. Josephus von Jesu zur Bestätigung des Glaubens der Christen. Göttingen 1758. §. 15. S. 27) so vernehmen lassen:

[ocr errors]
[ocr errors]

,,Tacitus erwähnet gleichfalls des Erlösers und seiner Bekenner nur obenhin, und zwar auf die unbilligste Art. Er beschreibt zwar die Grausamkeit des Nero gegen die letztern ausführlich, aber die merkwürdigen Umstände übergeht er." Tacitus fährt er fort lebt in den Zeiten, da die Römer mit den Christen fast eben so sehr als mit ihren Feldzügen beschäftigt waren. Dennoch hält er es nicht der Mühe werth, ihren Schicksalen in seiner Geschichtsbeschreibung so viel Platz einzuräumen, als einer kleinen Liebesverwirrung bei Hofe. Er gedenkt nur des Erlösers, als eines unter dem Pilatus bestraften Missethäters, und der Christen, als eines lasterhaften Volkes, so gegen das ganze menschliche Geschlecht feindselig gesinnt wäre, und auf welches Nero die Schuld seiner Mordbrennerei in Rom geschoben hätte. Wenn er aber auf die Arten der Martern kömmt, welche Nero zu ihrer Bestrafung ersonnen: so verfährt er iu seiner Beschreibung aufs genauste. Er erzählt nach allen Umständen: dass dieser Wüthrich die Bekenner unsers Glaubens in Häute von wilden Thieren habe verkleiden, und hernach durch Hunde zerreissen lassen; dass sie, in feuerfangenden Kleidern aufgehenket worden wären, und darauf lebendig hätten brennen müssen; und dass Nero zu diesen grausamen Schauspielen selbst seine Gärten hergegeben habe, und überall herumgefahren wäre, denselben zuzusehen, bald aus seinem Wagen, den er selbst geführt, bald unter der Menge des Volkes, in der Kleidung eines Fuhrmannes. Bei allen diesen niederträchtigen Dingen verweilet sich Tacitus mit vieler Sorgfalt. Allein von der Art, wie die Sachen im Senate abgehandelt worden, von den Schlüssen, die man deswegen verfasst, und von den Wirkungen, welche sich in der Regierung geäussert haben, von so vielen merkwürdigen Umständen gedenkt er keines Wortes, gleichsam als wenn er sich überredet hätte, dass keiner von den Lesern seiner Werke es merken würde, wie einseitig seine Erzählungen in diesem Theile der Geschichte wären." So weit Serenius.

-

Doch mit ihm und seiner Aeusserung, so beifallswürdig und einnehmend sie auch im ersten Augenblick erscheint, kann ich mich nicht befreunden, da sie offenbar denselben Fehler der Unbilligkeit und Einseitigkeit, den Serenius bei Tacitus rügt, an sich trägt, und zwar noch in einem höhern Grade. Denn nach des Serenius Aeusserung zu urtheilen, sollte Tacitus über die christliche Religion und ihre Bekenner wie ein heutiger Theolog von der Kanzel bloss zu ihren Gunsten sprechen (als ob da

Archiv f. Philol. u. Pädag. Bd. IV. Hft, 1.

3

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »