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'Ueber den Verfasser des Rhesus und die Zeit seiner Aufführung.

Eine der schwierigsten Fragen in der Literaturgeschichte des

Euripides ist die Untersuchung über den Verfasser des Drama Rhesus, und über die Zeit der Aufführung desselben. Ueber beides sind in der letzten Zeit besonders Vermuthungen aufgestellt, die jedoch des Beweises ermangeln. Darum hofft der Verfasser um so eher Entschuldigung zu finden, wenn auch er seinen Beitrag zur Erforschung der Wahrheit liefert. Zugleich kann er versichern, dass er seit längerer Zeit schon dieser Tragödie seinen Fleiss zugewandt hat, und dass dieselbe bald mit erschöpfenden Prolegomenen, mit kritischem und exegetischem Commentare und mit den vaticanischen Scholien erscheinen werde. Dass er diesen Aufsatz voranschickt, rührt theils daher, weil er die Urtheile der Gelehrten erfahren will, ob es ihm gelungen ist endlich nach vielen vergeblichen Versuchen das Wahre zu finden, theils schien ihm die Entdeckung wichtig genug, sie bald bekannt zu machen, da die Vollendung des grössern Werkes sich wohl noch längere Zeit hinziehn kann.

Zugleich bevorworte ich, dass ich hier Vollständigkeit nicht zum Zwecke habe. Alle Meinungen zu berücksichtigen, würde mich zu weit führen, und sie werden in der grössern Abhand→ lung ihre Erledigung finden. Unbekümmert daher um das, was Joseph Scaliger, Delrio, Sam. Petitus, Hardion, und selbst Valckenär und Beck gesagt haben, werde ich nur zwei widersprechende Meinungen berücksichtigen, die Hermannische nämlich und die Gruppische. Beide stehen einander auf das Schroffste entgegen, und wir werden endlich zum Resultate kommen, dass, wie das Sprichwort sagt, die Mittelstrasse die beste sei.

Hermann also hat seine schon früher vorgetragene Meinung, dass der Rhesus ein Machwerk der Alexandrinischen Schule sei, durch eine weitläufige Abhandlung im dritten Bande der Opuscula von S. 262 an zu bestätigen gesucht. Ich übergehe hierbei, was in der Einleitung gegen Böckh geschrieben ist, was selbst, wenn es wahr wäre, doch unnütz bleibt, da Böckh seine Meinung, nachdem er die Vaticanischen Scholien kennen gelernt,

in der zweiten Abhandlung *) über die Antigone widerrufen hat. Ebenso wenig passt die Berücksichtigung Matthiäs zu meinem Zwecke. Nur was Hermann selbst gegen die Echtheit des Stücks und für seinen Alexandrinischen Ursprung erinnert hat, soll hier berührt werden.

Wer die Ilermannische Abhandlung gelesen hat, wird wissen, dass sie in zwei Theile zerfällt. Im ersten nämlich, den wir den äussern nennen können, wird Alles, was uns traditionell über dieses Stück bekannt ist, behandelt, der zweite dagegen, den ich den inneren nenne, sucht die gewonnene Meinung · aus dem Stücke selbst zu deduciren.

Am wichtigsten ist ohne Zweifel der erste Theil. Denn wenn dem Verfasser dieser Abhandlung entrissen würde, dass man schon im Alterthum an der Echtheit des Stücks gezweifelt habe, so würde der zweite Theil sehr viel an seinem Gewichte verlieren. Wir hoffen aber, dass es uns gelingen werde, diesen Theil zu widerlegen, wenigstens so weit er Hermanns Meinung begünstigt. Die eigentliche Untersuchung beginnt von der bekannten Stelle des Arguments des Stücks, welche immer grosse Schwierigkeit für die Kritik dieser Tragödie behalten wird. Die Worte selbst lauten folgendermassen: τὸ δὲ δρᾶμα ἔνιοι νόθον ὑπενόησαν, ὡς οὐκ ἂν Εὐριπίδου. τὸν γὰρ Σοφόκλειον μᾶλλον ὑποφαίνειν χαρακτῆρα. ἐν μέντοι ταῖς διδασκαλίαις ὡς γνήσιον ἀναγέγραπται κτλ. Mögen nun aber diese Worte heissen was sie wollen, die Hermannische Meinung werden sie nie begünstigen. Anders jedoch urtheilt Hermann. Er, der einige Seiten vorher Böckhen Unrichtigkeit im Schliessen vorgeworfen hatte, verfällt in denselben Fehler. Bloss den Vordersatz im Auge habend, dass Einige das Stück für unecht erklärt hätten, berücksichtigt er gar nicht den Grund, warum sie dieses thaten, nämlich, weil es den Sophokleischen Charakter zu haben schien, sondern schliesst sogleich, dass sie es für das Machwerk eines Alexandriners gehalten hätte, als ob geschrieben stünde, τὸ δὲ δράμα ἔνιοι νόθον ὑπενόησαν, ὡς οὐκ ἂν Εὐριπίδου, ἀλλὰ πεζὸν πάνυ καὶ οὐ πρέ Tov avt, wie es nachher vom zweiten Prologe heisst. Oder hält Hermann etwa лɛçòç und Zogóleos für denselben Begriff? Mag daher Gruppe diese Stelle immer für seine Meinung benutzen, deren Hauptstütze sie ist aber wie Hermann sich einfal— len lassen konnte, sie zu seinem Vortheile zu deuten, das kann ich nicht begreifen. Denn wie alle Gelehrten übereingekommen sind, so waren es nicht historische, sondern ästhetische Gründe, die jene Unbekannten bewogen, dem Euripides das Stück abzusprechen. Aber weit entfernt zu vermuthen, dass das Stück

*) Das Buch ist mir nicht zur Hand, so dass ich im Augenblicke die Stelle nicht genauer angeben kann.

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so schlecht sei, wie Hermann gezeigt hat, haben sie vielmehr dem Sophokles dieses Stück zugeschrieben. Doch genug für jetzt von diesen Unbekannten, da wir nachher auf sie zurückkommen werden.

Die Beseitigung der Didaskalien übrigens, würden wir uns, wie sie Hermann vorschlägt, gefallen lassen, da ähnliche Beispiele vorkommen (S. Plut. Aristid. Cap. 1.), wenn wir überhaupt irgend einen Grund hätten, an der Echtheit des Stückes zu zweifeln.

Mehr Gewicht, sollte man denken, wird eine zweite Stelle aus den Vaticanischen Scholien zu Vers 528 haben, die Hermann für entscheidend hält, und wonach Aristarch selbst derjenige gewesen sein soll, der den Betrug entdeckt und das Stück für untergeschoben erklärt hat. Fürwahr, sehr scharfsichtig! Denn ich wenigstens finde nichts dergleichen in den Worten und wie ich glaube, auch wohl kein Anderer, der nicht sehen kann, was er Lust hat. Zur Prüfung setze ich die Worte her: Koárns ἀγνοεῖν φησὶ τὸν Εὐριπίδην τὴν περὶ τὰ μετέωρα θεωρίαν, διὰ τὸ νέον ἔτι εἶναι, ὅτε τὸν Ῥῆσον ἐδίδασκε. Ich füge Hermanns Erklärung hinzu, weil sie ein Beispiel falscher Syllogismen ist, die durch den Fluss der Rede und durch dialectische Kunstgriffe versteckt sind. Folgendermassen nun lässt er sich a. a. O. S. 272 aus: Verum sit an falsum, quod dicit Crates, si quaerimus, videndum est, et quid ponderis habeat huius viri iudicium, et num res ipsa sit verisimilis. Ac vereor magnopere ne vel ipse auctor suspectus esse debeat, quem qunm propensum ad nova et singularia, tum perpetuum adversarium fuisse Aristarchi sciamus. v. Wolf prolgg. ad Hom. p. 276. Cum enim Aristarchus aliquid operae in hoc quem habemus Rheso posuerit, quid aliud credamus, quam hunc virum, in quo acutissimum iudicium summa cum eruditione erat coniunctum, et vidisse et dixisse, quod viderunt et dixerunt tantum non omnes, qui aliquem harum litterarum usum haberent, mirum quantum inter Euripidis fabulas et hancce Rhesum diversitatis intercedere? Quid autem verisimilius, quam qui ubique dissentire ab Aristarcho consuesset, hac quoque in caussa ei esse adversatum, magis fortasse ut obloqueretur, quam quod non ipse quoque intelligeret, probabilia eum dicere. Id satis apparet ex eo, quod quum negare manifestissimam dissimilitudinem non posset, ut aliquam tamen veri speciem praetenderet, ad ingeniosum commentum confugit, aetati poetae illam discrepantiam imputans. Sed quamvis haec iudicis non integerrimi sententia vel ipsa per se satis suspecta videri debeat, tamen expendenda est accuratius, ne propter dubiam fidem viri reiicere existimemus, quod possit tamen recte ab eo iudicatum esse. Soweit Hermann; der Leser aber möchte ausrufen: τῶν ἐπῶν τῶν ῥευμάτων! Denn wo in aller Welt ist irgend etwas von dem Gesagten enthalten? Ganz einfach erzählt

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der Scholiast, dass Krates den Euripides eines astronomischen Irrthums zeihe, den er aber durch die Jugend des Dichters bei Aufführung des Rhesus entschuldige. Dagegen erinnert, nicht Aristarch selbst, wenigstens wissen wir nichts davon, sondern der Scholiast, ein Aristarcheer, was das Wortspiel gegen Krates beweist, xal tavra μὲν ὁ Κράτης ἔοικε δὲ ὑπὸ τῆς φράσεως ἀμφιβολίας (oder etwas ähnliches) xex gaτnodaι, dass Euripides nicht geirrt habe, und nun führt derselbe Grammatiker den Parmeniscus, einen Schüler des Aristarch (S. Wolf. Prolegg. Hom. S. CCXLIV not. 30), von dem eine Schrift gegen Krates auch sonst bekannt ist (S. die Scholien zu Hom. Il. 9, 513), an, um sein Urtheil durch diesen Gewährsmann zu bestätigen. Es steht sich also hier wirklich die Partei des Krates und des Aristarch entgegen. Aber weit entfernt, dass der Streit über den Verfasser des Stücks entstand, oder dass eine Partei an der Jugend des Euripides, als er den Rhesus schrieb, gezweifelt hätte, lag der Grund der Uneinigkeit nur darin, ob Euripides einen Fehler gemacht habe, oder nicht. Ferner ist wohl zu merken, dass nicht die Partei des Aristarch der Grund des Zwistes war, sondern Krates, welcher dem Euripides einen Fehler Schuld gab, der nur als ein Jugendstreich zu entschuldigen sei. Da erst trat die Schule des Aristarch auf, ihren Liebling Euripides in Schutz zu nehmen und seine Ehre zu retten, was ihnen auch wirklich gelungen ist. Wäre hingegen Streit zwischen beiden Schulen über den Verfasser gewesen, so hätte Aristarch den Anfang machen müssen, und dann wäre Krates als Vertheidiger des Euripides aufgetreten.

Bei so bewandten Umständen habe ich nicht nöthig, die unrichtigen Syllogismen in Hermanns Worten aufzudecken. Jeder, der die Stelle genau ansieht, wird die falschen Prämissen einsehen. Denn, um davon zu schweigen, dass Aristarch_nirgends erwähnt wird, wo lesen wir in den Scholien ähnliche Worte, wie die von Hermann über Krates geschriebenen: quum negare manifestissimam dissimilitudinem non posset? Wo steht, selbst wenn man die Stelle des Arguments zu Hülfe ruft, dass jeder nur irgend auf wissenschaftliche Bildung Anspruch machender Mann gesehn und gesagt habe, dass unsere Tragödie den übrigen des Euripides ganz unähnlich sei? Das heisst doch wirklich die oben angeführten Worte τὸ δὲ δράμα ἔνιοι νόθον ὑπε νόησαν etwas weit ausdehnen.

Aber wie, wenn ich zeigte, dass so wie des Krates Schule, so auch die des Aristarch unser Stück für ein Werk des Euripides gehalten habe? Wo wird dann Hermann jene víovs hinversetzen? Soll der Betrug dem Aristarch verborgen geblieben sein? Dieses wäre sehr merkwürdig. Dass aber Aristarch das Stück für echt hielt, beweist erstens sein Commentar zum Rhe

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