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sus, dessen in den Scholien zu V. 541 Erwähnung geschieht, und wo dieser Grammatiker unser Stück vor einer ungereimten Annahme schützt. Denn sollte wohl Aristarch zu einem Stücke, das er für unecht hielt, Scholien geschrieben haben? Das beweisen zweitens und drittens Parmeniscus und Dionysodorus, die zu V. 528 und 499, wo ihre eignen Worte angeführt werden, ausdrücklich den Euripides als Verfasser nennen. Ist es aber wohl denkbar, dass beide Schüler des Aristarch, das Stück für echt gehalten haben, was ihr Lehrer für unecht erklärt hatte? Fürwahr, es lässt sich dies durchaus nicht glauben, zumal da Aristarch bei seinen Schülern so viel galt, dass sie lieber mit ihm irren, als mit andern das Richtige annehmen wollten. S. Wolf. Prolegg. Hom. S. CCXXXVIII. Endlich scheint diese Ansicht auch dadurch bestätigt zu werden, dass der Verfasser des Arguments die Echtheit vertheidigt. Denn dieser scheint ein Aristarcheer gewesen zu sein, da die Scholien wenigstens von einem Anhänger des Aristarch gesammelt sind. Jedoch könnte man behaupten, dass beide verschiedne Verfasser hätten, sogar dass die verschiednen Scholien nicht von demselben Grammatiker herrührten, und darum möge dieser Beweis auf sich beruhen.

Uns genügt es zu wissen, dass beide Schulen die Echtheit des Stücks anerkannt haben, woraus denn wohl klar wird, dass diejenigen, denen unser Rhesus verdächtig vorkam, uns sehr verdächtig sein müssen, da wir gar keine Zeit wissen, wohin wir sie setzen sollen. Jedoch von ihnen wird unten die Rede sein, wenn ich von der Gruppischen Ansicht spreche. Schliesslich füge ich zu dieser Stelle hinzu, dass ich hoffe, bald werde eine bessere Meinung über Krates herrschen, wie neuerlich z. B. schon Mützell de emendatione theogoniae Hesiodeae S. 284 flg. aufgestellt hat. Zuerst Wolf in den Prologomenen a. E. wirft ihm pravum acumen und indocta temeritas vor, welchem Urtheile sich die meisten aus Unlust an eignem Forschen anschlossen, Dies vergrössert Hermann, dessen Dissertation über den Rhesus an Superlativen überhaupt sehr reich ist, indem er ihm dubia fides vorwirft, ihn iudicem non integerrimum nennt und überhaupt seine Wahrheitsliebe verdächtig macht. Um ehrlich zu sein, müssen wir gestehn, dass unsere jetzigen Ansichten von der Wissenschaft, sich weit mehr den Ideen des Krates als des Aristarch nähern. Mag nun aber auch Krates sonderbare Einfälle gehabt haben, so haben nicht einmal seine Feinde, durch welche wir doch nur seine Grundsätze kennen, absichtliche Verstellung der Wahrheit ihm vorgeworfen. Ich stelle mir die Sache so vor. Dass der Rhesus von Euripides verfasst sei, bezweifelte Niemand; aber das Jahr war unbekannt. Da suchte nun Krates aus einem astronomischen Fehler auf die Jugend des Dichters zu schliessen, weil er wusste, dass Euripides sich viel

mit der Sternkunde beschäftigt hatte, und nicht leicht darin fehlen konnte. Und wirklich wäre diese Conjectur nicht zu kühn gewesen. Aber leider hat Euripides keinen Fehler dieser Art im Rhesus gemacht, und so bleibt es wieder ungewiss, in welche Zeit das Stück zu setzen sei.

Nachdem nun alle ältere Autorität für Hermanns Meinung gesunken ist und da fast für jedes Jahrhundert ein Gewährsmann der Echtheit des Stücks gefunden werden kann, wie ich in der grössern Abhandlung darthun werde; folgen wir unserm Kritiker zum zweiten Theile, wo er aus innern Gründen den "alexandrinischen Ursprung des Stücks beweisen will. Dieser Abschnitt der Abhandlung zerfällt in 5 Theile, und Hermann meint, dass das späte Alter des Stücks anzeigen (S. 282): imperitia inventionis, imitatio inepta Homeri, aemulatio tragoediae Atticorum antiquioris, ostentatio variae doctrinae, dictio raris et exquisitis undique collectis plena neque illa non aliquando peccans in consuetudinem Atticorum.

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Man sieht, dass die Abhandlung von dem weniger erhebli'chen zum wichtigeren fortschreitet, und dieses deutet Hermann selbst beim Uebergange zum zweiten Theile an (S. 284) Gravius est secundum quod posui, imitatio inepta Homeri. Und dieses ist auch vollkommen wahr. Denn wer könnte wohl von der schlechten Anordnung des Stücks einen Beweis hernehmen, dá der eine gerade das bewundert, was dem andern verächtlich erscheint. Mag daher Hermann immer sagen (S. 282): Atque inventionem fabulae ineptissimam esse, nec latere quenquam potest, et demonstratum est a viris doctis evidentissime: so hat erst neuerlich Gruppe das Gegentheil zu zeigen sich bemüht, und auch ich werde in der grössern Abhandlung manches zu erläutern suchen, was andern anstössig geschienen hat. Das Höchste, was ich zugeben kann, ist, dass die Sache noch nicht entschieden ist, oder vielmehr, dass ästhetische Fragen nie zu objectiver Gewissheit beantwortet werden können. Folglich mag dieser Grund keiner Partei etwas nützen.

Der zweite Theil, den ich, wie überhaupt alles bier, nur in den weitesten Umrissen behandeln kann, spricht über die ver kehrte Nachahmung des Homer. Es wird nützlich sein, einige Worte Hermanns abzuschreiben (S. 284). Homerum universa Graecia magistrum suum fontemque omnis scientiae judicavit. Eum inprimis etiam Aeschylus et Sophocles ita sunt admirati, ut plurima se ei et maxima debere faterentur. Ex eo et hi et alii multi fabularum suarum argumenta petiverunt (?), sed ita ut summam rei ex Homero depromerent, cetera fingerent ipsi ex scintilla flammam excitantes, nisi forte in fabulis satyricis, quod genus parodiis non absimile est. Khesi vero scriptorem si consideres nonne ille totam propemodum Doloneam în singulis rebus et verbis expressit? Wir behaupten, dass alles die

ses nur Behauptungen Hermanns sind. Denn woher weiss er denn, dass die Tragiker aus dem Epos bloss die Grundlinien genommen haben, da die Cypria und überhaupt der Cyclus verloren ist? Woher weiss er, dass man den Homer nach seiner Art nachgeahmt habe, da keine einzige Tragödie ausser dem Rhesus übrig ist, deren Stoff Homer bieten konnte, und da überhaupt die Ilias und Odyssee nach der richtigen Bemerkung des Aristoteles nur höchstens zu zwei Tragödien dienen können? (Dichtkunst. Cap. 23). Endlich hat Hermann klüglich die Satyrdramen ausgenommen, weil das einzige uns bekannte Stück seiner Behauptung widersprechen würde. So fällt Hermanns Vermuthung und ich werde in der grössern Abhandlung zu zeigen suchen, dass, wenn wir nach einigen Fragmenten schliessen dürfen, die alten griechischen Tragiker ganz anders die Epiker benutzten, als Hermann glaubt.

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Das dritte Argument Hermanns (S. 287) gegen die Echtheit des Stücks ist so unbedeutend bei unsrer Meinung, dass ich es füglich übergehn könnte. Weil die Metra so sind, wie sie vor der 89sten Olympiade gebaut zu werden pflegten, soll das Stück ein späteres Machwerk sein. Zugegeben, dass dieses ein Grund gegen Delrio's Meinung sein könnte, obgleich auch ein Dichter, während seine Zeitgenossen sich der zügellosen Freiheit hingeben, die alte Strenge und Einfachheit bewahren kann, wie auch im üppigen Rom der strenge Cato lebte: so wird unsere Meinung durch dieses Argument bestätigt, da wir gar nicht zweifeln, dass das Stück vor jener Olympiade aufgeführt sei. Ueberhaupt zeigen die Trimeter, die nie unter zwei Personen getheilt sind, dass unser Stück sehr alt sei, und nur in Trochäen und Anapästen an Stellen, wo die höchste Aufregung herrscht, hat sich der Dichter erlaubt, die Verse zu theilen.

Auch über den vierten Theil (S. 288), welcher von der ostentatio doctrinae handelt, können wir mit wenig Worten hinweggehen, besonders da Hermann selbst sagt: Qua etsi scriptor non ita modum excessit, ut plane desereret morem tragicorum; und auch wir stimmen ganz bei, nur bitten wir das plane zu streichen, da, wie ich schon einmal gesagt habe, die Superlative unwillkührlich sich unter Hermanns Feder eingeschlichen haben. Mögen wir jetzt Hermanns Verzeichniss unbestritten liegen lassen, obgleich ein andermal davon die Rede sein wird; ist es wohl glaublich, dass ein so crasser Raritätenfänger, wie Her mann uns den Verfasser des Rhesus darzustellen sich bemüht, jeż nes Orakel werde unbenutzt haben liegen lassen, dass Rhesus getödtet werden müsse, und die Pferde geraubt:

priusquam

Pabula gustassent Troiae Xanthumque bibissent. (Virgil. Aen. 1, 473 vergl. Eustath. z. II. x, S. 817, 27, 27. Röm. Schol. zu Il. x', 485 und Servius z. Virgil). Wie schön

schon Porson zu Eurip. Medea V. 675 ans Licht gestellt, und neulich Gruppe richtig gewürdigt. Ich würde davon geschwiegen haben, wenn ich nicht noch ein Beispiel gegen Hermanns Theorie hätte. Ganz unüberlegt setzt Gruppe S. 320 Hermannen einen Anapäst entgegen; wir dagegen fragen Hermannen, ob er denn ganz einen Vers aus der Medea des Tragikers Neophro vergessen hat, bei dem ich mich wundere, dass er allen Gelehrten, die über dies Wort gesprochen haben, entgangen ist. Das Fragment findet sich beim Schol. zur Medea 668. Elmsl. 661. Matth.

καὶ γάρ τιν αὐτὸς ἤλυθον λύσιν μαθεῖν
σοῦ· πυθίαν γὰρ ὄσσαν, ἣν ἔχρησέ μοι

Φοίβου πρόμαντις, συμβαλεῖν αμηχανώ.

Mögen andere über das Zeitalter des Neophro urtheilen, wie sie wollen. Bei Hermann ist der Fehler, dieses Fragment übersehn zu haben, unverzeihlich, da er der Meinung Elmsleis beitritt, welcher den Neophro einen etwas ältern Zeitgenossen des Euripides sein lässt. Siebe Hermanns Anm. zu E. Med. S. 328 d. Leipz. Ausg. und dieselben Worte stehn im Abdrucke im dritten Bande d. Opusc., so dass Hermann auch damals noch dieser Meinung war.

Ferner greift Hermann V. 480 ädŋv klavvouɛv an, das ich zu seiner Zeit vertheidigen werde, ebenso wie ich V. 494 unvíov mit kurzer penultima bis jetzt schon durch die Stelle eines alten lambographen belegen kann. Mit einem Worte, die Grenzen dieser Abhandlung zwingen mich, auf mein grösseres Werk zu verweisen, wo auch die von Hermann seiner Dissertation beigefügten Emendationen erwägt werden sollen.

Hiermit kann ich meine Kritik von Hermanns Abhandlung beschliessen. Ich hoffe, dass, wenn Einiges selbst unrichtig gegen Hermann gerügt sein sollte, das Ganze stehn bleiben wird, dass weder die Zeugnisse der Alten den so späten Ursprung des Stücks wahrscheinlich machen, noch, dass dieses aus der Tragödie selbst bewiesen worden ist. Ich wenigstens kann versichern, dass dieses meine unumstössliche Ansicht ist, und dass ich im Verlaufe dieser kleinen Abhandlung sogar meine Meinung, wenn sie es noch nicht ist, objectiv zu machen hoffe. Noch ist es nöthig, mich darüber auszusprechen, dass ich vielleicht zu kühn gegen den grossen Hermann gesprochen habe. Was manche Andre über ihn urtheilen, weiss ich nicht; ich kann versichern, dass ich ihn sehr hochachte, dass aber meine Hochachtung nicht sclavisch ist, um mich zu verhindern, meine Ansichten den seinen entgegen zu stellen. Uebrigens bin ich überzeugt, dass selbst Hermann, der doch am meisten hierbei betheiligt ist, mich nicht über meine Freiheit tadeln wird, da er selbst im Gratulationsgedicht an Niemeyer V. 5 (Opusc. III S. 350) von sich sagt:

Et liberi laudator oris Hermannus,

wenn er nicht etwa diese Worte so auslegt, dass er sich gegen Andre Freiheiten vergönnt, den Freimuth Anderer aber gegen sich hasst.

Von hier wenden wir uns zu der entgegengesetzten Meinung, welche neulich Gruppe in seinem Buche, welches er Ariadne oder über die tragische Kunst in ihrer Entstehung und in ihrem Zusammenhange mit der Volkspoesie nannte, zu begründen gesucht hat. Was schon einige uns unbekannte Kritiker des Alterthums gelehrt haben sollen, und was Scaliger nicht für ganz verwerflich hielt, hat Gruppe zur Evidenz zu beweisen gesucht, dass Sophokles der Verfasser des Rhesus sei, und zwar, dass Rhesus das älteste Stück dieses Dichters sei. So paradox diese Meinung gegen die Hermannische scheint, so müssen wir doch gestehn, dass sie im Ganzen annehmbarer, wie die Hermannische ist. Hätte der Verfasser nicht durch einige grobe Verstösse, die den Dilettanten beurkunden, die Augen des eigentlichen Philologen beleidigt, so glauben wir, dass sein Buch mehr Aufsehn gemacht haben würde. Wir geben ihm zu, dass die Tragödie viel besser ist als Hermann uns glauben machen will, ohne jedoch gerade den Sophokleischen Charakter unwiderlegbar darin zu finden. Wir gestehn, dass die oben behandelte Stelle des Arguments seiner Meinung günstig sei, jedoch erlauben wir uns nachträglich einige Bemerkungen. Wir haben oben zu zeigen gesucht, dass diese Stelle gar kein Gewicht für Hermanns Meinung habe, und dass beide Schulen, sowohl die des Krates als die Aristarchische den Euripides unbezweifelt für den Verfasser hielten. Nun möchten wir wohl fragen, wann der Verfasser jene Unbekannten setzt? Vor Aristarch und Krates? Dann scheint nicht gut denkbar, dass Aristarch und Krates diese Meinung verachtet haben werden, wenn jene nur irgend einen hinreichenden Beweis hatten; nach diesen Kritikern aber wiederum jene Unbekannten zu setzen, scheint nicht weniger unzulässlich, da wir wissen, dass die Häupter der Schulen das Stück für echt hielten. Für mich, muss ich gestehn, hat jene Erzählung wenig Gewicht, und ich kann mir ihre Entstehung erklären. Ohne Zweifel hatte irgend ein Kritiker geäussert, der Rhesus habe in manchen Rücksichten den Sophokleischen Typus, wie auch Gruppe wirklich einiges Sophokleische nachweist. Diese hingeworfenen Worte scheint mir ein später Grammatiker weiter ausgedehnt zu haben. und statt ihrer, wie wir noch jetzt lesen, geschrieben zu haben τὸ δὲ δρᾶμα ἔνιοι νόθον ὑπενόησαν ὡς οὐκ ἂν Εὐριπίδου· τὸν γὰρ Σοφόκλειον μᾶλλον ὑποφαίνειν χαρακτῆρα. Bedeutende Kritiker können es wenigstens nicht gewesen sein, die dem Sophokles das Stück zuschrieben, da Krates und Aristarch an der Echtheit nicht zweifelten.

Wenn nun dieses Argument gegen die Didaskalien, die doch

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