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In diesem Psalm kommt das religiöse Selbstbewußtsein der für Gesetz und Vaterland kämpfenden Frommen in stärkster Weise zum Ausdruck. Sie spielen ihre Treue gegen das Gesetz und ihren Abscheu vor jedwedem Gößendienst gleichsam als Trumpf aus gegen Gott, rechnen ihm vor, wieviel sie für ihn und wie wenig er für sie getan hat. Wenn nun auch in dieser forcierten Verwendung des Unschuldsmotivs (s. o. S. 109) das verlegte religiöse und nationale Ehrgefühl und Verzweiflung und Verbitterung über die Not Israels das Wort führen und so Gebetstöne erzeugen, die christlichem religiösen Empfinden fast unerträglich sind, so läßt sich doch nicht verkennen, daß jüdische Selbstgerechtigkeit und jüdischer Lohngedanke bereits beherrschend im Mittelpunkt der Frömmigkeit dieser Männer stehen. Auch in Ps. 79 wird erst an die Sünden der Vorfahren als Grund für Gottes rätselhaften 3orn gegen Israel gedacht und dann erst von den eigenen Sünden gesprochen. Man wird also das Fehlen zarterer religiöser Töne in dieser Kriegspoesie, den gänzlichen Mangel des Ausdrucks demütiger Unterwerfung unter Gottes Willen, rechter Sündenerkenntnis und Buße, nicht bloß durch den Sturm nationaler Leidenschaft, der in ihr braust, zu erklären haben, sondern neben dem geschichtlich bedingten Diesseitscharakter der Religion Israels auch auf jene dem gesetzlichen und kultischen Wesen der Religion entsprechende Eigenart der jüdischen Frömmigkeit hinweisen dürfen. Beides hängt freilich aufs engste zusammen. Das, was wir nach dem neuen Testament pharisäisches Wesen nennen, ist hier im Werden. Dafür liefert der Psalter viele Beispiele.

60.

Gott, du hast uns verworfen, zersprengt,

hast im 3orn dich von uns gewandt',

"Hast die Erde erschüttert, sie gespalten - o heile ihre Ruinen sie wankt! 5Du 'reichtest uns' not als Labung',

ließest uns Taumelwein trinken,

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Gott sprach von seinem Tempel her also: „Sieg jubelnd werd' ich Sichem aufteilen, "Mein ist Gilead, und mein ist Manasse,

und Ephraim meines Hauptes Wehr,

Juda mein Führer!

das Tal von Sukkoth ausmessen,

10Moab meiner Füße Becken, auf Edom werf ich meinen Schuh, 'Über Philistäa will ich jauchzen!"'

11Wer bringt mich hin zur Feste, wer führt mich nach Edom?
12Hast du uns, Gott, nicht verstoßen

( )
und ziehst nicht aus mit unsren Schaaren!

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13Ach, verleih du uns Hülfe vorm Feinde, nichts ist's ja mit Menschenhülfe! 14 mit Gott gewinnen wir Sieg, er wird unsre Feinde in den Staub treten!

3 Vielleicht sind die Worte tešobhebh lanu zu übersetzen: du hast uns zurückweichen lassen. 5 Nach der sehr einfachen und einleuchtenden Konjektur hirwetha für das überlieferte hir'itha. Das in nes (Flagge) und hithnoses (sich flüchten) liegende Wort- und Gedankenspiel läßt sich leider in der Übersetzung nicht wiedergeben. Der Dichter spricht mit sarkastischem Groll: die Fahne, sonst das Zeichen der Sammlung zu mutigem Angriff auf die Feinde,

wurde für uns zum Symbol der Zerstreuung und der jämmerlichen Flucht vor ihrer Übermacht. Die Flagge, unter der sich Israel zum Kampfe sammelte, war das siegesstolze Bewußtsein, mit Gott in den Streit zu ziehen, vgl. v. 8ff. 7 Lies wa'anenu. 10 Lies ale phelaešeth 'ethro'a'. 11 Lies janḥeni. In v. 12 ist das 2. 'elohim wohl überflüssig.

Auch Ps. 80 und 89 gehören u. E. zu den Liedern, die in den Nöten der Religionsverfolgung im 2. vorchristlichen Jahrhundert entstanden sind, wenn auch nicht behauptet werden soll, daß eine andere zeitgeschichtliche Erklärung ganz unmöglich sei. Sie mögen etwa in dieselbe Zeit zu sehen sein wie Pf. 44 und 60, denn in beiden blict Israel auf eine längere Leidenszeit zurück, und jedenfalls spiegeln sich in ihnen dieselben politischen Verhältnisse Israels wieder.

Zwischen beiden Dichtungen besteht jetzt eine unverkennbare literarische Be ziehung. Das Bild vom Weinberg, dessen Mauern eingerissen wurden und den nun die wilden Tiere zerwühlen (80, 9ff.), kehrt in 89, 41f. wieder, zum Teil in wörtlicher Anlehnung. Daraus hat man geschlossen, daß Ps. 89 jünger sei als Pf. 80 und mit dieser Schlußfolgerung die Herkunft von Pf. 80 aus makkabäischer Zeit bestritten. Aber das Bild vom verwüsteten Weinberg paßt so schlecht in den Zu: sammenhang von Pf. 89, 39 ff. hinein, daß die Frage aufgeworfen werden darf, ob nicht die Verse 41f. späterer Zusatz sind in Anlehnung an 80, 13. Wären sie ursprünglich, so hätte sich allerdings der Dichter sehr nahe und sehr äußerlich an das Vorbild 80, 13 angelehnt, aber auch dann dürfte nicht gefolgert werden, daß er lange Zeit nach dem Dichter von Ps. 80 geschrieben hat, denn auf Originalität macht er auch sonst keinen Anspruch, weder im Ganzen noch im Einzelnen, und er könnte darum auch aus einem zeitgenössischen lyrischen Produkt ein ihm geeignet scheinendes Motiv aufgenommen haben.

80.

20 Hirte Israels, vernimm, der du Joseph geleitet wie Schafe,

Der du thronst auf Keruben, erscheine

3vor Ephraim und Benjamin und Manasse!

Biete auf deines Heldentums Kraft und komm, o komm uns zu Hilfe! Herr Gott', laß uns wieder erstehen,

laß dein Antlig uns leuchten,

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daß uns heil widerfahre!

tränktest sie mit Tränen unmaßen,

gegen den Rest' deines Volkes! "Du ließest sie Sorgenbrot' essen, Du ließest unsre Nachbarn um uns hadern, und unsre Feinde Spott mit uns' haben! 'Herr Gott', laß uns wieder erstehen, laß dein Antlig uns leuchten,

8C

daß uns heil widerfahre!

Einen Weinstock hobst du aus aus Aegypten, verjagtest Nationen und senktest ihn ein,

10Gabst ihm rechten Boden, daß er Wurzeln aussandte und seine Reben über das Land

11Berge bedeckte sein Schatten, seine Ranken die 3edern Gottes, 12Er dehnte seine 3weige bis zum Westmeer,

und bis zum Strome im Ost seine Schossen!

13Warum hast du seine Mauern gebrochen,

daß die Wandrer seine Früchte sich pflücken?

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vor deinem 3ornblick gehn sie dahin.

180 halte deine Hand über den Mann deiner Rechten und das Menschenkind, das du dir geeignet!

19 Gib uns Leben, so wolln wir dich preisen.

und nimmermehr von dir lassen!'

20Herr Gott, laß uns wieder erstehen, laß dein Antlitz uns leuchten,

daß uns Heil widerfahre!

Der Text des Gebets ist leider schlecht überliefert. so daß wir mehrfach auf Vermutungen angewiesen sind. Das dreimalige Auftreten desselben Verses am Schluß von Sinnabschnitten macht es sehr wahrscheinlich, daß in v. 15 (Anfang) der Rest dieses Kehrverses erhalten ist, mithin hier eine Strophe schließt und mit der Fortsetzung von v. 15 („blicke her vom Himmel etc.") eine neue beginnt. Dieser Erwägung gemäß ist der Psalm oben aufgeteilt worden. Die ungleiche Länge der so entstehenden Gesätze kann nicht als entscheidender Gegengrund angeführt werden, denn auf deren Symmetrie legt die hebräische Poesie keinen Wert. Im Gegenteil, sie läßt gern auf kürzere Strophen eine längere folgen, vgl. die Einleitung. Immerhin wäre es möglich, daß der Text unserer Dichtung in der Mitte besonders stark gelitten hat, und daß in v. 9–16 zwei Strophen mit Kehrvers stecken. Dann hätte sie aus fünf mit Kehrvers schließenden dreistichischen Gesätzen bestanden. Im Einzelnen ist folgendes zu bemerken: In dem Kehrvers v. 4 8 (15) ist durch den Ersatz des ursprünglichen Gottesnamens Jahwe durch elohim (vgl. die Einleitung) die unmögliche Verbindung 'elohim sebha'oth entstanden; in v. 5 und v. 20 stehen noch beide Gottesnamen nebeneinander. Wir haben oben den alten Gottesnamen jahwae sebha'oth einfach durch „Herr Gott" wiedergegeben, um den zu häufigen Ausdruck „Herr Zebaoth" zu vermeiden, vgl. auch o. Ps. 46 (S. 60f.). — Für bithephillat ist wohl zu lesen bipheleṭath; statt ammaekha hat die griech. und syr. Übers. ‘abadaekha ,deiner Knechte", was vielleicht der ursprüngliche Text ist. 6 Das zweimalige Vorkommen von dim'a in demselben Vers ist anstößig, daher die obige Übersetzung Sorgenbrot", die irgend ein Synonymon zu dim'a voraussetzt. ? Für madhon Zankapfel" hat man nicht übel vermutet manodh „Kopfschütteln". Das ist eine orientalische Geste des Spottes (vgl. 44, 15) und paßt recht gut zu la'agh Spott treiben“. 16 Das am Anfang stehende Wort wekhanna ist wohl nur entsteilte Variante (wekhonana) zu peqodh; v. 16b ist Variante zu v. 18b und enthält ohne Frage die ursprüngliche Lesart. 17 Es wird zu lesen sein seraphuha und kesahuha. 18 Vielleicht ist nur ben zu lesen: über den Sohn, den du dir zugeeignet (wörtlich wohl: großgezogen). 19 Die beiden Vershälften sind umzustellen.

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Das Gebet führt das in diesen Psalmen beliebte Thema „Einst und jetzt" in bezug auf das Schicksal Israels durch, zuerst in sachlicher Darstellung, dann in dem Bilde vom Weinstock, den Gott einst selbst aus Ägypten in sein Erbland verpflanzt hat, der dort zu einem gewaltigen, alles beschattenden Gewächs gedieh, nun aber einem Weinberg gleicht, der schußlos den Tieren preisgegeben ist und von Allen geplündert wird. Dieses Bild oder richtiger diese Bilder sind der Sprache der Propheten entnommen. Wir treffen sie bei Hosea, Jesaja, Jeremia und Ezechiel.

Aber schon der alte Segensspruch über Joseph (Gen. 49, 22) verwendet den Weinstock als Bild für Josephs Wohlstand. Die Propheten stellten unter diesem Bilde gern die geistige Entartung ihres Volkes dar, so zuerst wohl Hosea in 10, 1, danach Jesaja (in der meisterhaften Parabel vom bösen Weinberg Kap. 5) und Jeremia in 2, 21. Etwas anders gebraucht es Ezechiel in der Allegorie 17, 1 ff., die die bösen Folgen der Felonie Zedekias vor Augen stellen soll. Am nächsten verwandt mit dem bildlichen Ausdruck in Ps. 80 ist die kurze Vergleichung Jes. 3, 14, wo Israel der Weinberg, die Leiter des Volkes die mutwilligen Verwüster desselben find, als Ganzes dagegen ist er eine originelle, aber ästhetisch nicht recht befriedigende Mischung jesajanischer und ezechielischer Bilder.

Die Pointe dieser Allegorie ist der schmerzliche Gegensatz zwischen Israels einstiger politischer Größe und seinem jezigen Elend. Die Vergangenheit erstrahlt dem Dichter im Glanze messianischer Herrlichkeit, denn die idealen Grenzen, die er v. 12 nennt, sind ein stehender 3ug in der Schilderung des erhofften Reiches des Erretterkönigs, vgl. Micha 5, 3; Zacharja 9, 9f.; Ps. 72, 8. Im Hinblick darauf darf man wohl auch in den Ausdrücken „Mann deiner Rechten“ und „Menschenfind" oder vielleicht ursprünglich deutlicher „Sohn“ – eine messianische Anspielung erkennen, wenn sie auch zunächst nach dem Wortlaute der Strophe auf Israel zu beziehen sind. Aber das Eine schließt das Andere nicht aus, vielmehr wäre die Doppelheit der Beziehung für hebräischen Geschmack eine besondere Feinheit der Dichtung. Und vielleicht verhilft sie uns zum Verständnis der rätselhaften Worte in v. 2 und 3: „erscheine (wörtlich: leuchte auf im Lichtglanz) vor Ephraim, Benjamin und Manasse“. Zeitgeschichtlich lassen sie sich nur sehr gezwungen erklären, auch der Hinweis auf 4. Buch Mose 2, 18f. macht die Absicht, die den Dichter bei der Wahl dieser Stammnamen leitete, nicht deutlicher. Dagegen läßt sich die Bitte, zumal wenn sie von Juda gesprochen wird, als poetischer Ausdruck der Hoffnung auf Sammlung und Wiederherstellung ganz Israels in der messianischen Zeit zum Zwecke der Niederwerfung seiner Feinde wohl verstehen. Ist diese Deutung der Stelle richtig, so gehört Ps. 80 zu den vielen Dichtungen des Psalters, in denen die eschatologische Erwartung Israels Ausdruck gefunden hat.

In Ps. 89 folgt auf die Introduktion, die eine Abart der häufigen hymnischen Einleitung: ich will singen dem Herrn usw. ist und die, ganz im Stile des Hymnus, das Thema enthält (vgl. o. S. 10), ein längeres hymnisches Motiv v. 6-19. Es geht aus von dem Lobgesang, den Himmel und Erde dem Gott der Verheißzungen und des Heilsplanes mit Israel anstimmten, und schließt daran in dem üblichen Hymnenstil (rhethorische Frage: wer ist wie du?, Aufzählung der Wundertaten Gottes, Schilderung seiner Herrlichkeit) einen Lobpreis Gottes, auslaufend in einen Segensspruch über Israel, das sich eines solchen Gottes rühmen darf. Mit der Erinnerung an den König als den besonderen Schützling Gottes lenkt das hymnische Motiv wieder in den Gedankengang von v. 2–5 ein. Diese Art Ausschmückung von Gebeten ist offenbar beliebt gewesen. Wir haben schon bei Pf. 18 (o. S. 107) darauf hinweisen können, vgl. auch o. S. 82f. Da das hymnische Stüc unseres Psalms weder inhaltlich noch stilistisch Neues bietet und für sein Verständnis nichts austrägt, haben wir davon abgesehen, es zu übersetzen.

89.

Gottes gnädiges Walten will ich allzeit befingen,

bis zum fernsten Geschlecht deine Treue künden! Dusprachst einst: auf ewig soll der Gnadenbau dauern Ich schloß einen Bund mit meinem Erkornen,

habe David, meinem Knechte, geschworen:

Deinem Haus geb' ich ewig Bestand deines Thrones Bau für und für.

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deinen Frommen und sprachst:

Ich hab' einen Helden 'gekrönt', einen Jüngling erhöht aus allem Volk, 213ch habe David, meinen Knecht, gefunden, mit heiligem Öl ihn gesalbt, 22 Meine Hand soll ihn allezeit halten, mein Arm ihn stärken und stüßen; 23 Kein Feind soll ihn je anfallen, kein Bösewicht je ihn bedrücken, 24Ja, ich zerschmettre vor ihm seine Dränger,

und schlage, die ihn hassen, zu Boden,

25 Meine Treue und Gnade schüßt ihn,

Ströme unter seine Rechte!

hoch raget sein Horn durch meinen Namen, 263ch tue das Meer unter seine Hand, 27Er wird mir rufen: mein Dater bist du, mein Gott und Fels meines Heils,

den höchsten unter den Königen der Erde.

283ch aber lasse Erstling ihn sein,
29 Meine Huld will ich allzeit ihm wahren,
mein Bund bleibt beständig und fest,

30Und so gründe ich sein Haus für immer,

seinen Thron gleich der Dauer des Himmels. 31 Wenn seine Söhne mein Gesetz mißachten, in meinen Geboten nicht wandeln, 32 2Entweihn sie meine ewige Ordnung, und halten nicht meine Befehle, 33So straf' ich mit Ruten ihre Sünden, mit Schlägen ihre Schuld 34Doch meine Gnade soll nicht von ihm weichen, und meine Treue will ich nimmer ihm brechen, 35Nicht werd' ich meinen Bund entweihen,

und meiner Lippen Worte

niemals umändern.

36 Bei meiner Heiligkeit hab' ich's geschworen,

"

wie könnte ich David je lügen - :

Sein Haus soll immerdar sein, sein Thron wie die Sonne vor mir, 38Wie der Mond soll er immerdar stehen" –

und der Zeuge im Himmel ist treu!

39Und du bist's, der verwarf und verschmähte, der 3orn hegt gegen seinen Gesalbten! 40Du brachest den Bund mit deinem Knecht, warfst seine Krone in den Staub,

legtest seine Festen in Trümmer,

[Rissest ein alle seine Mauern,
423hn plündert, wer des Weges hinzieht,

er ward seinen Nachbarn zum Hohn.]
43Du gabst Sieg der Rechten seiner Dränger,
schufst Freude allen seinen Feinden,
44 Ja, du ließest sein Schwert nicht fressen'
und stütztest ihn nicht im Kampfe,

45machtest seinem Glanz ein Ende 40Hast die Tage seiner Jugend gekürzt,

und hast seinen Thron gestürzt,

in Schmach und Schande ihn gehüllt!

47 Wie lange, Herr, läßt du dich nimmermehr schauen,

soll dem Feuer gleich brennen dein 3orn?

48Bedenke Herr', was ist das Leben,

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