ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

auf den wir gleich hier aufmerksam machen wollen. Das ist ein kleines liturgisches Ganze messianischen (eschatologischen) Charakters:

Lobsinget dem Herrn, alle Völker, preiset ihn, alle Nationen,

2Denn hoch waltet über uns seine Gnade, und die Treue des Herrn allezeit, ein kleiner Hymnus, der, wie Fr. Delizsch sehr fein bemerkt hat, „gerade in seiner Kleinheit eines der großartigsten Zeugnisse von der Macht ist, mit der mitten im A. T. der Weltberuf der Offenbarungsreligion an der volklichen Schranke rüttelt“ (vgl. seine Verwendung in Röm. 15, 11). Das Lied ist gewiß einst im Tempelgottesdienst erklungen.

Häufiger ist natürlich der Fall, daß der beschreibende oder erzählende Hauptteil des Hymnus zum selbständigen Gedicht wird. Dafür haben wir in einem Psalm, der sich mit dem eben besprochenen Hymnus inhaltlich und formal aufs engste berührt, ein lehrreiches Beispiel. Es ist das Pf. 114, eine kleine, durch vollendete Symmetrie des Strophenbaus ausgezeichnete Kultdichtung in episch-lyrischem Hymnenstil.

[blocks in formation]

Auch dieser Hymnus, nach der jüdischen Überlieferung die Festliturgie des 8. Passahtages, also später richtig als Passah-Hymnus gewertet, feiert die großen Gottestaten am Anfang der Geschichte Israels. Die poetische Darstellung derselben ist in ihrer dramatischen Lebendigkeit, ihrer originellen Knappheit und Kraft der Anschauung von höchster Wirkung. 3m Vordergrunde steht auch hier die Be= freiung aus Ägypten als die Geburtsstunde Israels, des von Gott auserwählten Dolkes. Damals, so lesen wir öfter bei Sängern und Propheten, wurde Israel durch Jahwes starken Arm aus Ägypten, dem Lande eines unverständlich, d. h. barbarisch redenden Volkes, wie unser Dichter sagt, herausgeführt und ging nun in einer großen wechselvollen Geschichte, durch den Bund am Sinai fest mit seinem Gott verknüpft, seiner neuen Heimat entgegen, vgl. bes. Jerem. 2, 1–3. So wurde, wie es im Hymnus in freier Verwendung des Schriftwortes 2. Mose 19, 6 heißt, Juda Gottes „Heiligtum“ und Israel sein „Reich“. Wir würden sagen: damals wurde der Grundstein der jüdischen Theokratie gelegt.

Aus dem Reichtum jener großen Geschichte hat auch dieser Dichter nur die Höhepunkte ihrer Entwicklung vor Augen gestellt: den Durchzug durchs Meer (2. Mose 14) als den ersten sichtbaren Erweis der Macht und des Heilswillens Gottes, die Offenbarung am Sinai (2. Mose 19 f.), wo er unter Donner und Blitz und dem Beben der Erde mit seinem Volke den Gnadenbund schloß, endlich den Durchzug durch den Jordan (Josua 3), wo das verheißene Land gleichsam auf Gottes Gebot seine Pforten auftat, um das erwählte Volk mit seinem Heiligtum, der Lade Jahwes, einziehen zu lassen. Indem er diese zeitlich auseinanderliegenden Momente kühn in einen Akt zusammenlegt und sich in der Kraft dichterischer Phantasie zum unmittelbar beteiligten Zeugen derselben macht, erlebt er gleichsam sinnlich den Triumph des allmächtigen Gottes Israels in der Mitwirkung und dem Mitfeiern der Natur an dem großen Werke der Schöpfung seines Eigentumvolkes. Dadurch ist es dem Dichter gelungen, mit dem kleinsten Aufwand von poetischen Mitteln den tiefsten Eindruck von der Allmacht seines Gottes zu erzeugen. Auf diesen aber zielt der kleine Hymnus ab. Israels Gott

[ocr errors]

ist ein Gott unvergleichlicher Wundertaten in Natur und Geschichte. Das hat sein Dolk gleich im Anfang seiner Geschichte erfahren dürfen der Dichter er= innert an die 2. Mose 17, 5 f. und 4. Mose 20, 8 ff. erzählten Quellwunder das wird es im Glauben immer wieder neu erleben. Vor diesem Gotte muß alle Kreatur erzittern.

Über die Entstehungszeit dieses schönen Hymnus, eines der wenigen im Psalter, die künstlerische Originalität zeigen, können wir nichts aussagen. Man hat aus der Doranstellung von Juda vor Israel in v. 2 und der stärkeren Betonung Judas auf die Zeit nach dem Untergang des Nordreiches (722 v. Chr.) schließen wollen, doch ist dies kein durchschlagender Beweis. Es genügt, wenn wir mit der Möglichkeit rechnen, daß auch dieser Psalm aus alter Zeit stammt.

Noch ein dritter Passah-Hymnus ist, soweit wir zu erkennen vermögen, im Psalter aufbewahrt, Ps. 81.

[blocks in formation]

9

[blocks in formation]

"Mert auf, mein Dolt, laß mich dich weisen,

o Israel, höre auf mich:

10Keinen andern Gott dulde bei dir,

und beuge dich nicht vor Göttern der Fremde!

113ch, der Herr, ich allein bin dein Gott,

der dich aus Ägypten geführt hat.

12Tue auf Mund und Herz meinen Gaben!

[ocr errors]

[blocks in formation]
[blocks in formation]

und ihr Schicksal währete ewig!

17Doch ihn wollte ich sättigen'

mit der Kraft des Weizens

und aus dem Fels mit Honig 'ihn' speisen!

? 1.: šikhmaekha u. kappaekha. 17 1.: wea'akhilehu u. 'asbi'ehu.

Die jüdische Überlieferung bezeichnet dieses Lied allerdings ausdrücklich als Neujahrspsalm (s. o. S. 8m.), aber diese liturgische Verwertung entspricht nicht dem Inhalt des Hymnus. Nach v. 6 ist er für die Feier des Passahfestes be= stimmt gewesen, denn mit den Worten „als Gott einschritt wider Ägyptenland“ spielt der Dichter deutlich auf die Auszugssage an, vgl. 2. Mose 12, 27, diese aber ist bei der späteren historischen Umdeutung der uralten kalendarischen Feste die Legende des Passahfestes geworden, vgl. 5. Mose 16, 1 ff. Der v. 4 erwähnte Neumond und Vollmond sind demnach die Frühjahrsmondphasen. Passah, ein uraltes Mondfest, fiel auf die Vollmondsnacht nach Frühjahrsanfang, die Nacht vom 14. zum 15. Nisan nach dem später üblichen babylonischen Kalender. Der gleichzeitig erwähnte Neumond ist also der des 1. Nisan, der als Anfang des Kirchenjahres und Einleitung des hochheiligen Passahfestes ganz besonders durch Blasen der Hörner „geheiligt" werden sollte, wie man später sagte.

Der Stil des Hymnus ist uns aus Pf. 95 schon bekannt. Er ist die literarische Nachbildung der prophetischen Bußpredigt, die mitten in den Festjubel hinein den Gedanken an das göttliche Strafgericht über Israels Sünden schleuderte, vgl. oben S. 11. Das Lied gehört also zur Gattung der prophetischen Hymnen. In dem hymnischen Aufgesang wird die ganze im Tempel versammelte Menge, Priesterschaft und Laien, zum vielstimmigen Lobe Gottes aufgefordert. Die Tempelmusiker sollen ihre altheiligen Weisen erklingen lassen, das Dolf den Jubelgesang anstimmen und die Hörner der Priester mit ihren weithinschallenden feierlich dumpfen Tönen die Opferhandlungen begleiten ein Bild rauschenden Festjubels, der uns den Zauber, den solche Gottesdienste im Tempel zu Jerusalem auf die Frommen ausübten, verstehen lehrt, vgl. die begeisterte Schilderung bei Jesus Sirach Kap. 50, 11 ff.

-

Aber plötzlich bricht der Jubel ab. Eine Stimme läßt sich vernehmen, die gar nicht in diesen Freudenchor passen will. Es ist Gottes väterlich mahnende Stimme, die in den Rausch des religiösen Hochgefühls den Wermutstropfen der Erinnerung an Israels Ungehorsam und Eigenwillen mischt und damit die Kluft aufdeckt, die Israel auch jetzt von seinem Gott trennt und die keine noch so glänzende kultische Verehrung zu überbrücken vermag. Der Hymnus wird zur herzandringenden Bußpredigt. Sie entspricht eigentlich, so will unser Psalm sagen, vielmehr der Passahstimmung, als der Jubelruf aus tausend Kehlen und das Rauschen der Harfen, denn der sittliche Ernst der Religion Israels duldet keine Selbsttäuschung. Er macht auch das hohe Fest der freudigen Erinnerung an Gottes Großtaten und seinen Gnadenbund mit Israel zu einer Stunde ernster Einkehr und Selbstprüfung. Das habe ich, der ewig treue Gott, für dich getan hast auch du den Bund gehalten? Dies der leitende Gedanke der Bußpredigt v. 7 ff.

Sie erinnert zuerst an die Gnadentat der Befreiung vom ägyptischen Frohndienst. Aus der „Hülle des Donners" heraus erhörte Gott das Geschrei seines geknechteten Volkes. Der Dichter denkt an die Offenbarung Jahwes in der Wolke beim Durchzug durchs Schilfmeer, als er in dieser geheimnisvollen Gestalt sich schützend zwischen Israel und die nachseßenden Ägypter stellte, 2. Mose 14, 19 f. Diese alte Sage ist hier und in anderen Dichtungen (Ps. 18, 10 f., 77, 17 f.) dahin ausgeschmückt worden, daß Gott damals mit Donner, Blitz und Hagel die Feinde in Schrecken gesetzt habe. Weiter erinnert der Dichter an die Sage von der Wasserspende zu Meriba, 2. Mose 17, 1 ff. (vgl. o. S. 10f.), in der er einen neuen Beweis göttlicher Liebe und Fürsorge erblickt. Und nun die größte und herrlichste Erfahrung, die Israel in jener Zeit machen durfte, ie Offenbarung des

tiefsten Wesens seines Gottes in der Gesetzgebung am Sinai! Feierlich wiederholt der Hymnus das Grundgebot der Bundesurkunde, die am Gottesberge zwischen Jahwe und Israel besiegelt wurde: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten herausgeführt hat; du sollst neben mir keine anderen Götter haben, 2. Mose 20, 2 f., und läßt Gott väterlich freundlich mahnen, die geistige Nahrung, die er Israel in seiner Offenbarung so reichlich gibt, gern und willig aufzunehmen. Aber ach, es ist so ganz anders gekommen! Schmerzlich bewegt muß Gott bekennen, daß Israel sich dieser Gaben nicht wert gezeigt hat, und daß er es um seiner Gerechtigkeit willen die Folgen seines gottwidrigen Eigensinnes hat büßen lassen müssen. Ihre Sünde ward ihre wohlverdiente Strafe, ein Gedanke, den wir oft bei den Propheten lesen.

Damit erreicht die göttliche Bußpredigt ihren Höhepunkt. Im Spiegel des geschichtlichen Verhaltens und Erlebens Israels zeigt sie dem gegenwärtigen Ge= schlechte den tiefen Abstand seiner religiös-sittlichen Wirklichkeit von dem Ideal der göttlichen Forderung und damit den Grund seiner traurigen Erfahrungen in der Welt: wie könnte Israel unter den Völkern dastehen, wie reich könnte es von Gott gesegnet sein mit allen irdischen Gütern, wenn es sich seine Gebote in Herz und Gewissen schreiben wollte! An Israel ist es also, die Verheißung von dem Kommen der Heilszeit wahr zu machen.

In diese ernste prophetische Mahnung klingt der Passah-Hymnus, den man sich wohl in den trüben Zeiten nach der Wiederherstellung des Tempels (im Jahre 521 v. Chr.) entstanden denken darf, aus. Damals herrschte, wie wir 3. B. aus dem Propheten Maleachi wissen, in weiten Kreisen des Volkes eine müde und gedrückte Stimmung. Die überschwänglichen Hoffnungen, mit denen man an die Wiederherstellung des staatlichen und völkischen Lebens gegangen war, hatten sich nicht erfüllt. Gott war nicht zur Verherrlichung Israels vor aller Welt erschienen. Da begann denn bald das alte Sündenleben, Abfall vom lebendigen Gott und offene oder heimliche Mißachtung seiner sittlichen und kultischen Forderungen, und statt des erhofften Glücks herrschten 3wietracht, Armut und Elend im Volke Gottes. Wo bleibt, so fragte man damals, der Gott des Gerichts? (Mal. 2, 17). Dagegen erhebt sich der Psalmist in der Kraft der alten Propheten und zeigt den mit Gott hadernden Volksgenossen die wahre Quelle ihres Unglücks.

Aus solchen liturgischen Dichtungen weht uns der Geist der echten Jahwereligion entgegen. Sie zeigen, daß die prophetische Predigt den Opferdienst auch innerlich geadelt hat, indem sie die Forderung der kultischen Reinheit und Korrektheit durch die höhere der sittlichen Reinheit im Gehorsam gegen Gottes Gebote überbot. Dieser Kult war troß der blutigen Riten und wunderlichen Zeremonien für die frommen Seelen ein geistiger Gottesdienst, und es ist nicht zufällig, daß Jesus dem Tempelkult pietätvoll gegenübergestanden hat.

Mit einiger Wahrscheinlichkeit lassen sich im Psalter vier Sieges hymnen nachweisen, die bestimmten, uns freilich nicht mehr genau erkennbaren geschichtlichen Vorgängen ihre Entstehung verdanken, und von denen einige wohl beim Siegesdankfest im Tempel gesungen worden sind. Es sind das Pf. 33, 68, 99 und 149. Von den im 2. Teil dieses Bandes zu erwähnenden politischen Siegesliedern unterscheiden sie sich durch das starke Hervortreten des religiösen Charakters. Es sind eigentlich Hymnen auf die Macht des Gottes Israels. Wir beginnen mit Ps. 99.

99.

'Der Herr ward König, es zittern die Völker,

er, der thront auf Keruben,

2Ja, groß ist der Herr in Zion

es 'wankt die Erde.

und hoch erhaben über alle Nationen.

'Sie sollen preisen deinen Namen, so groß und so hehr,

Ja, heilig ist er!

4 Und ein Starker ward König',

ein Freund des Rechts

--

ja, du brachtest, was recht ist, zustand.

Gericht und Recht in Jakob hast du, Herr, geübt.

Lobpreiset den Herrn, unsern Gott,

anbetend fallt nieder

Ja, heilig ist er!

vor dem Schemel seiner Füße!

"Mose und Aron Priester des Herrn! Ein Samuel rief seinem Namen! Sie riefen zum Herrn, er erhörte ihr Flehn.

In der Wolkensäule

sprach er zum Dolk,

die sein Gebot beachtet,

Ja, Herr unser Gott,

[ocr errors]

'das er ihnen gegeben.

du hast sie erhört!

Ein verzeihender Gott warst du für sie

und suchtest nicht heim' ihre Taten!

"Lobpreiset den Herrn, unsern Gott,

anbetend fallt nieder vor seinem heiligen Berg!
Ja, heilig ist der Herr unser Gott!

1 Statt tanut, dessen Bedeutung nicht feststeht, ist vielleicht tamug oder tamog zu lesen. 2 Für das Wort „Nationen" ("ammim) haben einige Handschriften die interessante Variante „Götter“ ('elim). Damit wären die Schutzgötter der Völker gemeint. 4 Nach der Conjektur we'az malakh. Der überlieferte Text ist nicht übersetzbar. 7 wehoq ist wohl nur Rest der Randvariante huqqau. Im Text steht wenoqem „,du rächtest" ihre Taten. Das paßt nicht in den Zusammenhang der Strophe, man lese daher etwa weniḥam.

Der Psalm gehört zu den kunstvolleren Dichtungen innerhalb der uns erhaltenen religiösen Lyrik. In den einzelnen Strophen wechseln Perioden mit Reihen ab, und auch im Aufbau der drei Strophen weiß der Dichter sehr geschickt zu wechseln: Perioden werden durch eine Reihe abgeschlossen, oder zwei Perioden schließen eine Reihe oder umgekehrt zwei Reihen umschließen eine Periode. Dadurch kommt höchste Bewegung in diesen Hymnus, die aber durchaus nicht durch Unruhe unschön wirkt. Dafür sorgen die abschließenden kurzen Perioden, die wie starke Fermaten wirken und die Empfindung lang und voll ausklingen lassen. Auch der kunstvolle Kehrvers in Strophe 2 und 3 gliedert die lebhafte Bewegung und schafft so Ruhepunkte für das Ohr der Hörer. Man muß dem Dichter nachrühmen, daß er es verstanden hat, dem starken religiösen Gefühl, von dem er sich ergriffen weiß, einen vollendet künstlerischen Ausdruck zu geben.

Wahrscheinlich ist der Hymnus im Wechselchor vorgetragen worden, so, daß die schließenden Reihe „ja heilig ist er resp. der Herr unser Gott" von der Gemeinde gesungen wurde. Das Lied ist seinem Inhalt nach ein Hymnus auf den Gott Israels, den König der Welt, der „auf den Cherubim thront". Beides gehört eng zusammen, denn als der auf den Keruben Thronende ist Jahwe der höchste Gott, der Allherr in Himmel und Erde. Das wissen wir aus der Vorstellung von der „Lade Gottes“, mit der dieser Gottesname oft in Verbindung steht. Sie war das Abbild des von den Keruben (d. h. den mythologischen Personifikationen der vier Weltecken) getragenen himmlischen Thrones Jahwes, vgl. das Bd. II. S. 15 ff. Ausgeführte. Dieser höchste Gott hat sich soeben vor den Augen der Welt zu seinem Volke bekannt. Er hat Gerechtigkeit aufgerichtet", hat in Jakob Gericht und Gerechtigkeit geübt". Israel war also vorher in einer Lage, die allem Gerechtigkeitsgefühle und aller Ordnung widersprach. Es war getreten und verachtet von den bösen Nachbarn, ein Spott für die Nationen, kurz, seine Stellung in der Welt sprach allen den religiös-nationalen Ansprüchen Hohn, die es aus der ihm gewordenen besonderen Gottesoffenbarung und dem Bewußtsein, Gottes Willen

[ocr errors]

"

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »