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nung.

Und zwar im eigentlichen Sinne des Wortes, denn das Gebet für den König und den Gesalbten hat im Zusammenhang mit dem freudigen Ausblick auf das Dölfergericht u. E. eschatologischen Sinn, spricht also von dem Herrscher der vollendenden Heilszeit. Und so erschiene denn innerhalb der engeren Gruppe der eschatologischen Hymnen hier einmal die Gestalt des Messias königs, wenn auch nur in allgemeinen Umrissen.

2. Individualdichtung (monodische Lyrik).

Neben der im Kultus von der feiernden Gemeinde gesungenen Hymne steht das Einzellied, das das fromme Individuum als Ausdruck seines persönlichen religiösen Empfindens Gott darbringt. Der inhaltliche Unterschied beider Gattungen ist freilich nicht allzugroß, wie das im Wesen der religiösen Hymnik und speziell der hebräischen liegt. Sie baut sich auf auf dem breiten gemeinsamen Fundament des freudigen Erlebens Gottes in Natur und Geschichte, im Geschick der Gesamtheit wie des Einzelnen. Und der alte Israelit ist viel weniger im stande gewesen, sich in seinem religiösen Bewußtsein zu isolieren als wir evangelische Christen. Er hatte durch den starken historischen 3ug seiner Religion ein ausgeprägtes religiöses Gemeinschaftsempfinden, glaubte und hoffte mehr als Israelit und Jude denn als Mensch. Der Inhalt der Hymnendichtung ist darum hier wie dort derselbe: Kulthymnen und monodische Lyrik singen von der ewigen Macht und Herrlichkeit des Gottes Israel. Da auch die Stilformen beider Gattungen im ganzen übereinstimmen, so liegt der Unterschied beider fast ausschließlich im Subjekt. Dort ist es die ihrem Gotte im Tempel huldigende Gemeinde, hier der einzelne Fromme außer halb des öffentlichen oder privaten Kultus. Dadurch ist allerdings ein verschiedener Gesamtcharakter der Hymnen bedingt. Die Gedanken der frommen Dichter monodischer Hymnen schwingen mehr um das Verhältnis Gottes zu der einzelnen Seele als um seine Beziehungen zum Volksganzen und den darauf beruhenden Ansprüchen Israels in der Welt.

nur von wenigen Liedern des überlieferten Psalters läßt sich mit einiger Sicherheit behaupten, daß sie der monodischen Hymnendichtung zuzurechnen sind. Außer den bereits besprochenen Liedern Ps. 146 und 1. Sam. 2, 1 ff. (o. S. 49 ff. u. 67f.) sind es die Naturpsalmen Nr. 8, 19, 1ff., 29 und 104. Dazu kommt das schöne Glaubensbekenntnis Pf. 103 und die Lieder Psalm 111 und 145. Diese beiden sind wahrscheinlich Beispiele für die hymnische Dichtung, die später in den Konventikeln der Frommen, von denen die Psalmen öfter sprechen, gepflegt wurde. Sie besingen Israels Gott als den weisen und ewigen Schöpfer, den gnädigen und treuen Bundesgott und den Heiland der Bedrängten. Psalm 111 preist am Schluß die Gottesfurcht als das Fundament, auf dem der Fromme seine gesamte Lebensführung (seine Weisheit“) begründet. Dadurch bekommt der Psalm eine lehrhafte Wendung. Beides sind glaubensstarke, aber wenig originelle Dichtungen. Wir wollen sie unübersetzt lassen. Über die poetische Form von Ps. 111 wurde schon o. S. 47 bei Pf. 136 kurz gesprochen. Hier sei noch erwähnt, daß beide Psalmen zu denjenigen gehören, die alphabetisch gegliedert sind, und zwar beginnt in Ps. 111 jeder Halbstichos mit einem Buchstaben des hebräischen Alphabets, in Ps. 145 aber jede Periode. Die mit dem Buchstaben Nun (N) beginnende ist aus den Übersetzungen leicht zu ergänzen. Solche akrostichischen Dichtungen scheint die spätere 3eit geliebt zu haben, vgl. die Einleitung.

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Daß uns so wenige Beispiele monodischer Hymnik erhalten sind, erklärt sich vielleicht aus der Absicht der Sammler unserer Psalmen, möglichst nur allbekannte liturgische Terte aus dem vorhandenen Schage religiöser Dichtung aufzunehmen. Soweit also Erzeugnisse der hymnischen Individuallyrik nicht schon in ziemlich früher 3eit im Tempelkult Verwendung gefunden haben, wie das für Ps. 8, 19, 1ff. und 29 wahrscheinlich ist, oder sonst volkstümlich geworden waren, wird man sie ausgeschlossen haben. Doch zwingt uns die bedauerliche Dürftigkeit der Überlieferung, mit solchen Erwägungen sehr vorsichtig zu sein.

Die genannten Dichtungen sind wohl allesamt ursprünglich Literaturpsalmen gewesen, d. h. sie waren zuerst nur literarisch vorhanden und wurden literarisch fortgepflanzt, bis sie dann zu echten geistlichen Volksliedern geworden sind.

19, 1-7.

2Die Himmel verkünden Gottes Majestät,

und vom Werk seiner Hände erzählt das Firmament.

eine Nacht bringt Erkenntnis der andern. niemand vernimmt ihre Stimme.

Ein Tag strömt Kunde dem andern, 4Da ist kein Laut, keine Sprache, Und doch geht über die Welt hin 'ihr Schwall', und bis ans Ende der Erde ihre Worte.

Dem Sonnenball schuf im Meer' er ein 3elt. "Der gleichet dem Bräutigam,

wenn sein Gemach er verläßt,

er jauchzt wie ein Held zu stürmen die Bahn,

'Don des Himmels Ende sein Ausgang '>

und seines Kreislaufs Bahn bis zum Ende des Himmels,

Und nichts bleibt seiner Lichtglut verborgen.

5 Aus d. griech. u. lat. Übers. geht hervor, daß im Text ein Wort der Bedeutung,,Schall, Ton" gestanden hat als Synonymon zu ihre Worte" in v. 5b. Der Dichter bewegt sich mit Absicht in seltenen und darum hochpoetischen Ausdrücken, wie auch das Verb jabbia in v. 3 beweist, das eigentlich „,hervorsprudeln“ bedeutet. 5 bajjam. ? 'ad qeşotham.

Das kleine zweistrophige Gedicht gehört wohl zu den schönsten und reifsten Erzeugnissen der monodischen Lyrik auf israelitischem Boden. Seinem Inhalt nach ist es ein Schöpfungs-, im besonderen ein Sonnenhymnus. Das gewaltige Pathos seiner Sprache ist diesem erhabenen Gegenstande durchaus angemessen. Der Dichter ist hingerissen von der Pracht und Herrlichkeit der Schöpfung Gottes, die sein trunkenes Auge allnächtlich und alltäglich in dem strahlenden Firmament und im Aufleuchten und Versinken der Sonne erschaut, und er weiß diesem, die ganze Seele erfüllenden Gefühl einen Ausdruck zu geben, der auch uns ergreift und der in den herrlichen Vertonungen Haydns und Beethovens sein würdigstes Echo gefunden hat.

Was für ein gewaltiger und erhabener Geist ist doch mein Gott, der Gott Israels, der all diese flimmernden und glänzenden Wesen geschaffen hat, die dort oben ihre ewigen Bahnen ziehen! So klingt es in der Seele des Dichters. Für ihn sind ja die Gestirne nicht rein kosmische, mit dem wissenschaftlichen Denken zu begreifende Naturphänomene, sondern es sind wunderbare Lebewesen, göttliche Kräfte, Geister der Höhe, die dort oben in den stufenweise übereinanderliegenden Himmelsräumen nach dem Willen des höchsten Gottes ihr Dasein haben. Die herrlichste dieser Lichtgottheiten aber ist die Sonne, ein Held an Schönheit, Kraft und Mut, wenn sie allmorgendlich im neuen Glanz aus ihrem 3elt tief unten im Schoße des Meeres aufsteigt, um ihre himmlische Bahn zu wandeln und den Sterblichen Licht und Wärme zu bringen.

Aber alle diese geheimnisvollen göttlichen Wesen sind doch nur Geschöpfe, Diener des einen, höchsten Gottes, aus dessen Weisheit und Willen sie allein Bestand haben, ohne den sie nichts vermögen! Daran wird es den Frommen in Israel immer wieder klar, was für ein gewaltiger, unvergleichlicher Gott Jahwe ist: „Jahwe, wer ist wie du unter den Göttern!“

Aus diesem, in den Tiefen der einzigartigen Gotteserkenntnis Israels wurzelnden religiösen Empfinden steigt der Hymnus des Dichters auf den Schöpfer der Welt empor. Aber wie vermöchte der Mensch seines Schöpfers Lob zu singen, wo doch Gottes Welt selbst ein einziger rauschender Hymnus auf seine Weisheit und

Macht ist! Was wäre auch das Stammeln der menschlichen Zunge gegen jenen wunderbar-geheimnisvollen Sang, den die Planetengeister dort oben in den Himmels= sphären anstimmen zur Ehre ihres Schöpfers. Keines Sterblichen Ohr hat ihn je vernommen, und doch schallt er hin über die ganze Welt, dieser gewaltige Hymnus der Sphären, der von Anbeginn der Schöpfung ertönte und in alle Ewigkeit zu Gottes Thron emporsteigen wird. Kann da der Mensch etwas anderes tun, als sich anbetend in diese unermeßliche Symphonie der Geister, diesen „Jubelchor der Morgensterne" und dieses „Jauchzen der Gottessöhne", wie es Hiob 38, 7 heißt, zu versenken? Aber eins der Wunderwerke Gottes will der Dichter selbst preisen. Davon ist sein Seele zu voll. Er sieht den Sonnenball in glühend roter Pracht fern am Horizont aus dem Meere aufsteigen. Schneller, immer schneller taucht er aus dem feuchten Elemente empor. Nun schießen seine Strahlen über den weiten Himmel, die Dämmerung weicht dem lichten Tag, ein wunderbares, auch uns immer wieder ergreifendes Schauspiel! Wie mußte es erst den antiken Menschen, dessen Naturbetrachtung noch ganz in den Fesseln mythischen Denkens lag, im Innersten packen! Er sah ja in der Sonne den großen Lichtgott, den Geliebten der Meergöttinnen, der allmorgendlich aus seinem Palaste im Meere heraustrat, um die Himmelsbahn zu befahren und des Abends wieder in die Arme der Geliebten zu eilen. Diese uns aus dem Griechentum wohlbekannte mythische Vorstellung ist auch im Orient vorhanden gewesen. Unser Dichter scheut sich nicht sie zu verwenden. Sie hat offenbar durch die vergeistigende Kraft seines monotheistischen Glaubens für sein Empfinden ihren heidnischen Charakter verloren. Für ihn ist der Mythus kaum mehr als ein schönes Bild für die Herrlichkeit dieses größten und gewaltigsten Lichtwesens unter den himmlischen Wunderwerken Gottes: auch die Sonne ist ja nur ein Geschöpf seiner Allmacht und ein Werkzeug seines Willens.

Darin offenbart sich uns das tiefste Wesen der hier und vielfach im A. T. begegnenden frommen Naturbetrachtung Israels: sie ist, wie schon gesagt, nichts weniger als wissenschaftlich im modernen Sinne, sondern noch stark mythisch befangen. Aber das mythische Denken ist durch das geistig-sittliche Prinzip der Religion Israels, den kraftvollen ethischen und monotheistisch-universalistischen Gottesglauben, in seinen Wirkungen auf die Religion schon überwunden. Und zwar, wie das A. T. laut bezeugt, von vornherein, durch die grundlegende Offenbarung an Mose, den Stifter der reinen Jahwereligion. Schon der Tempelweihspruch Salomos 1. Kön. 8, 12f. enthält das Bekenntnis zu Jahwe als dem Herrn über die Natur, also ihrem Schöpfer und Lenker. „Er hat die Sonne an den Himmel gestellt" - wahrscheinlich eine bewußte Opposition gegen den in Kanaan stark verbreiteten Sonnenkultus. Neben dem allmächtigen Schöpfergott, den unser Dichter im Herzen trägt, kann es also im Grunde keine selbständigen Gottheiten geben, nur untergeordnete Wesen göttlicher Qualität als Organe seines Heilswillens oder als Feinde desselben. Über diese Stufe der dualistisch-dämonistischen Weltbetrachtung, die für die Antike charakteristisch ist, ist bekanntlich auch das Evangelium Jesu nicht hinausgekommen, geschweige Israel und das Judentum. Aber beide wurden doch in den treibenden Kräften der Frömmigkeit nicht mehr davon berührt. Jenes ist ja ihre prinzipielle Überwindung durch die in Jesus begegründete überweltliche sittliche Gemeinschaft mit dem Datergott; dieses hat zwar zu verschiedenen Zeiten sehr starke Einwirkungen von ihr erfahren, aber darüber niemals den Glauben an die einzigartige und alleinige Macht Gottes in Natur und Geschichte verloren.

Den in seiner stilistischen Einfachheit doppelt schönen Hymnus hat ein sonderbares Geschick getroffen. Er ist nämlich jetzt im Psalter mit einem im Hymnenstil gehaltenen Bittgebet zu einer Dichtung verschmolzen (vgl. u. zu Pf. 19, 8 ff.). Wenn dieses Zusammen zweier Hälften, die nach Inhalt und Form in unerträglichem Widerspruch stehen, ursprünglich wäre, dann müßten wir darauf verzichten, die Psalmen= poesie formal-ästhetisch verstehen und würdigen zu können. Es ist daher eine schwer begreifliche Verirrung, wenn gelehrte Erklärer der Psalmen die Einheit von Ps. 19, 2-7 und 8-15 zu verteidigen gesucht haben. Das ist fast eine Beleidigung des dichterischen Genius, der uns den herrlichen Sonnenhymnus gedichtet hat. Wenn

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und des Gebetes zu einer literarischen Einheit rein zufällig ist, so beweist sie nur, daß den späteren Geschlechtern, die die Psalmen gesammelt und überliefert haben, jegliches Stilgefühl abging.

8.

"Herr unser Herrscher, wie hehr ist dein name rings in der Welt, Und deine Hoheit über den Himmeln!'

In der Kinder und Säuglinge Stammeln

schufst du dir ein Bollwerk deinen Gegnern zum Troß, Daß Feinde und 'Rebellen' verstummen!

Schau' ich an deinen Himmel, deiner Hände Werk,

Mond und Sterne von dir so bereitet

Was ist der Mensch, daß du sein achtest,

das Menschenkind, daß du es ansiehst!

mit macht und Hoheit kröntest du ihn,

Doch du schusst ihn schier göttergleich, 'Settest ihn über deine Schöpfung, ja, alles legtest du ihm zu Füßen, Schafe und Rinder zumal,

dazu auch die Tiere des Feldes,

"Die Vögel am Himmel und die Fische im Meer,

was wandelt die Pfade des 'Wassers'.

1oHerr, unser Herrscher, wie hehr ist dein Name rings in der Welt!

Leider ist der Anfang der auf den ersten Fünfer folgenden Reihe im überlieferten Text unverständlich, doch läßt sich ihr Sinn aus den Worten „,deine Hoheit über den Himmeln" und dem Gedanken von v. 2a, der sich mit dem von v. 2b zu einer logischen Einheit zusammenschließen muß (wie der Siebener v. 3a mit der Dreierreihe v. 3b), unschwer erraten: Gottes „Name" d. h. sein Wesen, Allmacht und majestätische Größe, zeigt sich in seiner ganzen Erhabenheit in dieser sichtbaren, irdischen Welt ebenso wie in der nach antiker Auffassung „über den Himmeln", jenseits des Himmelsozeans beginnenden göttlichen Welt, wo Gottes Palast steht und Wunderwerke seiner Schöpfung gleich denen hier in der sichtbaren Welt zu sehen sind. 3 Dieser Ausdruck (mithqomem) paßt wohl besser als das überlieferte mithnaqqem „der Rachsüchtige" in den Zusammenhang. wörtlich: Du ließest ihm wenig mangeln daran, daß er nicht ein 'elohim d. h. ein Wesen göttlicher Art ist. Der Dichter umschreibt sehr fein den bekannten Text der Schöpfungsgeschichte 1. Mose 1, 27. Nach dem hebr. Text jammim Meere", wofür eine andere Überlieferung majim „Wasser" las, was wohl das Ursprüngliche ist. Auch Homer spricht von den „feuchten Pfaden".

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Der Dichter des Sonnenhymnus Ps. 19 geht mit seinem frommen Empfinden ganz unter in der Bewunderung der unendlichen Schöpfermacht Gottes; für den Sänger dieses Liedes ist sie der Ausgangspunkt stolzesten religiösen Selbstbewußtseins. Er steht in stiller Nacht unter dem strahlenden Firmament, im Innersten ergriffen von der dem Ohre der Sterblichen schweigenden! Pracht, die das Heer der Lichtwesen dort oben entfaltet, wenn sie der Befehl des Schöpfers zu ihrem Dienst entbietet. Allnächtlich kommen sie hervor, gehorsam seinem Rufe und ziehen in feierlicher Ordnung ihre ewigen Bahnen.

wer schuf das alles?
mit Namen jeglichen rufet,

„Blickt auf zum Himmel und schaut:
Der ihr Heer vollzählig heraufführt,
Dem Kräftereichen und Machtgewalt'gen

kann keins sich entziehen“,

so lesen wir bei dem großen Sänger von Gottes Macht in Natur und Geschichte (Jes. 40, 26), und wir gedenken dabei des lieblichen Echos, das seine und unseres Dichters Worte in dem frommen Kinderliede gefunden haben:

„Gott der Herr hat sie gezählet,

Daß ihm auch nicht eines fehlet

An der ganzen großen Schaar“.

Aber je tiefer sich der Psalmist in den Anblick dieses nächtlichen Wunderwerkes Gottes versenkt und je mehr er über die unendliche Macht des Weltschöpfers, der auch sein Schöpfer ist, nachsinnt, um so klarer wird es ihm, daß er selbst doch das größte der Wunderwerke Gottes ist. Der vergängliche Mensch fühlt sich im Anblick der Schöpfung mit ihren ungeheuren Gewalten und tiefen Geheimnissen in seiner ganzen Nichtigkeit und Ohnmacht, und doch trägt er in der Brust das Bewußt= sein seiner besonderen Art und Stellung in der Welt. Er weiß sich in Gestalt und geistiger Ausrüstung jenen Gottwesen verwandt, mit denen der antike Mensch die Kluft zwischen dem höchsten Gott und den Sterblichen ausgefüllt dachte. Gott hatte den Menschen ja „nach seinem Bilde“ geschaffen, wie es 1. Mose 1 heißt, und darum nimmt er teil an deren Eigenschaften und Fähigkeiten. Wir denken dabei mit Recht zuerst und vor allem an das, was den Menschen zum Menschen macht, an die Kraft zum vernünftigen Handeln und sittlichen Urteilen, durch die wir uns über die sinnliche Welt erheben zur Höhe geistig-persönlichen Lebens; also an die seelischen Kräfte, durch die wir das Natürliche in uns überwinden, das unserm innersten Sehnen und Streben,' der Gemeinschaft mit dem heiligen Gott, widersteht. Das meint der Psalmist nicht. Er denkt, wenn er von der Gottähnlichkeit des Menschen spricht, an die geistigen Fähigkeiten, durch die er die Natnr außer ihm, speziell die lebendige Schöpfung überwindet und seinen irdischen Zwecken dienstbar macht, an Verstand zur Erkenntnis der Dinge und technisches Können als den Mächten des kulturellen Fortschritts. Die haben ihn nach Gottes ewigem Willen zum König über die ihn umgebende Kreatur gemacht, vgl. 1. Mose 1, 28. Er hat Hoheitsrechte in der Welt von Anbeginn der Schöpfung.

Dieser Gedanke ist auch außerhalb Israels gedacht worden, wie des Sophokles' herrlicher Hymnus auf den Menschen (Antigone 332 ff.) beweist, und er ist überall das Jeugnis ungebrochener Kulturfreudigkeit. Aber in Israel ist er weit mehr als das. Hier ist er, wie unser Hymnus beweist, nur ein Ton in dem Liede, das der Mensch seinem Schöpfer singt, neben anderen gewaltigeren. „Was ist der Mensch, daß du sein achtest, das Menschenkind, daß du es ansiehst" - dieser Ausruf mit den wohl nicht ohne Absicht gewählten Bezeichnungen für den Menschen als das schwache, staubgeborene Geschöpf gibt dem ganzen Hymnus seine charakteristische Klangfarbe: er will nicht ein Loblied auf des Menschen Pracht und Herrlichkeit sein, sondern ein Danklied aus überströmendem Herzen, ein Hymnus auf den unbegreiflich großen und doch gnädig sich herablassenden Gott, der den vergänglichen Menschen teilnehmen läßt an seiner Macht. Das Verherrlichungsmotiv dient dem frommen israelitischen Dichter nur dazu, die Weisheit und Allmacht seines Schöpfers ins rechte Licht zu setzen. So vereinigt sich in dem Hymnus freudiger Stolz und tiefe Demut zu jener wunderbaren Harmonie des frommen Empfindens, die uns auch aus dem Worte des Apostels Paulus entgegentönt: durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Das sind Töne echtester Frömmigkeit.

Wie sehr der ganze Psalm von dem Gefühl tiefster Demut und Dankbarkeit gegen Gottes Güte mit dem Menschen getragen ist, das hat der Dichter schon in dem Aufgesang zum Ausdruck gebracht. Er stellt hier der die untere und obere Welt erfüllenden Majestät Gottes das kindliche Beten und Singen der Kleinen und Kleinsten unter den Menschenkindern gegenüber, um die ganze Größe des Schöpfers anschaulich zu machen. Er ist so gewaltig und groß, daß ihm Menschen nichts geben. und nichts nehmen können, darum ist ihm ein Lobgesang aus Kindermunde gerade die rechte Art der Verherrlichung. Das Schwache und Unscheinbare macht er zu Organen seiner Verkündigung auf Erden und, wie der Dichter mit kühner, aber

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