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Wichtiger sind folgende Kennzeichen von Gliederung: Hinter der Schlußbenediktion von Ps. 72 stehen die bedeutsamen Worte „3u Ende sind die Gebete Davids". Das kann nur bedeuten, daß hier eine Sammlung von Davidpsalmen ihren Abschluß hatte. Aber diese deckt sich nicht mit Buch II, denn das enthält jetzt neben David-Liedern solche, die die Namen Asaph und Korach tragen. So bleibt zunächst nur die wichtige Erkenntnis, daß es einmal einen „David-Psalter" gegeben hat. Da nun hinterher in Buch III–V noch eine ganze Reihe von DavidPsalmen folgt, so können wir jene Sammlung als „älteren David-Psalter“ bezeichnen. Es fällt des weiteren auf, daß in Buch I (von Pf. 3 ab) ausschließlich David, Lieder stehen, dagegen in II neben vielen David-Psalmen 3 andere Namen vertreten find, von denen 2 in Buch III wiederkehren; ferner daß in I fast ausschließlich der Gottesname Jahwe gebraucht, in II dagegen auffallend oft der Gottesname Elohim, ja daß hier bisweilen beide namen nebeneinander stehen, vgl. z. B. die identischen Psalmen 14 und 53 und Fälle wie Ps. 50, 1; endlich, daß sich diese Eigentümlichkeit auch in Buch III findet, wo die ersten 11 Lieder jahwistisch, die folgenden 6 elohistisch sind. Den Jahwe-Psalmen von Buch I stehen also die Elohim-Psalmen in Buch II und III gegenüber. Dieser Unterschied ist nun aber weder sprachlich noch sachlich begründet, sondern kann nur die Folge einer beabsichtigten Ersetzung des Jahwe-Namens durch Elohim sein d. h. Buch II und III ist einmal durch die Hand eines Redaktors hindurchgegangen, hat also eine Zeit lang als besondere Sammlung existiert. Auf diesen Redaktor wird auch die jetzige Unordnung in II und III zurückgehen, wo ja offenbar die Korach- und Asaph-Psalmen (42-49; 50 und73-83) durch David-Psalmen (51-70, mit einigen Ausnahmen), auseinandergerissen sind.Auch Buch IV und V haben einmal eine Sammlung für sich gebildet, denn hier fehlt ein Merkmal, das Buch I-III auszeichnet, sogut wie ganz: die musikalischen Notizen am Anfang und innerhalb des Textes (s. u.). Auch enthalten diese Bücher auffallend viel anonyme Lieder.

Fassen wir diese Beobachtungen zusammen, so ergibt sich folgender Tatbestand: 1) Buch I bis III und IV-V sind 2 ursprünglich selbständige Psalmenfammlungen, aus deren Verschmelzung unser Psalter hervorgegangen ist. Es ist daher nicht auffällig, daß Pf. 108 als Pf. 58, 1–12 und 60, 7 – 14 auch in der andern Sammlung vorhanden ist. Die erste Sammlung reichte wahrscheinlich ursprünglich nur bis Ps. 83. Ps. 84–89 sind wohl Nachträge, die allmählich hinzukamen. Auch die zweite Sammlung ist wohl später durch Nachträge erweitert worden; vielleicht bildete einmal Pf. 145 den Schluß. 2) 3n Buch I-III sind 2 ältere Sammlungen miteinander verbunden worden, die auch einmal selbständig nebeneinander existiert haben. Daher der doppelt erhaltene Psalm 1453 (über Pf. 40, 14-18 = 70 und 31, 2–4 = 71, 1 −3 s. u. S. 39). Die zweite Sammlung (Buch II und III) hat eine besonders bewegte Geschichte gehabt: sie ist zu irgend einer Zeit einmal zu einem Elohim-Psalter (Ps. 43 – 83) ausgestaltet worden. Stellt man die vom Redaktor zerstörte alte Ordnung wieder her, so bestand sie aus David-, Korach- und AsaphLiedern (51–72, letteres wohl als Lied Davids auf Salomo aufgefaßt; 42-49 und 50 73-83). Da nun aber die oben erwähnte Schlußnotiz Ps. 72, 20 nur verständlich ist, wenn eine größere Sammlung von David-Psalmen voranging, so muß man annehmen, daß diese 2. Sammlung ehedem umfangreicher war. Vermutlich gehörte die ältere erste Sammlung von David-Liedern (Pf. 3 – 41) dazu. Der Redaktor des Elohim-Psalters trennte sie davon ab und gestaltete aus dem Rest von DavidLiedern, der wohl ursprünglich ein Nachtrag zu Pf. 3-41 war, und den Korachund Asaph Psalmen eine eigene Sammlung.

2. Über diese Stufe der Entstehungsgeschichte des Pfalters hinaus führt uns die Beobachtung, daß sich in den beiden Sammlungen Buch II-III und IV - V kleinere Sammlungen oder Gruppen von Psalmen finden, die nach einem formalen oder sachlichen Gesichtspunkt zusammengestellt sind. Dazu gehören a) die schon wiederholt genannten Korach und Asaph-Psalmen Pf. 42-49 und 84-89; 50 und 73-83, bei denen sich freilich charakteristische inhaltliche Beziehungen nicht nachweisen lassen; b) eine Sammlung von David-Liedern Ps. 103 108-110 und

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138-145, die nicht als Nachlese zu den beiden Sammlungen in Buch I und II aufzufassen ist, sondern als Rest einer 3. kleineren Sammlung solcher Lieder; c) das kleine Buch der šire hamma'aloth Ps. 120-134; es hat wohl ursprünglich nur aus Liedern bestanden, in denen die Kunstform der Anastrophe (s. u. S. XIV) an= gewendet ist, muß aber später Zusäße erhalten haben, denn Ps. 132 und 134 fehlt diese Form völlig. Ps. 134 ist wohl als liturgischer Ausklang der kleinen Sammlung gedacht; d) die liturgischen Hallelujahpsalmen Pf. 105-107 111-114 116-118. 135-136 und 146-150 (f. u. S. 8), von denen 105-107 (111) 118 und 136 mit hodhu „danket", die meisten andern mit hallalu „preiset“ anfangen; auch die Zusammenstellung der beiden alphabetischen Psalmen 111 und 112 ist ohne Frage beabsichtigt; e) Gruppen von eschatologischen Psalmen in Buch II-IV (Ps. 46-47 75-76 93 96-98 resp. 99); f) Gruppen von Psalmen, die durch einen poetischen Kunstausdrud als zusammengehörig erwiesen werden, so die schon ers wähnten ma'aloth-Lieder, ferner maskil-Psalmen Ps. 52–55 und mikhtamPsalmen Ps. 56-60, übrigens lauter David Lieder.

Die Teilsammlungen b)–e) sind die wichtigsten Bestandteile, aus denen die 2. große Sammlung von Psalmen Buch IV-V (f. o.) gebildet worden ist.

Als erste Entwicklungsstufe des Pfalters lassen sich also folgende selbständige Liederbücher erkennen: 1. zwei David-Psalter, ein umfangreicherer in Buch I–II, dessen Schluß noch in Pf. 72, 20 zu erkennen ist, und ein kleinerer in Buch IV und V; 2. ein Korach- und ein Asaph-Psalter; 3. eine liturgische Sammlung (Hallelujahlieder), auch Hymnen enthaltend; 4. eine Sammlung von Psalmen, die die gleiche poetische Kunstform haben (ma'aloth-Lieder) und 5. Reste einer Sammlung eschatologischer Hymnen in Buch II-IV. Wir können außerdem nachweisen, daß man in diesen Teilsammlungen bisweilen Gleichartiges zusammenstellte,1) aber darüber hinaus haben wir keine Kenntnis von der Entstehung unsrer Psalmensammlung. Wir wissen weder, wann und wo diese kleineren Bücher entstanden sind, noch welche Geschichte sie im einzelnen durchgemacht haben, bis sie in den dem Psalter zugrunde liegenden beiden größecen Liederbüchern Aufnahme fanden. Aber wir dürfen doch aus der Existenz so verschiedenartiger älterer Sammlungen religiöser Lyrik entnehmen, daß man schon ziemlich früh angefangen haben muß, die reichen Schätze dieser Poesie unter bestimmten Gesichtspunkten zu verwerten. Das überlieferte Psalmenbuch ist also durch Zusammenstellung vorhandener Sammlungen religiöser Poesie entstanden. Über den Anfang und definitiven Abschluß dieses literarischen Prozesses können wir nichts Sicheres aussagen. Nur das dürfte sicher sein, daß der Psalter bereits vor dem Anfang des 2. Jhdt.'s v. Chr. im wesentlichen abgeschlossen vorlag. Nachträglich konnte wohl noch dieses und jenes schöne Lied aus den religiösen Nöten der Gegenwart eingefügt werden, aber größere Sammlungen haben später keine Aufnahme mehr gefunden. Die in der Mitte des 1. vorchristl. Jhdt.'s entstandenen sog. „Psalmen Salomos" find trot großer sprachlicher und inhaltlicher Verwandtschaft nicht in den Psalter eingefügt worden.

3. Über die Herkunft vieler Lieder sind wir scheinbar sehr gut unterrichtet durch die Verfassernamen in den Überschriften der Psalmen. Mehr als 70 Lieder tragen den Namen David an der Stirn – in der griech. Übers. sind es über 80 -, daneben erscheint Mose, Salomo, Asaph und Korach, Etam, Heman und Jedutun, in der griech. Übers. auch Propheten. Einige Überschriften geben sogar die genaue geschichtliche Lage an, in der David den Psalm gedichtet haben soll, vgl. Ps. 3 (2. Sam. 15-18), 7 (2. Sam. 18, 21ff.), 18 (vgl. 2. Sam. 22),

1) F. Delizich verdanken wir den Nachweis, daß die Lieder in den einzelnen älteren Sammlungen fast nur nach gelegentlichen Beziehungen zueinander (Anklängen und Stichworten) zusammengestellt sind, nicht nach einem aus dem Gattungscharakter oder der Form entnommenen Prinzip, vgl. 3. B. das Nebeneinander des ganz persönlichen Bußgebets Pf. 51 und der didaktischen Dichtung Pf. 50. Es ist daher Recht und Pflicht des Erklärers der Psalmen, diesen Mangel an innerer Gliederung der Gesamtmasse durch ein geeignetes Ordnungsprinzip zu beseitigen. Wir haben die Psalmen nach Gattungen zusammengestellt.

34 (1. Sam. 21, 10ff.), 51 (2. Sam. 11f.), 52 (1. Sam. 22, 6ff.), 54 (wörtlich aus 1. Sam. 23, 19), 56 (1. Sam. 21, 11ff.), 57 (1. Sam. 22, 1 oder 24, 1 ff.), 59 (1. Sam. 19, 11), 60 (2. Sam. 8, 3ff. und 2, 13 und 16), 142 (1. Sam. 22, 1 oder 24). Das wären sehr wertvolle Notizen, wenn die wissenschaftliche Kritik nicht längst erwiesen hätte, daß diese Auffassung irrig ist. Nicht bloß sind diese Traditionen, wie die Übersetzungen beweisen, schwankend, sogar im at. Text selbst (vgl. 3. B. Ps. 88; 1. Chron. 1, 16), sondern allermeist nachweislich falsch (vgl. nur Pf. 30 und 90). Auch sind sie ganz verschiedener Herkunft und Abzwedung. Überschriften wie „den Asaphiten“ und „den Korachiten“ können nie etwas anderes haben ausdrücken wollen, als daß die so bezeichneten Lieder in irgendwelchem besonderen Verhältnis zu den aus dem A. T. bekannten levitischen Sängergilden Asaph und Korach stehen, wahrscheinlich von ihnen für den Tempeldienst zurechtgemacht worden waren und vorgetragen wurden. Dagegen wollen die Überschriften, die David nennen, diesen wirklich als Verfasser der betr. Psalmen nennen. Wann die Verfassernamen vor die Psalmen gesetzt worden sind und warum gerade David so oft genannt wird, wissen wir nicht genau. Vielleicht hat man auf Grund der Überlieferung von Davids reicher poetischer Tätigkeit zuerst nur wenige Lieder auf seinen Namen gestellt, ein paar davon möglicherweise mit Recht (s. u.). Allmählich glaubte man dann auch von anderen vorhandenen Psalmen seine Autorschaft behaupten zu können, und so kamen im Laufe der Zeit ganze Sammlungen von David-Psalmen zustande. Später hat man sogar den ganzen Psalter auf David zurückführen wollen. Da wir beim Vf. der Chronik schon die voll ausgebildete Theorie von David als Psalmensänger finden, so wird dieser Prozeß lange vor ihm begonnen haben. Die sonst vorkommenden Derfassernamen sprechen dafür, daß man sich mit Vorliebe große Männer der alten 3eit als Dichter von Psalmen dachte, vgl. zu Pf. 90.

Bei der Bestimmung der Entstehungszeit der einzelnen Lieder müssen also die Verfassernamen ganz außer Betracht bleiben. Das ist eine Aufgabe, die nur mit Mitteln gelöst werden kann, die die Psalmen selbst bieten. Sie ist daher oft nur annähernd zu bewältigen. Bei einigen wenigen Psalmen läßt sich wahrscheinlich machen, daß sie erst in der 1. Hälfte des 2. Jhdt.'s entstanden sind (Mak. tabäische Lieder, vgl. u. S. 112 ff.). Das ist aber auch der späteste Termin, der denkbar ist. Diele Lieder stammen aus voregilischer 3eit, so wohl die meisten der sog. Königspsalmen (s. u. S. 93), viele Hymnen, Pf. 24 und andere mehr. Absolut sicher läßt sich das natürlich in den wenigsten Fällen beweisen; dazu fehlt uns vor allem das wichtige Mittel sprachlicher Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Dichtungen. Nur wenige Psalmen verraten sich deutlich durch ihre Sprache. Es ist aber von vornherein wahrscheinlich, daß uns mit den älteren Sammlungen, die unserem Psalter zugrunde liegen, eine Menge religiöser Poesie aus der Zeit vor dem Eril bis weit hinauf in die Tage der Propheten überkommen ist. Ja, es spricht nichts dagegen, daß wir im Psalter auch Lieder von David haben, denn daß dieser Größte auf dem israelitischen Königsthron, von dem uns eine köstliche Probe seiner poetischen Begabung erhalten ist (f. u. S. 259), auch die religiöse Dichtkunst gepflegt hat, müssen wir aus der im Psalter vorliegenden Tradition schließen, die David einen hervorragenden Anteil an dieser Lyrik gibt. Sie ist im einzelnen sicher meistens im Irrtum, aber daraus folgt nicht, daß sie grundsäglich falsch ist. Wir können ihr Dorhandensein garnicht verstehen, wenn ihr nicht ein festes Maß geschichtlicher Wirk lichkeit zukommt. Dergleichen erfindet man nicht.

Die größere Menge der Lieder in der 2. großen Sammlung und im Buch II und III wird aus exilischer und früherer nacherilischer Zeit stammen. Man beachte aber, daß hier 3. B. neben dem sicher sehr alten Liede Ps. 45 (u. S. 261) ein wahrscheinlich maktabäischer, jedenfalls nacherilischer Psalm steht. So gleicht der Psalter hinsichtlich der Abfassungszeit seiner einzelnen Lieder unsern Gesangbüchern: wie diese ist er eine Auswahl religiöser Dichtung aus vielen Jahr. hunderten. Alte liebgewordene Lieder erscheinen darin in modernem Gewande, und mancher schöne Psalm aus den 3eiten, wo die Teilsammlungen entstanden und fleißige Sammler die vorhandenen Schäße pietätvoll durchmusterten, hat sich zu ihnen gesellt.

4. Diele Psalmen haben über- und Beischriften, die sich auf die Vertonung der Lieder oder auf ihre Kunstform beziehen. Diese musikalischen und poetischen Kunst ausdrücke haben schon die alten Überseßer nicht mehr verstanden, sodaß wir ihnen mangels zuverlässiger anderer Traditionen bis heute ziemlich ratlos gegenüber stehen.

Die musikalischen Kunstausdrücke beziehen sich wahrscheinlich entweder ganz allgemein auf den Liedcharakter des Psalms (šir) oder seinen Vortrag mit Musikbegleitung (mizmor, oder šir mizmor), oder auf die Dertonung des Psalms oder seinen gesanglichen Vortrag (so vor allem das häufige lamenaṣṣeaḥ, was man gewöhnlich überseßt dem Musikmeister", und das oft am Schlusse von Dersen, gelegentlich auch am Ende des Psalms oder in der Mitte eines Verses stehende Wort saela „Sela“, vielleicht ein unserm da capo entsprechendes Wort der Musiksprache). Oder sie bezeichnen im besondern die zugrunde gelegte Melodie (so ist doch wohl 3. B. Ps. 22, 1: „nach: Hirschkuh der Morgenröte" zu verstehen), oder die Instrumentalbegleitung (fo 3. B. sicher Ps. 4, 1 u. ö. „mit Saitenspiel"), oder endlich den besonderen musikalischen Charakter des Psalms (so vielleicht šiggajon Pĵ. 7,1). Die poetischen Kunstausdrücke dienen wohl zur Bezeichnung einer bestimmten Stilform (so ma'aloth, womit wohl die Form der Anastrophe d. h. der Verknüpfung der Zeilen eines Gesäßes durch Stichworte gemeint ist; ferner maskil" bei 13 Psalmen, vgl. auch Ps. 47, 8 und „mikhtam“ Ps. 16 und 56–60), oder sie bezeichnen die Gattung, der der Psalm angehört, vgl. Ps. 145 (,,tehilla“ d. h. Hymnus) und Pf. 90 102 und 152 („tephilla“ d. h. Gebet). Öfters stehen zwei solcher Ausdrüde vor einem Liede, 3. B. Ps. 142.

II. Die poetischen und rhythmischen Formen der hebräischen Lyrik. A. Die Gattungen und ihr Stil.

In der religiösen Lyrik Israels lassen sich drei nach Inhalt und Form deutlich unterschiedene Gattungen nachweisen, der Hymnus, das Gebet und das religiöse Lied. Die inhaltlichen und formalen Merkmale dieser drei Gattungen kommen in der Einzelerklärung des öfteren ausführlich zur Sprache, sodaß wir uns hier auf eine kurze Aufzählung der wichtigsten stilistischen und sprachlichen Erscheinungen beschränken können.

Bei allen drei Gattungen fällt zunächst die große Ähnlichkeit in der sprachlichen Darstellung auf. Die Psalmenpoesie ist in dieser Hinsicht verhältnismäßig wenig individuell. Das Konventionelle herrscht vor, in bildlichen und unbildlichen Wendungen. Daher die vielen formalen Parallelen zwischen den Liedern der einzelnen Gattungen, die leicht das Empfinden der Eintönigkeit dieser Poesie aufkommen lassen. Der Grund dieser geringen Wandlungsfähigkeit im Ausdrud liegt teils im Stil der Lieder, an dem immer eine gewisse fest geformte Sprache haftet, teils in dem allgemeinen Umstande, daß der antike orientalische Dichter sich infolge geringerer individueller Entwicklung viel leichter an einmal gegebene Formen hält als es uns möglich und passend erscheint. Der Einzelne wurzelt mit seinem innersten Leben noch so tief in der Seele des Volksganzen, daß er im Liede die Sprache spricht, die mit der Gattung von jeher verbunden war, und jede Abweichung davon möglichst vermeidet. Nur wenige dichterische Persönlichkeiten ragen in der Psalmenlyrik einsam aus der Menge heraus.

a) Der hebräische Hymnus, dessen Inhalt immer der Lobpreis Gottes ist, bewegt sich allermeist in den festen Formen von Aufgesang mit Aufforderung zum Preise Gottes und Schilderung seiner Größe und Macht. Dazu kommt öfter als Abgesang ein das Ganze zusammenfassender kurzer Satz, der wie ein Amen zu dem vorher ausgesprochenen Glaubensbekenntnis klingt. Innerhalb dieses Schemas findet sich aber viel Abwechslung, je nach dem Inhalt des Hymnus. So kann z. B. die Schilderung der Größe und Güte Gottes in Form einer Strafpredigt oder einer Erzählung gegeben werden. Mit ersterer ist natürlich ein starker Stilwechsel und damit wieder gewöhnlich ein Wechsel der Stimme verbunden: den Aufgesang singt der Chor, den Hauptteil ein Einzelner. Manche Hymnen haben keinen Aufgesang, sondern beginnen mit einer als Thema vorangesetzten Aussage. Meist wird ein religiöser Gedanke in dem

Hauptteil variiert, bisweilen aber beschränkt sich dieser auf die kürzeste Darstellung des einen Hauptgedankens. Der eigentliche Hymnenstil ist wohl seit alters wie im Babylonischen, Ägyptischen und in den griechischen Götterhymnen die Aufreihung Don Eigenschaften Gottes in Partizipialsätzen gewesen. Einige Hymnen zeichnen sich aus durch Verwendung der poetischen Kunstform der Anadiplosis d. h. der Wiederaufnahme von Saßteilen der ersten Hälfte des Verses in der zweiten oder im nächsten Derse. Diese Stilform beruht vielleicht auf der uralten Sitte, die kultischen Lieder im Wechselgesang vorzutragen. Unter den mythologischen Motiven, die die Sprache der Poesie mit Vorliebe verwendet, begegnet im Hymnus am häufigsten der Schöpfungsmythus spez. die großartige Kampfszene darin, in der der Gott des Lichts die Mächte des Chaos und der Finsternis vernichtet.

b) Auch die Gebete haben ihr festes Schema und konventionellen Stil. Im Dankgebet steht die Schilderung der Not, aus der der Beter befreit worden ist, im Mittelpunkt, im Bittgebet die Klage über das Elend, das ihn getroffen hat und die Bitte um Erlösung, im Trostgebet der Ausdruck des Glaubens an Gottes Gnade und Liebe mit seinen Frommen. Gemeinsam ist den letteren die Form der Anrufung Gottes im Aufgefang, doch verwendet das Bittgebet hier gelegentlich auch andere Stilformen, z. B. die thematische Voranstellung der Bitte, die Reflexion über Gottes frühere Gnadentaten oder die Schilderung der gegenwärtigen Not in Form einer rhetorischen Frage u. a. m., während das Trostgebet gern im Eingang dem Bewußtsein Ausdruď gibt, in Gott Ruhe der Seele gefunden zu haben. Im Aufgefang des chorlyrischen Dankgebets findet sich häufiger die liturgische Formel „Danket dem Herrn u. s. w.“, worauf dann der Hauptteil die Begründung dafür bringt. Das individuelle Dankgebet betont gern eingangs die Tatsache der Erhörung des Gebetes, das der Fromme in seiner Not zu Gott emporgesandt hat, oder es hebt mit einem kurzen freudigen Bekenntnis zu dem Gott, der des Frommen Schirm und Schild ist, an. Im Abgesang der Dankgebete ist oft vom Gelübdezahlen die Rede, woraus der liturgisch-kultische Charakter solcher Lieder zu erkennen ist: es sind Psalmen, die bei der Darbringung des in der Not gelobten Opfers gesungen wurden. Die Bittgebete fassen gewöhnlich im Abgesang den Notschrei des Beters nochmals kurz zusammen, es kommt aber auch vor, daß sie gegen das Ende hin in einen ganz andern Ton übergehen: statt bitterer Klagen stimmt der Beter plötzlich einen Jubelgesang an und das Gebet geht in einen jauchzenden Hymnus über. Andere Bittgebete wieder schließen mit Worten fröhlicher Zuversicht, daß Gott es seinen Frommen gelingen lassen werde. Diese Formen des Abgesanges sind die Reflexe der im Gebet gewonnenen Gewißheit der Erhörung. Wenn dagegen der Abgesang an die Bitte um Erlösung die Versicherung anschließt, daß der Fromme Gott mit Opfern oder Jubelgesang danken werde, oder daß er für Gott eifern wolle unter den Menschen, so ist das eine mehr oder weniger starke Dergeistigung der uralten Form des Abgesanges, in der der Beter seinem Gotte reichen Lohn für die Erhörung der Bitte in Aussicht stellte. Eine eigentümliche Stilform hat die Gattung der Dank- und Bittgebete mit der der Hymnen (s. o.) gemeinsam. Man kann sie den prophetischen Stil nennen: Lobpreis, Dank oder Klage brechen plöglich ab, und statt dessen spricht eine prophetische Stimme von Gottes 3orngericht resp. von einer glückseligen Zukunft. Solche Lieder müssen wir uns als Wechselgesang vorgetragen denken, eine Vortragsweise, die sich auch sonst bei Dank und Bittpsalmen wahrscheinlich machen läßt. Bei persönlichen Bittgebeten ist sie aber wohl nur rhetorische Nachahmung einer uralten Stilform.

In Dank und Bittgebeten ist oft von der Todesnot des Beters die Rede, besonders in den sog. Krankenpsalmen, die bisweilen noch die ursprüngliche rhythmische Form der Leichenklage (s. u.) haben. Dabei wird dann mit Vorliebe das mythologische Motiv der Höllenfahrt verwertet: der Sänger schildert, wie er bereits vor den Toren der Unterwelt drunten in der schauerlichen Tiefe des Meeres oder der Erde stehe und wie sich nun bald diese Pforten auf ewig hinter ihm schließen werden. Andere beliebte Derbildlichungen in diesen Gattungen, wo soviel von Feindschaft, Derfolgung, Haß, Schmähsucht die Rede ist, sind: reißende Tiere oder

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