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ist. Hat dieses die äußere, fleischliche Gewalt auf seiner Seite, um sich vermittelst derselben nothdürftig in dem Ansehen zu erhalten, das ihm die Verehrung der Unterthanen nicht mehr willig entgegenbringt, so ist jenes heutzutage ganz darauf angewiesen denn die Waffen seiner Ritterschaft sind geistlich —, sich durch die persönliche Tüchtigkeit und zwar geistliche Tüchtigkeit seiner Träger einigermaßen Geltung zu verschaffen. „Mag“, sagt der Verfasser des vielgelesenen Buches über das deutsche evangelische Pfarrhaus, „sonst in den Augen der Gemeinde das Amt den Mann getragen haben, heute weiß sich zwar der Pfarrer in der tiefen Stille des Bewußtseins noch immer von dem Amte, von der Berufung durch seinen himmlischen König getragen, aber er weiß auch, daß vor den Leuten der Mann das Amt tragen muß. Und diese Kraft, mit welcher der Mann das Amt trägt, dieser Thatbeweis für die Güte der Sache, die er vertritt, das ist dasselbe Ding, das auch der Laie haben kann, das aber, mit dem Gefühl der Berufung von dem Herrn der Kirche vereint, eine besondere Kraft hat, es ist der Glaube, es ist des Glaubens unveräußerliches Recht und unwiderstehlicher Drang, die Person für die Ueberzeugung einzusehen. Die Tiefe dieser Ueberzeugung, das Zeugniß, das der Heil. Geist unserem Geiste giebt und das unser Geist nicht in sich zu verschließen vermag, die charaktervolle Einheit der christlichen Persönlichkeit, nach welcher Glaube und Wort, Wort und That zusammenstimmen als ein volles Leben, das nicht mehr von der Willkür der Menschen, sondern von dem Willen der ewigen Liebe bewegt wird, das ist der heilige Quell, aus welchem unsere evangelische Kirche neu geboren ward, und aus welchem sie auch in unseren Tagen ihre Lebensfreudigkeit schöpft. Wir sollten in diesen Tagen vielleicht weniger von

der lutherischen Lehre sprechen und mehr Luther's Glaubensmuth uns erbitten, damit wir nicht an dem Fortgang des Reiches Gottes verzagten, wenn äußere Stüßen der Kirche brechen. Dieser Glaube Luther's ist die Kraft, aus welcher auch in unseren Tagen die Einwirkung des Geistlichen auf die Gemeinde kommt. Und von allen Einwirkungen, deren er fähig ist, bleibt diese doch die tiefste und sicherste, welche aus Glauben zum Glauben, unmittelbar vom Gemüth zum Gemüth, vom Geist zum Geiste, vom Gewissen zum Gewissen den Weg findet. Wir können die Gemeinde das Rauschen des Geistes hören lassen, welches durch die Jahrhunderte geht, und sie fragen, ob sie denn kleiner sein wolle, als die Apostel, Märtyrer und Reformatoren, die vor uns gewesen. Aber das Geschlecht dieser Zeit erweist sich oft so eintägig, daß es auf die Stimme der Geschichte nicht hört. Wir können daran erinnern, daß mit dem Glauben eines Volkes seine Sittlichkeit und seine Sitte, sein Halt und seine Stärke dahin ist; aber auf ein Geschlecht, das ohne Beachtung des großen Zusammenhangs im Volksleben nur auf sein nächstes Bedürfniß sieht, wird solche Mahnung wenig Eindruck machen. Wir können sagen, daß in dieser Zeit des Kampfes zwischen den Geistern Parteibildung nöthig sei und den Parteigeist wecken und nähren, aber für das innerste Leben des Menschen, wie es vor dem Angesichte Gottes sich offenbart, ist damit Nichts gewonnen. Aber wenn wir im Glauben stehen und im Glauben reden, wenn wir den Ton anschlagen: ,,Auch mir war einst wie dir zu Muth, elend und jämmerlich, arm, blind und bloß, doch mir ist Barmherzigkeit widerfahren!" dann ist Hoffnung vorhanden, daß der Ton im Gemüthe des Hörers sympathisch anklingt. Das Zeugniß der Apostel, das durch Martin Luther erneuert ward, soll

Schnabel, Kirche u. Paraklet.

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auch in unseren Tagen erschallen: „Wir können's ja nicht lassen, daß wir nicht sagen sollten, was wir gesehen und gehört haben!" Das Zeugniß, welches, ein Nachklang aus Luther's Tagen, in Deutschland seit hundert Jahren neu erklingt, das Zeugniß persönlicher Erfahrung von der Gnade mitten in den Stimmen des Unglaubens, wie es Claudius gegeben: Wer nicht an ihn glauben will, der mag zusehen, wie er ohne ihn rathen kann!" und Novalis: „Wenn Alle untreu werden, so bleib' ich dir doch treu!" - das soll in deutscher Zunge vor deutschem Volke auch heute gehört werden. Das ist unsere Ueberzeugung, daß die Wirksamkeit des Geistlichen um so peripherischer wird, je centraler sie ist, daß aus der Tiefe des verborgenen Lebens der erfrischende Born ins Gemeindeleben sich ergießen muß. Wie Vieles im Leben des Pfarrers umgestaltet ist, -Eins ist dasselbe geblieben, ist nur deutlicher herausgetreten: die Kraft des Geistlichen liegt in der Stärke seiner christlichen Persönlichkeit. . . Wir brauchen Männer in Christo". So bereitwillig wir das Alles zugeben, so sehr wir uns dessen freuen, daß wir eine solche Wolke von Zeugen Christi aus der evangelischen Kirche unseres Vaterlandes in neuerer Zeit aufweisen können, die Namen eines Tholuck in Halle, Nißsch in Bonn, Sander in Wittenberg, Stier in Eisleben, Claus Harms in Kiel, Menken und Mallet in Bremen, Volkening in Ravensberg, Theremin, Strauß, Gerlach, Hoffmann in Berlin, Krummacher in Potsdam, Krafft in Erlangen, Hofacker, Knapp in Würtemberg, von welchen wir freudig bekennen: Männer in Christo, Charaktere, Persönlichkeiten von reicher Eigenart“, so lehrt doch die Erfahrung, daß das Amt selbst auf den Schultern solcher Träger eine im Allgemeinen nur geringe Wirkung übt, einen im Ganzen fast verschwindenden Erfolg hat. Und

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hierin gerade finden wir das Anzeichen eines abnormen Zustandes der Kirche, der es ermöglicht hat, daß unter seinem Bestande eine Erscheinung hervortreten konnte, deren Besprechung wir uns nunmehr zuwenden.

Der Grundunterschied unserer gegenwärtigen Zeit und aller vorausgegangenen Perioden in der Geschichte der Kirche besteht eben darin, daß, während seither das Christenthum innerhalb der christlich genannten Welt die Grundlage der gesammten Weltanschauung bildete, der Weltanschauung, welche alles Denken, Fühlen und Meinen der Einzelnen, wie der Völker im Ganzen beherrschte, jezt eine ganz andere, den Grundlehren und Grundsäßen des Christenthums entgegengeseßte, auf den Ansichten und Behauptungen des Rationalismus, Pantheismus und Materialismus sich aufbauende, in das Heidenthum zurücksinkende Welt- und Lebensanschauung nicht etwa nur in einzelnen Köpfen sich festgesezt, sondern sich der Massen bemächtigt und deren Denken und Wollen mit ihrem widerchristlichen Geiste erfüllt hat. Sollen wir diese einander gegenüberstehenden Gedankensysteme näher charakterisiren, so ist die christliche Weltanschauung in ihren Grundzügen folgende: Es ist ein dreieiniger, persönlich-selbstbewußter, ewiger, über- und zugleich innerweltlicher Gott. Aus dessen Schöpferwillen ist die Welt hervorgegangen im Anfang der Zeit. Für gewöhnlich erhält und regiert er dieselbe gemäß der von ihm geordneten Naturgesehe. Ausnahmsweise, wenn es sein ewiger Weltregierungsplan erheischt, greift er auf übernatürliche Weise ein in den Gang der Dinge, denn er ist der Gott, der Wunder thut. Die Menschen hat er als geistleibliche, zur Unsterblichkeit bestimmte Wesen nach seinem heiligen Ebenbilde erschaffen und hat gemacht, daß von einem Blute

aller Menschen Geschlechter auf dem ganzen Erdboden wohnen. Aber sie sind aus freier Entschließung von ihm abgefallen und in die Sünde gerathen, und diese hat den zeitlichen und ewigen Tod sammt allem ihm vorausgehenden irdischen Uebel zur Folge. Doch hat Gott, als die barmherzige Liebe, eine Erlösung für die Menschen gestiftet, und zwar, wie es nicht anders möglich war, auf übernatürliche, wunderbare Weise, durch seinen eingeborenen Sohn, der Mensch wurde und zur Sühnung unserer Sündenschuld den Opfertod starb, dann verklärten Leibes von den Todten auferstand, gen Himmel fuhr und, sich zur Rechten seines Vaters sezend, das Weltregiment übernahm. Dies führt er zur Erbauung seines Reiches, in welchem die objectiv vollbrachte Erlösung zur subjectiven Aneignung kommt. Zu dem Ende läßt er sein Evangelium aller Creatur predigen, und durch den Heiligen Geist die Sünder bekehren und heiligen. Auch dessen Wirksamkeit an den Seelen ist eine übernatürliche, wunderbare. Wer sich in Neue und Glaube bekehrt, wird aus Gnaden gerechtfertigt und ein Erbe der jenseitigen, himmlischen Seligkeit. Hat das Evangelium seinen Lauf um die Erde vollendet, so kommt der Heiland in Herrlichkeit wieder, ruft die Todten zur leiblichen Auferstehung, und zwar die Erlösten zur Auferstehung des Lebens, hält das Weltgericht zur Scheidung der Erlösten von den Unbekehrten und richtet mit seinen Erlösten auf der verklärten Erde sein Herrlichkeitsreich auf, in welchem Gott abtrocknet die Thränen von ihren Augen, wo kein Leid, kein Geschrei, kein Schmerz und auch kein Tod mehr sein wird.

Wie die Erde von dem Himmel, unterscheidet sich hiervon die moderne widerchristliche Weltansicht. Dieselbe hat sich jedoch noch nicht zu einer völlig einheitlichen ausgestaltet, sondern sie ist bis jezt noch eine dreigestaltige, je nach

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