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die Oberhand hat, so ist das eben ein Beweis seiner Schwäche, und diese ist es ja, von der wir behaupteten, daß sie dem geistlichen Leben der jezigen Gläubigen anhafte. Der Apostel Petrus stellt die Forderung an die Christen: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung Jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist!" (1 Petr. 3, 15). Was er hiermit verlangt, ist eine deutliche, klare Glaubenserkenntniß. Diese ist eine vorzügliche Rüstung wider den Zweifel und gleichzeitig Grundlage des Glaubens und dessen Folge, denn wie es keinen Glauben giebt ohne vorausgehende Erkenntniß, so erwächst hinwiederum die volle Erkenntniß aus dem Glauben, denn die ächte christliche Erkenntniß ist Glaubenserfahrung, und dieser wird gefördert durch das Wachsthum jener. Es ist die Pflicht eines jeden gläubigen Christen, sich über das, was er glaubt, klar zu werden, so daß er im Stande ist, seinen Glauben Jedermann gegenüber zu verantworten, und denselben vor den Menschen in deutlichem Ausdruck zu bekennen. Dazu bedarf er eifriger Lesung der Heiligen Schrift und ernsten Nachdenkens. Deßhalb verlangt der Heiland: Forschet in der Schrift!" und die Apostelgeschichte rühmt von den Christen zu Beroë: „Sie forschten täglich in der Schrift, ob sich's also verhielte", wie ihnen gepredigt worden war (Apostelg. 17, 11). Nicht als ob mit dieser christlichen Erkenntniß ein verstandesmäßiges Begreifen der Glaubensgeheimnisse gemeint wäre. Leßteres hängt unserem endlichen Geiste zu hoch, wie auch die Schrift bezeugt, wenn sie den Psalmisten sagen läßt: Solches Erkenntniß ist mir zu wunderlich und zu hoch, und ich kann es nicht begreifen" (Ps. 139, 6). Die christliche Erkenntniß ist vielmehr Nichts weiter, als eine Kenntniß dessen, was Gott über sich, sein Wesen, seinen Willen, seinen in Ewigkeit gefaßten

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Rathschluß in Betreff der Welt und insbesondere der Menschheit und dessen Ausführung in der Zeit, über des Menschen Bestimmung und das, was die Erreichung derselben_unterbricht, aufhält und fördert, über das Reich Gottes und dessen Gründung, Entwicklung und Vollendung, über den göttlichen Haushalt, der sich als Schöpfung, Erlösung und Heiligung auf die innergöttlichen Personen des einen göttlichen Wesens vertheilt, geoffenbart hat, eine begriffliche Fassung dieser geoffenbarten Wahrheiten und eine logische Begründung und Zusammenordnung derselben zu einem einheitlichen Ganzen geistlicher Weisheit. Auf das fortgehende Wachsthum in dieser Erkenntniß richten sich die Ermahnungen der Schrift: Wachset in der Erkenntniß Gottes! wachset in der Gnade und Erkenntniß Jesu Christi, in welchem verborgen liegen alle Schäße der Weisheit und Erkenntniß, auf daß wir begreifen mögen mit allen Heiligen, welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe, bis wir Alle hinankommen zu einerlei Glauben und Erkenntniß des Sohnes Gottes!" (2 Petr. 3, 18. Col. 2, 3. Eph. 3, 18; 4, 13.) Von dieser christlichen Erkenntniß darf der Apostel mit Recht sagen: „Ich achte es Alles für Schaden gegen der überschwänglichen Erkenntniß Jesu Christi, meines Herrn“ (Phil. 3, 8); denn diese ist nicht unnüß und unfruchtbar in religiössittlicher Hinsicht, da von ihr gilt, was St. Paulus an Philemon (V. 6) schreibt: Daß dein Glaube, den wir miteinander haben, in dir kräftig werde durch Erkenntniß alles des Guten, das ihr habt in Christo Jesu." In den früheren Zeiten der Kirche, während welcher die christlichen Ideen die herrschenden und tonangebenden waren, war allerdings der Zweifel ein viel seltener Gast in den Köpfen der Christen. Ob aber damit auch der Glaube selbst, der doch viel mehr eine Sache

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des Herzens als des Kopfes ist und sein soll, lebenskräftiger war, ist eine andere Frage. Beachten wir, was zu einem solchen Glauben gehört!

Die Lebenskraft des Glaubens hat sich nach verschie= denen Richtungen hin zu beweisen. Vor Allem muß sich der Glaube, wenn er ein lebendiger sein will, als Vertrauen, d. i. als Gottvertrauen, zu erkennen geben. Man bezeichnet wohl des Menschen Verhältniß zu Gott als Abhängigkeitsgefühl. Ganz recht, aber wie ängstlich wäre doch diese Empfindung, wenn sie nicht vertrauensvoll wäre. Das ist gerade das Wesen des christlichen Abhängigkeitsgefühls, daß es Vertrauen zu Gott ist, zu dem Gott, mit dem wir durch Christum und in Christo versöhnt sind. Das Wort „Vertrauen“ bezeichnet unser Kindschaftsverhältniß zu Gott, unserm Vater in Christo, und läßt sich unterscheiden als ein leidendliches und ein thätiges Verhalten zu Gott. Als leidendes Gottvertrauen tritt es hervor, indem es spricht: „Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen" und: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird Nichts mangeln, er waidet mich auf grüner Aue, er führet mich zu frischem Wasser, er erquicket meine Seele, er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen; und ob ich schon wanderte im finsteren Thal, fürchte ich kein Unglück, dein Stecken und Stab trösten mich!" Dies leidende Gottvertrauen drückt sich aus in den Liedesworten: „Was mein Gott will, gescheh' allzeit, sein Wille ist der beste, zu helfen dem ist er bereit, der an ihn glaubet feste; er hilft in Noth, der fromme Gott, er züchtiget mit Maaßen, wer Gott vertraut, fest auf ihn baut, den wird er nicht verlassen." Mit einem Wort, es ist eine sorgenfreie, gelassene Ergebung in Gottes Rath und Fügung. - Der nächste Ausdruck des thätigen Gottvertrauens

Schnabel, Kirche u. Paraklet.

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ist das Gebet und zwar das Gebet im Namen Jesu, d. i. im Glauben an den Mittler. Wenn von dem Gottvertrauen gesagt ist, daß es eine große Belohnung hat (Hebr. 10, 35), so ist damit auf all' die herrlichen Verheißungen hingewiesen, welche dem Glauben und dem Gebet des Glaubens gegeben sind welcher wahrhafte Christ kennt sie nicht! Eine der auffallendsten ist diejenige, welche der Heiland Joh. 14, 12-14 in den Worten giebt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer an mich glaubet, der wird die Werke auch thun, die ich thue, und wird größere, denn diese thun, denn ich gehe zum Vater, und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich thun, auf daß der Vater geehret werde in dem Sohne; was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich thun." Auf solche Verheißungen, die sich leicht vermehren ließen, stüßt sich der Glaube, wenn er betend vor Gott tritt. Sein Wahlspruch ist: „Der Unglaub' mag denken, wir bitten zu viel, du hörst unsere Bitten, thust über ihr Ziel." Aber freilich muß es auch ein Glaube rechter Art sein und ein Beten, das wirklich und wahrhaft im Namen des Mittlers geschieht, denn nur dem Gebete des Gerechten, d. i. des im Glauben an den Versöhner vor Gott gerecht Gewordenen, mit Gott Versöhnten, ist gesagt, daß es viel vermag. Wie der betende Glaube beschaffen sein soll, das sagt Jakobus in den Worten: „Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht, denn wer da zweifelt, ist gleich wie die Meereswoge, die vom Winde getrieben und gewebet wird, solcher Mensch denke nicht, daß er Etwas von dem Herrn empfangen werde" (Jak. 1, 6), und wie das Beten im Namen Jesu geschehen müsse, das beschreibt Paulus, wenn er sagt: „So will ich nun, daß die Männer beten an allen Orten und aufheben heilige Hände ohne Zorn und Streit" (1 Tim. 2, 8). Daß ein solches

Gebet viel vermag, darf nicht Wunder nehmen, denn es stüßt fich, wie wir gesehen haben, auf die allergrößesten Verhei= Bungen und wendet sich an den Gott, der Wunder thut. Dies Eine vorausgeseßt, daß das, was wir bitten, mit Gottes Willen übereinstimmt und in seinen Rath sich einfügt, so steht der buchstäblichen Erhörung keines Gebetes, in welchem der Glaube auf eine göttliche Verheißung sich stüßt, ein Hinderniß entgegen. Wir wollen nicht behaupten, daß die Erfüllung eines Gebetswunsches jedesmal durch ein Wunder, also durch ein übernatürliches Eingreifen Gottes in den Gang der Dinge, durch eine Durchbrechung der Naturordnung und ein neuschöpferisches Hereinwirken der göttlichen Allmacht erfolgen müsse, denn Gott kann unsere Bitte auch erfüllen auf natürlichem Wege, indem er den naturgemäßen Gang der Dinge lenkt nach seinem Willen; aber das steht uns fest, daß er, wenn die Erfüllung unseres Gebetswunsches auf dem natürlichen Wege nicht erfolgen kann, seine Wundermacht wirken läßt, und der Christ, welcher an dieser Wundermacht zweifelte, oder vor einer wunderbaren Erfüllung seines berechtigten Gebetswunsches zurückschräke, bewiese damit, daß er entweder die Verheißungen Gottes in seinem Worte nicht versteht oder zu schwach im Glauben ist, um sich dieselben anzueignen. Was der rechte Glaube zu erwarten hat, spricht der Heiland in den bereits oben citirten Worten aus: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke thun, die ich thue, und wird größere denn diese thun", und noch bestimmter vor seiner Himmelfahrt in der merkwürdigen Verheißung: „Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben und so sie etwas Tödtliches trinken, wird es ihnen nicht schaden, auf

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