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formation im Gegensah zum römischen Irrthum von der Werkgerechtigkeit in die Lehre von der Rechtfertigung des Sünders vor Gott durch den bußfertigen Glauben an den zur Erlösung der sündigen Welt im Fleische erschienenen und gestorbenen Gottessohn gefaßt wurde, ansicht und umstoßen will, hört die Möglichkeit der kirchlichen Gemeinschaft auf und tritt die Excommunication oder Separation in ihr Recht. Von der Apostel Zeiten her hat die Kirche innerhalb ihrer Gemeinschaft verschiedene Auffassungen und Formulirungen solcher Punkte der christlichen Lehre, welche auf der Peripherie liegen, geduldet und ohne Verlegung ihres Wesens und Zweckes ertragen, wenn nur Uebereinstimmung in der Centrallehre stattfand. Und so sollte es noch sein. Daß aber das Gegentheil eingetreten ist, daß nicht nur große Uneinigkeit in Glaubenssachen unter den Gläubigen herrscht und diese darob in beständigem Streite leben, sondern daß überhaupt eine so bedenkliche Unsicherheit auf dem Gebiete der christlichen Erkenntniß besteht, ist ein weiterer und schlagender Beweis und ein trauriges Zeichen des Verfalls und der geistlichen Niederlage, in welcher sich die Kirche befindet.

3.

Die Versuche zur Abhülfe des kirchlichen Nothßandes.

Es ist unverkennbar, die Kirche hat ein tiefes und schmerzliches Gefühl von dem Verfall und der Gesunkenheit des ihr eigenthümlichen Wesens und Lebens. Wenn wir das behaupten, haben wir die evangelische Abtheilung der Kirche Christi vornehmlich im Auge, denn in der katholischen Kirchen-abtheilung ist von diesem demüthigenden, aber edelen Gefühl kaum und höchstens nur in einzelnen evangelisch gesinnten Seelen eine Spur vorhanden. Diese Kirche rühmt sich heute, wie jederzeit des geraden Gegentheils, ihres herrlichen Blüthezustandes, des vollen und ganzen Besizes alles dessen, was zum Wesen und Leben der Kirche Christi gehört, ihrer ungeheueren Machtstellung in der Welt und ihrer Herrschaft über die Geister. Und in der That, sie nimmt eine Großmachtstellung in der Welt ein und übt diese Herrschaft aus, trozdem daß allerdings auch in ihrem Bereich der Abfall von ihren Glaubenssäßen und der Ungehorsam gegen ihre Anordnungen die Massen wenigstens der ganz und halb Gebildeten ergriffen hat. Ihre Weltstellung erweist sich so

mächtig und imponirt den Menschen so gewaltig, daß selbst diejenigen ihrer Glieder, welche ihrer Glaubenssäße lachen und sich nicht mehr in ihre Zwangsjacke stecken lassen, dennoch nicht nur in ihrer Gemeinschaft verbleiben, sondern sogar allen Angriffen gegenüber zu ihr halten und sie gegen alle Anfeindungen in Schuß nehmen. Um deßwillen verzeiht ihnen aber die Kirche ihren Unglauben und Ungehorsam, oder sieht über denselben hinweg, wissend, daß diese Leute im Grunde ihrer Herzen doch eins mit ihr sind, voll Bewunderung und Stolz über ihre großartige Organisation und ihre mächtige Stellung in der Welt. Denn leider steht es ja so bei den Repräsentanten der römischen Kirche und in den maaßgebenden Kreisen derselben, daß die Religion Nebensache ist, Mittel zum Zweck, und der oberste Zweck ist Menschen- und Weltherrschaft. Diesem Zwecke, der der römischen Kirche den Stempel des antichristischen Wesens aufdrückt und der sie, wenn sie ihn festhält und weiter verfolgt, woran nicht zu zweifeln sein dürfte, schließlich zu dem Weibe machen wird, das der Seher Johannes schaut: trunken vom Blute der Heiligen, sigend auf dem Thiere aus dem Meere" (Offb. 17), d. i. zur Genossin des Widerchristus, - muß das Heiligste, das es für den Menschen giebt, die Religion, als Mittel dienen, und damit sie das könne, wird sie so bequem und so einschmeichelnd für den natürlichen Menschen gemacht, als möglich ist, d. h. sie wird veräußerlicht, wie das Wesen der Kirche verweltlicht worden ist. Selbst dem schwersten, mühsamsten Ceremoniendienst unterwirft sich der natürliche Mensch lieber, als der inneren Uebung der Buße, des Glaubens und der Heiligung. Werkgerechtigkeit und Verdienstlichkeit der Werke dünkt ihm leichter zu gewinnen, als die Gerechtigkeit aus dem Glauben, und der pomphafte Gottesdienst schmeichelt

seinen Sinnen mehr, als es die ernste Predigt des Evangeliums mit ihrer immer wiederkehrenden Losung: „Thut Buße und bekehret euch!" zu thun vermag. In der richtigen Erkenntniß, daß sich der Mensch, der nun doch einmal religionsbedürftig ist, in seiner natürlichen geistigen Verfinsterung lieber einem ihm bequemen, ihn in angenehmer Selbsttäuschung_erhaltenden und sein Gewissen unbehelligt lassenden Aberglauben unterwirft, als daß er sich einem das Gewissen aufstachelnden, ihn aus fleischlicher Sündensicherheit aufschreckenden und ihn zur Energie der Bekehrung und Heiligung anspornenden reinen evangelischen Glauben hingiebt, hat die weltkluge römische Kirche das, was sie vom Christenthum besißt, unter einem Wuste von Aberglauben begraben, wie Bilder-, Hostien-, Marien-, Heiligen- und Reliquien-Cultus, der ganz und gar den Charakter des Heidenthums an sich trägt und doch völlig die Stelle des wahren Christenthums eingenommen hat. So traurig diese Verkehrung des lauteren Christenthums in heidnischen Aberglauben und jene Umwandlung der den ganzen inwendigen Menschen in Anspruch nehmenden Gerechtigkeit aus dem Glauben in eine die Sittlichkeit zerstörende Werkgerechtigkeit und des ernsten Heiligungsstrebens in das opus operatum des Ceremoniendienstes ist, so sehen wir doch, daß die römische Kirche ihre Absicht damit erreicht, sie fesselt die Massen dergestalt an sich und macht sich dieselben so unterthänig, daß sie im Stande ist, auf dieser breiten. Unterlage ihre politische Großmachtstellung in der Welt geltend zu machen und gleich den weltlichen Großmächten, die alle ihr, als der ersten, Rechnung tragen müssen, Politik zu treiben, und welche durch und durch unsittliche, perfide Politik dies von jeher gewesen ist, das hat die Geschichte sattsam gelehrt. Daß eine Kirche, welche solchen Zwecken dient,

und zur Erreichung derselben solcher Mittel sich bedient, zur Förderung des Reiches Gottes Nichts beiträgt, sondern der Entwicklung desselben nur hindernd und aufhaltend im Wege steht, ist für den evangelischen Christen keinem Zweifel unterworfen.

Wenden wir uns von der katholischen Kirche ab und der unsrigen zu, um zu ermitteln, welche Anstrengungen sie im Gefühle ihrer geistlichen Schwäche und Niederlage macht, und welche Mittel sie anwendet, um sich aus diesem Zustande zu erheben und zu einer Wiedergeburt und Erneuerung zu gelangen, die sie zur Erfüllung ihres hohen und einzigen Berufes in der Welt befähigt. Wir richten bei unserer Nachforschung unser Augenmerk vornehmlich auf den kleinen, Christo treu gebliebenen Rest, der die eigentliche, die innere und unsichtbare Kirche ausmacht. Es versteht sich in unserem Sinne jedoch von selbst, daß sich dieser nicht in einer einzigen, etwa der evangelischen Kirchenabtheilung versichtbart hat. Auch ist er nicht innerhalb der äußeren Grenzen der evangelischen Christenheit allein zu suchen, sondern die wahre Heerde Christi sezt sich aus Gliedern aller Einzel-Kirchengemeinschaften zusammen, indem der Erzhirte seine Schafe sowohl in den katholischen als in den evangelischen Partikularkirchen hat, nur daß sie in jener um der Verunstaltung willen, in welcher sie das Christenthum lehrt, die es den Seelen außerordentlich erschwert, zur Erkenntniß der seligmachenden Wahrheit zu gelangen, seltener angetroffen werden dürften, als in dieser, und daß sie innerhalb jenes einheitlich organisirten und in einer seinen widerchristlichen Principien genau angemessenen Weise regierten Kirchenkörpers zu feinerlei reformatorischen Wirksamkeit aufzukommen vermögen. Noch viel weniger sind wir, wie bereits gesagt, der Meinung, daß die wahre Kirche Christi in einer der vielen evangelischen Deno

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