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lutionäre Partei, nachdem ihr von dem herrschenden Liberalismus auf dem Gebiete der Kirche und Religion die Wege gebahnt worden, bis vor Kurzem, wo man endlich, von jäher Furcht ergriffen, begonnen hat, sie geseßlich und polizeilich zu unterdrücken, sich nicht nur nicht scheute, sondern es auch ungestraft wagen durfte, in ihrer Presse, in ihren Versammlungen, in Rede und Lied die frechsten Verhöhnungen und Lästerungen des Namens Gottes und alles dessen, was bisher den Menschen als heilig galt, auszuschäumen. Und eine vom Taumelkelch des Hochmuths trunkene Naturwissenschaft ignorirt vornehm die Existenz eines Schöpfergottes, lacht über den biblischen Bericht von der Erschaffung des Menschen nach dem Ebenbilde Gottes, der ihm von seinem Geiste einblies, erklärt den Menschen für bloße Materie, gebunden unter das Gesetz der Naturnothwendigkeit, ohne Freiheit des Willens und ohne Verantwortlichkeit, und prahlt mit der Entdeckung der Abstammung des Menschen vom Affen. Wie Viele aber, da doch nun einmal die meisten Menschen zu wenig Selbständigkeit des Denkens besitzen, um sich eine eigene, freie Ueberzeugung zu bilden und deßhalb sich an Autoritäten anschließen, wie Viele unterwerfen sich, mit dem allgemeinen Strome schwimmend, blindlings der Autorität dieser Naturkunde, welche sich als die allein exacte Wissenschaft gebehrdet, während sie doch selbst nur im Dienste des gottwidrigen Zeitgeistes steht und als sein Werkzeug arbeitet.

Was jedoch als das allerbedenklichste Zeichen der Zeit anzusehen ist, das ist der betrübende Umstand, daß das Evangelium in der Gegenwart alle weiter reichende Wirkung auf die abgefallene und im Unglauben liegende Menschheit verloren hat. Wohin wir blicken, auf die Heidenwelt oder auf

die Christenheit, auf beiden Gebieten gewahren wir zwar recht anerkennenswerthe Anstrengungen, die von Seiten der gläubigen Minderheit gemacht werden, dem Heiland die Welt zu erobern, beziehungsweise zurückzuerobern, aber diese lobenswerthen Anstrengungen sind von keinem irgendwie bedeutenden Erfolge gekrönt. Jahre und Jahrzehnte lang müssen unsere Missionäre gewöhnlich einem heidnischen Volksstamm das Evangelium predigen, bis endlich das göttliche Licht in einzelne vom heidnischen Aberglauben und greuelhaften Sündendienst verfinsterte Seelen fällt und allmählich ein Gemeindlein im Heidenlande gegründet werden kann, das dann manchmal auch nur ein fümmerliches Dasein fristet. Ganze Volksstämme oder gar Völker, die dann auch eine Rolle in der Geschichte des Reiches Gottes spielten, werden schon lange nicht mehr in die Kirche Jesu Christi eingeführt. Und wie steht es in der heimathlichen Christenheit? Wir rühmten von der gegenwärtigen evangelischen Kirche, daß sie eine große Anzahl trefflicher Prediger des Evangeliums aufzuweisen habe, mehr, wie irgend eine frühere Periode der kirchlichen Entwicklung. Aber wenn auch das Evangelium rein und lauter und oft mit bewundernswerther Geschicklichkeit und hoher Begeisterung verkündet wird, wie gering ist doch im Ganzen der Erfolg solcher Verkündigung, insbesondere der tiefgehende und nachhaltige Erfolg! In auswärtigen Gebieten der evangelischen Christenheit vermögen zuweilen einzelne besonders begabte Prediger noch größere Massen von Zuhörern anzuziehen und eine wenigstens augenblicklich erweckende Wirkung auf dieselben zu erzielen. Wir können das vornehmlich in England und Amerika beobachten. Aber recht traurige Erfahrungen machen wir in dieser Hinsicht in unserem deutschen Vaterlande. Das deutsche Volk wir sagen dies mit tiefstem

Schmerze ist im Großen und Ganzen der Predigt des Evangeliums gegenüber das stumpfeste und verschlossenste. Man fühlt sich dieser religiösen Stumpfheit gegenüber versucht, zu sagen: in Deutschland dürfte zur Zeit ein Engel vom Himmel als Prediger des Evangeliums auftreten, so würde er keinen Zulauf haben und seine Predigt würde ohne Eindruck bleiben. Und doch ist Deutschland das gottbegnadigte Land, in dem einst die Wiege der Reformation stand, und das deutsche Volk ist offenbar von allen germanischen Stämmen, von welchen einst das Christenthum mit besonderer Bereitwilligkeit aufgenommen ward, das mit denjenigen Anlagen und Gaben des Geistes und Gemüthes, die den Menschen zur Annahme und Ausgestaltung des Christenthums vorzüglich tauglich machen, wie Gemüthstiese und spekulatives Denken, am reichsten ausgestattete. Mit einem gewissen Rechte hat man es wohl das Israel des Neuen Bundes, das eigentliche Religionsvolk der christlichen Aera genannt. Diesen für das Christenthum in ganz besonderem Sinne prädisponirten Deutschen gegenüber richtet das Evangelium, diese Gotteskraft, die da selig macht Alle, die daran glauben, zur Zeit am wenigsten aus. O, was ist aus dem Volke der Reformation geworden, unter dem das helle Licht des Evangeliums so hoch auf den Leuchter gestellt war! Wenn irgend ein Theil der Christenheit, so ist es der deutsche, über welchen man die Klagelieder des Propheten Jeremias singen möchte, denn das evangelische Deutschland stand an christlicher Erkenntniß und reicher Glaubenserfahrung am höchsten unter allen Völfern dafür zeugen neben den Reformatoren die Namen der hervorragendsten ascetischen Schriftsteller, eines Herberger, Arndt, Heinr. Müller, Scriver, Schmolcke, Habermann, Starck; das beweist die Schaar der geistlichen Sänger, von

welchen wir sagen dürfen: „Nicht an wenig stolze Namen ist die Liederkunst gebannt, ausgestreuet ist der Samen über alles deutsche Land“, – und es ist am entschiedensten abgefallen und am weitesten abgewichen, zugleich aber auch, was am schlimmsten ist, der evangelischen Predigt unzugänglicher geworden, als irgend ein anderes Volk. Müssen wir solchen Erscheinungen gegenüber nicht stille stehen und nach der Ursache derselben forschen? Was ist Schuld an dieser Unmacht und Wirkungslosigkeit des göttlichen Wortes, das doch allezeit ein Hammer gewesen ist, der Felsen, nämlich felsige Herzen, zerschmeißt (Jer. 23, 29), und dem die Verheißung mitgegeben ist: „Also soll das Wort, so aus meinem Munde gehet, auch sein, es soll nicht leer wieder zu mir kommen, sondern thun, das mir gefällt und soll ihm gelingen, dazu ich es sende“ (Jes. 55, 11)? Zwar eine gänzliche Wirkungslosigkeit desselben kann nach solchen Verheißungen nicht eintreten, und wir wollen auch keineswegs behaupten, daß sie eingetreten sei, und ohne Zweifel liegt ein guter Theil der Schuld der betrübenden Unmacht des Gotteswortes auf Seiten derjenigen, welche es hören. Sie verstocken ihre Herzen gegen die Wirkung desselben, und darum mußte es ihnen zu allen Zeiten die ernste Warnung zurufen: Heute, so ihr seine Stimme höret, so verstocket euere Herzen nicht!" (Hebr. 3, 7.) Einem verstockten Herzen gegenüber vermag selbst das Wort Gottes Nichts, von dem doch gilt: „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer, denn kein zweischneidig Schwert“ (Hebr. 4, 12). Mit Sanftmuth will es angenommen sein, wenn es seine segensreiche Wirksamkeit entfalten und die Seelen selig machen soll (Jak. 1, 21). Es fehlt ja keineswegs in der heutigen Christenheit an Glauben wie wir mit Freuden bezeugen durften, und dieser

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Glaube kommt wie aller Christusglaube aus der Predigt, die Predigt aber aus dem Worte Gottes (Röm. 10, 17). Aber der Christusglaube, der doch ein Gemeingut der christlichen Gemeinde sein soll, ist ein seltener Artikel geworden in diesen Tagen allgemeinen Abfalls. Soll's anders werden, muß Gott eine Gnadenwirkung an der Menschheit thun, indem er sie wieder heilsbegieriger macht, als sie gegenwärtig ist. Er muß seiner Verheißung eingedenk sein und seine Zusage erfüllen: „Siehe, es kommt die Zeit, daß ich einen Hunger in's Land schicken werde; nicht einen Hunger nach Brod oder einen Durst nach Wasser, sondern nach dem Worte des Herrn" (Amos 8, 11). Ach, wenn er es doch thäte, wenn er es doch bald thäte und führte seine Versprechungen in Erfüllung, namentlich auch an unserem Vaterlande, das dessen so besonders bedarf!

Es giebt unzweifelhaft in der Geschichte Zeiten geistlichen Hungers, entschiedener Geneigtheit zur Annahme des göttlichen Wortes, und diese wechseln mit Zeiten geistlicher Sattigkeit, des Ueberdruffes und Ekels an geistlicher Speise, am Himmelsbrod und Lebenswasser. Und es ist im Leben der Völker ganz ebenso wie im Leben der Einzelnen. Die Zeiten des Glücks und Wohlergehens sind gemeiniglich diejenigen der Abwendung von dem Worte Gottes und der Frreligiosität, während die Zeiten der Heimsuchung und der Trübsale diejenigen sind, in welchen die Seelen sich Gott zuwenden und die Frage erwägen: „Was müssen wir thun, daß wir selig werden?" Gott versucht es bei den Einzelnen wie bei den Völkern auf alle Weise, mit Erweisung seiner Güte und seines Ernstes, aber es ist eine überaus niederschlagende Erfahrung, daß sich die Menschen selten durch seine Güte zur Buße locken lassen. Es bedarf meistens der Erweisung seines ganzen

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