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über Fragen der Literatur, der Handels- und Gewerbekunde, der Naturwissenschaft, der Medicin u. s. w. an der Tagesordnung sind. Ja, man ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hat zu Gunsten solcher außergottesdienstlichen religiösen Vorträge die altherkömmliche Predigt aus dem Gottesdienste gänzlich entfernen und diesen zu einem rein liturgischen gestalten wollen.

Alle diese Vorschläge, sowohl diejenigen, welche die Predigt betreffen, als die vorher besprochenen, haben den einen Zweck, der Kirche und dem kirchlich-religiösen Leben zu einem solchen Aufschwung zu verhelfen, daß jene im Stande sei, den ihr von ihrem göttlichen Stifter auferlegten Beruf zu erfüllen und die ihr gestellte Aufgabe zu lösen. Insofern und von diesem Gesichtspunkt angesehen sind sie auch in hohem Grade anerkennens- und lobenswerth, und es ist ein erfreuliches Zeichen von vorhandenem geistigem Leben und geistlichem Sinne in der Kirche, daß derartige Vorschläge auftauchen und zur Erwägung und Besprechung vorgelegt werden. Aber beweisen sie doch nicht auch zu gleicher Zeit, daß das allgemeine Gefühl in der Kirche vorhanden ist, dieselbe sei nicht in ihrem normalen Zustande, leiste nicht was sie solle, sie befinde sich vielmehr in dem Zustande bedenklicher Schwäche und tiefer Gesunkenheit? Und sehen sich andrerseits alle diese immer neu auftauchenden Besserungsvorschläge und diese hin und wieder angestellten Versuche zur Wiedergeburt des geistlichen Lebens, zur Verbesserung der kirchlichen Verhältnisse, zur Beseitigung der kirchlichen Nothstände nicht an als Ausgeburten einer völligen Rathlosigkeit und trüben Verzweiflung über den schrecklichen Verfall der Kirche; wie das unsichere, angstvolle Hin- und Hertasten des Blinden, der den gewohnten Weg verloren hat?

Wir können nicht anders, wir müssen bekennen, daß dieses unaufhörliche, unermüdliche Auftauchen von Verbesserungsplänen, die wie Pilze aus dem Kirchenboden aufschießen und von welchen mitunter einer den andern auf den Tod bekämpft, auf uns den Eindruck eines fieberhaften Krankheitszustandes macht, in welchem sich die Kirche befindet, und in dem sie in immer wieder erneueten, aber vergeblichen Anstrengungen zu ihrer Rettung und Heilung sich abarbeitet.

4.

Die großen Aufgaben der Kirche.

Was wird denn auch im Grunde mit all diesen Vorschlägen und Versuchen zur Wiedergeburt des kirchlichen Lebens zu Rathe gestellt? Wir wollen zugeben, daß wohl im Einzelnen Manches durch Ausführung derartiger Verbesserungspläne gebessert werden kann und auch wirklich gebessert wird, aber im Wesentlichen wird mit all diesen Projecten nicht geholfen, der kirchliche Nothstand im Großen und Ganzen wird durch diese kleinen Heilmittel nicht gehoben, die Kirche wird durch dieselben nicht erneuert und auf die Stufe geistlichen Lebens und Wirkens erhoben, auf welcher ihre treuen Glieder sie gerne sähen, und auf welcher sie stehen müßte, wenn sie ihre Aufgaben erfüllen soll. Und welches sind diese ihre Aufgaben, die ihr himmlisches Oberhaupt ihr gestellt hat und die sie vor seiner glorreichen Wiederkunft gelöst haben muß, ja ohne deren Lösung durch sie die Zukunft Jesu Christi und die mit ihr in unauflöslicher Verbindung stehende Vollendung der Welterlösung gar nicht eintreten kann? Wir sehen, wie viel von der Lebenskraft der

Kirche und ihrer wirksamen Erweisung abhängt und wie nothwendig es deßhalb ist, daß sie diese Lebens- und Wirkungskraft besige und, wenn es ihr daran gebricht, daß ihr dieselbe wieder zu Theil werde. Ja, der Herr hat seiner Kirche Großes anvertraut und übergeben. Sie ist die äußere Erscheinung des an und für sich in diesem Aeon oder Weltalter unsichtbaren Gottesreiches auf dieser Erde. In ihr soll es sich ausbilden und seiner Vollendung entgegenreifen. Sie muß darum so beschaffen und in solcher Verfassung sein, daß das Reich Gottes in ihr sich entwickeln und seine Entwicklung Fortschritte machen kann. Gegenwärtig aber ist von einem Fortschreiten in der Ausgestaltung des Reiches der Himmel gar wenig zu bemerken. Sie steht fast stille. Es ist ein schwer wiegendes Wort, das wir hiermit aussprechen, ein verantwortungsvolles Urtheil, das wir fällen. Wir sind uns der gewaltigen Tragweite desselben wohl bewußt, aber es ist gewissenhaft erwogen. Und nicht bloß der Kirche unserer Zeit gilt es, sondern dies Urtheil, sowie Alles, was wir über den ungeheueren geistlichen Nothstand der Kirche klagten, was wir von der Schwäche und Kränklichkeit des geistlichen Lebens aussagten, Alles, worin wir eine schwere Niederlage und tiefe Gesunkenheit der christlichen Kirche entdeckten, bezieht sich keineswegs bloß auf die Christenheit in der Gegenwart, sondern im Großen und Ganzen ebenso auf die gesammte Vergangenheit der Kirche bis zum Ablauf der apostolischen Periode hinauf oder mindestens während der leßten fünfzehn Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung. Nur dann und wann, nur hie und da gewahren wir im Laufe der Zeiten ein Erwachen der Gemeinde Jesu Christi zu regerem geistlichem Leben und eine kräftigere Entfaltung ihrer geistlichen Wirksamkeit und ihres Einflusses auf die Welt, mit einem

Worte ein lebhafteres Aufblühen der ihr verliehenen Gaben und Kräfte, und damit thut dann allerdings auch jedesmal das Reich Gottes einen Schritt vorwärts in seiner Entwicklung, wie wir dies namentlich von der Reformation freudig einräumen. Aber im Allgemeinen hat diese Entwicklung einen gar langsamen Gang eingehalten in den lezten anderthalb Jahrtausenden, hat gar geringe Fortschritte gemacht, und in manchen Perioden geradezu stille gestanden.

Zwar sind während dieser Zeit gewaltige Kämpfe geführt worden, um die rechte begriffliche dogmatische und bekenntnißmäßige Fassung der gottgeoffenbarten Wahrheiten des Evangeliums; aber innerlich wiedergeboren und geheiligt haben diese Wahrheiten leider stets nur wenige Glieder der Christenheit, und die erwähnten dogmatischen Kämpfe haben das Reich Gottes nicht gefördert. Wohl sind noch im Laufe dieser kirchengeschichtlichen Periode ganze Völker in die christliche Kirche eingeführt worden, aber damit noch nicht in das Reich Gottes. Ihre Christianisirung war meist eine ganz äußerliche, eine Gewöhnung an die von der Kirche angeordneten gottesdienstlichen Gebräuche, eine Unterwerfung unter die für den christlichen Cultus gegebenen Geseze, eine Unterstellung unter die Autorität der in dem Clerus, in der Hierarchie vertretenen Kirche in Betreff des Glaubens und Bekenntnisses, bei welcher die Gesinnung der Getauften kaum in Betracht kam, vielmehr wesentlich eine heidnische blieb und die heidnischen Gewohnheiten sich troß der von der Mission in kluger Weise geübten Accommodation der christlichen Sitten und Gebräuche an die vorgefundenen heidnischen im Geheimen und Verborgenen von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzen konnten. Innerliche Bekehrung, Gewinnung des Herzens für das Evangelium oder, besser gesagt, für den Heiland, Ueberzeugung des

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