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Erkenntnißvermögens in Betreff der christlichen Wahrheiten fand nur bei Einzelnen statt. Es war eine wesentliche andere Methode des Missionsbetriebs, als die apostolische, die von einem intensiv wie extensiv so außerordentlichen Erfolg begleitet war. Wie weit überragt diese in Hinsicht des Erfolgs auch die neuere evangelische, die bei ihrer sonst richtigen Methode, bei ihrer Bemühung um die Bekehrung der einzelnen Seelen bis jetzt nur vereinzelte Erfolge aufzuweisen hat! Nicht aber äußerliche Christianisirung fördert das Reich Gottes, sondern nur aufrichtige, gründliche Bekehrung, und auch diese nur dann, wenn sie nicht vorübergehend ist oder bald einem halben Wesen, das nach beiden Seiten hinkt und sich zwischen Christus und Belial, Gott und der Welt, Geist und Fleisch theilt, oder gar einem völligen Rückfall und Abfall in den Zustand des natürlichen Menschen Plaz macht, sondern wenn sie von einer Geist, Seele und Leib durchdringenden und verklärenden Heiligung gefolgt ist, von einer Heiligung, welche den fortwährend siegreichen Kampf des Geistes gegen das Fleisch, des neuen Menschen gegen den alten Adam kämpft und ihn durchführt zur völligen Verklärung in das Ebenbild Christi, des sündlos heiligen Anfängers und Vollenders unseres Glaubens. Je mehr Seelen die Kirche durch ihre Wirksamkeit zu solcher Befehrung führt, desto mehr trägt sie bei zur Förderung des göttlichen Reiches.

Wir fragten: welche Aufgaben hat der Heiland seiner Kirche gestellt? Die erste Aufgabe, die ihr zugefallen ist, ist enthalten in dem Taufbefehl des Herrn an seine Jünger: „Gehet hin in alle Welt und machet alle Völker zu meinen Jüngern, indem ihr sie taufet in dem Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und indem ihr sie lehret halten Alles, was ich euch befohlen habe" (Matth.

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28, 19. 20). Es ist die klar ausgesprochene Absicht des Erlösers, „daß das Evangelium gepredigt werde aller Creatur" (Mark. 16, 15). Gottes Gnade ist allumfassend, und das Werk des Heilands gilt allen Menschen. Deßhalb muß auch allen Menschen von der Gnadenabsicht und dem Heilsrathschluß Gottes und von dem Erlösungswerk des Heilands Kunde gegeben werden, damit sie Gelegenheit haben, dieselbe zu ihrem Heil anzuwenden. Erst dann, wann das Evangelium der Menschheit in dem Umfang verkündigt ist, daß der oben genannte Zweck als erreicht angesehen werden darf, erst dann ist die Zeit der Vollendung des Reiches Gottes gekommen. So bezeugt der Heiland ausdrücklich in den Worten: Es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugniß über alle Völker und dann wird das Ende kommen" (Matth. 24, 14). Zur Erfüllung dieser göttlichen Gnadenabsicht, zur Ausführung dieses göttlichen Gnadenbefehls ist die Kirche bestimmt und bedarf dazu der energischen Entfaltung einer den ganzen Erdfreis umspannenden Missionsthätigkeit. Aber damit ist's noch nicht genug. Die Absicht des Herrn ist damit nicht erreicht und sein Befehl damit nicht vollzogen, daß das Evangelium den Völkern der Erde verkündigt und dadurch etwa einige Einzelne zur Bekehrung gebracht werden. Wir dürfen und müssen es der Liebe des Vaters wie des Sohnes zutrauen, daß sie auf Rettung und Beseligung Vieler abzielt, denn Gott will ja, daß allen Menschen geholfen werde und alle zur Erkenntniß der Wahrheit kommen. Es würde sich in der That nicht ziemen, zu denken, die Gnadenabsicht des Heilands werde nur bei einem ganz kleinen Bruchtheil der Sünderwelt erreicht werden, während die ungeheuere Mehrheit der Sünder von seinem Erlösungswerke Nichts zu er

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warten habe. Es ziemt uns vielmehr, von dem Werke unseres Heilands größer zu denken und höher zu halten. Er selbst giebt uns dazu Veranlassung, indem er bezeugt, daß er sein Leben geben werde zu einer Erlösung für Viele" (Matth. 20, 28). Und überall begegnen wir in der biblischen Weißagung der frohen Aussicht auf eine reiche Ernte für das Reich Gottes. Der Apostel Paulus sagt, die Fülle der Heiden, d. i. die Vollzahl der Völker, werde eingehen in das Reich Gottes, und ganz Israel solle selig werden (Röm. 11, 25. 26). Der Seher Johannes sieht eine große Schaar, die Niemand zählen konnte, aus allen Heiden und Völkern und Sprachen vor dem Stuhle stehen und vor dem Lamm, angethan mit weißen Kleidern und Palmen in ihren Händen (Offb. 7, 9), und läßt große Stimmen im Himmel verkünden : „Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden" (Offb. 11, 15). Ja, bereits im Alten Bund verheißt Gott durch Prophetenmund: „Es wird die Erde voll werden von Erkenntniß der Herrlichkeit Jehova's, wie die Wasser das Meer bedecken" (Hab. 2, 14). Aus all dem geht nicht allein die Absicht Gottes deutlich hervor, sondern auch der Umfang, in welchem sich dieselbe erfüllen wird. Wir können zwar bis jezt nicht mit Sicherheit feststellen, ob unter der Fülle der Heiden, welche Aufnahme in das Reich Gottes finden sollen, sämmtliche Völker der Erde gemeint sind, oder nur eine in Gottes geheimem Rathschluß bestimmte, uns verborgene Anzahl derselben; auch läßt sich zur Stunde exegetisch nicht feststellen, ob unter der Predigt des Evangeliums „zum Zeugniß über alle Völker“ eine Bezeugung an die Völker ohne oder mit dem beabsichtigten Erfolg zu verstehen sei; aber soviel dürfte doch nach den Aussprüchen Christi, der Propheten und Apostel gewiß sein, daß die Er

lösung nicht auf wenige Einzelne beschränkt bleiben soll, die etwa aus der Masse der Verlorenen gerettet würden. Wir ersehen hieraus, welch' große Aufgabe die Kirche durch die Mission zu lösen hat. Wir wissen aber auch, aus dem früher Besprochenen, wie wenig sie sich seither und gegenwärtig dieser gewaltigen Aufgabe gewachsen zeigt.

Niemand möge indeß aus dem, was wir über die Mission sagen, den Schluß ziehen, daß wir sie mit Geringschätzung betrachteten. Wahrlich, wir schlagen weder das gering an, was die Kirche in ihrer Missionsthätigkeit während der beiden hinter uns liegenden großen Missionsperioden, noch auch das, was sie bereits in der in unserem Jahrhundert angebrochenen dritten Missionsperiode geleistet hat. Der altkirchlichen Mission der fünf ersten Jahrhunderte, welche die Apostel selbst so mustergültig und vielversprechend begannen, ist es gelungen, die Völker der griechisch - römischen Welt, die classischen Culturvölker des Alterthums, in die Kirche zu sammeln. Die mittelalterige Mission hat die jungen, eben erst auf den Schauplaß der Weltgeschichte tretenden germanisch-slavischen Nationen unter den Hirtenstab des Stellvertreters Christi in Rom gebeugt. Nun, nachdem sich seit Ende des vorigen Jahrhunderts ein immer wachsender Missionseifer der evangelischen Christenheit in allen ihren Theilen bemächtigt hat, scheint in der That eine dritte große Missionsperiode für die Kirche Jesu Christi angebrochen zu sein, der, wie sie ihre Entstehung der religiösen Erweckung verdankt, die von England aus immer größere Kreise Europa's und Amerika's ergriff, so durch die geographischen Entdeckungen und industriellen Erfindungen und den in Folge beider zu einem nie erlebten Aufschwung gelangenden Weltverkehr die Wege gebahnt wurden. Die Periode des Welthandels möchte

wohl auch die Periode der Weltmission im vollsten Sinne des Wortes werden. Klein fing das Werk an und ist seither in stetem Wachsthum begriffen. Es bestehen jezt 70 evangelische Missionsgesellschaften, und diese haben über 2300 eigentliche Missionare in ihrem Dienste und 23,000 Gehülfen aus den Eingeborenen. Die Geldmittel dieser Gesellschaften haben sich allmählich auf 24 Millionen Mark jährlich vermehrt. Das Missionsfeld ist buchstäblich die ganze Erde mit allen ihren Völkern und Stämmen, und bereits beziffert sich die Zahl der unter der Pflege der evangelischen Mission stehenden Heidenchristen auf mehr als anderthalb Millionen. Dennoch ist die gegenwärtige Mission noch in ihrem Anfangsstadium und hatte seither mit ungeheueren Schwierigkeiten zu ringen, wie die Bewältigung der vielen fremden Sprachen und die Bekämpfung zahlreicher Vorurtheile auf Seiten der Colonialregierungen, der Handesgesellschaften und der heimathlichen Christenheit. Haben die früheren Missionsperioden sich durch Jahrhunderte erstreckt, so kann man von dem jeßigen Missionswerk die Vollendung der größeren Arbeit nicht in Jahrzehnten verlangen. Die Geschichte dieser früheren Perioden hat es bewiesen, daß jedesmal der erste Anfang der schwierigste Theil der Arbeit war, daß aber nach Bewältigung der Anfangsarbeit der Fortgang viel rascher und leichter von Statten ging, daß in demselben nicht einfach addirt, sondern multiplicirt und sogar potenzirt wurde. Und dieser Erfolg macht sich auch im jezigen Missionsbetrieb bereits bemerkbar. 1828 begann die Baseler Mission ihre Arbeit auf der Goldküste, 1838 war noch keine Frucht sichtbar, 1848 gab es 40 Christen daselbst, 1858 gegen 400, 1868 gegen 1600, 1878 fast 4000. Die Goßner'sche Mission unter den Kolhs begann 1845, 1850 hatte sie 4 Getaufte, 1860 gegen 1900

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