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irgend eine andere Institution der Abweichung von ihrer ursprünglichen Idee schuldig gemacht. Heiligkeit kann hier und da an ihr wahrgenommen werden; die Sakramente sind allgemein in ihr erhalten; das Evangelium wird mit mehr oder weniger Treue in ihr gepredigt; die Heilige Schrift wird reichlich in ihr verbreitet, allein die Einheit hat sie in keiner Art und Gestalt bewahrt. Dieser Mangel würde, wenn wir nicht seiner von Jugend auf gewöhnt wären, ein schmerzliches Gefühl in uns erwecken. Die Juden und die Muhamedaner sind (zu unserer Beschämung sei es gesagt) weit fester geeinigte Körperschaften, als die Jünger Jesu. Wie kam es zu diesem beklagenswerthen Stand der Dinge? Um alle kleineren Abtrennungen vom Körper Christi zu übergehen, erwähnen wir nur das große Schisma zwischen dem Osten und Westen. Sein Ursprung war eine Verschiedenheit der Meinung über die Frage: ob der Heilige Geist ausgehe allein von der ersten oder auch von der zweiten Person in der Gottheit, eine mehr philosophische als theologische Frage. Dies und einige ceremonielle Verschiedenheiten erregten eine Entfremdung, deren gegenseitige Anathemas noch nicht aufgehört haben. Dann kam das Schisma der Reformation, für dessen Rechtfertigung die protestantischen Gemeinschaften die Verderbnisse der mittelalterigen Kirche in Glauben und Praxis anzuführen hatten. Hätten nun die Kirchen der Reformation eine ungebrochene, ungetheilte Einheit dargestellt, so wäre das sehr zur Förderung der Reformation gediehen. Aber das Gegentheil war der Fall. Ein Schisma, einmal erzeugt, wird gleich der Hydra hundert Köpfe gebären. Der Protestantismus, fern davon, ein Einheitsband für diejenigen zu sein, die sich nach ihm nennen, ist nur eine negative Bezeichnung, welche angiebt, daß Jemand kein römischer Katholik ist, aber

sie verpflichtet ihn zu nichts Positivem. Wir zollen der Reformation eine große Schuld, aber ihre Segnungen liegen alle auf der Seite der Wahrheit, nicht auf derjenigen der Einheit, und ihre Tendenz ging nicht auf Herstellung der Einheit, sondern auf Vermehrung der Schismen. Aber mich däucht, ich höre sagen, die Einheit der Kirche Christi sei geistig und keineswegs sichtbar und äußerlich, und deßwegen seien auch die Klagen über deren äußerliche Zerreißung grundlos. Man denkt: wie viele Kirchen und theologische Schulen sich auch sondern und sich unter einander anathematisiren mögen, alle guten Christen in den verschiedenen Gemeinschaften stimmen im Herzensgrund miteinander überein, — und meint, dies sei die Einheit, welche Christus für seine Jünger bestimmte, und da alle guten Christen über den ganzen Erdkreis verknüpft seien durch dies unsichtbare Band, so sei des Stifters Ideal nicht verlegt worden. Wenn dies euere Ansicht ist, so begnügt ihr euch mit einer halben Wahrheit, und halbe Wahrheiten erweisen sich nicht selten als die kräftigsten Irrthümer. Es ist ohne Zweifel wahr und eine trostreiche und erbauliche Wahrheit, daß alle treuen Diener Gottes und Jünger Christi diese Einheit des Geistes, diese Gemeinschaft der Hoffnungen, Interessen und Gebete haben, die ihr an ihnen wahrnehmt, ja es ist eine so wichtige Wahrheit, daß sie einen Artikel des Glaubens bildet; - denn was anders, als diese geistige Einheit ist zu verstehen unter der „Gemeinschaft der Heiligen" im Apostolicum? Aber was war des Apostels Paulus Ansicht von der Einheit, welche unter den Christen bestehen sollte? Er spricht allerdings davon, daß da sei „ein Geist", aber spricht er von Nichts weiter? Dies sind seine Worte: „Es ist ein Leib und ein Geist“, also nicht ein Geist allein, verknüpfend die Erwählten in

eine verborgene Gemeinschaft und Genossenschaft, sondern auch ein Leib, ja ein Leib zuerst und vor Allem, denn der „Leib“ oder die Gemeinschaft der Jünger Christi bestand, ehe der Geist auf Pfingsten herabkam, um ihn zu bewohnen, gerade wie der Körper Adams zuerst gebildet wurde, ehe der Odem des Lebens in ihn kam. Nun ist aber ein Körper, wohl zu merken, etwas Sichtbares und Aeußerliches, Etwas, das betastet und besehen werden kann, Etwas, das Localität hat, das einen bestimmten Ort im Raum einnimmt. Ein Körper und das Leben, das ihn beseelt, sind zwei verschiedene Dinge, die nicht vermengt werden dürfen. Was St. Paulus behauptet, ist nicht allein dies, daß Christen, obgleich getrennt voneinander durch Zeit- und Raumstrecken, beseelt sind von einem gemeinsamen geistlichen Leben, sondern auch, daß sie alle zu einer und derselben sichtbaren Gemeinschaft oder Gesellschaft gehören: „es ist ein Leib und ein Geist!" Nun, wir brauchen keines weiteren Nachweises, wie weit die Kirche von der Einheit entfernt ist. So klar wie ihre traurige Zerrissenheit und Uneinigkeit uns vor Augen liegt, so gewiß ist uns auch ihre Bestimmung zu vollkommener innerer und äußerer Einigkeit, und ihre Aufgabe, im Falle des Mangels derselben, darnach zu streben. Aber, so fragen wir mit allem Ernste, besißt sie zur Erfüllung dieser großen Aufgabe die Fähigkeit, Kraft und Mittel?

Wenden wir unsere Aufmerksamkeit einer dritten Aufgabe der Kirche zu, und zwar einer solchen, die ihr namentlich für die lezte, der Vollendung des Gottesreichs unmittelbar vorangehende Zeit zugefallen ist, in die wir, so wir anders die Zeichen der Zeit recht, d. h. gemäß der biblischen Weißagung deuten, bereits eingetreten sind. Es ist die Zeit des großen Abfalls, von welchem Paulus im 2. Thessa

lonicherbrief schreibt: „Der Zukunft halben unsres Herrn Jesu Christi und unserer Versammlung zu ihm bitten wir euch, daß ihr euch nicht sogleich bewegen lasset von euerem Sinn, noch erschrecken, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Briefe, als von uns gesandt, daß der Tag Christi vorhanden sei; laßt euch Niemand verführen in keinerlei Weise, denn er kommt nicht, es sei denn daß zuvor der Abfall komme" (2, 1-3). Daß in der leßten Zeit des gegenwärtigen Weltalters oder Aeons ein großer Abfall vom christlichen Glauben eintreten werde, darauf deutet auch der Heiland selbst hin, wenn er in seinen Weißagungsreden vor Beginn seines Leidens sagt: „Dieweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in Vielen erkalten“ (Matth. 24, 12). Und der Apostel Petrus redet von diesem Abfall in den Worten: „Wisset das aufs erste, daß in den lezten Tagen kommen werden Spötter, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und fragen: , wo ist die Verheißung seiner Zukunft?" denn, nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es Alles, wie es von Anfang der Creatur gewesen ist" (2 Petr. 3, 3. 4). In diesem Abfall aber wird der gläubigen Gemeinde eine doppelte Gefahr der Verderbniß erstehen, nämlich sowohl durch schmeichelnde Verführung und Verlockung, als durch Einschüchterung und Verfolgung. In jeder Hinsicht wird diese lezte Zeit eine Periode der Sichtung sein. Auf die erstgenannte Gefahr weist der Heiland hin in den Worten: „Es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden Viele verführen" (Matth. 24, 11), und: „Es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder thun, daß verführet werden in den Irrthum, wo es möglich wäre, auch die Auserwählten“ (Matth. 24, 24). Und die letterwähnte Gefahr beschreibt er in den Worten: „Denn

es wird alsdann eine große Trübsal sein, als nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher und als auch nicht werden. wird und wo diese nicht würde verkürzt, so würde kein Mensch selig, aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzet" (Matth. 24, 21. 22). Verführung und Verfolgung, ja, das sind die beiden furchtbaren Gefahren, die die Gemeinde Jesu Christi in der Zeit des großen Abfalls erwarten. Dieser selbst aber vollendet sich in der Ausbildung des Widerchristenthums und der Erscheinung des persönlichen Antichristus, jenes zukünftigen Weltherrschers, der das Christenthum abschaffen und verbieten, und dessen Anhänger verfolgen und auszurotten trachten, sich selbst aber zum Gott der Welt erheben und seine Verehrung anordnen und durchführen wird. Auf ihn zeigt der Heiland hin in den Worten: „Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung, davon gesagt ist durch den Propheten Daniel, daß er stehe an heiliger Stätte" (Matth. 24, 15), und in vollster Uebereinstimmung hiermit beschreibt der Apostel Paulus das Auftreten des Widerchrists: „Er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme und geoffenbart werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens, der da ist ein Widerwärtiger und sich überhebt über Alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, also daß er sich seßet in den Tempel Gottes als ein Gott und giebt vor, er sei Gott, . . . alsdann wird geoffenbaret werden der Gesezlose, deß Zukunft geschiehet nach der Wirkung des Satan mit allerlei lügenhaftigen Kräften und Zeichen und Wundern und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden, dafür daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, daß sie selig würden, darum wird ihnen Gott kräftige Irrthümer senden, daß sie glauben der Lüge, auf daß gerichtet werden

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