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Altbabylonische Briefe.

Von

Bruno Meissner.

Unter den zahlreichen altbabylonischen Contracten aus der Zeit der ersten babylonischen Dynastie (von Sumu-abi bis Samsuditana), welche den Bestand mehrerer Sammlungen des Britischen und Berliner Museums ausmachen, befindet sich auch eine Anzahl von Briefen und Depeschen. Weil dieselben wohl sämtlich aus Geschäftsarchiven von Tempeln oder Privatbanquiers stammen, behandeln sie natürlich fast ausschliesslich geschäftliche Fragen, während andere Dinge des täglichen Lebens nur selten zum Gegenstande der Erörterung gemacht werden.

Wenn man nun auch nicht erhoffen darf, durch diesen Zweig der keilinschriftlichen Literatur in gleicher Weise wie durch assyrische Briefe Aufschlüsse über Staatsactionen und militärische Ereignisse zu erhalten, so werden die altbabylonischen Briefe doch jedenfalls, wenn sie erst in grösserer Anzahl publicirt und übersetzt sein werden, wertvolle Einblicke in das Culturleben der damaligen Zeit gewähren.

Ferner bieten sie dem Grammatiker und Lexicographen eine nicht geringe Menge interessanter Fragen und Funde, sodass ein genaueres Studium derselben dringend anzuraten ist.

Äusserlich unterscheiden sie sich von den altbabylonischen Contracten dadurch, dass sie immer einfach, d. h. nie von einer äusseren Hülle umgeben (sog. case-tablets) sind, weil sie ja gewöhnlich schnell geschrieben und expedirt werden mussten und meistens nichts so Wichtiges enthielten, was für die Zukunft aufbewahrt werden sollte.

Eine Verwechslung mit neuassyrischen und neubabylonischen Briefen hinwiederum schliesst abgesehen von Schrift und Sprache die sehr characteristische Eingangsformel aus, die allen gemeinsam ist. Sie ist dieselbe wie in dem Briefe des unbekannten Königs von Assyrien an seinen Vater, den König von Babylonien (s. WINCKLER, Unters. S. 133 und Gesch. S. 93), wie in dem Briefe des Rammân-šumnaşir, Königs von Karduniaš, an Aššur-narara und Nabû-daian (III, 4,

Beiträge zur semit. Sprachwissenschaft. II.

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no. 5) und wie endlich in allen Amarnabriefen, muss also im alten Reiche allgemein üblich gewesen sein. Sie lautet: ana X (Name des Adressaten) ķibema umma; es folgt dann der Name des Absenders mit hinzugefügtem ma, worauf der Segenswunsch: Šamaš u Marduk (Šamaš wird vorangestellt, weil diese Briefe alle aus der Sonnenstadt Sippar stammen) liballituka die Grussformel beschliesst.

Dies mag zur allgemeinen Characteristik der altbabylonischen Briefe genügen. Sonstige Eigentümlichkeiten sind am besten an den betreffenden Stellen zu besprechen.

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An Adaiatu von Ilu-išmeani. Samaš und Marduk mögen Dir Leben schenken. Als ich Dir einen Brief betreffs einer Silberlieferung folgenden Inhalts schrieb:,,Zu irgend etwas () sende mir einen Sekel dunkeles (?) Silber und 10 Sekel helles Silber", hast Du Silber, welches ich nicht gewünscht hatte, geschickt. Nunmehr sende ich Dir das Silber zurück. Schicke mir geprägtes (?) Silber.

Anmerkungen:

I. Dafür, dass in dieser Zeit sowohl das Personen- wie Gottesdeterminativ beliebig gesetzt und weggelassen werden kann, vgl. MEISSNER, Altb. Priv. S. 92.

2. ķibema wird von SCHEIL (passim) ki ṭima gelesen; indess abgesehen davon, dass diese Lesung keinen Sinn giebt, wird sie hinfällig durch K. 2641 und III, 4, no. 5, wo sich beide Male die Schreibung ki-bi-ma findet. Ob kibima imperativisch als Auftrag an den Überbringer des Schreibens (dann würde der Name des Absenders etwas unvermittelt nachhinken) oder permansivisch (bei dieser Auffassung ist das vorangehende umma störend) zu fassen ist, bleibt noch zu entscheiden.

3. NI-NI isti-li. V.A.Th. 974/75 wechselt Z. 14 A-pil-NI-NIšu mit A-pil-ili-šu.

5. In altbabylonischer Zeit wird durch oder vertreten; das Zeichen tu wird nur für šiklu gebraucht, wo es die Aussprache GIN hat. Daher schreibt man liballituka (so hier), tu-ub (Bu. 88— 5-12, 58, 16) oder išduru (Str. Wark. 35, 25). Die Schreibungen putter für putter (V.A.Th. 793, 20, s. u.), Putur-Sin und Sin-pater sind ebenso zu erklären. Bu. 88-5-12, 697, II findet sich die Schreibung baal-ți(A)-at.

7. ku steht in diesen Texten häufig für ku (s. Z. 16; V.A.Th. 793, 11), jedoch nur, soweit ich sehe, bei Suffixen und Pronominibus.

8. Das am in mamma ist sehr unsicher; mamma ist ausserdem nur in persönlicher Bedeutung bekannt (DEL. AG 142), während man hier eine neutrische erwartet.

9. pi-at(d, t)-ra-am steht für watra (s. u.); nach Analogie des altbabyl. pitartu watartu (Bu. 88-5-12, 12, 17; 172, 17) müsste man auch watru von ableiten. Indess erfordert der Gegensatz zu damku hell (s. LOTZ Tigl. 125), auch in watru ein Farbenadjectiv zu sehen. Da nun DELITZSCH AW 180 ein Adjectiv adru dunkel (-rot) nachgewiesen hat, liegt es sehr nahe, beide Worte gleichzusetzen, nur müsste der Stamm 7 sein, da pi in dieser Zeit noch immer einem w entspricht, und erst zur Zeit der Amarnabriefe auch als blosses Hauchlautzeichen gebraucht wird.

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13. Für şibûtu = Wunsch ist vor allem V, 21, 9cd ff. entscheidend, wo als Synonyma erištu, hišiḥtu, șibûtu und eziru genannt werden.

14. Das iš in erešu ist nicht sicher, jedoch dem Sinne nach das wahrscheinlichste.

17. Im alten Babylon wurde, wie auch die ägyptischen Denkmäler beweisen (LEPSIUS, Denkm. III, 39 no. 3), Geld gewöhnlich in Ringform (kaspu unķu) in den Verkehr gebracht. Daneben aber gab es auch kaspu kanku (Bu. 88—5—12, 172, 18) d. h. jedenfalls Geld, das mit einem kunukku-Aufdruck versehen war. Das Femininum kaniktu neben adru und damku ist sonderbar; es wird hier eine Art

Statusconstructus-Verbindung vorliegen wie in ka-sa-ap gamirti (Nbd. 687, 27), die sich neben gewöhnlichem kaspu gamru findet.

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An Ahatia (oder meine Schwester) von Mennâ. Šamaš und Marduk mögen Dir Leben schenken. 2 Kleider, 2 parsigu-Kleider, 4 Ringe, 1) Topf, 413 Minen Wolle auf . . .

sende doch.

Warum willst Du mich zu Grunde richten? Wenn Du es wünschst, werde ich mit meinem Verwalter sprechen, und Assuga(?) möge dann zu Dir kommen.

Anmerkungen:

I. Die Person, an welche dieser Brief gerichtet ist, ist eine Frau, wie die Formen liballițuki, šûbilî, taḥabalinni und lillikakki beweisen. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass Akatia für Ahatia (= meine Schwester) steht und eine aspirirte Aussprache Akhatia repräsentirt, zumal die altbabylonischen Contracte auch sonst Beispiele bieten, die für eine Aspiration der sprechen; s. MEISSNER

a. a. O. S. 107. Ob Ahatia Eigenname ist, oder ob die Adressatin die Schwester des Mennâ ist, muss unsicher bleiben. Jedoch scheint das letztere beinahe wahrscheinlicher zu sein, da auch sonst der Em

pfänger nicht mit seinem Namen, sondern mit seinem Titel angeredet wird (s. unten).

6. KU-BAR-SI wird V, 15, 54ef durch par.... erklärt, das nach V, 14, 36; 28, 14 g h und durch einen Vergleich von Cyr. 232, 26; 253,7 mit Nbk. 87, 4 zu par-si- (resp. ši)-gu zu ergänzen sein wird; vgl. auch ZEHNPFUND BA I, 515.

9. TUK steht hier wie in neubabylonischen Contracten so häufig TUK-ŞUN in der Bedeutung „Wolle" und ist, wie ZEHNPFUND BA I, 494 nachgewiesen hat, eine Abkürzung des Zeichens SIG. Interessant ist, dass sich diese Schreibung schon so früh findet.

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10. mašlû ist seiner Bedeutung nach noch nicht ganz feststehend. So viel ist jedoch sicher, dass es irgend etwas mit Haut, Fell" zu thun hat. Ausser dem mašlû ša igâri wird II, 62, 65 cd ff. ein mašlû ša maški erwähnt; vgl. auch II, 32, 38g h maš-lu-u = maš-lum. Ferner wird V, 14, 36cd ff. maš-lum durch şubâtu erklärt und II, 6, 33c d findet sich die Gleichung ŠAH-MAŠ-LUM = ap-par-ru-u. Auch šillû* (II, 62, 73g h; II, 35, 73g h; V, 26, 48e f) bedeutet (gemäss persönlicher Mitteilung JENSEN's) etwas Hautartiges. Vielleicht wünscht also Mennâ, dass Aḥatia ihm die Wolle samt den Häuten schicken soll. II. Der Anfang der Zeile ist zerstört. Das erste Zeichen kann ad oder și sein. Ausserdem fehlt noch ein Zeichen.

12. Den Spuren nach ist meine Ergänzung ta(!)-ha (!)-ba-li-in-ni so gut wie sicher.

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14. Für libbu in der Bedeutung „Wunsch, Willen" vgl. z. B. Sarg. St. 31: ša ki la libbi ilâni šarrût Bâbili epušu Willen der Götter die Herrschaft über Babylon ausübte".

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,,der gegen den

15. Der šabiru, an welchen z. B. der Brief V.A.Th. 963 gerichtet ist, ist sicher kein Eigenname, sondern ein Titel. Vielleicht ist er = šapiru (Sarg. Ann. 95, 437 etc.) und etwa mit ,,Geschäftsführer" zu übersetzen.

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* Dass so zu lesen ist, hat JENSEN, De incant. S. 39 nachgewiesen.

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