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203 1863

Vorrede zur ersten Auflage.

Je lebendiger das neu erwachte kirchliche Leben in der Gegenwart theils sich selbst entfaltet theils den alten Kampf der Kirchen und Confessionen neu entzündet: um so wichtiger ist es, alle diese Bestrebungen und Befcindungen tahin zu weisen, von wo allein ihnen Lösung kommen kann: auf die heilige Schrift in ihrer Unmittelbarkeit gegenüber den vielfachen und vielgestalteten Vermittlungen. Das feste Wort der Offenbarung, geschrieben im heiligen Geiste, bleibt der Grund jeder christlichen Kirche, die unverrückbare Basis alles durch Gottes Gnade wieder so lebendig erwachten kirchlichen Lebens und Strebens, das Licht und der Trost heilbegieriger Seelen, der Mittelpunkt aller Lehre und Wissenschaft, die entweder von ihm ausgehet oder zu ihm hinführt, oder doch von Rechts wegen ihm nicht widerstreiten darf. Diesem Worte immer fleißiger und völliger und unmittelbarer Bahn zu bereiten, ist immer fühlbarer Bedürfniß und Pflicht der Zeit.

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Von diesem Standpunkte aus haben die Unterzeichneten die Bearbeitung der Polyglotten - Bibel zum praktischen Handgebrauch" unternommen, nicht minder zur Befriedigung eines Bedürfnisses der wissenschaftlich gebildeten Nicht-Theologen, als zur Förderung der Theologen und Geistlichen.

Zunächst wird eine übersichtliche Nebeneinanderstellung des Grundtertes und der wichtigsten alten und neuen Ueberseßungen allerdings den Männern vom Fach nicht blos eine erwünschte Erleichterung des Studiums, sondern auch eine heilsame Anregung zum tiefern Eindringen in das Verständniß darbieten. Wie die Eregese des Einzelnen bis in die zartesten Feinheiten des Gedankens und der Redewendung sich erst in einer dies ausdrückenden Uebersetzung abschließt: so sind umgekehrt vorliegende Uebersetzungen trefflich geeignet, auf die möglichen Exegesen aufmerksam und dadurch das Verfiändniß völliger zu machen. Durch ihre Zusammenstellung gibt die „Polyglotten - Bibel" zugleich einen sehr reichhaltigen eregetischen Apparat.

Aber auch die Zahl der wissenschaftlich Gebildeten wird immer größer, welche mit dem Interesse des Herzens und Verstandes sich der Bibel zuwenden und dabei weder in dieser oder jener Uebersetzung noch in den zunächst der Erbauung dienenden glossirten Bibeln Befriedigung finden. Während die glossirten Bibeln dem selbständigen Forschen gewissermaßen durch das Gegebene zu sehr vorgreifen, auch zu weit von dem sich selbst bezeugenden und unmittelbar an= sprechenden heiligen Texte abführen: bleibt bei den Ueberseßungen ein möglichst erleichtertes Zurückgehen auf den Grundtext doch zuletzt die Hauptsache. Eine Nebeneinanderstellung der mancherlei Gestalten des Bibelwortes wird hier am einfachsten die Mittel zur Prüfung und Vergleichung darbieten; wie sie denn auch rücksichtlich des immer dringender werdenden Bedürfnisses einer Berichtigung des Luthertertes zur Herbeiführung eines entscheidenden Urtheilens und Verhaltens am geeignetsten sein möchte.

Indem wir hiermit dem Publikum, dankbar für die gefundene Anerkennung, die Bearbeitung des Neuen Testaments übergeben1), haben wir im Einzelnen noch Folgendes zu bemerken.

In Beziehung auf den Grundtext konnte zwar, um ein zu großes Mißverhältniß zu Luther's Uebersehung zu vermeiden, weder eine neue Recension versucht noch eine der vorliegenden neueren gegeben werden; es durfte jene Rücksicht aber auch nicht soweit gehen, den griechischen Text aus den in den verschiedenen Ausgaben aufgenommenen Lesarten möglichst dem Luthertexte zu conformiren. Es wurde daher der sogenannte Textus receptus nicht blos zum Grunde gelegt, sondern auch da festgehalten, wo die Ueberseßung entweder in Folge von Ungenauigkeit oder durch Vermittlung der Vulgata mehr mit dem seit Griesbach nach und nach gestalteten Texte zusammentraf. Auch hinsicht= lich der Interpunktion war mehr auf den griechischen Sprachcharakter, als auf die Auflösungen und Zerlegungen des Uebersezers Rücksicht zu nehmen, und eine ausdrückliche Anpassung nur da nothwendig, wo eine verschiedene Auslegung vorlag. Die beigegebenen Varianten enthalten mit Ausschluß bloßer Verschiedenheiten der Orthographie 2) und Reihenfolge der Worte — eine vollständige Uebersicht des Textes der Recepta und der Ausgaben von Griesbach 3),

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1) Die Bearbeitung der griechischen und lateinischen Spalte gehört dem mitunterzeichneten Dr. Theile, die der beiden deutschen dem Pf. Stier an.

2) z. B. bei Lachmann kýuyeodai, ovvšyteiv X., avt. (für avt. und avr., auch in der zweiten Tischendorf'schen Ausgabe); Evaros, doi, yvoi, 2c. bei 2. u. T.; лоavт. u. лоаóт., dúr. u. édúv., ηὐδοκ. κ. εὐδόκ. 20.

3) N. T. graece. Textum... recensuit et lectionis varietatem adj. J. Jac. Griesbach. 2. Voll, ed. 2. Hal. 1796. 1806. (Vol. I. ed. 3. emendatam et auctam curavit Dav. Schulz. Berol. 1827.) H KAINH 41AOHKH. N. T. graece. Ex recens. J. Jac. Griesb. c. selecta lectionum var. Lips. 1805 (ed. 2. 1825).

Knapp *), Scholz 5), Lachmann ®), Tischendorf '), Hahn ®) und Theile ') (hier und da mit Angabe der betreffenden Uncialhandschriften), sowie eine Uebersicht verschiedener von den Kritikern gemachter Conjecturen.

Bei der lateinischen Uebersetzung wurde der Leander van Eß’sche Abdruck der Ed. Clementina 10) zum Grunde gelegt und nur die ganz unhaltbare Interpunktion, soweit sie nicht auf abweichenden Erklärungen beruhte, geändert. Beigegeben sind, außer andern, die Varianten der Fleck'schen Vergleichung des Codex Amiatinus oder Laurentianus 11), der Ed. Sixtina vom J. 1590, der Lachmann'schen Recension und der ihr beigegebenen eigenthümlichen Lesarten des Codex Fuldensis 12), gleichfalls mit Ausnahme der blos orthographischen 13) oder die Reihenfolge der Worte betreffenden Abweichungen.

Die für die Auslegung wie für den praktischen Gebrauch gleich wesentliche Rachweisung der Parallelen, welche aus typographischen Rücksichten dem griechischen Texte zur Seite gestellt werden mußten, ist so angeordnet, daß die Stellen, so lange sie nicht durch einen Zwischenraum oder ein Semicolon unterschieden werden, zusammen und zu der Zeile gehören, an welcher sie beginnen. Um aber bei den beengten Raumverhältnissen doch eine gewisse Vollständigkeit zu ermöglichen, wurden die betreffenden Parallelen nöthigenfalls an mehrere

4) H KAINH SIACHKH. N. T. graece. Recognovit ... Geo. Christ. Knappius. Hal. 1797. (ed. 5. 1840).

5) N. T. graece. Textum.. rec., lectionum familias subjecit... J. Mart. Augustin. Scholz (Prof. der kathol. Theologie zu Bonn). 2 Voll. Lips. 1830. 36. 4.

6) N. T. graece. Ex recens. C. Lachmanni. Ed. stereot. Berol. 1831. — N. T. gr. et latine. Car, Lachmannus recensuit Philipp. Buttmannus Ph. f. graecae lectionis auctoritates apposuit. Tom. prior. Berol. 1842.

7) N. T. graece. Textum.. rec., brevem apparatum crit. una c. lectt. Elzevirior. Knapp. Scholz. Lachmanni subjunxit... Aenoth. Friedr. Constant. Tischendorf. Lips. 1841. - N. T. gr. ad antiquos testes recens. lectionesq. variantes Elzevirior. Stephani Griesb. notavit C. T. Paris 1842.

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8) H KAINH 41A@HKH. N. T. graece. Post. J. Aug. H. Tittmannum... secundis curis recognovit lectionumq. varietatem notavit Aug. Hahn. Ed. stereot. Lips. 1840. H K. 4. N. T. gr. Ex recens. Aug. Hahnii denuo editum. Ed. stereot. Lips. 1841. 16. (mit abgesetzten Versen). 9) H KAINII AIAOHKH. N. T. gr. Ex recognitione Knappii emendatius ed. argumentorumq. notationes locos parallelos annotationem crit. et indices adj. Car. Godofr. Guil. Theile. Ed, stereot. Lips. 1844. 16.

10) Biblia sacra vulgatae editionis. Juxta exemplar ex typographia apost. Vaticana Rom. 1592... Ed. Leand. van Ess. P. III (das Neue Test.) Tub. 1822.

11) N. T. vulgatae editionis juxta textum Clementis VIII. romanum ex typogr. apost. Vatic. a. 1592. accurate expressum. Cum variantibus in marg. lectionibus antiquissimi et praestantiss. eod. olim monasterii montis Amiatae in Etruria, nunc bibliothecae Florentinae Laurentianae Mediceae saec. VI. p. Chr. scripti. Praemissa est commentatio de cod. Amiat. et vers. lat. vulg. Edente Ferd. Flor. Fleck. Lips. 1840. 12.

12) In dem bis jetzt erschienenen die Evangelien enthaltenden Tomus prior der größern Ausgabe (der Codex ist auf Befehl des Bischofs Victor von Capua geschrieben und von diesem durchgesehen, wobei das Jahr 546 bezeichnet wird; die Evangelien find zu einer Harmonie zusammengestellt).

13) Außer der Schreibart adf. adn. adp., inl. inm. u. dergl. z. B.: intellegere, oboedire, abicere, temptare, harundo, Israhel, Ihesus 2c.

Stellen vertheilt und diese durch zwei Punkte nebeneinander bemerklich gemacht. (Die Parallelen der synoptischen Evangelien, der Briefe an die Epheser und Kolosser, sowie des Briefs Judä und des 2. Kap. des 2. Briefes Petri sind durch . pp. und p. bezeichnet.) Für die Auswahl selbst bleibt die Nachsicht der Leser um so mehr in Anspruch zu nehmen, als hier eine feste Regel weder aufgestellt noch durchgeführt werden konnte; nur das möge noch bemerkt sein, daß dabei namentlich die dem lateinischen Texte beigegebenen und die der neuesten von Meyer'schen Ausgabe 14) berücksichtigt wurden, daß die ferner liegenden, besonders sprachlicher Art, durch ein ( bezeichnet sind, und daß diesfalls bisweilen auch auf den Ausdruck der deutschen Uebersetzung Beziehung genommen ist.

In den deutschen Kolumnen ist zuerst Luther's im Wesentlichen unübertreffliche, die rechte Sprache des Heiligthums auf immer für Deutschland bestimmende, nie zu verdrängende Dolmetschung gegeben. Wohl ist dabei mit Recht zu Grunde gelegt die kürzlich zum Jubiläum neu abgedruckte Normalausgabe lezter Hand (von 1544 und 1545) aber wie schon billig nicht mit der nur störenden, für das wesentliche Interesse ganz unnügen damaligen Orthographie, so auch nicht einmal diplomatisch genau mit allen ihren jezt mehr oder minder ausgeschiedenen Lesarten. Die deutsche Lutherbibel hat nämlich im Laufe der Zeiten viel mehr Modifikationen und Varianten durch geschickte und ungeschickte Herausgeber oder Drucker erlangt, als die gewöhnliche Meinung der an ihrem Buchstaben Haftenden sich vorstellt. Für den praktischen Zweck der Polyglotten-Bibel“ schien es daher das einzig Richtige, nicht etwa gar einen „ächten Luthertext“, wie fast lächerlich angepriesen wird, zu geben, sondern denjenigen Text, welcher jegt im kirchlichen Gebrauche sich findet. Also nach einer den Mittelweg haltenden Bestimmung: weder mit ängstlicher Beibehaltung jeder ursprünglichen Lesart, wo eine solche bereits obsolet geworden, noch mit vorschneller Aufnahme der hie und da eingedrungenen, ohnehin nicht immer wirklichen Besserungen. Damit jedoch nicht wirklich Interessantes vor= enthalten, sondern der Stand der Sache möglichst genau dargestellt werde, stehen unter dem Texte zweierlei Varianten. Die mit U.L., d. h. Ursprünglich Luther, bezeichneten zeigen, was Luther eigentlich seßte, wo es vorherrschend schon beseitigt ist; die mit A.A., d. h. Andre Ausgaben, bezeichneten machen aufmerksam, wo eine von uns als mittlerer Text noch nicht anerkannte Abweichung sich hier und da findet. Daß diese Bestimmung des vorherrschenden, mittleren Textes freilich eine gewisse Unsicherheit und verschwimmende Grenze

14) Die Bibel, oder die ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testamente. Dr. Martin Luthers Uebersetzung, nach dem Grundtext berichtigt. Neu revidirte, mit Parallelen (durch R. Stier] versehene Ausgabe. (Halle, Schwetschke u. S. 1842.)

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