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Psychophysik: G. TH. FECHNER, Zendavesta oder über die Dinge des Himmels und des Jenseits, Bd. II (1851). Elemente der Psychophysik, 2 Bde. (186C.) G. E. MÜLLER, Zur Grundlegung der Psychophysik (1878). Reaktionszeiten: MASKELYNE, Astronomical Observations made at the Royal Observatory at Greenwich. P. III (End of the Observations of 1795). Erste Verwertungen für die Psychologie: W. WUNDT, Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele (1862; 4. Aufl. 1906). DE JAAGER, De physiologische Tijd bij psychischen Processen (1865). F. C. DONDERS, Die Schnelligkeit psychischer Prozesse. Archiv f. Anat., Physiol. u. wissensch. Medicin 1868.

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Gehirnphysiologie und -pathologie: P. BROCA, Remarques sur le siège

de la faculté du langage articulé. Bull. de la société anatomique, 2. sér. VI (1861). G. FRITSCH und E. HITZIG, Über die elektrische Erregbarkeit des Grosshirns. Archiv f. Anat., Physiol. u. wissensch. Medicin 1870. C. WERNICKE, Der aphasische Symptomenkomplex 1874.

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Entwicklung: H. SPENCER, Principles of Psychology (1855; 4. ed. 1899); auch deutsch. CH. DARWIN, The Descent of Man (871). G. J. ROMANES, Mental Evolution in Animals (1883). Mental Evolution in Man (1889). Beides auch deutsch.

(1905).

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Neuere Gesamtdarstellungen: J. M. BALDWIN, Handbook of Psychology, 2 Vols. (1890/91). — H. CORNELIUS, Psychologie als Erfahrungswissenschaft (1897). H. EBBINGHAUS, Grundzüge der Psychologie, 1. Bd., 2. Aufl. H. HÖFFDING, Psychologie in Umrissen, 2. Aufl. (1893.) A. HÖFLER, Psychologie (1897). W. JAMES, The Principles of Psychology, 2 Vols (1890). F. JODL, Psychologie, 2. Aufl. 2 Bde. (1902.) O. KÜLPE, Grundriß der Psychologie auf experimenteller Grundlage dargestellt (1893). TH. LIPPS, Grundtatsachen des Seelenlebens (1883). Leitfaden der Psychologie, 2. Aufl. (1906.) H. MÜNSTERBERG, Grundzüge der Psychologie, 1. Bd. (1900.) J. REHMKE, Lehrbuch der allgemeinen Psychologie, 2. Aufl. (1905.) G. F. STOUT, Analytic Psychology, 2 Vols (1896). E. B. TITCHENER, Experimental Psychology, 2 Vols in 4 Pts (1901 u. 1905). W. WUNDT, Grundzüge der physiologischen Psychologie (1873/4: 5. Aufl. in 3 Bdn. 1902/3). Grundriß der Psychologie, 6. Aufl. (1904).

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TH. ZIEHEN, Leitfaden der physiologischen Psychologie, 7. Aufl. (1906).

Erster Abschnitt.

Allgemeine Anschauungen.

Wie man es auch anfangen möge, eine Darstellung der Psychologie hat mit einer großen Schwierigkeit zu kämpfen: sie begegnet stets irgendwo lebhaftem Widerspruch. Um den Leser nicht führerlos zu lassen, sondern ihm das einzelne in sinnvollem Zusammenhang zu zeigen, muß sie allgemeine Anschauungen zugrunde legen, die natürlich selbst erst aus der vorherigen Betrachtung bestimmter Einzeltatsachen gewonnen wurden. Aber gerade die wichtigsten allgemeinen Anschauungen über das Seelische in sachlicher Hinsicht sind es nicht auch in persönlicher Hinsicht. Sie erfreuen sich keineswegs allgemeiner Zustimmung, wie es auf anderen Gebieten unbeschadet einer gelegentlichen Wandlung der Ansichten in der Regel der Fall ist; erst in jüngster Vergangenheit ist der noch nie geschlichtete Streit um sie wieder heftig entbrannt. Der Leser wolle sich dieses Verhältnisses bewußt sein und es also den hier entwickelten allEbbinghaus, Abriß 2

gemeinen Gedanken nicht schon zum Nachteil anrechnen, daß sie nicht von allen vertreten werden; solche vermag ihm niemand zu bieten. Sie sind darum noch nicht die belanglosen Sondermeinungen des zufälligen Schreibers dieser Darstellung, sondern immerhin Gemeingut einer großen Zahl angesehener Forscher. Vor allem gelten sie allen denen als die weitaus wahrscheinlichsten Grundanschauungen für die Betrachtung des Seelenlebens, welche Wert darauf legen, ihre allgemeinen Vorstellungen über die geistige Welt in Einklang zu wissen mit dem zurzeit für die materielle Welt als richtig Erkannten. Denn die besonderen Tatsachen, die zu jenen leitenden Anschauungen geführt haben, liegen eben auf dem Gebiet der Beziehungen zwischen geistigem und körperlichem Dasein; bei ihrer Verwertung ist also beiden Seiten zugleich Rechnung zu tragen.

§ 1. Gehirn und Seele.

Wie jedermann geläufig ist, stehen die Vorgänge unseres geistigen Lebens in engstem Zusammenhang mit den Funktionen des Nervensystems, namentlich mit denen seines Hauptorgans, des Gehirns. Blutleere des Gehirns bewirkt Ohnmacht, also ein Aussetzen des geistigen Lebens; umgekehrt zieht geistige Beschäftigung sogleich das Blut stärker nach dem Gehirn und erhöht seinen Stoffwechsel. Narkotische oder giftige Stoffe, wie Alkohol, Kaffee, Morphium, die die seelischen Äußerungen beeinflussen, tun dies vermittelst ihrer Wirkung auf das Nervensystem. Neben solchen Erfahrungen sind es aber vor allem zwei Gruppen von Tatsachen, auf die unsere Erkenntnis jenes Zusammenhanges sich gründet. Die zunehmende Größe und Entwicklung des Gehirns in der aufdas ist die erste findet sich im allgemeinen steigenden Tierreihe auch verbunden mit einer größeren Höhe und einem größeren Reichtum des geistigen Lebens. Namentlich beim Vergleich von Mensch und Tier springt dieses Verhältnis in die Augen. Es wird zwar etwas verdunkelt durch den Umstand, daß das Gehirn wie jedes andere Organ auch bestimmte Beziehungen zur Körpergröße hat, sodaß man den Menschen nicht wahllos mit je de m Tier, sondern nur mit solchen vergleichen darf, die ihm an Körpergröße einigermaßen nahe stehen. Unter diesen aber tritt die ganz einzige Stellung, die er in geistiger Hinsicht einnimmt, auch in materieller aufs evidenteste hervor. Die ihm zu allernächst stehenden Tiere, die anthropoiden Affen, schlägt er an absolutem sowohl wie an relativem Hirngewicht ungefähr um das Dreifache, die intelligentesten unter fernerstehenden Tieren, wie z. B. große Hunde, um das Acht- bis Zehnfache. Auch innerhalb der Menschenwelt allein gilt die Beziehung. Freilich bei der ungeheuren Verwicklung der Dinge auch hier wieder nicht bei jeder beliebigen Vergleichung, nämlich nicht bei der Beschränkung auf einzelne Individuen, sondern nur im Durchschnitt größerer Gruppen. So wird man ja auch nicht erwarten, die physische Kraft eines Menschen oder seines Armes stets der Masse seiner Muskeln genau proportional zu

finden, während doch niemand im Zweifel sein wird, daß beide aufs engste zusammenhängen. Wenn man aber zur Ausgleichung der Zufälligkeiten den Durchschnitt aus zahlreicheren Einzelbeobachtungen nimmt, so findet man stets für geistig höherstehende Individuen ebenso wie für geistig höherstehende Rassen größere oder reicher entwickelte Gehirne als für geistig tieferstehende.

Die andere Tatsache, in der sich der enge Zusammenhang von Geistesleben und Gehirn bekundet, besteht in dem gleichmäßigen Verhalten der beiden bei Störungen ihrer normalen Beschaffenheit. Krankheiten oder Verletzungen des Gehirns sind im allgemeinen begleitet von Störungen des seelischen Lebens, und umgekehrt geistige Störungen im allgemeinen von Veränderungen in der Struktur des Gehirns. Im allgemeinen, muß man freilich wieder sagen und nicht in allen einzelnen Fällen. Allein, daß das überhaupt nicht erwartet werden kann, wie sicher der objektive Zusammenhang auch bestehen mag, läßt sich unschwer einsehen. Die sichere Feststellung geistiger Störungen ist häufig eine schwierige Sache. Geschulte Psychiater erhalten krankheitsverdächtige Individuen zu wochenlanger Beobachtung von den Gerichten überwiesen und müssen doch bisweilen mit ihrem Urteil zurückhalten, ob eine bloße Sonderbarkeit innerhalb der Breite des Normalen oder schon eine geistige Erkrankung vorliegt. Ganz ebenso ist das Erkennen materieller Veränderungen im Gehirn und seinen Elementen vielfach eine schwierige Kunst. Trotz außerordentlicher Fortschritte in der neueren Zeit steht sie noch in ihren Anfängen; man lernt erst allmählich, die feineren Folgen krankhafter Prozesse sichtbar machen und das Wesentliche an ihnen von dem Unwesentlichen scheiden. Außerdem ist zu bedenken, daß gewisse Schädigungen des Gehirns unserer direkten Beobachtung vielleicht niemals zugänglich gemacht werden können, nämlich Störungen der Funktion des lebenden Organs, die noch nicht zu bleibenden Veränderungen seiner Formbestandteile geführt haben. Niemand wird zweifeln, daß z. B. Ernährungsstörungen der Elemente des Gehirns oder Änderungen ihrer Erregbarkeit für die Art der Betätigung der Seele von großer Bedeutung sein müssen, aber die tote Gehirnsubstanz, die allein zu unserer Beobachtung kommt, verrät davon nichts. Und so sind denn für eine große Zahl geistiger Störungen, wie Nervosität, Hysterie, die eigentlichen Geisteskrankheiten, zugehörige materielle Läsionen noch nicht bekannt. Gleichwohl aber wird die Gültigkeit des aufgestellten allgemeinen Satzes durch die ungeheure Zahl von Fällen, in denen er nachweisbar richtig ist, auch. für die anderen genügend gesichert, in denen er aus verständlichen Gründen nicht direkt belegt werden kann.

Von großer Wichtigkeit für unsere allgemeinen Anschauungen aber ist nun an diesem engen Zusammenhang zwischen Gehirn und Seelenleben die besondere Art seines Bestehens. Die volkstümliche Auffassung neigt überwiegend dazu, ihn als durch einen gewissen Raum hindurch sich erstreckend vorzustellen, nämlich so, daß die wichtigsten Gesamtbetätigungen

der Seele, die das populäre Bewußtsein zu unterscheiden pflegt, auch an verschiedene Gehirnteile gebunden seien. Hinter der hohen Denkerstirne thront nach verbreiteter Meinung der Verstand; in dem Hinterhaupt lokalisierte man im Mittelalter das Gedächtnis. Daher wohl hat auch die Phrenologie Galls, die für musikalische oder mathematische Begabung, für Religiosität, Selbstgefühl, Ordnungsliebe und vieles andere bestimmte Gehirnteile als Sonderorgane anzugeben weiß, zwar nicht bei den zünftigen Anatomen und Physiologen, aber doch bei dem großen Publikum vielen Anklang gefunden.

Allein damit ist eine große Schwierigkeit gesetzt. Für die populäre Auffassung ist die Seele doch auch ein einfaches Wesen, eine sich unmittelbar als solche erfassende unteilbare Einheit, die zu den ausgedehnten materiellen Körpern in einem scharfen Gegensatz steht. Wie soll sie da mit einem ausgedehnten und aus zahlreichen Teilen bestehenden materiellen Organ durch dessen ganze Masse hindurch verbunden gedacht werden? Dann könnte man sie ja wohl mit dem Messer zerschneiden, indem man dieses Organ zerschnitte? Offenbar, so folgerte man, kann ihre Verbindung mit dem Cehirn nur an einem einzigen Punkte oder höchstens innerhalb eines eng umschriebenen kleinen Bezirks stattfinden. Zu diesem müssen alle materiellen Erregungen, die für sie als immaterielles Wesen Bedeutung gewinnen sollen, fortgeleitet werden, und von ihm aus greift sie selbst rückwirkend ein in das materielle Getriebe; nur an diesem alles beherrschenden Zentrum verkehrt sie mit dem Gehirn. Und so hat man denn jahrhundertelang überaus emsig nach einem solchen punktuellen ,,Sitz der Seele“ gesucht und ihn im Laufe der Zeit in allen nur irgendwie dafür in Betracht kommenden Hirnteilen vermutet.

Seit etwa 40 Jahren wissen wir mit völliger Sicherheit, daß beide Anschauungen irrig sind und wie sich die Sache in Wahrheit verhält. Es wird aber zweckmäßig sein, zu ihrer Darstellung etwas weiter auszuholen und einen Blick auf den Bau des Nervensystems überhaupt zu werfen.

§ 2. Der Bau des Nervensystems.

1. Die Elemente. Das Nervensystem ist aufgebaut in seinen letzten geformten Elementen aus mehreren Milliarden mikroskopisch feiner, langgestreckter Gebilde, Neuronen genannt, die selbst wieder aus zwei verschiedenartigen Teilen bestehen. Den eigentlichen Träger und lebenswichtigsten Bestandteil des Ganzen bildet ein rundliches oder strahliges Körperchen mit verhältnismäßig großem Kern (Ganglienzelle); mit ihm verbunden ist eine feine, oft sehr lange und mannigfach verzweigte Faser (Nervenfaser), die die Fähigkeit besitzt, einen eigentümlichen Erregungsvorgang mit ziemlicher Geschwindigkeit fortzuleiten.

In ihrer großen Mehrzahl sitzen die Ganglienzellen je an dem einen Ende einer Nervenfaser. Sie haben dann unregelmäßig sternförmige, pyramidenförmige oder knollenförmige Gestalt (Fig. 1-4) und strahlen zahlreiche in ihrer näheren Umgebung endigende Fortsätze (Dendriten) aus, die sich oft zu einem erstaunlich reichen Flechtwerk verästeln (Fig. 3). An bestimmten Stellen des Organismus aber sind sie in den Verlauf der Faser eingeschaltet oder sitzen ihr seitlich an. Dann sind sie spindelförmig oder kugelförmig und haben keine Dendriten. Der innere Bau der Zellen zeigt je nach ihrer Behandlung mit Chemikalien ein verschiedenes

Bild. Bei einer gewissen Färbungsmethode findet man sie von feinkörnigen schollenartigen Gebilden angefüllt (Nissl-Schollen; Fig. 1.); andere Färbungen lehren, daß die Spalten und Gänge zwischen den Schollen von einem Netzwerk feinster Fibrillen durchzogen sind (Fig. 4).

Auch die Nerven

fasern haben trotz ihrer geringen Dicke (von etwa1/10-1/500mm Durchmesser) noch eine feinere Struktur. In der Hauptsache bestehen

Fig. 1. Multipolare Ganglienzelle (Nisslfärbung; nach
Edinger).

sie aus einemrundlichen,
in seiner ganzen Länge
zusammenhängenden
Faden (Achsenzylinder),
der von einem Bündel
feinster, parallel laufen-
der Fibrillen in einer
halbflüssigen Grundsub-
stanz gebildet wird
(Fig. 5). Dieser Fa-
den ist in der Regel
ringsum eingehüllt von
einer andersartigen,
fetthaltigen Substanz (Markscheide), und
in den peripheren Teilen des Nervensystems
ist diese zu ihrem Schutze noch wieder
von einer feinen Membran umkleidet.
Unter Umständen erreichen die Nerven-
fasern sehr bedeutende Längen. Die in
den Fingerspitzen endigenden Fasern z.
B. stammen aus der Gegend des oberen
Rückenmarks, die in den Zehen endigen-
den aus der des Lendenmarks. Durch-
weg aber verlaufen sie dabei nicht un-
geteilt von Anfang bis zu Ende, sondern so,
daß sie unterwegs zahlreiche Seitenäste
aussenden (Kollateralen, Fig. 2, a), wo-
durch sie ihre Ursprungszelle mit ver-
schiedenen anderen Gebieten des Nerven-
systems gleichzeitig in Verbindung bringen.

An dem der Zelle abgewandten Ende der Nervenfaser und ihrer sämtlichen Kollateralen hören die Markscheiden auf, die Achsenzylinder spleißen auseinander und endigen mit einem strauchartigen, oft reich verästelten Geflecht ihrer Fibrillen (Endbäumchen, Fig. 6). Durch dessen Vermittlung treten die Neuronen in Verbindung miteinander (wie auch mit anderen Gebilden des Körpers, z. B. den Muskelfasern.) Das Endbäumchen eines Neurons umspinnt z. B. die Ganglienzelle eines anderen, oder es verflicht und verfilzt sich mit ihren Dendriten. Ob

Fig. 2. Pyramidenzelle (Golgifärbung; a Nervenfortsatz mit Kollateralen).

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