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Seiten der Hemisphären, liegen mithin die den Augen zugeordneten Rindenpartien. Ganz entsprechend beim Ohre. Die von ihm ausgehenden Nervenfasern dringen von der Seite und ungefähr rechtwinklig zur Mittelebene des Körpers ein in die subkortikalen Zentren; die anschließenden und in derselben Richtung weiterführenden Bahnen stoßen also in der gegenüberliegenden Schläfengegend auf die Großhirnrinde. Auch für die Hautsinnesnerven des Rumpfes und der Extremitäten gilt das Verhältnis. Nur liegen allerdings ihre Rindenzentren nicht in der Fortsetzung der horizontalen Richtung, die sie zuerst, vor dem Einstrahlen in die subkortikalen Zentren verfolgen, sondern in der Verlängerung der vertikalen, von unten nach oben, in die sie sogleich nach ihrem Eintritt in das Rückenmark umbiegen. Die Endausstrahlungen der letzten Neuronen, die ihre direkte Verbindung mit dem Großhirn bewirken, befinden sich in der Kuppe der Gehirnkugel, dem Scheitelhirn. Von derselben Scheitelgegend gehen auch umgekehrt diejenigen Fasern aus, die von dem Großhirn zentrifugal hinabziehen zu den motorischen Zellen des Rückenmarks. Ihre Ausgangsstellen, die motorischen Rindenzentren, sind sogar besonders sicher lokalisiert. Für Arme und Beine, Hände und Füße, ja sogar für die einzelnen Finger und Zehen kennt man genau die Stellen der Rinde, die ihnen zugeordnet sind und von denen aus man sie z. B. durch elektrische Reizung in Bewegung setzen kann. (Fig. 12.)

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Fig. 12. Lokalisation der peripheren Organe auf der Großhirnrinde. (Nach Edinger.)

3. Beziehung zum Seelenleben. Mit der Beschreibung dieser Verhältnisse ist nun auch bereits die oben (S. 20) aufgeworfene Frage beantwortet, in welcher Beziehung die Seele zu den verschiedenen Teilen des ausgedehnten Gehirns stehe. Von einem punktuellen Seelensitz, sieht man, kann auch nicht entfernt die Rede sein. Weder ziehen die in das

Gehirn oder überhaupt das Zentralnervensystem einstrahlenden Nervenbahnen einem gemeinsamen Zentrum zu, in dem nun eine unausgedehnte Seele mit ihnen allen in Verbindung treten könnte, noch kommen die ausstrahlenden Bahnen von einem solchen Zentrum her. Der ganze Bau des Systems verkörpert vielmehr eine ideale Dezentralisation: alles zieht aneinander vorbei und endigt räumlich getrennt voneinander; nur das stärker aufeinander Angewiesene in geringeren, das weniger aufeinander Angewiesene in größeren Entfernungen. Und wenn dennoch das Ganze eine enggeschlossene Einheit bildet, in allen seinen Teilen oft von einem Gedanken beherrscht, der Verwirklichung eines Zweckes dienend erscheint, so geschieht dies allein durch überaus massenhafte und vielseitige Verknüpfungen sämtlicher Teilgebiete untereinander.

Die Seele wohnt also in der Tat in der ausgedehnten Materie des Gehirns gleichzeitig an verschiedenen Orten; ihr Zusammenhang mit ihm erfüllt irgendwie den Raum. Indes ihre verschiedenen Betätigungen sind nun an die verschiedenen Gehirnteile doch nicht in der Weise gebunden, wie die populäre Vorstellung sich denkt, daß also etwa Verstand, Gedächtnis, Wille an verschiedenen Stellen säßen, noch auch so wie die Phrenologie behauptete. Wie wären auch, genauer überlegt, solche Verteilungsweisen überhaupt möglich? Sie sind gar nicht auszudenken. Ist denn der sogenannte Verstand etwas von Gedächtnis oder Aufmerksamkeit überhaupt Loszulösendes? Haben nicht beide zugleich an ihm den wesentlichsten Anteil? Und lassen sich Betätigungen wie Religiosität, Kindesliebe, Selbstgefühl reinlich auseinanderschälen? Ist nicht ihr Empfindungs-, Vorstellungs- und Gefühlsgehalt zum Teil der gleiche, sodaẞ sie überall ineinanderspielen?

Das bestehende Verhältnis ist vielmehr dieses. Die Zuordnung der seelischen Funktionen an verschiedene Gehirnteile entspricht vollkommen der an der Peripherie des Körpers in seinen Sinnes- und Bewegungsorganen durchgeführten Arbeitsteilung. Eine gewisse Provinz des Großhirns, eben die anatomisch mit den Augen verbundene Rinde des Hinterhauptlappens, dient psychisch dem Sehen, den Gesichtsempfindungen und Gesichtsvorstellungen; eine andere Provinz, anatomisch dem Ohre zugehörig und im Schläfenlappen gelegen, steht im Dienste des Hörens. Das Scheitelhirn hat mit den Tastempfindungen und Tastvorstellungen zu tun, sowie mit den von Bewegungen der Glieder herrührenden Empfindungen; andere Gebiete sind je den Geruchs- und Geschmacksempfindungen zugeordnet. Von den vorderen Partien des Scheitelhirns weiter nehmen die Anstöße zu willkürlichen und zweckvoll kombinierten Bewegungen der Extremitäten und des Rumpfes ihren Ausgang; von anderen Stellen aus werden die Bewegungen der Augen, der Sprachwerkzeuge u. a. immer im Dienst des seelischen Lebens hervorgebracht. Kurz, mit den verschiedenen letzten Elementen ihres Empfindungs- und Vorstellungslebens und mit solchen Bewegungskombinationen der körper

Ebbinghaus, Abriß

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lichen Muskulatur, die die Elemente ihrer zweckvollen Handlungen ausmachen, sitzt die Seele sozusagen in verschiedenen Teilen des Gehirns; das ist die Art ihres Zusammenhanges mit ihm und die Lokalisation seiner Funktionen. Wenn es sich also um halbwegs verwickelte Kombinationen jener Elemente handelt, z. B. wenn man ein schreiendes Kind durch Streicheln und Zureden zu trösten sucht, oder wenn man beim Anblick einer Apfelsine durch die Vorstellung ihres Wohlgeschmacks veranlaßt wird, sie zu zerschneiden und zu essen, da mag das Gehirn leicht in einem großen Teil seiner Ausdehnung gleichzeitig von der Seele in Anspruch genommen sein, nur nicht gleichmäßig durch die ganze Masse hindurch, sondern in einer eigentümlichen, netzförmig verzweigten Weise.

Literatur.

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H. v. LENHOSSÉK, Der feinere Bau des Nervensystems. 2. Aufl. (1895). Sehr ausführlich: A. KÖLLIKER, Handbuch der Gewebelehre des Menschen. 6. Aufl. Bd. 2 (1896). L. EDINGER, Vorlesungen über den Bau der nervösen Zentralorgane. 7. Aufl. Bd. 1 (1904). A. van GEHUCHTEN, Anatomie du système nerveux de l'homme. 4. Aufl. (1906). A. BETHE, Allgemeine Anatomie und Physiologie des Nervensystems (1903).

E. HITZIG, Physiologische und klinische Untersuchungen über das Gehirn. 2 Tle. (1904). F. GOLTZ, Über die Verrichtungen des Großhirns (1881). H. MUNK, Über die Funktionen der Großhirnrinde (1881; 2 Aufl. 1890). TH. MEYNERT, Psychiatrie (unvollendet, 1884). C. von MONAKOW, Gehirnpathologie 2. Aufl. (1905). Umfassende Gesamtdarstellung: J, SOURY, Le système nerveux central; Structure et fonctions. 2 Bde. (1899).

§ 3. Wechselwirkung und Parallelismus.

Es entsteht nun die Frage, wie die zwischen Gehirn und Seelenleben obwaltenden engen Beziehungen zu verstehen sind, auf welche Weise man sich ihr Zustandekommen erklären soll. Darüber gibt es im wesentlichen zwei verschiedene und in ihren Grundgedanken einander schon seit Jahrhunderten befehdende Anschauungen.

1. Das Gehirn als Werkzeug der Seele. Nach der populären, weil nicht nur dem Denken, sondern auch den Wünschen der Menschen zunächst liegenden Auffassung beruhen jene Beziehungen darauf, daß das Gehirn das notwendige Organ ist, dessen die ihrem Wesen nach ganz andersartige Seele sich bedienen muß, um mit der Außenwelt und auch mit anderen Seelen in Verkehr zu treten. Sie hat ein durchaus eigenartiges und von allem Materiellen unabhängiges Innenleben, wie es sich jedem bekundet z. B. in dem Denken nach logischen Normen statt nach täuschenden Sinneseindrücken, in dem willkürlichen Aufmerken, in dem sittlichen Wollen statt des sinnlich bedingten Begehrens, in dem religiösen Glauben, dem künstlerischen Fühlen. Aber allerdings, um für diese ihr eigentümlichen Betätigungen einen konkreten und für die Welt, in der sie steht, brauchbaren Inhalt zu gewinnen und um dann nach Verarbeitung des Materials die gewonnenen Ergebnisse mitzuteilen und frucht

bar werden zu lassen, bedarf sie eines der Außenwelt angehörigen Werk zeugs. Ein solches besitzt sie in dem Gehirn, mit dem sie in einem rein äußerlichen Verhältnis wechselseitiger Einwirkung steht. Durch seine Vermittlung erhält sie Kenntnis von den mannigfachen Vorgängen der Außenwelt. Die von diesen hervorgerufenen nervösen Prozesse bewirken, verursachen in ihr sinnliche Empfindungen und Gefühle; sie vermögen sich in diese, wenn auch andersartigen seelischen Bildungen teilweise umzuwandeln, übrigens ohne daß die Seele dabei sklavisch an die sie treffenden Einflüsse gebunden wäre; sie kann sich ihnen hingeben, aber bis zu gewissem Grade auch entziehen; sie steht frei über den äußeren Eindrücken. Hat sie sie aber hingenommen und durch ihre Bearbeitung daraus Erkenntnisse, Überlegungen, Absichten und schließlich Entschlüsse gewonnen, so vermag sie nun rückwärts wieder abermals frei und ohne dem Zwang bestimmter Ursachen völlig unterworfen zu sein einzugreifen in das nervöse Getriebe und durch seine Vermittlung ihren Willen in die Welt hinauszuwirken.

Mit den oben erwähnten allgemeinen Tatsachen des Zusammenhangs zwischen Gehirn und Seelenleben steht diese Deutung ihres Verhältnisses in gutem Einklang. Daß die Größe, der Reichtum der Gliederung, die normale Beschaffenheit eines Werkzeugs von der größten Bedeutung sein müssen für die Güte und Vollkommenheit der damit zu vollbringenden Leistungen, liegt auf der Hand. So lassen sich auch auf einer großen Orgel mit vielen Registern reichere Kompositionen aufführen als auf einer kleinen mit spärlichen Hilfsmitteln; Raffael wäre auch ohne Arme ein großer Maler gewesen, allein die Welt hätte nichts davon erfahren.

Aber recht wenig stimmt doch die Werkzeug-Auffassung zu den Lokalisationstatsachen; sie gehört im Grunde zu der eben durch diese widerlegten Vorstellung einer an einen ausdehnungslosen Punkt gebundenen Seele. Denn wie kann man von der Seele sagen, sie sei ihrem wahren Wesen nach etwas von Raum und Materie völlig Verschiedenes, wenn sie gewisse Wirkungen allein hier, gewisse andere Wirkungen allein dort innerhalb eines materiellen Organs zu erleiden und auszuteilen vermag? Man hat gemeint, auch die Wahrheit sei überall, und zwar wegen ihrer absoluten Einfachheit überall ganz, und sei doch auch nicht räumlich und materiell. Ich muß bezweifeln, daß die Wahrheit da ist, wo dieser Vergleich angestellt wird; denn etwas Unklareres als ihre absolute Einfachheit und etwas Schieferes als ihr Vergleich mit der Seele ist nicht leicht zu ersinnen. Die Seele ist eben nicht überall ganz, weder innerhalb des Gehirns, noch innerhalb der ganzen Welt. Wenn sie es wäre, möchte es immerhin gelten, daß Raum und Materie sie im Grunde nichts angehen, ebenso wie wenn sie auf einen einzelnen Punkt beschränkt wäre. Sondern sie ist teilweise hier, teilweise dort; als sehende Seele in den Hinterhauptswindungen, als hörende Seele in den Schläfenwindungen. Wenn sie nun an diesen Stellen empfangend und gebend mit der Materie i n wechselseitigen Verkehr treten soll, so wird sie doch damit selbst

zu einem Wesen von einer bestimmten räumlichen Ausdehnung und Gestalt gemacht, eine Konsequenz, die denn in der Tat zum Aufgeben dieser ganzen Vorstellung veranlassen sollte.

Indes, diese Schwierigkeit möge hier nicht weiter verfolgt werden; es bestehen noch zwei sehr erhebliche andere. Steht die Seele als besonderes Wesen in einem Verhältnis freien Gebens und Empfangens zu der Materie des Nervensystems, so muß ein Grundsatz aufgegeben werden, der zu den sichersten Errungenschaften der gegenwärtigen Naturwissenschaft gehört: das Prinzip von der Erhaltung der Energie. Bei allem Wechsel des Geschehens an den materiellen Dingen bleibt bekanntlich stets etwas in seinem Gesamtwert ungeändert, was den einzelnen in wechselndem Maße zukommt, nämlich ihre Fähigkeit (unter geeigneten Umständen), mechanische Arbeit zu leisten, welche Fähigkeit eben Energie genannt wird. Sie haftet in den verschiedensten Formen an ihnen als Stoßkraft, wenn sie sich bewegen, als Anziehungskraft, wenn sie voneinander entfernt sind, als Wärme, chemische Verwandtschaft usw. Die einzelnen Formen werden jederzeit auf die mannigfachsten Weisen ineinander übergeführt und sozusagen verwandelt, aber alle diese Umsetzungen geschehen in bestimmten und stets gleichen numerischen Verhältnissen, einerlei, ob sie vorwärts oder rückwärts, vermittelt oder direkt, schnell oder langsam erfolgen. Das einzelne Ding mag also je nach seiner Geschwindigkeit, seiner Lage, Temperatur, Elektrisierung bald dieses, bald jenes Energiequantum besitzen — innerhalb der Gesamtheit von Dingen, mit denen es in jenem Umwandlungsverkehr steht, bleibt die Energiegröße stets konstant.

Offenbar sind mit diesem Verhalten freie Eingriffe von Seelen in das materielle Getriebe eines Organismus oder freie Abwendungen von diesem Getriebe völlig unvereinbar. Kann die Seele eine nervöse Erregung hervorrufen, zu der in der unmittelbar vorangegangenen Gestaltung der materiellen und ihrer eigenen Zustände nicht die vollständigen Prämissen enthalten sind, so wird Energie neugeschaffen; kann sie einen materiellen Vorgang verhindern, dessen Energiewert nach Lage der Umstände noch gefordert wird, so wird Energie vernichtet. Ähnlich bei den Einwirkungen, die von seiten der nervösen Prozesse an sie herantreten und sie zur Bildung ihrer Empfindungen und Vorstellungen veranlassen sollen. Der beseelte Organismus wäre ein materielles System, dessen Energiegehalt, ganz abgesehen von seinen Beziehungen zur Umgebung, rein durch die in ihm selbst stattfindenden Vorgänge fortwährenden Schwankungen nach oben und nach unten unterläge. Man könnte erwarten, daß sich diese zum Teil kompensieren. Aber daß es genau geschehe, wäre ein reines Wunder, da sie ja ganz unabhängig voneinander sind, und die Möglichkeit wäre nicht abzuweisen, daß einzelne Seelen durch geeignete Anspannungen ihres Wollens den Wert dauernd vermehren und so z. B. in dem von ihnen bewohnten Organismus das lange gesuchte Perpetuum mobile verwirklichen könnten.

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