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Empfindungen. Bogengänge und Otolithenorgane

ihnen, wie diese untereinander.

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Und ihre Verbindung mit den verschiedenartigsten anderen Empfindungen wird darauf beruhen, daß deren Reize bei genügender Steigerung ihrer Intensität eine Nebenwirkung entfalten, die ihnen sonst abgeht. Sehr gut wird die Unabhängigkeit der Schmerzempfindung dargetan durch die Hornhaut des Auges. Das Aufsetzen eines Haares ruft hier lebhaften Schmerz hervor ohne die geringste Verbindung mit einer Berührungs- oder Temperaturempfindung. Auch die,,stechenden" Empfindungen in der Nase beim Einatmen von Chlor, Ammoniak usw. gehören hierher. Übrigens sind die Hautschmerzen nicht die einzigen Betätigungen des Schmerzsinnes. Die Schmerzen bei der Schädigung oder Erkrankung innerer Organe (Kopfschmerz, Zahnschmerz, Magenschmerzen usw.) gehören ihm gleichfalls an.

Die eigenartigste Erweiterung der Empfindungspsychologie indes ist die folgende. Sie knüpft sich nicht wie die beiden erwähnten an planmäßiges Suchen, sondern an halb zufällig gemachte und lange Zeit nicht verstandene Beobachtungen. Das kompliziertest gebaute Sinnesorgan ist das innere Ohr. Es zerfällt deutlich in 3 Teile: ein schneckenhausförmig gewundenes Gebilde (die Schnecke), ein System von 3 nahezu rechtwinklig aufeinanderstehenden halbkreisförmigen Röhrchen (die Bogengänge), und drittens zwischen beiden zwei kleine Säckchen, die je einen aus mikroskopisch feinen Kalkkristallen bestehenden Körper (Otolith) enthalten. Wegen ihres anatomischen Zusammenhanges und einer gewissen allgemeinen Ähnlichkeit der Grundzüge ihres Baues betrachtete man alle diese Teile als irgendwie im Dienste des Hörens stehend, wenn man auch nicht sagen konnte, in welcher Weise sie sich zu dritt an dieser Funktion beteiligen. Sehr groß war daher das Erstaunen, als sich bei Reizungen und Verletzungen jener Bogengänge und Säckchen bei Tieren keineswegs Hörstörungen, sondern vielmehr Störungen in der Bewegung und Haltung einstellten: Ungeschicklichkeit und verminderte Kraft der Bewegungen, Taumeln, einseitige Drehungen, Überschlagen nach vorn oder nach hinten, Verdrehungen des Kopfes u. a. Es hat über ein halbes Jahrhundert gedauert, bis einzelne Forscher ein Verständnis dieser Erscheinungen gewannen, und erst allmählich hat dann ihre Erklärung wieder allgemeinere Anerkennung gefunden. Bogengänge und Otolithensäckchen, so lautet sie, sind ein besonderes Sinnesorgan, das nichts mit dem Hören zu tun hat, wie es denn auch nicht von dem Gehörsnerven, sondern von einem anderen, äußerlich mit jenem zusammenliegenden Nerven versorgt wird. Die Empfindungen, die es vermittelt, sind die der Bewegung und jeweiligen Haltung des Kopfes und damit indirekt — des Körpers überhaupt. Zu allermeist freilich treten diese Empfindungen so eng mit kinästhetischen und Tastempfindungen verbunden auf, daß sie sich in ihrer Eigenart nicht gesondert bemerklich machen; unter Umständen aber ist dies doch zu erreichen. Dreht man sich mit geschlossenen Augen einigemal auf dem Absatz herum und steht dann plötzlich stille, so hat man den lebhaftesten sinnlichen Eindruck, in entgegengesetzter Richtung als vorher gedreht zu werden: das ist eine Empfindung der Bogengänge. Sie beruht darauf, daß ein feiner Flüssigkeitsring in dem horizontalen Bogengang, der beim Beginn der Drehung des Körpers etwas

gegen seine Wände zurückgeblieben war, bei dem plötzlichen Anhalten noch eine Weile weiter rotiert und dadurch auf die Endorgane eines Nerven, die in ihn hineinragen, den entgegengesetzten Reiz ausübt wie vorher. Bewegt man sich schnell in einem größeren Kreise, wie z. B. beim Karussellfahren oder beim Durchfahren einer Kurve, so empfindet man eine Neigung des Körpers nach außen; wird man in einem Fahrstuhl schnell nach oben gezogen und hält dann plötzlich an, so hat man den Eindruck, kurz nach unten gesenkt zu werden: das sind Empfindungen der Otolithenorgane. Die Otolithen sind nämlich auf ihrer Unterlage, die wieder mit Nervenfasern in Verbindung steht, etwas beweglich, und zwar je einer jederseits in horizontaler, je einer in vertikaler Richtung. Bei der Bewegung des Körpers durch eine Kurve werden nun die horizontalen Otolithen durch die Zentrifugalkraft etwas nach außen geschleudert, von der Drehungsachse fort, und kommen dadurch in dieselbe Stellung, wie wenn man den Kopf etwas nach außen geneigt hätte; also muß auch die Empfindung dieselbe sein. Bei schnellen Bewegungen nach auf- oder abwärts dagegen bleiben die vertikalen Otolithen erst etwas zurück in der Richtung der Bewegung und schießen dann bei dem plötzlichen Anhalten etwas vor; daher hat man jetzt für einen Moment die Empfindung der entgegengesetzten Bewegung. Werden Bogengänge und Otolithenorgane wie im Tierexperiment, künstlich gereizt oder verletzt, so fühlen sich die Tiere gewissen Zwangsbewegungen unterworfen und suchen diese durch entgegengerichtete Bewegungen auszugleichen; werden sie zerstört, so kommt eine Quelle von Nachrichten über die Lagen und Bewegungen des Körpers völlig in Fortfall. Beim Menschen, wo ein solcher Verlust im Gefolge von Ohrenkrankheiten bisweilen eintritt, ist der Nachteil nicht besonders groß; zu seiner Orientierung in den genannten Hinsichten hat er ja außerdem noch die Gesichts-, die kinästhetischen und Tastempfindungen. Aber bei Wassersowie bei Lufttieren, bei denen diese Sinne zum Teil zurücktreten Verschiedenheiten der Druckempfindung gibt es nicht mehr bei allseitiger Umspülung von Wasser oder Luft; im tieferen Wasser fällt auch das Sehen nahezu fort ist der Ausfall ein höchst empfindlicher; hier sind Bogengänge und Otolithensäckchen sehr wertvolle und geradezu lebenswichtige Organe. Leider hat man noch keinen völlig zutreffenden Namen für den neuen Sinn gefunden. Die Bezeichnung statischer oder Gleichgewichtssinn, der man vielfach begegnet, ist nur yon einer einzelnen Wirkung seines Funktionierens hergenommen und würde zugleich auch für andere Sinne zutreffen.

würde

Jedoch auch hiermit kann die Aufzählung unserer Sinne und der durch sie vermittelten Arten von Empfindungen noch nicht als abgeschlossen gelten. Was sind Hunger und Durst, Völle und Übelkeit? Sicherlich in gewisser Hinsicht etwas Ähnliches wie Töne oder Gerüche, also Empfindungen, nur daß wir sie nicht in die unseren Körper umgebende Außenwelt, sondern in ihn selbst versetzen, wie sie ja auch durch Vorgänge in seinem Innern hervorgerufen werden. Und auf welche Weise kommen

wir zu ihrem Bewußtsein? Sicherlich auch wieder ähnlich wie zu dem von Farben und Tönen: durch Reizung irgend welcher nervöser Endapparate und Fortpflanzung der in ihnen hervorgerufenen Erregung zu den Zentralorganen. Der Ort dieser Reizung sind vermutlich irgend welche Teile der Ernährungsorgane, und diese müssen also auch als eine Art Sinnesorgan betrachtet werden. Denn daß die Funktionen eines solchen von demselben Organ gleichzeitig mit anderen Funktionen ausgeübt werden können, wird ja durch das Beispiel der Haut, der Muskeln und Gelenke dargetan. Die gleichen Betrachtungen gelten dann aber auch von anderen Organsystemen des Körpers, z. B. von den Atmungsorganen mit den Empfindungen von Beklemmung und Leichtigkeit, den Zirkulations-, Geschlechts-, Absonderungs- u. a. Organen. Kurz, wir besitzen noch eine ganze Gruppe von Sinnesorganen in den großen Organsystemen des Körpers, deren erste und wichtigste Aufgabe allerdings die Verrichtung der allgemeinen Lebensfunktionen bildet, die aber zugleich auch von dem Ablauf dieser Funktionen den nervösen Zentralorganen Nachricht geben. Die durch sie vermittelten Empfindungen stehen ebenso selbständig und eigenartig nebeneinander und neben den übrigen Empfindungen wie Farben neben Tönen und Geschmäcken. Nur sind sie weniger reich gegliedert und meist schwerer voneinander zu sondern als die Empfindungen der höheren Sinne, haben aber für das affektive Seelenleben eine große Bedeutung. Wegen der eben erwähnten hinzugedachten Beziehung nicht auf äußere Dinge, sondern auf die Organe des Körpers pflegt man sie als Organempfindungen zu bezeichnen.

2. Die übrigen Empfindungen. Von den auch der älteren Psychologie außer den Hautempfindungen schon bekannten vier Empfindungsarten der Farben, Töne, Gerüche und Geschmäcke ist an und für sich (d. h. abgesehen von ihren Beziehungen zu den äußeren Reizen) zum Teil nur wenig allgemeiner Interessierendes zu sagen.

Was man im gewöhnlichen Leben als Geschmack eines Stoffes bezeichnet, wird bei weitem nicht alles im eigentlichen Sinne geschmeckt, d. h. in einer nur durch die Zunge vermittelten eigenartigen Weise empfunden; es besteht meist in einem Komplex von einander stets begleitenden verschiedenartigen Empfindungen, den man erst allmählich auflösen lernt. So sind vielfach Tastempfindungen der Zunge dabei beteiligt, wie namentlich bei dem brennenden und dem zusammenziehenden Geschmack. Durchweg aber spielen Geruchsempfindungen eine hervorragende Rolle; die verschiedenen Arten von Fleisch, Wein, Brot usw. unterscheiden sich fast allein durch sie. Sieht man ab von solchen Begleitempfindungen, so bleiben nur vier eigentliche Geschmäcke übrig: süß, sauer, salzig, bitter, die in verschiedenen Stärkegraden und in verschiedenen Zusammensetzungen die ganze Mannigfaltigkeit dieses Empfindungsgebiets ausmachen. Ihre Hervorrufung ist nicht auf der ganzen Oberfläche der Zunge möglich, sondern ähnlich wie bei den Hautempfindungen Ebbinghaus, Abriß

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nur an einzelnen, voneinander getrennten kleinen Stellen, u. a. an den leuchtend roten kleinen Wärzchen, die man an der Spitze und den Rändern der Zunge leicht unterscheidet. Wie es scheint, besteht unter diesen eine Art Arbeitsteilung, indem gewisse Wärzchen mehr der Vermittlung des einen, andere mehr der eines anderen Grundgeschmacks dienen. Die Grundlage hierfür ist in zahlreichen, mikroskopisch kleinen knospenartigen Gebilden zu suchen (Geschmacksknospen), die in den Seitenwänden jener Wärzchen liegen und die eigentlichen Aufnahmeorgane der Geschmacksreize bilden. Vielleicht sind sie nur je einem bestimmten Grundgeschmack angepaßt und bedingen daher je nach ihrer Verteilung eine verschiedene Empfindlichkeit der sie tragenden Wärzchen.

Außerordentlich groß ist die Mannigfaltigkeit der Gerüche. Zahllose Stoffe, Gegenstände, pflanzliche und tierische Wesen erweisen sich bei näherer Prüfung als mit einem eigenartigen, wenn auch oft nur schwachen Geruch behaftet, und noch fortwährend wird mit der Entdeckung neuer Stoffe oder der Herstellung neuer Mischungen die Zahl der Gerüche vermehrt. Gleichwohl ist das Empfinden des Menschen auf diesem Gebiet ein unvollkommenes: es fehlt ihm die Möglichkeit, in die ungeheure Fülle der Einzelempfindungen Ordnung und Zusammenhang zu bringen und zwischen ihnen feste Beziehungen zu erkennen. Man vermag mancherlei Gruppen verwandter Gerüche von größerem oder geringerem Umfang zu bilden (Blumengerüche, Fruchtgerüche, Moschus-, Zwiebel-, brenzlige, faulige Gerüche usw.), aber des ganzen Reichtums des einzelnen wird man so kaum befriedigend Herr und zudem stehen die verschiedenen Gruppen beziehungslos und zusammenhanglos nebeneinander. Unzweifelhaft hängt das damit zusammen, daß der Geruchssinn des Menschen verkümmert ist. Das dem Riechen dienende periphere Organ ein kleiner Fleck im oberen Teile jeder Nasenhöhle ist bei ihm im Vergleich mit anderen Säugetieren von geringer Ausdehnung. Namentlich sind die zugeordneten zentralen Gebilde, wie z. B. die Riechkolben, sowohl ihrer absoluten Größe nach wie besonders in ihrem Verhältnis zu den übrigen Hirnteilen bei Tieren außerordentlich viel mächtiger entwickelt. Die Erscheinung bildet einen deutlichen Beleg für die oben (S. 42) erwähnte Verkümmerung der Fähigkeiten durch Nichtbetätigung. Da die Geruchstoffe sich mit der Entfernung von den Gegenständen, denen sie entstammen, rasch verdünnen, so riecht der Mensch mit seinem aufrechten Gange nur ab und zu einmal: die stärkeren Gerüche, oder solche, deren Quelle er sich direkt vor die Nase hält. Das Tier dagegen, das am Boden seine Nahrung sucht, riecht immer.

In geradem Gegensatz zu der inneren Zusammenhanglosigkeit der Gerüche stehen die Farben empfindungen. Auch ihre Mannigfaltigkeit ist eine ungeheuer große: man wird die Zahl der unter günstigen Bedingungen unterscheidbaren Farbentöne (im weitesten Sinne dieses Wortes) auf eine Million veranschlagen müssen. Aber hier ist alles Ordnung und durchsichtige Klarheit. Die gesamte Fülle aller existierenden

Weiss

und überhaupt erdenklichen Farben kann man unter getreuer Wiedergabe ihrer unmittelbar anschaulichen Verwandtschaftsverhältnisse durch ein dreidimensionales räumliches Schema darstellen. Am besten eignet sich dazu ein unregelmäßig oktaedrischer Körper, wie ihn Fig. 13 zeigt. Die geradlinige Achse repräsentiert an ihren Enden das hellste Weiß und das dunkelste Schwarz, in ihrem übrigen Verlauf die minder hellen weißen und die minder dunklen schwarzen Töne sowie die von den einen zu den anderen allmählich überführenden verschiedenen Schattierungen Grau. Auf dem schräg um die Achse herumgelegten Viereck haben in der durch die Figur angegebenen Reihenfolge die feurigsten unter den bunten Farben ihren Ort, solche Farben, wie sie durch Zerlegung des Lichts zu einem Spektrum gewonnen werden, nur mit Hinzufügung der in dem Spektrum nicht enthaltenen Zwischentöne zwischen Rot und Violett. Die Oberfläche des Oktaeders repräsentiert dann die relativ sattesten Farben, die von jenen Farben spektraler Sättigung allmählich hinüberführen einerseits zu Weiß, andererseits zu Schwarz, wie z. B. sattes Rosa, Himmelblau, Bordeauxrot, tiefes Braun. Das ganze Rot Innere des Körpers endlich wird von den ungesättigten, den sog. stumpfen Farben eingenommen, die, verglichen mit den Spektralfarben, einen mehr oder minder grauen Charakter zeigen, wie Ziegelrot, Lehmgelb, Blond, Aktendeckelblau usw. Jede Farbe

Gelb

Orange

Gelbgrin

Grau

Grün

Violett

Blangri

Blak

Schwarz
Fig. 13.

liegt in der Vertikalebene, welche durch die ihr im Ton ähnlichste Spektralfarbe und zugleich die Weiß-Schwarzachse hindurchgeht, und auf der Horizontalebene, in deren Mitte sich das ihr an Helligkeit ähnlichste Grau befindet; diesem Grau näher oder ferner, je nachdem sie stumpfer oder satter ist. Auf solche Weise sind alle erdenklichen Farben ihrer unmittelbar empfundenen Verwandtschaft entsprechend untergebracht; d. h. jede Farbe findet in dem Schema einen bestimmten, sie repräsentierenden Ort, dessen Lage zugleich angibt, wie sie sich nach Ähnlichkeit und Verschiedenheit zu allen anderen verhält.

Die charakteristische Eigentümlichkeit der Welt unserer Farbenempfindungen, ihre innere Struktur sozusagen, ist damit gegeben: sie bildet wie der körperliche Raum, durch den sie getreu abgebildet werden kann, eine dreifach ausgedehnte kontinuierliche Mannigfaltigkeit. D. h. von jeder beliebigen Farbe kann man auf die mannigfachste Weise durch

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