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Ganze zuträglichen und erhaltenden Betätigung, Unlust das Symptom einer unzuträglichen und zerstörenden Betätigung. So wenigstens in der ganz erdrückenden Mehrzahl der Fälle und mannigfache Ausnahmen, die durch die Verwicklung der Verhältnisse hervorgebracht werden, abgerechnet. Auch so ferner, daß das Gefühl nur ein Symptom und Zeuge der gegenwärtig gerade bestehenden Nützlichkeits- oder Schädlichkeitsbeziehung ist, aber nichts vorweg darüber anzeigt, was sich etwa weiterhin für Folgen aus ihr entwickeln mögen. Heilsame Arzneien sind bekanntlich oft bitter. Aber die Heilsamkeit besteht eben nicht für die Zunge, deren Erregung den unangenehmen Geschmack liefert, sondern entfaltet sich erst nach Aufnahme der Stoffe in den Kreislauf und vermöge anderer Eigenschaften als der den Geschmack bewirkenden.

Durch das Hinzutreten der Gefühle werden, eben wegen mancher ihrer Eigentümlichkeiten, große Verwicklungen der seelischen Bildungen hervorgebracht und eben dadurch dann wieder große Erschwerungen für ihre Auffassung und das Verständnis ihres Wesens. Die sich an Vorstellungen heftenden Gefühle erhalten ihren Charakter ursprünglich durchaus von den betreffenden Empfindungen: gedachte Prügel sind unangenehm, weil die wirklich empfangenen es waren. Aber durch die Verknüpfung der Vorstellungen können darin oft vollständige Verkehrungen eintreten die Erinnerung an ein unangenehmes Erlebnis wird bei aller Peinlichkeit zugleich zu einer Quelle von Lust durch den hinzutretenden Gedanken, daß die Sache auf einer Torheit beruhte, deren man jetzt sicher nicht mehr fähig ist. Auch die Gefühlswirkung von Empfindungen kann so durch hineingetragene Vorstellungen völlig geändert werden: ein sattes Grün als Farbe einer Wiese oder eines Ornamentes erfreut, als Farbe der menschlichen Backe wäre es abscheulich. Weiter aber heften sich Gefühle, wie erwähnt, nicht nur an die Inhalte von Empfindungen und Vorstellungen (Inhaltsgefühle), sondern zugleich auch an deren Verhältnisse und Beziehungen (Formalgefühle), an ihr räumliches Nebeneinander, wie in einem Bilde oder einem Park, ihre zeitliche Aufeinanderfolge, wie in einer Symphonie oder einem Drama, an ihre begrifflichen Verhältnisse, wie in einem Witz oder einem Rätsel u. a. In jede Mehrheit von Empfindungen und durch sie geweckten Vorstellungen spielt also eine ungeheure Menge von Gefühlstönungen hinein. In gewisser Weise haften diese alle an den bestimmten Inhalten und Beziehungen, deren Bewertung sie darstellen; sie bleiben also so weit außereinander und nebeneinander, als ihre Träger voneinander unterscheidbar bleiben. Zugleich aber sind sie doch sämtlich Glieder einer nach zwei entgegengesetzten Richtungen ausgedehnten Mannigfaltigkeit, sämtlich verschiedene Grade von Lust und Unlust. Und eben dadurch vereinigen und vereinheitlichen sie sich doch auch wieder bis zu einem gewissen Grade: fließen zusammen und unterstützen sich, soweit sie derselben Art, und heben sich auf oder kompensieren sich teilweise, soweit sie entgegengesetzter Art sind. Daher das eigentümlich Unfaßbare, zugleich Einheitliche und doch unerschöpflich Inhaltreiche

solcher Bildungen wie Liebe, Stolz, Ehrgefühl, Rührung, der Freude an einem Drama, den Schicksalen eines Menschen usw. Daher auch die Verschiedenheiten in der Auffassung so vieler seelischer Bildungen, der Widerstreit zwischen der Behauptung der einen, die in solchen Erlebnissen wie Aufregung, Niedergeschlagenheit, Erwartung lauter qualitativ verschiedene Äußerungen des Gefühls lebens sehen, und der anderen, die die qualitativen Verschiedenheiten hier allein den Empfindungen und Vorstellungen zuschreiben, für die darin enthaltenen Gefühle aber durchweg nur die erwähnten beiden Arten der Lust und Unlust anerkennen. Man darf diesen Unterschieden der Auffassung keine zu große Wichtigkeit beilegen.

§ 8. Trieb und Wille.

Als letzte Klasse seelischer Elemente pflegt man Triebe und Willensakte aufzuzählen. Und freilich sind auch sie etwas Elementares, aber doch in anderem Sinne als die bisher erwähnten intellektuellen Elemente und die ihnen anhaftenden Gefühle. Worin besteht ein Trieb, z. B. der Nahrungstrieb eines ganz jungen Kindes? Nun, zunächst in stark unlustbetonten Empfindungen, wie Hunger oder Durst, und in mannigfachen Bewegungen, wie Schreien, Sichherumwerfen, die reflektorisch sich daran anschließen und schließlich zur Beseitigung der Unlust führen. Die Bewegungen selbst sind nichts Psychisches. Indem sie geschehen, werden sie bewußt; das geschieht wieder in Empfindungen: von Spannungen der Muskeln, Verschiebungen der Glieder, in kinästhetischen Empfindungen also. Zwei Gruppen von Empfindungen mithin lassen sich hier und so bei jedem Trieb unterscheiden: die eine beliebiger Art und stark gefühlsbetont; die andere herrührend von reflektorisch hervorgerufenen Bewegungen, die objektiv das Resultat haben, unlustvolle Empfindungen zu beseitigen oder lustvolle dauernd zu erhalten. Indem nun aber solche Triebe und ihre Äußerungen wiederholt erlebt werden, hinterbleiben mit immer größerer Deutlichkeit Vorstellungen von dem befriedigenden Endergebnis des ganzen Prozesses. Schließlich werden diese schon bewußt, wenn der ganze dazu führende Vorgang überhaupt erst einsetzt. Mit dem Auftreten der quälenden Hungerempfindung z. B. stellt das Kind auch schon die Flasche vor, die ihm Sättigung bringt, die Mutter, die mit ihr herbeieilt, die Bewegungen des Ergreifens, Saugens usw. Damit ist aus dem Triebe ein einfacher Willensakt geworden. Der Wille ist der vorausschauend gewordene Trieb. Er enthält zunächst die beiden Gruppen von Empfindungen nebst dem der einen anhaftenden Gefühl, die den Trieb charakterisieren, außerdem aber noch ein Drittes, beide Verbindendes: die geistige Vorwegnahme eines Endgliedes der empfundenen Tätigkeiten, das zugleich als lustvolle Beendigung der gegenwär tigen Unlust oder als lustvolle Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Lust vorgestellt wird.

Von neuen Elementen außer den bereits besprochenen kann, wie man

sieht, dabei nicht die Rede sein; etwas anderes als Empfindungen, Lustoder Unlustgefühle, Vorstellungen ist nicht vorhanden. Und nur insofern kann man einfache Willensakte doch auch als elementare Erscheinungen des Seelenlebens bezeichnen, als die in ihnen verwirklichte Vereinigung jener drei Arten von Gebilden eben die Grundform darstellt, in der diese real ursprünglich allein vorkommen. Empfindungen und Vorstellungen sind nicht etwa zuerst isoliert da, um dann zu verwickelteren Bildungen u. a. zu Willensakten, zusammenzutreten. Sondern von Anfang an betätigt sich die Seele sogleich in einem reichen Triebleben und einfachen Wollungen, und in diesen vermögen wir dann durch abstrahierende Betrachtung jene anderen Elemente als enthalten zu unterscheiden, wie sie sich unter Umständen in der entwickelten Seele auch als selbständige Bildungen herausdifferenzieren. Anders ausgedrückt: Empfindungen und Vorstellungen sind begriffliche, Triebe und einfache Willensakte genetische Elemente des Seelenlebens.

Einen Willen als einfache und als solche stets mit sich identische seelische Betätigung, die sich nur je nach Umständen auf verschiedenes außer ihr Befindliches richtet, gibt es mithin nicht. Das reale Vorkommnis besteht aus einzelnen, einen mehrheitlichen Inhalt umschließenden Willensakten, die nur wegen der allgemeinen Gleichartigkeit dieser Inhalte Anlaß zu der Bildung eines abstrakten Begriffs, eben dem des Willens, geben. Natürlich aber kann man sich dieses Begriffs, wenn man über seine Bedeutung klar ist, ebenso zwanglos bedienen, wie man etwa von dem Wahrnehmen, dem Verstehen spricht, ohne damit Äußerungen einer einfachen seelischen Fähigkeit zu meinen. Ebenso natürlich kann man typische inhaltliche Verschiedenheiten jener Willensakte bei verschiedenen Individuen oder allgemeine Unterschiede ihrer Beziehung zu nachfolgenden Bewegungen mit Benutzung jenes Begriffs bezeichnen und also auf dem hier vertretenen Standpunkt ganz ebenso wie auf dem der populären Psychologie von einem aufs Ideale oder aufs Praktische gerichteten, von einem entschiedenen oder schwankenden Willen u. dergl. reden.

B. Die Grundgesetze des seelischen Geschehens.

Die der Seele zugeführten und sie über die Außenwelt unterrichtenden Eindrücke entsprechen natürlich auch in ihren verwickelten Gestaltungen zum guten Teil den objektiv vorhandenen Verbindungen der Dinge, da sie ja sonst ihren Zweck verfehlen würden. Aber doch nimmt die Seele sie nicht einfach auf, wie sie auf sie eindringen, sondern sie entfaltet ihnen gegenüber mannigfache selbständige Verhaltungsweisen, in denen sich eben die Eigenart ihres Wesens und besonders auch ihrer Zwecke bekundet. Im wesentlichen sind ihrer vier zu unterscheiden, die paarweise in einem gewissen Gegensatz zueinander stehen. Sie werden kurz bezeichnet

durch die Namen Aufmerksamkeit und Gedächtnis, Übung und Ermüdung.

§ 9. Die Aufmerksamkeit.

Ein Schiff, das mehreren verschiedenen Einwirkungen, wie der Kraft seiner Schraube, des Windes, einer Strömung, gleichzeitig ausgesetzt ist, folgt ihnen allen zugleich, und der Ort, den es nach einer gewissen Zeit einnimmt, ist derselbe, wie wenn jene einzelnen Kräfte isoliert die gleiche Zeit nacheinander eingewirkt hätten. Sein Verhalten, wie überhaupt das der äußeren Dinge, einem gleichzeitigen Angriff verschiedener Kräfte gegenüber wird beherrscht von dem Gesetz der Resultantenbildung. Völlig anders das Verhalten der Seele. Wenn sie gleichzeitig vieles zu sehen bekommt, wie eine Volksszene auf einer Bühne, dazu vieles zu hören, wie einen Chor mit Orchesterbegleitung, und wenn außer den hierin schon enthaltenen Anlässen zum Auftreten von mancherlei Gedanken noch andere auf sie einwirken, wie ein leises Geflüster in der Nachbarschaft, so ist das Ergebnis ganz und gar nicht dasselbe, wie wenn alle diese Einwirkungen zeitlich getrennt voneinander sie träfen. Wird ihr genügend Zeit gelassen, so vermag sie sehend, hörend, vorstellend allen an sie herantretenden Einzelforderungen gerecht zu werden. Soll alles auf einmal geschehen, so ist sie dazu nicht mehr imstande; ihre Leistungsfähigkeit ist begrenzt. Sie antwortet nicht mit allen den Empfindungen und Vorstellungen, deren objektive Ursachen vorhanden sind, sondern nur mit einem Teil. Einzelne besonders begünstigte Einwirkungen setzen sich für sie durch und rufen den ihnen möglichen Erfolg auch tatsächlich für das Bewußtsein hervor. Aber es geschieht stets auf Kosten zahlreicher anderer. Und je energischer die Wirkung einzelner Ursachen sich Bahn bricht, d. h. je deutlicher und stärker einzelnes Gesehene oder Gehörte oder Gedachte in der Seele hervortritt und für sie Geltung gewinnt, desto schwächer und unmerklicher werden die Wirkungen der übrigen. Sie sind nicht völlig verloren für die Seele, aber sie machen sich nicht gesondert bemerklich, sondern fließen zu einem mehr oder weniger einheitlichen Totaleindruck zusammen; sie bilden einen diffusen Hintergrund der klar bewußten Erlebnisse.

Man bezeichnet diese Auswahlerscheinung als Enge des Bewußtseins oder mit viel verbreiteterem Ausdruck als Aufmerksamkeit der Seele auf eben die Inhalte, die sich vor anderen in ihr zur Geltung bringen, und Zerstreutheit in bezug auf die übrigen, die das nicht vermögen. In der ganzen Breite des außerseelischen, d. h. des außerorganischen Geschehens ist keine ähnliche Erscheinung zu finden; für das Seelenleben ist sie charakteristisch in jedem Moment und in jeder seiner Äußerungen. Ich werfe einen Blick auf die Dinge um mich her und bemerke vieles von ihnen; aber sehr viel mehr noch bildet sich jedesmal auf meiner Netzhaut ab, was mir nicht zum Bewußtsein kommt. Beim Lesen eines Buches kann ich nicht alles auf einmal erreichen, was ich wohl

erreichen möchte; achte ich auf den Sinn des Geschriebenen, so entgeht mir leicht die Schönheit seiner Form, fahnde ich auf Druckfehler oder sonstige Verderbtheiten des Textes, so verstehe ich nichts von seinem großen Zusammenhang; für jeden besonderen Zweck, dem die Kenntnisnahme des Buches dienen soll, ist in der Regel auch eine besondere Lesung erforderlich. Geistige Arbeit verträgt sich nicht mit dem Anhören von Klavierspielen und Kindergeschrei oder mit Turnübungen und schnellem Gehen. Wer schwierige Musik ordentlich erfassen will, schließt die Augen. In Augenblicken wichtiger Entscheidungen oder einer großen Gefahr verliert man leicht den Kopf, d. h. über der Inanspruchnahme durch die Vorstellungen von der Größe und Wichtigkeit eines Vorganges ist man unfähig zu den einfachsten Erinnerungen und Überlegungen.

Für die populäre Vorstellung besteht das Aufmerken in reinen Willkürakten der Seele. Diese gilt ihr als ein besonderes selbständiges Wesen neben und außer ihren Vorstellungen. Sie steht ihnen mit bestimmten Interessen und Zwecken gegenüber, und je nachdem,,wendet sie ihre Aufmerksamkeit" den einen zu und von den anderen ab. Es bedarf keiner Worte, daß eine so mythologische Auffassung unmöglich ist. Wie der Organismus und das Nervensystem nicht besondere, abtrennbare Wesen sind neben und außer den organischen und nervösen Prozessen an ihnen und in ihnen, sondern lediglich deren Gesamtheit, so ist auch die ihnen wesensverwandte Seele nichts als der Inbegriff alles dessen, was in ihr vorgeht und enthalten ist. Und die Bevorzugungen und Vernachlässigungen, in denen das Aufmerken und Zerstreutsein besteht, beruhen nicht auf der Ausübung einer besonderen Tätigkeit der Seele gegen ihre Eindrücke, sondern sind streng gesetzmäßige Folgen bestimmter Eigentümlichkeiten oder bestimmter Beziehungen der Eindrücke selbst. Von diesen sind namentlich zwei von Bedeutung.

Erstens der Gefühlswert der Eindrücke. Stark lustbetonte oder unlustbetonte Empfindungen und Vorstellungen setzen sich in der Seele leichter durch, machen sich stärker vor anderen geltend als indifferente Erlebnisse. Was in meiner Nähe Gutes oder Schlimmes über mich selbst gesprochen wird, höre ich leicht, auch wenn es leise geäußert und also physisch nur schwer vernehmbar ist. Das Neue und Abweichende macht sich vor dem Gewohnten bemerklich, zum guten Teil, weil es sich vor diesem durch eine geringere Abstumpfung und also größere Stärke des begleitenden Gefühls auszeichnet. Alles, was man als Weckung der Aufmerksamkeit durch Interes se bezeichnet, gehört hierher. Denn Interesse ist nichts als ein Gefühl der Lust, hervorgebracht durch das harmonische Zusammengehen eines gegenwärtig in der Seele hervorgerufenen Eindrucks mit früher erworbenen und jetzt durch ihn geweckten Vorstellungen, durch das Entgegenkommen, das jener bei diesen findet. Und was mich interessiert, d. h. wovon ich gewisse Kenntnisse besitze, deren lustvolle Erweiterung ich jetzt erlebe, das drängt sich mir auf, macht sich in meinem Bewußtsein vorwiegend geltend. Nun sind die Gefühle der Lust und Unlust,

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