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rigkeit, wenn man z. B. hört, daß es allein in Britisch-Indien ca. 301) und auf den Inseln der Südsee fast so viel verschiedene Sprachen als Inselgruppen giebt und daß mit Hilfe der Missionare im Lauf der letzten 70 Jahre ca. 180 Bibelübersetzungen zu Stande gebracht worden sind! Und wie viele dieser Sprachen haben von den Missionaren erfi förmlich entdeckt werden müssen! Welche Mühe und Zeit haben diese Sprachstudien gekostet! Wie unbekannt waren uns ferner die meisten der heidnischen Völkerschaften, unter denen wir heut missioniren und wie fremdartig sind uns bis auf diesen Tag die Sitten und Anschauungen selbst von Culturvölkern wie die Hindu und Chinesen! Wie viel Selbstverleugnung nicht blos sondern auch wie viel Studium und Zeit kostet es bis man dasjenige Verständniß für solche Volkscharaktere gewinnt, welches erst ihre rechte Behandlung ermöglicht, bis man sich so zu sagen geistig acclimatisirt! Wer von dieser Schwierigkeit einen auch nur entfernten Begriff hat, wie verzeihlich wird der die mancherlei Mißgriffe finden, deren die Missionare sich schuldig gemacht! Dazu hatten es die Apostel fast ausschließlich mit Völkerschaften zu thun, deren Culturstandpunkt im wesentlichen der ihrige war. Culturaufgaben im engeren Sinne des Worts hatten sie nicht zu lösen. Wie ganz anders in der Mission der Gegenwart. Ueberall eine ganz ungeheure Differenz des Culturstandpunktes. Meist auch unter den sogenannten Culturvölkern dominirt der Missionar durch seine überlegene Bildung und hat er ganz andere Bedürfnisse als die Heiden, zu deren Evangelisirung er gekommen. Es wird viel oberflächliches Gerede geführt über die heilsamen Civilisationseinflüsse, welche die abendländische Cultur, auch die Mission auf die heidnischen Nationen. ausübt. Es bedarf wahrlich nicht des Beweises, daß die Missionare, obgleich sie nicht als „Culturkämpfer" zu den Heiden gesandt werden, zur Verbreitung wahrer Cultur viel mehr gethan haben, als alle Culturhelden unter uns zusammen genommen. Aber die Civilisationseinflüsse werfen auch ihre tiefen Schatten. Derjenigen Schäden gar nicht zu gedenken, welche die Habsucht, die Sittenlosigkeit und der Unglaube der abendländischen Culturbringer überall unter den Heiden anrichtet selbst der höhere Culturstandpunkt der Missionare bringt große Gefahren mit sich! Er bewirkt eine gewisse Fremdheit gegen den Missionar, Unselbständigkeit unter den Eingebornen und wie er auf der einen Seite erdrückend

1) Caldwell: The languages of India in their relation to missionary work p. 4 redet gar von 100 in Indien gesprochenen Sprachen.

für sie wird, überspannt er auf der andern oft ihre geistige und vielleicht auch ihre geistliche Leistungsfähigkeit. Es ist hier nicht der Ort auf die hohen Aufgaben einzugehen, welche die Differenz des Culturstandpunktes gerade an die Mission stellt, mein Zweck war nur, auf die ungleich größeren Schwierigkeiten hinzuweisen, welche auch in diesem Stücke die Mission der Gegenwart vor der der apostolischen Zeit zu überwinden hat. Nur flüchtig weise ich ferner darauf hin, wie ganz verschiedenartig auf den verschiedenen Gebieten des heutigen Missionsfeldes der Boden ist, den unsre Missionare zu bebauen haben, um nur noch einer Differenz zu gedenken. Ueberall fanden die Apostel ein gepflügtes Land. Die Juden in der Zerstreuung hatten vorgearbeitet und Proselyten aus den Heiden hungerten aller Orten nach der Gerechtigkeit. Nun erfüllt ja zweifellos die heutige christliche Diaspora auch eine große indirecte Missionsaufgabe und ich bin am weitesten davon entfernt, die weitgehende präparatorische Bedeutung zu verkennen, welche die Politik speciell der Colonialmächte, der Handelsverkehr und die wissenschaftliche Ländererforschung für die Ausbreitung des Reiches Gottes unter den Heiden hat, 1) daneben aber darf doch auch nicht übersehen werden, daß soweit sich diese Diaspora erstreckt, es auch eine directe und indirecte Gegenmission giebt, welche zu den größten Hindernissen der Evangelisirung gerechnet werden muß. Wol stellten sich auch die Juden in der Diaspora Paulo oft genug aufs feindlichste entgegen und mußte der Apostel bezüglich des Lebenswandels ihrer Vieler bezeugen: „um euretwillen wird der Name Gottes gelästert unter den Heiden" (Röm. 2, 24) — aber es ist doch noch ganz ein ander Ding, wenn Christen als Feinde der Missionare auftreten und in einer solchen Weise sich unter den Heiden betragen, daß sie diesen ein Recht geben, eine Religion zu verachten, die solche Bekenner hat. Weder in der apostolischen noch selbst in der mittelalterlichen Mission hat man an diesem Aergerniß ein Hemmniß gehabt und heut wird es beinahe überall gege= ben, soweit die Botschaft des Evangelii erschallt!2) Dazu kommt, daß

1) Siehe die Bedeutung der Japanischen Reformbewegung für die Mission" Allg. Missions-Zeitschrift Bd. I. S. 214 ff.

2) Dies ist ein Gegenstand, über den sich Bücher schreiben ließen. Es genüge an die Schandthaten in Central- und Nordamerika und Süd-Afrika, an den Sklaven, Kuli- und Opium-Handel zu erinnern, des bösen Einflusses, den Einzelne geübt und fort und fort üben ganz zu geschweigen. Bezüglich der Südsee-Mission vergl. man Meinide: „Die Südsee-Völker und das Christenthum“ und „die Inseln des Stillen Oceans," Das Zeugniß eines jungen Japanesen über den hindernden Einfluß

Erscheinungen wie Cornelius und ihm ähnliche Proselyten auf dem Heutigen Missionsgebiete ganz seltene Ausnahmen sind und daher Anknüpfungen, wie sie Paulo so reichlich sich darboten, den modernen Missiona ren fast durchgehends fehlen. Wo sie sich finden, wie z. B. unter den Karenen und in gewisser Beziehung unter manchen Südsee-Insulanern, da fällt auch heute die Aussaat auf ein fruchtbares Land und giebt es in verhältnißmäßig kurzer Zeit eine reichliche Ernte. Wo hingegen das heutige Missionsgebiet einem Urwalde gleicht oder einem sumpfigen oder steinigen Boden, eine Beschaffenheit, die thatsächlich seinem größten Theile eignet, da darf man auch aus der Fruchtbarkeit der apostolischen Mission keine Anklage auf Unfruchtbarkeit der modernen erheben. Kurz je unbereiteter und größer das Missionsgebiet, desto mehr Mühe und Zeit erfordert natürlich seine Bearbeitung.

II.

Wie das Missionsgebiet so ist auch die Zahl der Missions arbeiter heut viel größer als in der apostolischen Missionsperiode. Nach ziemlich sicheren statistischen Erhebungen beläuft sich diese Zahl - ungerechnet die zahlreichen eingebornen Gehilfen auf ca. 2200 ordinirte evangelische Missionare, von denen auf Großbritanien 1060, auf Deutschland 502, auf Nordamerika 460, auf Holland, Frankreich, Dänemark, Schweden, Norwegen und Livland zusammen 110 kommen. Im Verhältniß zur Menge der ca. 1000 Millionen Heiden und Mohammedaner, welche das Missionsgebiet der Gegenwart bevölkern, muß man freilich sagen: ,,was ist das unter so viele ?" und ist die Klage noch immer berechtigt: ,,die Ernte ist groß aber wenig sind der Arbeiter." Allein bringt man in Rechnung, daß die eigentlichen Missionskreise, aus denen die Missionare hervorgehen, nur einen verhältnißmäßig sehr kleinen Bruchtheil der abendländischen Christenheit bilden, so darf man wol auch einmal „thöricht“ sein und den Gegnern der Mission gegenüber ins Rühmen verfallen. Eine Schaar von 2200 Männern, die aus lauter Freiwilligen besteht, wenig Aussicht auf Ehre in dieser Welt, in Deutschland nicht einmal auf eine Anstellung im heimischen Kirchendienst hat, die Familie und Vaterland verläßt ohne daß ein materieller Gewinn sie lockt, die weitaus auf ihren

unwürdiger Vertreter des Christenthums: Ostind. Miss.-Nachrichten 1875 S. 57. Sehr treffend vergleicht Missionar Goldsmith die große Mehrzahl der heutigen Namenchristen in der Heidenwelt mit einem in der Mündung eines Flusses gescheiterten Schiffe, dessen Wrack das Einlaufen andrer Schiffe hindert (Ch. M. Int. and Rec. 1876 S. 36).

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meisten Arbeitsgebieten ein Leben der Selbstverleugnung, der Gefahr, des Leidens, ja des Sterbens führen das ist in der That eine stattliche Armee, deren wir uns nicht zu schämen haben und die abermals den Beweis liefert, daß die Mission der Gegenwart eine Winkelsache jedenfalls nicht ist.

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Allein gerade die Zahl der Missionare muß dazu dienen, die Mission der Gegenwart in Mißcredit zu seßen. Wie gering sagt man - war die Zahl der Apostel und was richteten diese wenigen Männer aus! Stünde die Tüchtigkeit der heutigen Missionare auch nur in einem entfernt proportionirten Verhältniß zu der der ersten Sendboten Christi, so müßte bei ihrer so viel größeren Anzahl auch der Erfolg hundert Mal größer sein. Allein so viel Schein einer Berechtigung auf den ersten Blick dieser Schluß auch hat, so unberechtigt erweist er sich bei tieferer Betrachtung. Abgesehen von der bereits besprochenen eigenthümlichen Wegbereitung Gottes, welche der apostolischen Missionsperiode den in diesem Maße später nicht wiederkehrenden Vortheil verlieh, einen gepflügten Acker vorzufinden, abgesehen auch von der Ueberschätzung des apostolischen und der Unterschätzung des heutigen Missionserfolges, von welcher erst nachher eingehend die Rede sein wird so übersicht der obige Schluß zwei für eine gerechte Vergleichung sehr wesentliche Gesichtspunkte, nämlich die einzigartige apostolische Begabung und die missionirende Mithilfe der gesammten apostolischen Kirche.

Die Apostel besaßen vor allem die Gabe Wunder zu thun. Heutzutage stehen allerdings die Wunder in Mißcredit und muß sich der Herr Christus bei Vielen bedanken, wenn sie dem Evangelio glauben troz der Wunder. Selbst gläubige Kreise haben von der modernen Wunderscheu sich anstecken lassen, so daß sie am liebsten schweigend über die Wunder hinweggehen, oder wenn sie über sie reden müssen, es nur mit einer gewissen Geringschäzung oder einer Art Entschuldigung thun. Es kann num dieses Orts nicht meine Aufgabe sein, mich auf eine Apologie der Wunder einzulassen, ich muß mich vielmehr mit dem Bekenntniß begnügen, daß die apostolischen Wunder für mich Thatsachen sind, welche nicht blos durch die Apostelgeschichte, sondern auch durch die selbst von der negativsten Kritik als echt anerkannten paulinischen Briefe beglaubigt werden. Nun behaupte ich nicht, daß Wunder an und für sich bekehrend wirken, wol aber, daß durch die Macht Wunder zu thun die Missionspredigt der Apostel eine bedeutende Unterstüßung erhielt. Jedenfalls wurde die Aufmerksamkeit der Leute durch die Wunder aufs Höchste erregt, eine große Bewegung und oft

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ein tiefer Eindruck hervorgebracht und der apostolischen Predigt eine Em pfehlung wie eine Beglaubigung ausgestellt. 1) Zu Samaria hörte das Volk einmüthiglich und fleißig zu, was Philippus sagte als sie sahen die Zeichen die er that" (act. 8, 6). Als Petrus den gichtbrüchigen Aeneas gesund gemacht hate, da heißt es: und es sahen ihn alle die zu Lydda und zu Sarona wohnten, die bekehrten sich zu dem Herrn" (act. 9, 33, ff. cf. v. 42). So,,glaubte der Proconsul Sergius Paulus und verwun derte sich der Lehre des Herrn“ (13, 6), als er sah wie der Zauberer Elymas mit Blindheit geschlagen wurde. Zu Ikonium, Lystra (14, 3, 8), Philippi (v. 18), Ephesus (19, 11 f.), Corinth (2. Cor. 12, 12) in Galatien (Gal. 3, 5), Rom (15, 18 f.) - überall brachen die Wunder dem Glauben an das Evangelium die Bahn und Paulus darf sich wiederholt darauf berufen, daß er durch Zeichen, Thaten und Wunder" als ein Apostel legitimirt worden sei. Selbst der Herr schneidet den Juden durch die Hinweisung auf seine Wunder jeden Vorwand zur Entschuldigung ihres Unglaubens ab: „Wären solche Thaten zu Tyrus und Sidon geschehen, als bei euch geschehen sind, sie hätten vor Zeiten im Sack und in der Asche Buße gethan" (Matth. 11, 21 ff. cf. Luc. 10, 13). „Die Werke, die ich thue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir" (Joh. 10, 25, 38 cf. 5, 36). „Glaubet mir doch um der Werke willen" (14, 11). In dieser Macht besaßen die Apostel also unstreitig eine Gabe, welche ihre Thätigkeit so zu sagen multiplicirte. Den heutigen Missionaren fehlt diese Gabe und dieser Mangel wird entfernt nicht ersetzt durch die dürftige medicinische Praxis, welche sie üben. Zwar offenbart sich je und je auch an ihnen die mächtige Hand Gottes in mancherlei Bewahrungen, aber diese vereinzelten Erscheinungen können mit den Kraftwirkungen der apostolischen Zeit ebenso wenig in Parallele gesetzt werden wie die ärztlichen Kuren. Bedenken wir dazu, daß die Apostel von dem Herrn selbst erwählt und für ihren hohen Beruf gebildet waren, und Paulus fortgehende Offenbarungen empfing, die den Mangel des Umgangs mit dem Herrn während seines Wandels im Fleisch ihm ersetzten, daß sie alle mit einem Maß des Geistes und der Kraft aus der Höhe ausgerüstet waren, das einzigartig ist in der Geschichte der christlichen Kirche, und daß diese vorerwählten Zeugen ihre Arbeit thaten,,,als die Zeit erfüllet war" so leuchtet ein, daß es ein ganz mechanisches Verfahren sein würde, wollte man verlangen, daß

1) Indian Evang. Review N. IX: Apostolic and modern Missions compared. p. 2.

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