ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

er irgendwo ausdrücklich, einem jeden Volke seine Religion und einen offenen Weg gegeben." Und wie er daher Juden, Christen und Moslem in dieser Beziehung gleichstellt, so macht er es Jenen zum Vorwurf, daß sie ihre Religion ausschließlich als die wahre wollten anerkannt haben. — Solchen Aeußerungen stehen dann aber wiederum viele andere gegenüber, die sie durchaus aufheben, indem sie alle andern Religionen neben dem Islam absolut verwerfen (,,wer eine andere Religion, als den Islam annimmt, dessen nimmt sich Gott nicht an, der gehört in jener Welt zu den Berlorenen", Sure 3, und anderswo ähnlich), alle Andersgläubigen einfach als Ungläubige" bezeichnen und diese nicht nur dem Bekehrungseifer der Moslem überweisen, sondern mit directen Worten der gewaltsamen Unterwerfung und dem Schwerte preisgeben. Der „heilige Krieg“, der im Koran so ausführlich behandelt und so wiederholt eingeschärft wird, i ja geradezu eines der Hauptgebote des Islam, und dies Gebot wird auch heute noch da, wo man Gelegenheit und vor Allem die Macht dazu hat, mit fanatischem Eifer befolgt.

"

Dieser Widerspruch erklärt sich indeß leicht aus der Verschiedenheit der Zeit, welcher die betreffenden Aeußerungen angehören. In der ersten Beriode seines Prophetenthums glaubte Mohammed noch die Juden und Christen gewinnen zu können, versuchte daher sie anzulocken, ihnen Concessionen zu machen, Compromisse mit ihnen zu schließen. Später aber, als er jah, daß dies unmöglich sei, schlug seine freundliche Gesinnung ins Gegentheil um.1) Auch kommt hinzu, daß Mohammed, wie das oben schon angedeutet worden ist, anfangs nicht die Idee hatte, eine universale, sondern nur eine nationale Religion zu stiften und also bei der hierdurch angezeigten Beschränkung auf seine Volksgenossen nicht wesentlich auf andere Religionen, ausgenommen das in Arabien herrschende Heidenthum, Rücksicht zu nehmen hatte. Erst nach und nach entwickelte sich bei ihm

1) Bei den Juden wurde er hierüber zuerst klar, daher er auch gegen sie zuerst seine Feindschaft richtet (er stellt sie in seiner Erbitterung sogar mit den Gößendienern auf eine Stufe), während er den Christen noch längere Zeit freundlich gesinnt blieb, weil ez von ihnen immer noch Annahme seiner Lehre hoffte. Dies sieht man deutlich aus einer Stelle der 5. Sure: „Du wirst finden, daß unter allen Menschen die Juden und Gözendiener den Gläubigen am meisten feind sind. Du wirst ferner finden, daß den Gläubigen diejenigen am meisten freundlich gesinnt sind, welche sagen, wir sind Christen ... Wenn diese hören werden, was dem Gesandten (d. h. Mohammed dem Propheten) geoffenbart worden, so wirst du sehen ihre Augen von Thränen überfließen wegen der Wahrheit, die sie nun vernehmen, und sie werden sagen: Herr, wir glauben, und Schreibe uns ein zu denen, die Zeugniß davon geben.“

der Anspruch, ein für die ganze Welt gesandter Prophet zu sein, und somit die Idee einer durch ihn zu stiftenden Universalreligion. Sobald er aber dieser folgte, mußte er freilich sich zu allen andern Religionen, also namentlich zum Christenthum als der mächtigsten und gleichfalls den Anspruch auf Universalität erhebenden, in Gegensat stellen und auf ihre Unterdrückung, ja Vernichtung hinzuwirken suchen. Eben daher denn auch jene durchaus feindliche und schroff abweisende Anschauung, welche ihn in den späteren Jahren seines Prophetenthums beherrscht, und welche in den Suren dieser Zeit die maßgebende ist.

Eine ähnliche Entwicklung resp. Veränderung der Anschauungen zeigt sich auch in der Geschichte des Islâm als solchen. Die Idee, zunächst Arabien selbst durch die Religion zu einer festen nationalen Einheit zu verbinden, verfolgte noch der Khalif Omar, wie das verschiedene seiner Anordnungen und Einrichtungen zu beweisen scheinen, namentlich die Bestimmung, daß kein Moslem im Auslande Grundeigenthum erwerben dürfe, wenn er auch daneben freilich bemüht war, die außerarabische Welt dem Glauben und der Oberhoheit des 38lam zu unterwerfen. Die wirkliche Entnationalisirung des Islam wurde erst durch jenen syrischen Statthalter des Khalifen Othman, Moavija, der dem Ali die erst eben erlangte Khalifenwürde zu entreißen wußte und Gründer der Ommejaden-Dynastie zu Damaskus wurde, vollzogen, theils sofern durch ihn der Mittelpunkt des Reiches aus Arabien hinaus verlegt wurde, theils dadurch, daß er jenes Verbot Omars betreffs des Grundeigenthums im Auslande ausdrücklich aufhob, ein Verbot, das bis dahin die Streiter des Islam von jeder Theilnahme für die eroberten Länder ferngehalten und jede Lockerung des arabischen oder mekkanischen Nationalgefühls verhindert hatte. Parallel mit dieser allmählichen Veränderung der Anschauungen geht auch das thatsächliche Verhalten gegen Andersgläubige: In den ersten Jahrhunderten sehen wir den Islam noch durchgängig eine milde, tolerante Behandlung gegenüber den Christen in den unterworfenen Ländern üben, so in Syrien und Aegypten; aber mit dem immer mehr erstarkenden Glauben, daß er bestimmt sei Weltreligion zu sein, und mit der Erfahrung seiner immer wachsenden Macht läßt er auch diese Rücksicht und Schonung immer mehr fallen, bis sie schließlich, allerdings wohl mit unter der Einwirkung der Kreuzzüge, dem bitteren Hasse Platz macht, der noch heute besteht.

Doch kehren wir zurück zu dem religiösen Wesen des Islam, zu seinem dogmatischen und ethischen Gehalte. Bei den in so manchen Einzel

heiten hervortretenden Beziehungen zwischen Koran und Bibel und in Anbetracht der übergeordneten Stellung, die der erstere gegenüber der lezteren beansprucht, liegt es nahe, ja man wird dazu gezwungen, beide auch im Großen und Ganzen nebeneinander zu halten und in Bezug auf Geist und Charakter, sowie auf die Berechtigung „heilige Schriften", Religionsurkunden zu sein, mit einander zu vergleichen. Wie sehr dieser Vergleich zu Ungunsten des Koran ausfallen muß, ist freilich vorauszusehen.

Es ist, neben dem Gefühl der eignen Schwäche, ohne Zweifel eine stille, vielfach auch sogar eine ganz offen hervortretende Rücksichtnahme auf die Bibel, welche den Koran bestimmt, durch immer wiederholte Versicherungen die Wahrheit seiner Mittheilungen oder seiner Lehren zu bekräftigen und die Göttlichkeit des Propheten zu erhärten, was allein ihm schon, nebenbei bemerkt, ein wenig vertrauenerweckendes Gepräge verleiht im Vergleich mit der Bibel, wo wir überall eine erhabene Ruhe und Einfalt der Darstellung, überall den Stempel der Natürlichkeit und Ursprüng lichkeit, nirgend aber gesuchte Ausschmückungen, Großsprecherei und leere Declamationen finden. Während aber der Koran durch solche Versicherungen seiner unzweifelhaften und alleinigen Autorität und außerdem durch directe Angriffe immerfort gegen die Bibel polemisirt, erkennt er doch andrerseits ihre Wahrheit und Göttlichkeit an, indem er behauptet, nur die Offenbarungen zu bestätigen, zu erweitern oder fortzusetzen, die schon durch jene früheren „Schriften“ gegeben seien. Wenn dies wirklich der Fall wäre, wenn er in so engem und durch sich selbst erwiesenem geistigen Zusammenhange mit dem Alten und Neuen Testament stände, wie diese beiden untereinander, mithin dasjenige, was er darbietet, an sich selbst die unverkennbaren Merkmale der Göttlichkeit trüge, dann würde er ja freilich eher einen Anspruch auf die Geltung haben, die er sich selber beimißt, dann würde er aber auch, auf dem Grunde der schon gegebenen Offenbarungen stehend und verbleibend, in ihnen das Maß und die Richtschnur für sich selber erblicken und könnte somit in ihrem Geiste fortfahren, göttliche Wahrheit aus gottgegebener Erkenntniß heraus zu offenbaren. Statt dessen enthält der Koran feine einzige Offenbarung einer wirklichen, sei es religiösen, sei es sittlichen Wahrheit, die wir nicht schon in der Bibel hätten, wohl aber die Aufhebung und Verneinung verschiedener sehr wesentlicher Wahrheiten der biblischen Verkündigung, und eine Menge sittlich sehr bedenklicher Anschauungen und Vorschriften. Auf eine Widerlegung durchaus begründeter Einwände, die er selbst oft seinen Feinden in den Mund

legt, läßt er sich dabei nie ein, sondern beantwortet sie mit leeren Allgemeinheiten oder schlägt sie mit Verdammungsurtheilen nieder. Ueberdies allenthalben theils absichtliche, theils unabsichtliche Verwirrung und UnKlarheit, so daß man kaum das kleinste Stück lesen kann ohne Commen= tar, und troß alledem nennt er sich mit Emphase und wiederholt „das lichtvolle Buch“, „das Buch, das vom Himmel gesandt ist“, „das Zeichen, das Gott gegeben.“

Sehr charakteristisch ist es auch, daß der Moslem die Schönheit und Erhabenheit des Koran in sprachlicher Hinsicht als einen Hauptbeweis seiner Göttlichkeit und auch aus diesem Grunde ihn selbst als ein Wunder betrachtet; denn da Mohammed ein ungelehrter, nicht literarisch gebildeter Mann gewesen, so habe er ohne göttliche Eingebung und Hülfe ein solches Werk nicht hervorbringen können. Diese durchaus unübertreffliche Schönheit wird aber nicht einmal von mohammedischer Seite allgemein anerkannt, sondern von zahlreichen Schriftstellern bestritten, und außerdem ist es eine historisch bezeugte Thatsache, daß Mohammed bei Abfassung seiner Suren von verschiedenen schriftgewandten Männern unterstüßt worden ist. Doch auch hiervon abgesehen, aus der sprachlichen, grammatischen und literarischen Schönheit eines Werkes auf seinen göttlichen Ursprung schlieBen zu wollen, ist ja an sich selbst eine Thorheit. Auch würde, wenn auf die Form so viel ankäme, der Koran nur von den Arabern völlig gewürdigt werden können, würde also auch im Grunde nur für sie bestimmt sein. Es müßte ja sonst die überwältigende Schönheit auch in den Uebersetzungen mehr oder weniger zu Tage treten, gerade in diesen aber zeigt sich seine wirkliche Armuth. Eben daher vielleicht auch das Verbot, den Koran in irgend eine andere Sprache zu übertragen, was deßhalb auch nie von Moslem, sondern immer nur von Nichtmoslem geschehen ist. Wie andrer Art sind dagegen die Vorzüge, durch welche die heilige Schrift ihren göttlichen Ursprung darthut, und die Gründe, mit denen man ihn erweisen kann. Und wie ist es darum auch, im Gegensatz zu der eben erwähnten Praxis der Moslem, vielmehr das erste und dringendste Anliegen der christlichen Missionare, die Bibel in die Landessprache der Völker, denen das Christenthum gebracht werden soll, zu überseßen.

[ocr errors]

Es ist eben der Geist und Inhalt, der die unendliche Verschiedenheit beider Bücher, d. h. die unendliche Erhabenheit der Bibel über den Koran ausmacht, und der damit zugleich denn auch die Erhabenheit des Christenthums über den Islam begründet.

Dies zeigt sich allein schon in den Grundanschauungen beider. Stellt

man dieselben einander gegenüber, so muß man in Bezug auf den Gottesbegriff sagen, daß der Koran die innere Harmonie der göttlichen Eigenschaften zerstört. Neben der Allmacht und Ewigkeit Gottes verschwinden andere Eigenschaften fast gänzlich, und zwar einerseits diejenigen, welche der Heiligkeit, andrerseits diejenigen, welche der Liebe entstammen. Freilich wird Gott auch der Heilige und sehr oft der Allbarmherzige genannt, beides aber fast immer in einem Sinne und in einer Verbindung, die dem Sünder die Sünde geringfügig und leicht läßlich erscheinen läßt, also weder der Heiligkeit noch der Liebe ihr volles Recht giebt, womit denn zugleich der praktisch sittliche Ernst, der in dem Begriff eines heiligen Gottes liegt, ebensosehr abgeschwächt wird wie die tröstende Kraft des Bewußtseins, daß Gott, weil seiner Heiligkeit durch die eigene Veranstaltung seiner Liebe Genüge geschehen ist, nun in der That ein Gott der Liebe und Erbarmung sein kann. Der Gott des Islam ist in hohem Maße ein bloß abstracter und metaphysischer; daher auch die Kälte und innere Trostlosigkeit dieser Religion, denn man darf mit Recht fragen, wie kann das tiefe Bedürfniß der Seele nach Frieden und Versöhnung durch dieselbe gestillt werden? Wie kann der Mensch zu dem Bewußtsein gelangen, mit Gott in eine innere Gemeinschaft des Geistes und Lebens zu treten, wenn er nicht zunächst das Bewußtsein hat gewinnen dürfen, daß die Schuld, deren doch das eigne Gewissen ihn anklagt, hinweggethan ist? Welchen Trost kann das gebrochene Herz des Sünders daraus schöpfen, zu einer Gottheit zu nahen, die schließlich nichts als ein abstracter Begriff ist?

Wie verschieden ist davon schon der Jehovah des Alten Bundes, der wenngleich ebenfalls ein Gott der Macht und Herrlichkeit, doch seine AUmacht vorzugsweise darin beweist, daß er sein Volk erlösen will von allen seinen Sünden"; der wenngleich ein heiliger Gott, der die Sünde haßt, „ein starker und eifriger Gott", der die Sünde der Väter heimsucht selbst an den Kindern, doch verkünden läßt, daß er ein geängstetes und zerschla= genes Herz nicht verachten wolle; der wenngleich zunächst der Gott Israels, doch verheißt, daß in Abrahams Samen gesegnet werden sollen alle Geschlechter auf Erden. Und wie verschieden ist davon vollends der Gott des Neuen Testaments, der sich geoffenbart hat in seinem Sohne, der „in Christo war und versöhnte die Welt mit ihm selber"!

In Betreff der christlichen Grundlehren von der Trinität, von der Gottesfohnschaft Christi und von der Erlösung durch Christum, welche der Islam so bitter angreift und so wiederholt verspottet, muß ja freilich zu

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »