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oder gar zu idealisiren, das aber lernen wir daraus, daß es allezeit gebrechliche und schwache Werkzeuge sind, deren der Herr beim Baue seines Reiches sich bedienen muß (2. Cor. 4, 7 cf. 1. Cor. 2, 5) und daß troß ihrer Gebrechlichkeiten durch die ihm immanente Kraft und Wahrheit das Evangelium den Sieg davon trägt. So paradox es klingt, so wahr ist es doch, daß unter der providentiellen Leitung Gottes selbst die Differenzen unter den Missionaren mehr zum Vortheil als zum Hinderniß der Mision ausschlagen, gerade wie die Fülle der mannigfaltigsten Missions-Gesellschaften tro mancher Rivalität daheim dazu beigetragen hat, daß der Missionssinn desto reichlicher Anregung fand. Das ist allezeit der Triumph des Welt wie Kirche regierenden Gottes, daß er auch die Fehler seiner Knechte zum Segen seiner Sache zu leiten weiß, so daß wir im Blick auf die Rivalität der verschiedensten Missions-Gesellschaften noch heute mit dem Apostel der Heiden sprechen: was ist ihm aber denn? daß nur Christus verkündigt werde allerlei Weise, es geschehe zufallens oder rechter Weise, so freue ich mich doch darinnen und will mich auch freuen“ (Phil. 1, 18).

Selbstverständlich erfordert die Aussendung und Unterhaltung einer so bedeutenden Anzahl von Arbeitern, wie sie im Dienst der modernen Mission steht, auch einen bedeutenden Aufwand von Mitteln. Es ist ein Irrthum sich die apostolische Mission ohne Geldmittel zu denken. Allerdings pflegte Paulus durch Handwerksarbeit gemeiniglich den Lebensunterhalt für sich und seine Begleiter zu beschaffen (act. 18, 3. 20, 33-35. 1. Cor. 9, 18. Phil. 4, 15), aber er stand mit dieser Praxis allein unter den Aposteln und hatte zu ihr seine besonderen Gründe. Diese Gründe waren rein persönlicher nicht sachlicher Art. In demselben 9ten Kap. des ersten Corintherbriefes, in welchem er sie andeutet, vertheidigt er zugleich auf's entschiedenste das Recht der Apostel von den Gemeinden für sich und ihre Familien ihren Lebensunterhalt zu beziehen und legt es den Christen dringend ans Herz dieser ihrer Pflicht willig nachzukommen. Auch hat er selbst wenigstens von den Philippern wiederholt eine Geldunterstützung angenommen (Phil. 4, 10, 16) und seine Handarbeit als ein Hemmniß empfunden (1. Cor. 4, 12; 1. Thess. 1, 9). Zweifellos ist jowol aus der Kasse der jerusalemischen Christen wie durch freiwillige Liebesgaben aus den Heidengemeinden für die nicht ganz geringe Zahl der damaligen Missionsarbeiter in ausfö:nmlicher Weise gesorgt worden. Wir hören niemals ein Wort der Klage betreffs dieses Punktes aus dem Munde eines der Apostel, lesen nirgends, daß sie dem Paulus gleich

Handwerksarbeit gethan und haben keinerlei Anhalt für die Annahme, daß sie aus Privat-Mitteln sich selbst erhalten hätten. Man kann also den heutigen Missionaren nicht den Vorwurf eines unapostolischen Verhaltens machen, wenn sie auf Grund des Wortes: „die das Evangelium verkündigen, sollen sich auch vom Evangelio nähren“ (1. Cor. 9, 14. Luc. 10, 7), ein Gehalt beziehen und ich halte es für überflüssig, sie gegen den Vorwurf zu schüßen, daß dieses Gehalt ein zu hohes sei. Wäre der Missionsberuf so einträglich, warum finden sich der Aspiranten nicht mehr? Man hat auch in der modernen Mission je und je dem in diesem Stücke doch keineswegs allgemein vorbildlichen Paulinischen Verhalten folgen zu müssen geglaubt, aber meines Wissens ist kein Versuch dieser Art auf die Dauer haltbar gewesen. Wenn es heut weniger die jungen heidenchristlichen Gemeinden, als die heimischen Missionskreise sind, welche für den Unterhalt der Missionare aufkommen, so liegt das einerseits in der Gesammtbeschaffenheit des modernen Missionswerkes, andrerseits in der Armuth der Heiden und in dem Wunsche bei ihnen jeden Schein des Eigennutzes zu vermeiden, eine Rechtfertigung bei der ich allerdings nicht verschweigen darf, daß die Leistungsfähigkeit der jungen Heidenchristen sicherlich eine größere sein würde, wenn alle Missionare, wie mit be sonderem Geschick vornämlich die Amerikaner dies gethan, rechtzeitig und mit pädagogischer Weisheit überall mehr Selbständigkeit und Opferfinn zu wecken sich hätten angelegen sein lassen. Indeß arbeitet man jetzt mit allem Ernst allgemein wenigstens dahin, daß der Unterhalt der eingebornen Evangelisten auch von den eingebornen Christen möglichst allein aufgebracht werde. Doch ein weiteres Eingehen auf diese Frage würde uns in das Gebiet der Missions methodik führen, welches zu betreten außerhalb der Grenzen dieses Vortrages liegt.) Gestatten Sie mir daher anhangsweise zu dem eben erörterten Bunkte nur noch einige allgemeine apologetische Bemerkungen.

Ungerechnet die, nicht unbedeutenden Naturalgaben beläuft sich jest innerhalb der evangelischen Christenheit die Höhe der Geldbeiträge für die Heidenmission jährlich auf die Gesammtsumme von wenigstens 221⁄2 Millio nen Mark. Wir sind vielfach an Klagelieder gewöhnt, wenn die Rede auf die Missionsbeiträge kommt und in der That, wenn man vernimmt, daß das ganze evangelische Deutschland sammt der Schweiz nur ca. 2 Mil

1) Ich bitte festzuhalten, daß wie schon Eingangs bemerkt wurde, die Missionsmethode nicht in den Bereich dieser Parallele gezogen werden sollte.

lionen Mark, also etwa nur den sechsten Theil der Beiträge Englands aufbringt, so ist das für unsern Patriotismus (besonders für den norddeutschen) keineswegs eine Schmeichelei. Und doch faßt man die Gesammtfumme ins Auge und bedenkt, daß sie aus lauter Gaben der Freiwilligkeit besteht, die ihrem bei weitem größten Theile nach aus den Kreisen der Minderbegüterten fließen, daß diese Gaben nicht blos Ein Mal, sondern Jahr für Jahr gegeben werden und in beständiger Steigung begriffen find, so kann man sich gegenüber den Gegnern der Mission wieder versucht fühlen „,thörlich" zu reden und sie aufzufordern uns doch zu zeigen was sie denn etwa Aehnliches leisten! Jedenfalls giebt es in der Gegenwart kein anderes Werk der Freiwilligkeit, das sich auch in diesem Stück der Mission an die Seite stellen könnte !

Aber nun erregt gerade wieder dieses viele Geld den Zorn der Gegmer, die als die Vertreter der materiellen Interessen gegen solche Verschwendung glauben protestiren zu müssen. „Wir brauchen, heißt es, das Geld im Lande, die Mission ist ein unproductives Geschäft." Durch ein malitiös-mechanisches Divisionsexempel rechnet man aus wie theuer ein bekehrter Heide sei und fügt dem Vorwurfe der Nußlosigkeit noch die Verhöhnung hinzu. Auf solche Rede giebt es zunächst keine bessere Antwort als die, welche ein einfacher Handwerker einmal einen seiner vornehmen Mitbürger gab, der sich darüber moquirte, daß jährlich so viel Miffionsgeld aus der Stadt gehe:,,Sie brauchen sich deshalb nicht zu ereifern, von Ihnen ist ja doch kein Pfennig dabei.“ Es ist weltbekannt, daß diejenigen Leute, welche die Mission unterhalten, auch der vielgestaltigen Noth im Vaterlande am thätigsten abhelfen und ich glaube kaum,

1) Siehe diese Zeitschrift II S. 302. Es ist eine sehr mechanische Rechnung, wie fie zur Entkräftung der dort zahlenmäßig bewiesenen Behauptungen aufgestellt ist, die bloße Abwesenheit eines Deficits als Gradmesser des Missionslebens hinzustellen. Nicht das Deficit oder der Ueberschuß einer M. G. sondern das Verhältniß der Größe ihrer heimathl. Missionsgemeinde zur Höhe ihrer Einnahmen bestimmt die Leistung eines Missionsbezirks. Wenn also z. B. die Rh. M. G. augenblicklich auch ein bedeutendes Deficit hat, so kommen die Leistungen der Heimathgemeinde der Berliner oder Leipziger M.-G. der der ihrigen doch lange nicht gleich. Denn zu den Einnahmen der Rh. M.-G. (283,793 Mk. in 1874) trugen Rheinprovinz und Westfalen bei einer evangel. Gesammtbevölkerung von c. 1,700000: c. 211,000 Mk. bei, während die Berliner M.-G. aus den 6 östl. Provinzen in Summa nur 231,506 Mt. und die Leipziger aus dem Königreich Sachsen und Baiern u. 225,571 Mt. vereinnahmte. Z. B. der bairische Central M.-V. lieferte 74/75: 34,569 fl. auf 1,342,000 Evangelische.

daß die Herrn und Damen, welche das Missionsgeld für eine Verschwendung erklären und es angeblich zu guten Zwecken in der Heimath verwendet haben wollen, darauf eingehen würden, wollte man ihnen eine Theilung der Liebesarbeit in der Weise vorschlagen, daß die Pietisten nur für die Heidenmission, sie selbst aber für die Armen, Kranken, Waisen, Verwahrlosten, Gefallenen, Gefangenen im Vaterlande sorgen sollten. Doch lassen wir diese etwas unbequeme Gewissensfrage. Sind nicht auch die auf viele wissenschaftliche Expeditionen verwendeten, zum Theil sehr bedeutenden1) Geldmittel unproductiv? Wie würde man uns anfahren, wenn wir z. B. gegen die Kosten, welche die Beobachtung des Venusdurchganges oder die Nordpolexpeditionen verursacht haben, auch nur ein Wörtlein verlieren wollten? Oder welcher Zorn würde uns treffen, wenn wir gar das Mißglücken der jüngsten mit so großen Mitteln und so großem Pomp*) ins Werk gesetzten westafrikanischen Expedition zu einem höhnischen Angriff auf den Nugen wissenschaftlicher Expeditionen überhaupt mißbrauchten? Es bedarf der Versicherung nicht, daß wir solch eine Taktik mißbilligen aber ist dann nicht auch der Mission recht, was der Wissenschaft billig ist? Wenn die Verwendung namhafter Summen blos zum Zwecke der Erforschung der Heidenländer nicht für Verschwendung geachtet wird, sollten dann die Summen, welche die Evangelisirung und Civilisirung dieser Länder verlangt, nicht erst recht von diesem Vorwurfe befreit bleiben? Und ist es denn überhaupt wahr, daß die Mission unproductiv ist? Ich will jest gar nicht darauf verweisen, daß eine jährlich sich mehrende Zahl gläubig gewordener Heiden einen Werth hat, der mit dem auf der Christianisirung verwendeten Gelde ganz incommensurabel ist ich will einen viel materielleren Gesichtspunkt geltend machen. Vor mehr als 10 Jahren war es in Preußen fast allgemeine Mode von der Unproductivität der Armee und des Armeebudgets zu reden. Seitdem die Siege in Böhmen und Frankreich das Vaterland vor einer jedenfalls sehr kost spieligen Invasion der Feinde geschützt haben, führt Niemand mehr solche Rede. Nun wol die Armee unsrer Missionare ist eine Schumacht weithin in der Heidenwelt, welche mehr ausrichtet zur Sicherung des

1) Für die westafrikanische Expedition wurden sogar seitens des Reiches 20000 Thlr. gespendet. (Siehe Oberländer: Westafrika S. XVI)! Man erinnere sich des Staubes, der seiner Zeit wegen der 500 Thlr. aufgewirbelt wurde, welche die Berliner Miss.-G. kraft königl. Kabinets-Ordre erhält!

*) Oberländer a. a. D. S. V. jagt, daß diese Expedition „eine neue Acra auf dem Gebiete der Entdeckungen herbeiführen“ werde.

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Welthandels als viele Kriegsschiffe. 1) Und diesen Schutz leisten der undankbaren Handelswelt unsre Missionare umsonst! Wie oft ist die Mannschaft der Kauffahrteischiffe den mörderischen Angriffen barbarischer Eingebornen erlegen. Wo das Christenthum Wurzel gefaßt hat, können sie ruhig landen. Von den Fidschi-Inseln schrieb ein Baumwollenpflanzer an die Londoner Times: Als ich zuerst hier anlangte, war ich gegen die Mission eingenommen, aber wie bald habe ich meine Ansicht geändert. Jest meine ich man könne kaum genug den wohlthätigen Einfluß rühmen, den die Missionare ausgeübt. Nur ihrer Arbeit ist es zu danken, daß ein weißer Mann ungefährdet seinen Fuß auf diese Inselgruppe sehen kann, um Handel zu treiben oder sonst etwas zu unternehmen." Ich könnte die Zeugnisse dieser Art leicht vervielfältigen,2) aber die Thatsache, die sie constatiren, ist so von selbst einleuchtend, daß dieses eine genügt. Bahut aber der Missionar dem Kaufmann den Weg und sichert er den Handelsvertehr, ist dann das auf seinen Unterhalt verwendete Geld noch immer unproductiv? Ist es nicht besonders seitens der Sechandel treibenden Kaufmannswelt unnobel und undankbar eine Schußmacht, die sie schon um des eigenen Interesses willen auf's generöseste unterstüßen sollte, auch noch zu verdächtigen?

Wir sind durch diese Betrachtungen bereits zu unserm 3. und wichtigsten Theile gelangt, der den modernen Missions erfolg, mit dem apostolischen zu vergleichen hat.

III.

Wir nehmen hier unsern Ausgangspunkt von einer doppelten Thatsache. Es ist ein ebenso bekanntes wie unbestrittenes historisches Factum, daß mit dem Anfange des 4ten Jahrhunderts das Christenthum die Staatsreligion im römischen Reiche wurde und etwa mit dem Ende des 5ten Jahrhunderts die Christianisirung dieses Reiches als im wesentlichen vollendet betrach tet werden durfte. Weniger bekannt hingegen ist die zweite nicht minder feststehende Thatsache, daß am Ende der apostolischen Missionsperiode im engeren Sinne des Worts, ja selbst um das

1) Siehe dazu auch Bd. II der Missions-Zeitschrift S. 352.

2) Miss. - Nachr. 1873 S. 18 ff. Waiz: Anthropologie der Naturvölker VI. 420 f. 464 ff. 497 ff. 2c. selbst Oberländer: Ozeanien I. S. XXIII. II. S. 180 ff. 367 f.

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