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Jahr 100, der Missionserfolg im Verhältniß zur Größe der heidnischen Bevölkerung ein so geringer gewesen, daß nach blos menschlicher Berechnung der Sieg des Christenthums über die gesammte damalige heidnische Weltals eine Schwärmerei bezeichnet werden mußte. 1)

Nicht die erste, wol aber die zweite dieser Thatsachen bedarf eines Beweises.

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Ich übergehe hierbei die großen Erfolge der ersten evangelischen Predigt unter den Juden vornämlich zu Jerusalem, wo die Anzahl der Gläubiggewordenen sich in kurzer Zeit auf mehr als 5000 belief (act. 2, 41. 47; 4, 4; 6, 1; 21, 20). Denn hier kann von einer eigentlichen Missionsarbeit kaum die Rede sein, da diese Judenchristen aus Leuten bestanden, die auf den Trost Israels gewartet“ und die Apostel nicht blos die Frucht der Alttestamentalischen Pädagogie, sondern speciell auch die der Aussaat ihres Herrn und Meisters ernteten, ganz abgesehen von dem außerordentlichen Einfluß, den das Pfingstwunder geübt. Um eine Parallele mit der modernen Heiden mission ziehen zu können, müssen wir uns auch auf die apostolische Heiden mission beschränken und selbst bei dieser streng genommen in Abzug bringen, was in den heidenchristlichen Gemeinden aus dem Judenthum stammte. Bei dem Fehlen zuverlässiger statistischer Data sind wir bei dieser Operation allerdings wesentlich auf Combinationen gewiesen, die auf mehr oder weniger ergiebigen, ja zum Theil unsichern Prämissen beruhen und nur mit Vorsicht gemacht werden dürfen, allein trotz der Gewagtheit einzelner dieser Combinationen, ergiebt der Gesammtschluß aus ihnen allen doch ein kaum zweifelhaftes geschichtliches Resultat.

Erinnern wir uns zunächst daran, daß die ersten heidenchristlichen Gemeinden hauptsächlich, wenn nicht ausschließlich in den Städten

1) „Nach allem, was wir über die ersten Jahrhh. wissen, ist es kaum denkbar, daß in der heidnischen Welt vor der Zeit der Severe die welthistorische Bedeutung der neuen, so wenig beachteten und so geringschäßig beurtheilten Religion auch nur geahnt worden ist. Was konnte dieser Haufe geringer, unwissender, weltscheuer Menschen gegen die Ordnung des für die Ewigkeit gegründeten Weltreiches vermögen ?“ „Herrschen die Römer, rief man ihnen zu, nicht ohne euren Gott über die ganze Welt und über euch selbst“ (Minuc. Fel. c. 12)? „Statt daß ihr Herren der ganzen Erde sein solltet sagt Celsus, ist euch nicht einmal eine Erdscholle oder ein Heerd geblieben und irrt ihr noch im Verborgenen umher, so wird nach euch gefahndet um euch mit dem Tode büßen zu lassen." (Orig. c. Cels. VIII 60). Siehe Friedländer a. a. D. III 536 f. cf. Tchszirner a. a. D. S. 166.

des römischen Reiches (act. 15, 36; 16, 4 2c.) sich fanden. Unter der Landbevölkerung hatte das Evangelium selbst bis ins 3. Jahrhundert hinein so wenig Anhänger gefunden, daß man den Heiden den Namen pagani, Bauern geben konnte.1) Dürfen wir nun annehmen, daß die Neutestamentlichen Urkunden die hauptsächlichsten Orte, an denen sich einigermaßen zahlreiche christliche Gemeinden befanden, angegeben haben, so werden wir schwerlich irren, wenn wir nach sorgfältiger Zusammenstellung aller einschlägigen Notizen die Gesammtzahl aller von den Aposteln gesammelten heidendhriftlichen Gemeinden auf c. 70 berechnen, eine Annahme, bei der die vielleicht zahlreichen hin und her zerstreuten einzelnen Christen und einzelnen Hausgemeinschaften außer Betracht geblieben sind. Nehmen wir nun an, daß diese Zahl bis zum Ende des ersten Jahrhunderts fich verdoppelt, ja verdreifacht habe, so dürften wir damit den Gemeindebestand am Ausgange der apostolischen Missionsperiode im engern Sinne wl faum zu niedrig geschäßt haben.)

Nach den neusten statistischen Berechnungen beläuft sich die Zahl der im ungefähr gleichen Zeitraume von der modernen Mission beseßten Hauptstationen auf 1559, in Südafrika allein auf 264, in Indien sogar anf 368 ein Ergebniß, welches den Vergleich mit der apostolischen Mission also keineswegs zu fürchten braucht!

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Fassen wir nun den Bestand der einzelnen apostolischen Gemeinden ins Auge, so ergiebt sich ein sehr differentes Zahlenverhältniß. Am zahlreichsten waren die Christen ohne Zweifel zu Antiochien, Corinth, Ephesus und Rom. Schon die Mittheilung, daß zu Antiochien die Gläubigen zuerst Christianer genant wurden (act. 11, 26 cf. v. 21 und 24) läßt auf eine auch der Zahl nach nicht unbedeutende Gemeinde schließen, die sich jedoch immer noch blos in Privathäusern versammelt zu haben scheint (Gal. 2, 12). Nun fehlt leider aus dem ersten Jahrhundert jeder statistische Anhalt um diese Zahl fixiren zu können. Erst Chrysostomus schäßt (olua) sie zu seiner Zeit auf 100,000.3) Bedenken wir nun, daß diese Taxation etwa auf das Ende des 4. Jahrhunderts geht, nachdem das Christenthum länger als 2 Jahrhundert sich in der Kaiserlichen Gunst gejonnt, so dürfen wir am Ende des ersten Jahr

1) Doch fanden auch Ausnahmen statt cf. act. 13, 49; 19, 10 c. und der später zu erwähnende Brief des jüngeren Plinius.

2) Indian Evang. Review N. 9: Apostolic and Indian Missions compared. p. 9 f.

*) Gibbon a. a. D. XV. S. 219.

hunderts die Glieder der Antiochenischen Christengemeinde keinenfalls auf mehr als einige Tausend, jedenfalls höchstens auf 5000 berechnen.1) Ueber die christlichen Gemeinden zu Corinth und Ephesus steht mir irgend welcher statistische Anhalt nicht zu Gebote, jedenfalls sind sie aber der Antiochenischen an Zahl nicht gleich gekommen. Ueber Rom berichtet Cornelius, der daselbst um 250 Bischof war, daß zu seiner Zeit die Hauptstadt des römischen Reiches 46 Presbyter, 7 Diakonen und 7 Subdiakonen hatte.2) Es ist jedenfalls zu hoch gegriffen, daß ein Presbyter für je 500 Christen angestellt war, aber um mich gegen jeden Schein einer zu niedrigen Schätzung zu verwahren - halten wir einmal diese Annahme fest, so ergiebt sich, daß um das Jahr 250 die römische Gemeinde aus c. 23000 Christen bestand, eine Zahl, deren Höhe wahrscheinlich noch herabgesetzt werden muß, wenn man nach dem Verhältniß der heidnischen zu den christlichen Grabinschriften aus jener Zeit das Verhältniß der Heiden zu den Christen in Rom bestimmen wollte. Gibbon a. a. D. rechnet allerdings 50000 heraus, weil er sich an die 1500 Wittwen, Waisen und Armen hält, die nach des Cornelius Angabe damals die römische Gemeinde unterstüßte und auf Antiochien recurrirt wo nach Chrysostomus auf 100000 Christen 3000 Unterstüßungsbedürftige kamen. Allein er läßt zweierlei außer Betracht: 1) daß die Decische Verfolgung in Rom wüthete als Cornelius seine Angabe machte, weshalb zweifellos die Zahl der Bedürftigen damals besonders groß war und 2) daß am Ende des 4. Jahrhunderts das Verhältniß der Armen zur Gesammtgemeinde gewiß ein viel günstigeres geworden war als in der Mitte des 3. Jahrhunderts. Wir werden also die Zahl der römischen Christen 150 Jahre früher wol kaum auf höher als c. 3-4000 berechnen dürfen.3)

Mit den genannten 4 Hauptgemeinden, deren Gliederzahl 70 Jahre nach dem Tode Jesu sich ins gesammt auf höchstens etwa 10000 belaufen

1) Uhlhorn: „Kampf des Christenthums mit dem Heidenthum“ nimmt zu fang des 4. Jahrh. 50000 an (S. 310).

2) Euseb. Hist. eccl. VI. 43.

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3) Allerdings redet Tacitus von einer großen Zahl" der Märtyrer (ingens multitudo) bereits zur Zeit der Neronischen Verfolgung, allein durch die Parallelisirung dieses unbestimmten Ausdruckes mit einem ähnlichen bei Livius, als er die Einführung und Unterdrückung des Dienstes des Bachus beschreibt (3 9, 13, 15-17), reducirt schon Gibbon (S. 221) diese Schätzung auf ein nüchternes Maß. Siehe den Zusammenhang der Stelle S. 29. Ueber die Bevölkerung Roms siehe Friedländer a. a. D. I. S. 22 und 54 ff.

haben dürfte, konnte an Größe wol keine andre apostolische Gemeinde concurriren. Dürfen wir uns eine etwaige Schätzung erlauben, so möchten wir die Mitgliederzahl der meisten Gemeinden als zwischen 100 und 1000 schwankend annehmen. Ueber diese Schätzung möchten wir selbst in Kleinasien nicht hinausgehen, wo jedenfalls die Christengemeinden am dichtesten und die Christen am zahlreichsten waren. Auch der bekannte Brief des Plinius an den Kaiser Trajan kann uns nicht zu einer höheren Schäsung verleiten. Um sich amtliche Instruction über sein Verhalten den Christen gegenüber zu erbitten, richtete nämlich der jüngere Plinius (ep. ad Trai. 96) als Statthalter von Bithynien und Pontus eine offizielle Zushrift an den Kaiser, in der er mittheilt, daß viele von jedem Alter und Stande zu den Christen gehörten und sich nicht allein in den Städten, sondern auch in den Flecken und auf dem Lande die Ansteckung dieses Aberglaubens verbreite, daß die Tempel verlassen stünden und Opferthiere nur noch selten gekauft würden." Sicherlich folgt aus diesem denkwürdigen Aftenstück, daß bereits zu Anfang des zweiten Jahrhunderts die Macht des Heidenthums in den der Verwaltung des Plinius unterstellten Provinzen bedeutend erschüttert war, aber durchaus nicht, daß die Zahl der zum christlichen Glauben wirklich Uebergetretenen eine im Verhältniß zur Gesammtbevölkerung bereits sehr große gewesen. In diesem Falle hätte dem Statthalter Lehre und Kultus der Christen unmöglich so unbekannt geblieben sein können, daß er erst nöthig gehabt, wie er mittheilt, durch erpresse Nachforschungen sich Informationen zu verschaffen. Auch würde der in der engherzigen politischen Betrachtungsweise des heidnischen Römers befangene Beamte, der das Christenthum für eine superstitio prava et immodica (einen abscheulichen und überspannten Aberglauben) erklärte, schwerlich zu einer so milden Behandlung sich entschlossen haben, wenn die Menge der Christen bereits einige politische Bedeutung gehabt hätte.1) Wir können heute ganz ähnliche Klagen z. B. über den Verfall des Hin

1) Daß die Christen mindestens sehr ungleich über den Pontus verbreitet gewesen sein müssen, geht daraus hervor, daß es in der Mitte des 3. Jahrhunderts zu Neocäsarea, einer ausgedehnten Diöcese, nach dem Zeugniß des Basilius (de Spir. Sancto III. 63) und Gregorius Nyss. (opp. III. 574) ihrer nur 17 gab; cf. Gibbon XV. S. 218 Anm. 3. und Lightfoot: Comparative progress of ancient and modern Missions. A paper read at the annual meeting of the S. P. G. 1873 p. 5 Anm. 3. Es ist auch wol möglich, daß Plinius übertreibt, um sein Vorgehen zu entschuldigen und seine Verdienste um die Erhaltung des heidnischen Cultus in recht helles Licht zu seben. Hausrath III S. 384 ff.

duismus aus dem Munde eines Hindu hören, ohne daß uns dies berech tigte auf eine besonders große Zahl von Christen in Indien zu schließen.

Während im 2. Jahrhundert sich das Christenthum in Nordafrika außerordentlich ausbreitete, werden in Gallien und Spanien um diese Zeit nur geringe Anfänge gemeldet. In der Verfolgung unter Mark Aurel scheint es nur zu Lyon und Vienne christliche Gemeinden gegeben zu haben, ja es wird berichtet, daß selbst unter der Regierung des Decius nur in wenigen Städten (Arles, Narbonne, Toulouse, Limoges, Clermont, Tours und Paris) einige zerstreute Kirchen durch die Andacht einer fleis nen Anzahl von Christen unterhalten wurden (rarae in aliquibus civitatibus ecclesiae paucorum Christianorum devotione resurgerent. Ruinart, Act. Sinc. Mart. p. 130).1) Für unsre Statistik kann also Gallien kaum einen nennenswerthen Beitrag liefern und auch die Nordafrikanischen Gemeinden werden sich am Ende des 1. Jahrhunderts we sentlich in der Periode der Entstehung befunden haben.

Statt indeß weitere Posten zu einer, immer nur den sehr zweifelhaften Werth einer Wahrscheinlichkeitsrechnung beanspruchenden Specialstatistik zusammenzutragen,2) verweise ich auf zwei andere für unsre Untersuchung erhebliche Umstände: 1) auf die Angabe des bekannten englischen Geschichtsschreibers des untergehenden Römerreichs Gibbon, daß nach der günstigsten Schätzung zur Zeit Constantins kaum der zwanzigste Theil der Bevölkerung, also etwa 6 Millionen dem Namen nach Christen gewesen3) und 2) daß die eigentlichen Christenverfolgungen erst in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts ihren Anfang nehmen.

1) Gibbon XV. S. 223. Lightfoot S. 7. Dazu bestanden diese wenigen und nicht zahlreichen Gemeinden damals vornämlich aus griechischen und kleinasiatischen Ansiedlern, was aus dem bekannten Briefe (Euseb. hist. eccl. V. 1) erhellt, in welchem den Brüdern in Asien und Phrygien" das Märtyrthum der Gemeinden zu Lugdunum und Vienna mitgetheilt wird. Auch ihre Bischöfe stammten aus Kleinasien.

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2) Auch Origenes (c. Celsum VIII. 69) bestätigt, daß zu seiner Zeit die Christen im Verhältniß zur Masse der Heiden nur eine kleine Anzahl ausgemacht (návv ólívo). Gibbon (225) fügt dazu die treffende Bemerkung: „Aber ihr Glaube, ihr Eifer und ihre Einheit schienen ihre Zahl zu vervielfachen und dieselben Ursachen, welche zu ihrer künftigen Zunahme beitrugen, dienten auch dazu, ihre wirkliche Stärke auffallender und furchtbarer zu machen.“

8) A. a. D. II. S. 44 und XV. 225. Dagegen veranschlagt Chastel (hist. de la destruction du paganisme dans l'Orient p. 36) die Zahl der Christen zu Constantins Zeit auf 15 der Bevölkerung im Occident, 10 im Orient. cf. Friedländer a. a. D. III. 531-32 Anm.

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