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ten. Es war nichts natürlicher, als daß sie sich dieser auch meist äußerlich wegen ihres christlichen Bekenntnisses verfolgten Seelen bis ins Kleinste annahmen. Sie gaben ihnen meist eine Wohnung im Missionsgehöft und verschafften ihnen in der Mission oder außerhalb derselben lohnende Arbeit. Irgendwie fähigere Neubekehrte suchte man zu Lehrern und Katechisten heranzubilden und nahm sie als solche in den Dienst und Sold der Mission. So sammelte sich auf dem Missionshofe eine Anzahl von christlichen Familien, welche meist mit großem Fleiße von den Missionaren unterwiesen wurden und in allen Dingen zu dem Missionar und der „MissionsObrigkeit" (Missionsgesellschaft) als ihrem „Mutter-Vater", Ernährer, Regierer und Herrn hinauf sah. Ein solches Gemeindlein war nun dem nationalen Leben des Volkes durch seine Stellung vollständig entfremdet, und konnte, selbst wenn es eine schöne Anzahl von lebendigen Christen unter sich zählte, wenig nach außen wirken. In Wirklichkeit aber gestaltete sich die Sache meist viel schlimmer. Eine Anzahl der Getauften waren brodsuchende, kranke und bedrückte Leute aus den niedrigsten Kasten, welche durch ihren Uebertritt zur Religion der reichen und herrschenden Europäer zu gewinnen hofften, von den miteingeschlichenen böswilligen Heuchlern und grundverdorbenen Menschen, die sich mehrere Male haben taufen lassen, hier gar nicht zn reden. Die so gesammelten Gemeindeglieder waren meist auf alle Weise darauf bedacht von der Mission Geld zu ziehen und es kam ihnen kaum in den Sinn selbstthätig für ihren christlichen Glauben einzutreten. Bald stellten sich auch, besonders wenn der Missionar gestorben oder versezt war Mißhelligkeiten zwischen seinem Nachfolger und den eingebornen Christen ein, da man gegenseitig sich in seinen Hoffnungen auf cinander getäuscht fand. Je größer diese Gemeindlein auf dem Missionsgehöft wurden, je mehr hatte der Missionar seine Noth für sie Unterhalt zu finden. Aus dieser Verlegenheit entstanden dann industrielle Etablissements der Mission, welche den eingebornen Christen Arbeit und Unterhalt geben sollten. Wo nun ein geistliches Band und ein pecuniäres Lohnverhältniß neben einander bestehen, da gibt es in Europa sowohl als in Indien gar zu leicht Mißmuth und gegenseitige Anklage. Daß das Geld der Mission in Europa von zum Theil sehr wenig begüterten Christen allein um Gottes Reich zu verbreiten, beigesteuert wird, davon hatten die Gemeinden kaum eine Ahnung und die Missionare haben auch wohl nicht früh genug daran gedacht es ihnen gründlich klar zu machen, daß nicht alle Europäer reiche Herren sind und mit welchen treuen Gebeten und mit welchen Opfern das Missionsgeld zusammenkommt, daß ferner Indien nur

dann christianisirt werden kann, wenn seine gesammelten Christengemeinden bald selbstständig und missionirend werden. Mancher Missionar fand, wenn auch unbewußt, an seiner souveränen, papalen Stellung ein Gefallen und es erschien ihm auch die bis ins Kleinste gehende Ueberwachung und Regierung der sich so schwach zeigenden eingebornen Christen als durchaus nothwendig. So gerieth er zu seinen Christen in die Stellung theils eines Bastors, theils eines Rettungshausvaters, theils eines Armenhausdirectors, theils eines Arbeitgebers. Wenn man von der Verderblichkeit dieses Systems einen gründlichen Eindruck bekommen will, so lese man die dagegen erschienenen bitterbösen Schriften und Auffäße der höher gebildeten eingebornen Christen in Calcutta. Unter dem Titel „das Barackensystem" ist eine Broschüre erschienen, welche die Missions - Baracken als Stätten der Tyrannei, der moralischen Unterdrückung, der Erziehung zur Heuchelei und das größte Hinderniß der Ausbreitung des Christenthums ganz rücksichtslos und unbarmherzig angreift. Mag man mit Recht Vieles darin für übertrieben und ungerecht gegen die Missionare erklären, es bleibt die Thatsache stehen, daß die gebildeten, unabhängigen, besten eingebornen Christen den größten Widerwillen gegen das „Barackensystem" oder, wie es von Missionaren genannt ist, das,,Compoundsystem" haben. So weit meine Kenntniß der ostindischen Missionen reicht, sind aus diesem System nirgends größere, lebenskräftige, leidlich selbständige Christengemeinden erwachsen.

Die Frage nun ob und wie weit sich die Mission um die äußere, irdische Lage und den Broderwerb der eingebornen Christen kümmern dürfe, ist auf der Conferenz viel erwogen und viel Richtiges und Halbrichtiges darüber gesagt worden.

Das erste Referat hielt Miss. Wenger von der Basler Mission über „das Verhältniß der Missionare zu den Bekehrten in ihrer äußeren Lage.“

W. sucht zuerst zu beweisen, daß es für die Missionare durchaus Pflicht sei sich der äußern Lage der Christen anzunehmen. Zunächst meint er, daß es gar nicht zu beklagen, daß die übertretenden Christen meist arme und bedürftige Personen seien, denn dies sei ebenso in der apostolischen Zeit gewesen. Darum sei diese Thatsache eher ein Gegenstand des Frohlockens. 1) Das Christenthum bringe die Getauften auf eine bedeutend

1) Die Apostel und die Christen der apostolischen Zeit waren meist nicht reich und angesehn, aber sie waren gewiß auch keine Leute, die nicht im Stande waren sich ihren Lebensunterhalt selbst zu erwerben, sonst hätten sie keine Sammlungen für die durch Hungersnoth leidenden Christen in Jerusalem veranstalten können. wir Zeichen von Pauperismus unter ihnen.

Nirgends finden 3.

höhere Stufe der Civilisation, es leite sie an mehr Kleider anzuziehen, reinere und bessere Wohnungen zu suchen, es verlange, daß die Kinder regelmäßig die Schule besuchen anstatt das Vieh zu hüten 2c. Da die Mission eine theurere Lebensweise einführe, so habe sie auch die Verpflichtung so viel als möglich ein höheres Einkommen zu verschaffen.1)

Referent schildert darauf das Elend und den Mangel, in welchen der aus der Kaste ausgestoßene und verfolgte junge Bekehrte meist gerathe. Sehr viele könnten auf die bisherige Art ihr Brod nicht verdienen, auch niederen Regierungsbeamten müsse der Missionar ihr Bleiben auf dem Posten abrathen, weil bei dem geringen Gehalt die Versuchung zur Bestechlichkeit zu groß sei. (?) Der Missionar gebe auch bei den Heiden, die sich als Kastenglieder unterstüßen, Anstoß, wenn er nicht für seiner Bekehrten Broderwerb sorge. (?)2)

Darauf versucht Referent aus der Bibel zu beweisen, daß die Sorge für die äußere Lage der Christen das Vorbild Jesu und der Apostel für sich habe. Er zeigt, wie Jesus die Kranken geheilt, die Tausende gespeist und für den Lebensunterhalt seiner Jünger gesorgt habe, daß die Apostel, besonders Paulus gegen Onesimus und Epaphras ebenso gehandelt 2c. Die Missionare der Jeßtzeit können keine Wunder thun, aber sie können den Bekehrten Anleitung zum Broderwerb geben und sie lehren das Doppelte zu verdienen 2c.3)

Es folgt nun eine sehr interessante und übersichtliche kurze Darstellung der großen industriellen Anstalten der Basler Mission, welche den Christen guten, zum Theil sehr guten Verdienst geben und sich selbst und das Gehalt der leitenden europäischen Brüder bezahlen. Wer aus Erfahrung weiß, wie schwer solche Dinge einzurichten und zu unterhalten sind, der bekommt vor diesen, nur durch die größte Treue, Umsicht und Selbstverleugnung möglich gemachten Leistungen der betreffenden Missionare die größte Hochachtung. Ganz etwas Anderes aber ist es, ob man solche industrielle Missions-Etablissements, besonders solche, die über die Hälfte der betreffenden Christengemeinde in sich aufnehmen, für wünschenswerth halten soll.*)

1) Die Prämisse nicht minder bedenklich wie die Conclusionen. Die Mission halte ja Maß in der Einführung einer theureren Lebensweise. D. H.

2) W. bemerkt aber, daß nicht alle Baseler Missionare dieser Anschauung seien. 3.

3) Eine durchaus unzutreffende Berufung auf die Handlungsweise Jesu und seiner Apostel. D. H. 4) Vielleicht mag in manchen uncultivirten Ländern für die Mission selbst die Anlage solcher Etablissements eine Nothwendigkeit sein, in Indien ist das aber wohl nirgends

der Fall.

J.

Ebenso ist der Ankauf von großen Landflächen und die Anlegung von großen Missionsdörfern, über die in mehreren Referaten berichtet wird, mindestens ein sehr bedenklicher Schritt, wenn auch in einzelnen Fällen sich fein anderer Ausweg der Hülfe zeigen mag.

Wenn man sich nun die Frage vorlegt, ob man die Neubekehrten äußerlich unterstüßen soll oder nicht, so läßt sich darauf nicht so leicht eine für alle Fälle passende Antwort geben. Jedenfalls aber hat bisher die Erfahrung bewiesen, daß solche Unterstüßungen sehr gefährlich sind und oft für Leib und Seele viel mehr geschadet als genüßt haben. Am allerbedenklichsten erscheint solche Unterstüßung, welche entweder in Geschenken besteht oder die Missionsgesellschaft bleibend zum Brodherrn der eingebornen Christen macht. Es wurde oft in der Discussion so angesehen, als stehe der Missionar persönlich vor der Gewissensfrage, ob er mit äußern Mitteln helfen und äußere Anstalten zur Unterstüßung gründen soll oder nicht. Aber der Missionar persönlich kann dies gar nicht und darf es nicht, er persönlich kann nur von seinem knappen Gehalt verschenken. Es ist die heimathliche Missionsgesellschaft, welche vor diese wichtige Entscheidung gestellt wird, ob sie Missionsgeld und Missionskräfte zu diesem Zwecke verwenden soll oder nicht. Die Weissionsgesellschaften aber werden es in ernstliche Erwägung ziehen müssen, ob sie einen Theil der Missionsbeiträge auf solche Anstalten verwenden und dadurch ihren eigentlichen Missionswirkungskreis beschränken dürfen.

Was aber das Schlimmste bei diesen Einrichtungen ist: so lange ein größerer Theil der eingebornen Christen zu den Missionsgesellschaften in der Stellung von Lohnarbeitern steht, ist an ein Selbstständig werden und Sichselbstunterhalten dieser Gemeinden kein Gedanke und da muß bald der Mission Kraft und Geld fehlen weitere Tausende und Zehntausende und Hunderttausende zu christlichen Gemeinden zu sammeln. Noch schlimmer aber gestaltet sich, so weit meine Erfahrung und Erkundigung reicht, die Sache dadurch, daß dies Lohnverhältniß zwischen Mission und eingebornen Christen bald Mißhelligkeiten und bittere Gefühle gegen die Missionare, von denen sich die Christen zu wenig unterstüßt und lieblos und herrschsüchtig behandelt glauben, hervorbringt. Besonders den Gebildeten unter den Eingebornen wird diese abhängige, unfreie Stellung ihrer Glaubensbrüder bald ein Dorn im Auge. Der eine der Referenten, der eingeborne Prediger Chatterjee, tritt zwar mit größter Entschiedenheit für die Nothwendigkeit der materiellen Unterstützung der Neubekehrten auf, aber unbeabsichtigt zeigte er nachher die Berderblichkeit dieser Unterstüßungen dadurch, daß er constatirte, sie

hätten auf Missionare und eingeborne Christen und ihr gegenseitiges Verhältniß sehr verderblich gewirkt. Er sagte: „diese Abhängigkeit der Christen von den Missionaren in irdischen Dingen hat einen bedeutenden Theil der Zeit und Kraft des Missionars absorbirt, die sonst im Predigen und Lehren besser angewendet werden können. Beständig in den irdischen Dingen unterstüßt, haben viele unserer Brüder nicht gelernt sich selbst zu helfen und sehen es als die Pflicht des Missionars an ihnen immer und in allen Dingen Hülfe zu leisten. Einige sind auch, ich sage es mit Bedauern, so weit gegangen, daß sie die Missionskasse als eine Art von Armenkasse ansahen, aus der sie möglichst viel zu nehmen hätten. Das ist gewiß kein gesunder Zustand. Diese irdischen Beziehungen der Missionare zu den Christen in der gegenwärtigen Gestalt haben zum großen Theil das Wachsthum eines männlichen und unabhängigen Christenthums verhindert. Da ist nicht die Lebenskraft, das Selbstvertrauen, die inwohnende Frische in den indischen Gemeinden, die alle ihre Freunde so sehr ersehnen. Und was mag der Grund davon sein? Mag es nicht theilweise daher kommen, daß die Missionare sie zu sehr unter Vormundschaft gehalten und zu einem freien, ungehinderten Wachsthum ihnen keine Möglichkeit gegeben haben? Aber das schlimmste Resultat ist noch nicht erwähnt. Es ist dieses Verhältniß der Grund von sehr viel Mißhelligkeit und bösen Gefühlen zwischen Missionaren und eingebornen Christen geworden. Troß ihrer großen Sorge für die zeitliche Wohlfahrt der Bekehrten, ist es den Missionaren nicht gelungen den Bekehrten zu gefallen und umgekehrt ist es den Bekehrten mißlungen, die Erwartungen der Missionare zu befriedigen.

Im Ganzen genommen ist nicht die Eintracht und die Einigkeit der Gefühle und Gedanken zwischen Missionaren und Bekehrten vorhanden, welche man als die natürliche Frucht ihrer nahen und intimen Beziehungen erwarten sollte. Dies ist eine höchst betrübende Sache, aber nichtsdestoweniger ist sie wahr und wird von jedem, der mit der innern Lage der Mission bekannt ist, zugestanden. Nach meiner Meinung ist dieser traurige Zustand hauptsächlich das Resultat dieser irdischen Beziehungen der Bekehrten zu den Missionen. Ich glaube, ich kann es hier sagen, ohne daß ich Widerspruch zu befürchten habe, daß in neun Fällen von zehn der Mißmuth und die Mißhelligkeit auf diese unglückliche Quelle zurückgeführt werden kann. Ich habe 50 Fälle persönlich beobachtet und fand, daß sie fast alle dieser Ursache zugeschrieben werden mußten. Frage einen eingebornen Christen, warum er mit dem Missionar unzufrieden ist, er wird fast immer sagen, daß der Missionar unfreundlich gegen ihn ist und gleich

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