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velo abgehaltenen großen Missionsconferenz. Er erhielt von oben her den Bescheid, er möge noch warten bis nach der Conferenz; „die Station laufe ja nicht davon." Hernach war aber die Station doch davongelaufen. Das tommt vom Zögern. Bei Zoutpansberg war seit 1868 eine offene Thür. Jedoch von daheim lautete die fast allen Berliner Missionaren in Transvaal schmerzliche Ordre: Es soll jezt keine Station angelegt werden, da fein Geld dazu vorhanden ist. Aber das Missionswerk ist doch ein Glaubenswerk." Gerade das freudige Glaubenswagen nacht auch die Freunde freudig zum Geben. Wie viele Seelen hätten möglicherweise schon gewonnen sein können, wenn 1868 bei Zoutpansberg eingesetzt worden wäre, statt daß dies erst leider vier Jahre später geschah. — Es freut mich, daß der Vortrag des Sup. Merensky auf der vorjährigen Generalconferenz der Berliner Gesellschaft der Praxis, Alles zu besetzen, was als eine offene Thür sich vor uns aufthut", so entschieden das Wort redet.*)

In den ersten Jahren der Berliner Mission in Transvaal wurde in der Regel eine Station mit zwei Missionaren besetzt. Der zweite, jüngere war Gehilfe des Stationsvorstehers, was für ihn eine sehr praktische Schulung war, bis an ihn die Reihe kam, eine selbständige Station zu gründen. Von dieser Praxis ist später mehr abgegangen worden, weil bei der wachsenden Anzahl neuer Stationen die Missionare mehr einzeln vertheilt werden mußten. Es ist aber jedenfalls wichtig, das als Princip im Auge zu behalten, daß so viel als möglich die Missionare je Zwei und Zwei zusammenstehen. Es brauchen ja nicht immer zwei Diener am Wort zu sein, es kann der zweite Bruder auch ein Colonist sein. Es ist einmal nicht gut, daß der Mensch allein sei." Das hat der HErr Jesus sehr wohl gewußt, wenn auch Er Seine Jünger immer zu je Zween und Zween aussandte. Ein verheiratheter Missionar steht als solcher schon selbander da, so daß bei ihm an und für sich, abgesehen von der etwaigen Arbeitslast auf der Station, das Bedürfniß nach einem ihm noch beigegebenen Bruder vielleicht nicht so dringend ist, ja sich etwa nicht einmal geltend macht; aber noch ledige Missionare sollten, wenn irgend möglich, nicht einzeln stationirt werden. Ich spreche dies aus als Einer, der sich sowohl im Alleinstehen, als im Zusammenarbeiten praktisch versucht hat. Einigen, wenn auch nicht genügenden Ersatz für das Alleinstehen kann es etwa ge= währen, wenn die Stationen der betreffenden Missionare nahe bei einander liegen, so daß man öfteren Verkehr mit einander haben kann. Das Zu

*) Vgl. Berl. Miss.-Ber. 1874 p. 317 u. 318.

sammenleben hat für den innern Menschen und damit für die Berufstüchtigkeit unschäßbaren Werth durch den gegenseitigen erziehenden Einfluß und durch das gegenseitige Stüßen, Bewahren und Helfen.

Ich erwähnte der Colonisten, und daher will ich denn hier gleich die Colonistenfrage mit einigen Bemerkungen berühren. In den Fünfziger Jahren sandte die Berliner Miss. Ges. drei Missionscolonisten aus. Unter Wallmann wurden von 1858 bis 1863 acht Colonistenbrüder ausgesandt, seitdem aber nur zwei und zwar nachdem eine jahrelange Pause stattgefunden. In diesen äußeren Daten spiegelt sich die innere Entwicklung der Colonistenangelegenheit wieder. Die Aussendung von Colonistenbrüdern war als ein Bedürfniß erkannt worden, welches besonders Insp. Wallmann energisch zu befriedigen suchte. Durch verschiedene üble Erfahrungen kam aber die Sache später in's Stocken, bis sie neuerdings wieder in einige Aufnahme gekommen ist, indem, als der erste Eindruck jener üblen Erfah rungen mehr in den Hintergrund trat, die guten Seiten an der Sache sich wieder mehr geltend machten. Die Berliner Mission ist hierin besser daran gewesen, als die Hermannsburger. Denn bei dieser begann die Aussendung von Colonisten in extremer Weise und endete in Folge übler Erfahrungen im entgegengeseßten Extreme. Man schüttete so das Kind mit dem Bade aus. Das hat die Berliner Mission mit ihrem gemäßigteren Verfahren vermieden. Und es gilt in Wahrheit auch von der Colonistensache: „Verdirb es nicht, es ist ein Segen darin!" Die Schwierigkeiten, welche die Colonistensache gemacht, lagen zum sehr großen Theile in der Stellung der Betreffenden, die wirklich keine angenehme war. Sie be fanden sich in doppelter Abhängigkeit, die sie um so mehr fühlten, als sie früher schon weit größere Selbständigkeit im Leben genossen. Sodann hatten sie, obgleich zunächst einer bestimmten Station zugewiesen, keinen festen Wohn- und Arbeitssig, sondern wurden bald hierhin, bald dorthin zur Hilfe gesandt, was einem verheiratheten Manne besonders schwer werden mußte. Dazu kam, daß, während bei den unverheiratheten Brüdern kein Gehaltsunterschied stattfand, troß gleicher Bedürfnisse das Gehalt der verheiratheten Colonistenbrüder erheblich geringer war als das der an Kirche und Schule arbeitenden Missionare, deren Gehalt ja auch nur eben zureichend war.

Wie mit Verbesserung der Stellung es sogleich auch mit den Leuten besser geht, das kann man auf der Station Votschavelo mit Augen sehen. Ich wiederhole demnach hier, was ich in meinem Vortrage auf der Generalconferenz der Berl.Miss.-Gef. 1873 sagte, daß näm

lich den Colonistenbrüdern 1) möglichste Selbständigkeit, 2) fester Wohnund Arbeitssitz auf einer bestimmten Station*) und 3) größere Gleichstellung mit anderen Missionaren im Gehalte zu gewähren sei. Es gereicht mir zur freudigen Genugthuung, daß in Betreff auch des dritten dieser Punkte jezt ein Anfang zur Verbesserung gemacht worden ist.

Die mit so manchen Colonisten gemachten üblen Erfahrungen haben zu dem Gedanken geführt, für äußere Stationsarbeiten selbständige, nicht von der Missionsgesellschaft ausgesendete Leute zu gewinnen, die auf contractlich vereinbarte Weise angestellt würden. Dieser Gedanke hat besonders auf der Station Votschavelo seine Ausführung gefunden. Es wurde dort ein Kaufmann angestellt, der für die Hälfte des Reinertrags das Ladengeschäft führte. Ein Müller wurde mit Gehalt und Zusicherung von Tantièmen angestellt. Sonstige Handwerker und Arbeiter wurden theils gegen einen gewissen Lohnsatz, theils auf andere Weise engagirt. Man muß gestehen, es hat sich ja gezeigt, daß sich diese Praxis durchführen läßt. Ich bin aber, nachdem ich beide Systeme aus eigener jahrelanger Anschauung und Erfahrung zur Genüge kennen gelernt, der festen Ueberzeugung, daß das ältere Colonisteninstitut segensreicher wirken kann als dieses neue, wenn nur die oben angegebenen drei Punkte gehörig berücksichtigt werden. Bei Befolgung des neueren Systemes hat sich ein ungleich öfterer Personenwechsel herausgestellt als bei dem älteren; auch hat dieses den Vorzug in Hinsicht der Disciplin. Was das neuere System geradezu bedenklich erscheinen ließ, war der Umstand, daß in Ermangelung Anderer mehrfach Leute angestellt wurden, deren Wohnen auf der betr. Station dieser in sittlicher Hinsicht nichts weniger als förderlich sein konnte. Und ich meine: Lieber mit weniger materiellem Nußen und geringerem äußeren Glanze einer Station zufrieden sein, als, wenn auch indirect, Veranlassung geben zu sittlicher Gefährdung derselben!

Die Erlaubniß zur Anlegung einer Station wurde von Sotho-Häuptlingen noch nie aus Verlangen nach Gottes Wort gegeben, sondern aus rein irdischen Interessen politischer, mercantiler, auch industrieller Art. Daher, sobald man sah, daß der Missionar die über ihn gehegten fleischlichen Erwartungen nicht erfüllte, und sonderlich wenn obendrein christliche Gemeindlein sich zu bilden anfingen, so war die Freundschaft zu Ende.

*) Daß es auf solcher an Arbeit fehlen würde, braucht man nicht zu besorgen. Je mehr eine Station aufblüht, desto mehr Arbeit gibt es auf derselben.

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In Sekhukhune's Gebiet kam es dabei zur Christenverfolgung und Vertreibung der Missionare. Von den Sotho-Häuptlingen gilt, was der HErr von den Reichen sagt, daß cher ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, als daß Einer von ihnen in's Reich Gottes kommt. Der Grund davon ist, daß die Despotie der Häuptlinge sich stüßt auf ihr Heidenthum, so daß sie sich einbilden, es sei mit ihnen aus, sobald das Heidenthum fiele. Und allerdings, die bisherige heidnische Despotie würde fallen. Aber da mit ist noch nicht gesagt, daß es mit der Häuptlingschaft aus wäre; und ich kann dem nicht beistimmen, was anderwärts behauptet worden ist, nämlich, ein Sotho-Häuptling hätte nur die Wahl abzudanken und Christ zu werden oder zu herrschen als Heide." Denn an sich beruht, wie ich im ersten Artikel erwähnte, die Häuptlingschaft auf Geburt*), so daß ein Ausspruch wie: Seine (des Häuptlings) Macht ist das Heidenthum selbst" mindestens paradox zu nennen ist. Schon mehr als ein Häuptling hat sich taufen lassen, ohne seine Häuptlingschaft damit zu verlieren. Die Stellung, welche die Häuptlinge durchgängig zum Christenthum einnehmen, erweckt sehr natürlich den menschlichen Wunsch nach deren Beseitigung, so daß man Alles willkommen heißt, was dazu dienen kann, die Macht der Häuptlinge zu brechen und zu schwächen. Ich theile diesen Wunsch nicht, tro eigener und Anderer mit Häuptlingen gemachten schweren Erfahrungen; ich wünsche bloß, daß die Häuptlinge Christen werden. Bedient sich der HErr der Weißen, um ihre Macht zu brechen, gut; aber wünschen kann ich das nicht, es wäre denn, daß die Weißen wirkliche Christen wären, die das Christenthum zur Herrschaft brächten. Der böse Einfluß der Weißen auf Eingeborne ist ja zur Genüge bekannt; und so sehe ich auch die Entdeckung von Diamant- und Goldfeldern mit ganz anderen Augen an, als der oben zuerst erwähnte Vortrag (a. a. D. p. 316). es thut. Christen strömen an den Minen nicht zusammen, und den sittlich-nachtheiligen Einfluß der Existenz des Diamantfeldes auf unsre eingeborenen Sotho - Christen habe ich selbst mit eigenen Augen und mit Schmerz beobachtet. Ich wäre geneigt gewesen, den Stationsleuten von den Instituten das Gehen nach dem Diamantfelde zu verwehren; wenigstens den jungen Leuten unter 20 bis 25 Jahren sollte es verwehrt wer den. Die Macht dazu hat der Institutsvorsteher factisch in Händen und damit die Pflicht. Auf die Macht der Weißen, auf Entdeckung von Gold- und Diamantfeldern seine Hoffnung gegenüber den Häuptlingen seßen

*) Vgl. Wangemann, Gesch. d. Berl. Miss. I. p. 82.

heißt Fleisch für seinen Arm halten. „Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Auf den HErrn allein gilt es seine Hoffnungen seßen. So unheilvoll wie Kirchenpolitik ist auch Missionspolitik.

Die Stationen der Berl. Miss.-Ges. in Transvaal gehören drei verschiedenen Klassen an, für die etwa die Bezeichnungen Volks mission, Dorfmission) und Instituts mission dienen können. — Es ist sehr natürlich, wenn Missionare, die nach schweren Erfahrungen in der Volksmission aufblühende Institute gegründet und an diesen ihres Herzens Freude und Stolz haben, für die Institutsmission sehr eingenommen sind. Ich kann die Voreingenommenheit für die Institutsmission nicht theilen. Mir steht obenan als die bedeutendste und wichtigste die Volksmission; in zweiter Reihe steht mir die Dorfmission und in dritter erst die Instituts mission. Die Bedeutung irgend einer dieser drei Arten von Mission darf man ja nicht nach den augenblicklichen in die Augen fallenden Erfolgen bemessen. Dann würde allerdings die Volksmission grade jezt bedeutend in Schatten treten zu Gunsten besonders der Institutsmission. Ich habe jahrelang sowol in der Volksmission gearbeitet als auch in der Institutsmission; in der ersteren habe ich sehr schwere Erfahrungen durchgemacht, in der letzteren arbeitete es sich weit angenehmer; und doch muß ich jener der Bedeutung und Wichtigkeit nach den Vorzug geben. Denn die Volksmission entspricht dem Befehle des HErrn: „Gehet hin und lehret alle Völker" weit mehr als die Institutsmission. Bei ersterer ist das Evangelium und sind die Gläubigen als Sauerteig mitten unter dem Volke, bei letterer außerhalb desselben. Zu Gunsten dieser wird gesagt: „Die christliche Zucht kommt ihrer (der Christen) Schwachheit zu Hilfe." Als ob es in der Volksmission keine christliche Zucht gäbe! Weiter wird gesagt: „Fehlern der Getauften, die man, wenn sie im Heidenlande inmitten ihrer alten Familie wohnen, kaum bemerkt, denen man dort gar nicht (?) entgegen treten kann, wie z. B. der Faulheit, fann man hier (auf dem Institut) entgegenwirken." Dagegen läßt sich wieder sagen, daß auf Instituten manche Fehler der Getauften Einem nicht so frappant entgegen treten, als wenn sie unter ihrem Volke leben; je nach anderen Verhältnissen kehren sich eben auch andere Seiten der Sünde mehr heraus und

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*) Weil die Weißen, welche die Transvaal-Republik und den Oranje-Freistaat gegründet, boers, d. h. Bauern sind, so werden alle Ortschaften des Landes, auch die Hauptorte wie Vetoria und Potchefstrom, dorps, d. h. Dörfer genannt. Auch die Hauptstadt von Natal, Pietermaritzburg, ist diesen boers ein dorp, weil sie ursprünglich ein solches war.

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