ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

auch nicht, und die „Schuhe“ gehören gar nicht zu seiner Nothdurft; es ist auch gar nicht einmal gut, das Volk durch die für Deutschland berechnete Erklärung auf die Idee zu bringen, Schuhe gehörten für sie zur täglichen Leibesnothdurft. Also lieber die Erklärungen weglassen und nur den Text geben (der für alle Nationen auf Erden paßt), ehe man einem Volke etwas für dasselbe Ungereimtes bietet! Für die lutherische Kirche ist damit nichts verloren; denn die Erklärungen der Missionare im Unterrichte werden doch lutherisch sein und bleiben.

Mit dieser Erörterung über den lutherischen Katechismus habe ich die kirchliche Stellung der Mission berührt. Ich knüpfe daher in Bezug auf diese Lettere hier noch einige Bemerkungen an. Die Berliner Mission ist eine ev. lutherische, indem ihre Missionare auf die Bekenntnisse Kirche, namentlich die Augsburgische Confession und den Katechismus, verpflichtet werden. Dies muß natürlich dem Werke draußen seine bestimmte Färbung geben. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß deßhalb auch alle kirchlichen Formen und Einrichtungen, welche die lutherische Kirche in Deutschland hat, mit Haut und Haar nach Afrika hinübergepflanzt werden müßten. Und nach dieser Seite scheint mir mitunter des Guten zu viel zu geschehen, wie schon im Betreff des Katechismus dargelegt wurde. Jedes Land, jedes Volk hat seine Eigenart; was sich in Deutschland unter gegebenen Verhältnissen naturgemäß entwickelt hat, paßt damit noch nicht für Afrika. So paßt z. B. auch unsre deutsche kirchliche Liturgie nicht, wenigstens jezt noch nicht, für die Art der Sotho, und mit ihrer Einführung ist jedenfalls zu rasch vorgegangen worden. Es fehlt dazu an der nöthigen Bildung der Sotho im Gesange, welcher bis jetzt noch so greulich ist, daß ein musikalisches Ohr ihn am liebsten gar nicht hört. Und wie nimmt es sich aus, wenn der Missionar am Altar selber die Responsorien anstimmt, weil die Eingeborenen dies noch nicht vermögen? Besonders wenn er gar das,,Und mit deinem Geiste!“ selbst singt? (Ich führe Thatsachen an.) Was für die Sotho durchaus passend ist, das ist Pflege der Psalmodie. Im Allgemeinen möchte ich überhaupt den Grundsaß aufstellen: Laß afrikanische Kirche in afrikanischer Art sich entwickeln!

Die Erwähnung der kirchlichen Ordnungen und Einrichtungen erinnert mich an die Einrichtung und Ordnung der Verfassung, welche die Berliner Mission in Transvaal hat. Ich beschränke mich jedoch dieses Orts nur auf die Gemeinde-Verfassung.

Es wird darauf Bedacht genommen, daß dem geistlichen Amte die

gefördertsten Gemeindeglieder, vom Missionar dazu bestellt, in der Seelsorge helfend zur Seite stehen. Ihr Name ist Vadischi, d. h. Aufseher, Hirten, während der stehende Name der Missionare Varuti, d. h. Lehrer, ist (vom holl. leeraar). Auf Votschavélo ist das Institut der Vadischi am ausgebildetsten, weil dort das Gemeindeleben schon am entwickeltsten ist. Missionar Nachtigal auf Lijdenburg hat auch weibliche Vadischi, eine nachahmenswerthe Einrichtung. Die Vadischi zu Votschavelo helfen u. a. die Katechumenen zur Taufe vorbereiten, indem sie mit ihnen Repetitionen des im Taufunterricht vom Missionar Durchgenommenen anstellen; sie halten auch Gebetversammlungen in ihren Bezirken.

Es liegt hier nahe, einen Blick auf das innere Leben unserer eingeborenen Christen zu werfen. Im Großen und Ganzen stellt sich das Bild des christlichen Gemeindelebens bei unseren Sotho nicht ungünstig. Den Hauptfactor hierbei bildet die christliche Zucht, die wir leider in Deutschland entbehren. Ich führe einiges an, was zur Charakteristik des sittlichen Standpunktes der Gemeinden dient. Kirchenbesuch ist natürlich sehr regelmäßig, die Theilnahme am Abendmahl fleißig. Es ist ein erhebender Anblick, wenn man die Kirche voll Schwarzer sieht, Kopf an Kopf gedrängt; oder wenn man jedesmal Hunderte sich zum Tische des Herrn herzudrängen sieht. Den Wandel der Gemeinde betreffend, so fand in den zwei Jahren, die ich zu Votschavelo zubrachte, kein Ausschluß wegen Unkeuschheitssünden statt. Wie oft würden wohl hier in der Heimath jährlich in einer Gemeinde von 1300 Seelen dergleichen Ausschließungen stattfinden müssen, wenn eine Kirchenzucht existirte!! Kleine Diebstähle tamen nur bei einzelnen zweifelhaften Subjecten vor, und noch dazu selten, bei Abendmahlsmitgliedern so gut wie nie. Und was die Wahrhaftigkeit betrifft, so konnte man der Aussage eines eingebornen Christen viel eher trauen, als der eines Weißen. Daher ich unsern Christen auf's Wort glaubte, hinter die Aussagen von boers aber immer geneigt war ein Fragezeichen zu sehen. Durch diesen günstigen allgemeinen Zustand darf man sich aber ja nicht etwa zu dem Schluß verleiten lassen, daß unsre eingebornen Christen auch im Einzelnen die Christen in Deutschland überträfen. Zunächst ist das gewiß, daß ohne die christliche Zucht es in unsern eingebornen Christengemeinden schlimmer aussehen würde, sowie es anderntheils in Deutschland bei Handhabung der Zucht unvergleichlich besser in den Gemeinden stände. Sodann sind auch die gefördertsten unsrer eingeborenen Christen immer noch Kinder im geistlichen Leben gegenüber geförderten deutschen Christen. In der Herzensfreude, die schon

der Anblick eines aufrichtigen, auch im Bekenntnißleiden bereits erprobten eingeborenen Bekehrten wie etwa Martin Sevuschane gewährt, vergift man leicht der Nüchternheit und geräth in einen Enthusiasmus hinein, der zur Ueberschätzung dessen, was man vor sich hat, verleitet. Dazu kommt, daß bei erstmaliger Begegnung immer die guten Seiten hervortreten; die nicht guten offenbaren sich erst in längerem Verkehre. Bei aller denkbaren Anerkennung dessen, was der Herr Großes an unsern eingeborenen Christen gethan, muß man sich doch ja hüten, mehr aus ihnen zu machen, als sie wirklich sind.

Zum Schluß werfe ich noch einen Blick auf die Methode der missionarischen Thätigkeit der Berliner Missionare in Transvaal. - Wo die Missionsarbeit im Anfange und noch keine Kirche vorhanden ist, da wird regelmäßig auf dem Wohnplage des Volkes gepredigt, entweder auf dem Kchoro, wo der Häuptling mit seinen Räthen sigt, oder an einer andern öffentlichen Stelle. Nach meiner und auch wohl Anderer Erfahrung möchte im Ganzen das Predigen im Kchoro des Häuptlings weniger zu empfehlen sein, als anderwärts; denn dort kominen besonders die Weiber nicht hin. Im Uebrigen muß man es dem Volke möglichst bequem machen, so daß sie ihr Nichtkommen nicht etwa mit weitem Wege entschuldigen können. „Nöthiget sie hereinzukommen!" Das „missionarische Reisen" angehend, so kann sich dasselbe bei den Verhältnissen in Transvaal nur auf regelmäßige Predigtbesuche bei den einer Station benachbarten Stämmen erstrecken, so daß man die näher liegenden etwa wöchentlich, die entfernteren monatlich besucht. Im Ganzen muß dort der Missionar einen festen Sit haben, von dem aus das Evangelium allmälig weiter dringt. Soll in Südafrika das Evangelium schnell verbreitet werden, so muß die genügende Anzahl Missionare hinaus, um jede sich öffnende Stelle sogleich zu besetzen. Nationalgehilfen sind zwar sehr erwünscht; aber man darf die Anstellung solcher ja nicht überstürzen; das ist auch in der Berliner Mission nicht geschehen. Welche Vorsicht nöthig ist, hat schon der erste angestellte Katechet gezeigt, der schon rechte Noth gemacht, zum Glück jedoch wieder zurechtgekommen zu sein scheint. Ein kleiner Anfang zur Heranbildung von der Schule entwachsenen Jünglingen zu Nationalgehülfen wurde von mir auf Votschavelo gemacht, wo ich drei solcher Schüler hatte. Zur selben Zeit hatte auch Missionar Knothe zu Wallmannsthal einen solchen Schüler, nachdem ihm bereits die Freude und die Ehre geworden, den ersten (eben erwähnten) examinirten Katecheten herangebildet zu haben. Bei meiner Rückkehr nach Deutschland brachte ich mit Genehmigung der Gesellschaft einen meiner

Schüler mit, damit er versuchsweise hier ausgebildet würde. Der Versuch mißlang; der Betreffende wurde krank. Es ist auch besser, in Afrika selbst die genügenden Veranstaltungen zur Ausbildung von Nationalgehülfen zu treffen.

Ab und zu werden in Transvaal bewährte Eingeborene, die dazu willig sind, als „Evangelisten" auf eine Zeit lang ausgesandt zu solchen Stämmen, wo noch keine Missionare wohnen. Augenscheinliche Erfolge kann man zunächst von solcher Missionsthätigkeit nicht erwarten; als schwache Vorarbeit hat sie aber immer ihren Werth. Fünf solcher „Evangelisten" machten einmal von Votschavélo aus eine längere Reise zu den Stämmen in Mankopane's Land und bis nach Blauberg. Ich glaube, ihre Sendung würde mehr genügt haben, wenn sie sich nicht als Gesandtschaft des Missionars von Votschavélo, der als Häuptling gilt und dem die eingeborenen Häuptlinge feind find, gerirt, sondern mehr als PrivatLeute aufgetreten wären. Der politische Beigeschmack hat der Sache nur geschadet.

[ocr errors]

Die Verkündigung des Evangeliums seitens der Missionare geschah nur im Anfang holländisch durch Dolmetscher; sobald als möglich hörte das Dolmetschen auf. Der Anfang im Freipredigen im Sotho war freilich mehr ein Radebrechen. Ich hatte mir die ersten Sotho-Predigten, die ich zunächst vorlas, weil das Memoriren allzu schwer war, aufgehoben für später. Als sie denn endlich einmal verbrannt werden sollten, und ich nachsah, wie ich denn im Anfang gepredigt habe, da mußte ich über mich selbst lachen wegen der Bocksprünge, die ich im Sotho gemacht, mußte mich aber auch verwundern und Gott dafür danken, daß die Leute trotzdem so viel davon profitirt, als sie profitirt hatten.

Es ist zum Theil empfohlen und auch versucht worden, die Verkündigung des Wortes in katechetischer Form zu betreiben. Vor Versammlungen von Heiden ist jedenfalls eine kurze, knappe Predigtform das Angemessenste; die katechetische Form paßt in den Einzelverkehr. Und in Gemeindegottesdiensten muß die Predigt ebenfalls gepflegt werden. Es gehört jedes an seinen Ort: die Katechese etwa in Nebengottesdienste, Bibelstunden, Katechumenenstunden u. dgl.; aber neben dieser mehr gemüthlichen Form darf auch die feierliche der Predigt nicht fehlen. Man muß nicht etwa denken, unsre Eingeborenen hätten nicht das Zeug, einer Predigt zuzuhören. Sie sind gewohnt, oft längerem Redefluß zu lauschen. Und wenn man, wie gesagt, hübsch kurz und knapp sich hält, dabei recht einfach, nicht über die Köpfe hinweg predigt, möglichst drastisch, ich möchte sagen so recht handgreiflich, daß man die Leute anpackt: dann horchen diese

-

-

auf und haben was davon. Auf Votschavélo habe ich die Christen oft mit gespannter Aufmerksamkeit 1⁄2 bis 4 Stunden lang, mitunter noch länger, der Predigt lauschen gesehen. Man muß nur nicht Predigten halten, die bloß an dem Text Veranlassung nehmen zur Aufstellung eines Thema's, dasselbe aber nach eigener logischer Gedankenoperation ausführen, ohne den Text auszulegen; man kann da oft sehr schöne Gedanken bringen; aber es kommt, wie mich bedünkt, dabei mehr der Prediger als das Wort Gottes zu seinem Rechte; nein, man muß, auch wenn man eine disponirte Predigt hat- und Disposition muß ja drin sein —, dieselbe ganz und gar aus dem Texte in einfacher Auslegung und Anwendung desselben geboren werden lassen. Was den Predigtstoff betrifft, so sind für die Heiden die biblischen Geschichten das Beste. Christengemeinden vertragen schon mehr; in Votschavélo konnte man auch über die Episteln predigen. Ich füge diesen Bemerkungen noch hinzu, daß es jedenfalls von Bedeutung ist, daß auch der Herr vor größeren Mengen stets predigte. Katechisation fand bei Ihm im engeren Kreise und im Einzelgespräch statt.

[ocr errors]
[ocr errors]

Das Getroffensein vom Wort äußert sich bei den heidnischen Sotho oft durch Lachen, welches man daher nicht immer als Spott und Hohn ansehen darf. Meldungen zum Katechumenat erfolgten gewöhnlich mit der Erklärung: 3ch will jezt lernen." Hinter diesem Worte steckte mehr, als es scheinen möchte. Es verhält sich damit ähnlich wie mit dem Worte,glauben“, das ja auf christlichem Gebiete einen ungleich tieferen Sinn bekommen hat, als ihm gewöhnlich eignet. Weil der Missionar „Lehrer“ (morúti) genannt wird, so heißt die Missionsthätigkeit „lehren“ (rúta), und ein Object dieser Thätigkeit sein heißt „lernen“ (rútoa). Allerdings verbindet sich mit dem Begriffe „lernen" auch die Meinung, daß dazu besonders der Leseunterricht gehört;*) aber derselbe hat hauptsächlich sein Absehen auf Gewinnung der Fähigkeit, Gottes Wort lesen zu können; so daß Viele sich mit dem Lesenlernen begnügen und nach Schreibunterricht kein Verlangen äußern. Wenn man sich nicht dem albernen Gewäsche vom Christenthume als Verdummungsreligion aussetzen wollte, möchte man auf Grund verschiedener Erfahrungen von Schaden und Verdruß, den das Schreibenkönnen unter den Sotho schon angerichtet, versucht sein zu sagen: Es wäre besser, die Sotho lernten nicht schreiben. Das

*) Ursach zu dieser Meinung ist zunächst die englische (nur die englische?) Praxis, gleich mit der Schulmeisterei anzufangen.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »