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dreas Blumenhagen, Warendorf, von Brömse und Balemann.') Auch weiß man nicht, ob alle diese Männer wirklich als Missionare in Arbeit getreten sind; vielmehr scheint, daß außer Heyling nur von Dorne und Blumenhagen einen solchen Schritt gethan, welcher gewiß ein außerordentlicher war in jener Zeit, wo der Missionsgedanke in unserer Kirche sich kaum irgendwo regte.

Der v. Dorne ging im Jahre 1632 über die Insel Malta nach Constantinopel, und durch Klein-Asien nach Syrien und Jerusalem und später von hier nach Aegypten. Von manchen Briefen, die er aus dem Orient gerichtet hatte an seine „geliebten Brüder“, ist nur einer und auch dieser nicht vollständig erhalten, nämlich aus Aleppo, beginnend mit den Worten des 47. Psalms: "Höre Tochter, schaue darauf und neige deine Ohren: vergiß deines Volks und deines Vaters Haus, so wird der Herr Lust an deiner Schöne haben." Von seiner evangelischen Thätigkeit in diesen Ländern ist aber keine Nachricht auf uns gekommen. Vielmehr scheint es nach diesem seinem Briefe und dem Inhalt seiner vielen hier eingeflochtenen Gebete, daß seine damalige isolirte Lage das noch nicht recht befestigte Herz des Mannes in große Bekümmerniß verseßt hat, und daß er schon darum zu keiner lebendigen zusammenhängenden Wirksamkeit gekommen ist.2) Daher ist er, wie wir unten sehen werden, im Jahre 1634 von Aegypten wieder nach Europa zurückgekommen. Er ging aber nicht auf eine deutsche Universität, sondern nach Padua. Dort ward er denn akademische Aemter wurden nach damaliger Verfassung von den Studenten selbst besetzt - Consiliarius germanicae nationis juristarum, bald darauf Prorector universitatis. Auch war er 1635 Präses einer Deputation an den Rath von Venedig, die den deutschen Studenten von Badua eine Vermehrung ihrer schon bedeutenden Privilegien, unter anderen den zu promovirenden die Befreiung von dem juramento ecclesiae, auswirkte. Nach der Rückkehr in sein Vaterland trat er in Chur-Brandenburgische Dienste, und starb endlich als Stadthauptmann der damals Lübeckischen Stadt Möllen.

Andreas Blumenhagen hatte sich, wie es scheint, die Türkey zum Schauplatz seiner Wirksamkeit ausersehen und schiffte ebenfalls über Malta nach Constantinopel. Aus dem erwähnten Briefe des v. Dorne ersieht man jedoch, daß Blumenhagen dort sehr bald eines gewaltsamen Todes gestorben ist.3)

1) Michaelis, S. 9.

1) Daselbst S. 105-117. 119.

) Daselbst S. 112-116; 121–123.

Unsern Heyling aber trieb es, nach Abyssinien zu ziehen.

Bekanntlich ist unter der arabisch-semitischen Völkerschaft dieses Alpenlandes schon im 4. Jahrhundert die christliche Kirche gegründet worden, und zwar durch einen jungen römischen Christen Frumentius, welcher, als Gefangener und Sklave in den Dienst des Fürsten gekommen, durch seinen ausgezeichneten Verstand und seine ganze Persönlichkeit sich ein solches Vertrauen erwarb, daß nach dem Tode dieses Fürsten ihm die Erziehung des hinterlassenen Prinzen Anizanes übergeben worden, und er als Regierungsverweser großen christlichen Einfluß in diesem Lande geübt hat. Ferner wird berichtet, daß er, nach erlangter Freiheit in sein Vaterland zurückgekehrt, bald darauf von dem großen Athanasius in Alexandrien zum Bischof von Axum, der damaligen Hauptstadt Abyssiniens, geweiht, wiederum dorthin gegangen ist und durch seine Arbeit viel gewirkt hat, so daß nach und nach das ganze Volk dem Christenthum zugefallen ist. - Das Volk dieser Kirche, deren Oberhaupt, Abuna, seitdem immer vom Patriarchen Alexandriens ordinirt werden mußte und dadurch in ein abhängiges Verhältniß trat zu der ägyptischen, später koptischen Kirche, ist das Bollwerk des Christenthums, wenigstens für jenen Theil Africa's geworden und geblieben, obgleich seit dem siebenten Jahrhundert der Fanatismus des Islam wiederholte wüthende Angriffe mit zahlreichen mohammedanischen Heeren auf Abyssinien machte, und ferner seit dem 16. Jahrhundert die wilden Galla-Horden, von dem innersten Herzen Africa's aus sich plötzlich nach allen Seiten hin wie ein verheerender Lavastrom ergießend, auch in die Grenzen Abyssiniens einbrachen. Indessen würden die Abyssinier im Anfange des 16. Jahrhunderts den Mohamme danern vielleicht unterlegen sein, hätten nicht die Portugiesen ihnen wirksame Hülfe geleistet. Allein die Portugiesen, welche dem Volke wider den Islam halfen, hätten es beinahe in den bedenklichen Schooß der römisch-katholischen Kirche gebracht. Denn fast gleichzeitig mit den Hülfstruppen hatten sich die portugiesischen Jesuiten im Lande festgeseßt; und wie sie nach und nach einen Theil des Volks in seinem alten Glauben irre gemacht hatten, so war es ihnen endlich gelungen, auch den regierenden König Susneus zur Annahme des römisch-katholischen Bekenntnisses zu bringen, so daß er im Jahre 1625 mit seinem ganzen Hofe förmlich zur römischen Kirche übertrat. Indessen das Verfahren des Königs, sein Manifest, daß Alle im Volk sofort diese Religion annehmen sollten, und die entsetzliche Strenge, in welcher die Sache durch die Jesuiten betrieben wurde, führte dahin, daß ein kräftiges Bergvolk unter der Leitung eines jungen Mannes, Schwiegersohns des Königs, zur Vertheidigung des väter

lichen Glaubens aufstand. Und die Zustände des Landes während dieses grauenvollen, jahrelangen Bürgerkrieges, die wiederholten Mahnungen angejchener Männer, welche dem Könige vorstellten, um welcher Dinge willen er schon so lange beschäftigt sei, „die rechte Hand mit der linken zu hauen“, veranlaßten ihn endlich, daß er öffentlich die Freiheit für Jeder= mann proclamirte, zur alten Kirche wieder zurückkehren zu dürfen. Ja, als nach dessen Tode 1632 sein Sohn Basilides ihm auf dem Throne folgte, da ging dieser auf dringendes Anhalten des Volks so weit, daß er den römisch-katholischen Patriarchen Alphonsus Mende mit dessen ganzem Clerus aus seinem Reiche verwies und allen Römisch-Katholiken bei Lebensstrafe den Eintritt in das Land verbot: eine Drohung, die auch wirklich an allen Jesuiten, die sich später blicken ließen, ohne Schonung vollzogen ward.

Gerade in diesem Jahre 1632 war es, als Heyling, um nach Abyssinien zu wandern, die Hauptstadt Frankreichs verließ. Er bereisete zuerst Italien, und ging darauf nach Malta.

Es ist nur Ein Brief von ihm erhalten, dessen Abschrift nach dem Tode Ludolfs in dessen Nachlaß gefunden wurde.') Dieser ausführliche Brief ist geschrieben aus Cairo in Aegypten am 30. September 1634, weil er zur dessen Beförderung gute Gelegenheit hatte durch seinen Bruder von Dorne.

Er beginnt mit dem Gruß:

„Meinen vielgeliebten Vätern und sehr geliebten Brüdern in dem HErrn, welchen mich der HErr, wo nicht nach dem Fleisch, doch nach dem Geist zu erkennen gegeben, Gnade und Friede von Gott dem Vater, durch die Gerechtigkeit Jesu Christi, zur Freude im heiligen Geiste!"

Allein, wie das Schreiben mit den Worten beginnt: „Es ermahnet uns der heilige Geist im Psalm-Buch, daß das unsere Freude sein solle, daß wir das Thun oder die Werke des HErrn verkündigen mögen, Pf. 73, 28," so bezeichnet er es darnach als seine Pflicht, „seinen in allen früheren, aus verschiedenen Orten geschriebenen Briefen erstatteten Bericht von der Führung des HErrn" kürzlich zu wiederholen, und was der HErr nachmals bis auf gegenwärtige Zeit gewirket, hinzuzufügen.“2)

Schon während seines Aufenthalts in Malta, wo er einige Monate bleiben mußte, unterließ er es nicht, das Licht des evangelischen Geistes leuchten zu lassen, und das nicht ohne Wirkung. Wie er erzählt, hatte 1) Daselbst S. 101.

1) Daselbst S. 118-119.

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er auf einer Malteser Galeere, in welcher er „auf drei Reisen wider die Türken" sich befand, mit „Geistlichen und etlichen Rittern vielfältige Gespräche und Unterredungen vom ersten und andern Menschen, und was sonst dem Reiche Gottes dienlich, ohne offenbare Streitrede wider die römisch-katholischen Artikel, in welchen sie sich von unserer Kirche unterschieden." Später wohnte er einige Zeit bei einem Abt des Augustiner Ordens, um daselbst von einem gelehrten mohammedanischen Sklaven in der arabischen Sprache unterrichtet zu werden. Da erhob nun der „päpstliche Inquisitor" die Frage, ob man diesen Mann ohne Weiters wegreifen lassen dürfe zu den Kirchen des Orients. Indessen nach den bei ihm eingegangenen Mittheilungen des Abts und einzelner Ritter, erklärte er: „Wir wissen zwar, daß er an denen Orten geboren, in welchen, wenn man einen Capuziner-Mönch in seinem Ordenskleide auf der Gasse sehen würde, man ihn gewiß mit Steinen zu Tode werfen ließe. Weil er sich aber eine Zeitlang in römisch-katholischen Dertern und lange unter uns aufgehalten, auch ferner nach Jerusalem, da sich Viele zur Wahrheit bekehrt, zu reisen gedenkt; so wollen wir ihn nicht allein nach dem heiligen Lande unverhindert ziehen lassen, sondern auch, sofern er es von uns begehret, durch Mittheilung der Schreiben den unsrigen daselbst treulich anbefehlen."')

Anfang des Jahres 1633 schiffte er nach Alexandrien. Ein Ritter von Malta, dessen Herz früher auf der Galeere durch Heylings Reden gewonnen war, wollte mit ihm ziehen, als Begleiter auf dessen weiteren Reisen, wegen der „Härten und Widerwärtigkeiten“, die er dort erfahren würde, und zwar ohne Wissen des Großmeisters und des Ordens. Allein dieser Ritter verfehlte die Zeit, als das Schiff abging, und später konnte er seinen Vorsatz nicht mehr ausführen, weil die Sache bekannt wurde. In Alexandrien war H. von dem französischen Consul mit Wohlwollen aufgenommen. Auch ein Kaufmann aus Marseille brachte ihn in seinem Schiffe mit Waaren nach Cairo, und behandelt ihn auch dort in seiner Wohnung als einen Gastfreund mit Güte und Freigebigkeit, so daß Heyling schon am ersten Tage mit neuen türkischen Kleidern, die Jener ihm geschenkt, unangefochten auf den Straßen erscheinen konnte.

Vor allen Dingen wünschte er mit der arabischen Sprache, deren Erlernung er schon auf Malta begonnen hatte, recht schnell vertraut zu werden.

Der geistliche Vorsteher der Venediger zu Cairo", zu dem er sich mit dem Schreiben eines römisch-katholischen Geistlichen in Alexandrien 1) Daselbst S. 119-121.

begab, führte ihn zu dem „alten und frommen syrischen Erzbischoff“ und erklärte ihm freundlich, daß er zu seinem Zweck sich nach seinen Klöstern in den Wüsten, woselbst auch uralte arabische Bibliotheken seien, begeben könne, „wenn er nur das dortige harte Leben ertragen könne." Und da gerade nach 20 Tagen die Leute kommen würden, um wieder Proviant abzuholen, so könne er mit diesen sicher hinaus ziehen. Auf die Erlaubniß des Patriarchen war Heyling inzwischen täglich bei demselben, um die arabische Sprache von ihm zu lernen, und fand dort sowohl bei ihm als „bei seinen Herren Geistlichen, welche alle nach dem Fleisch sehr armselig gewesen, viel Gunst und Zuneigung, da ich angefangen in arabischer Sprache zubrochener und unvollkommener Weise etwas von geistlichen Dingen zu reden." Als nun die erwarteten Mönche aus der Wüste kamen, und er auch von den römisch-katholischen Geistlichen, mit denen er verkehrt, Abschied nahm, fragte ihn einer, „ob er die schon angefangene Oster-Woche und vornehmlich die Communion nicht mit ihnen halten wollte." Hierauf antwortete er: daß ich in den Werken der Liebe, welche zu Gottes Ehrengereichen, an keinen Tag oder Zeit gebunden, sondern diese alle Zeit, nach dem Exempel meines Erlösers, frei wirken möchte.“ Jener ward nun sehr bedenklich und bat dringend, er möchte ihm doch sein Vorhaben entdecken"; worauf Heyling ihm sagte, daß er kein anderes Vornehmen habe, als: die Ehre Gottes des Herrn zu suchen, nach der Weise, wie ich von Gott gewiesen und geführet wurde; und daß das mein größter Friede und meine Freude wäre, daß mir dasselbe kein Geschöpf wehren fönnte noch möchte. Als er nun immer mit freundlichen Worten um deutlichere Erklärung angehalten, sind wir in viel nüßliche Unterredungen gerathen. Weil er sich aber dessen, was ich anfänglich von der Christen-Freiheit geredet, wiederum erinnert, als liefe es wider die tridentinische Versammlung, hat er angefangen deutlich viele Schmähreden. wider das herrliche Werkzeug Gottes, den Herrn Dr. Martinum Lutherum, auszusprechen. Wie ich ihn nun seine Schmach- und Läster-Worte habe vollenden lassen, habe ich ihm geantwortet: ich könnte nicht also reden von dem, welchen ich als meinen geistlichen Vater ehrete; es gebührete mir aber, daß ich solche Läster-Worte mit Geduld anhörete. Darauf er mir mit diesen Worten begegnete: Wir haben ihn als einen Engel Gottes angenommen, und nun sehen wir, daß er ein Kezer ist." Und schon am andern Morgen gingen die römisch-katholischen Geistlichen zu dem syrischen Erzbischof, und baten ihn dringend, diesen Kezer

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