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gültig oder feindlich gegen seine irdischen Interessen. Er hat vielleicht sich geweigert ihm Beförderung im Missionsdienst zu geben oder ihn außerhalb der Mission zu empfehlen. Die gebildeten und einflußreichen Christen beklagen sich über des Missionars stolzes und vornehmes Wesen, über sein Einmischen in ihre Privatangelegenheiten, und darüber, daß er ihre Brüder in der Mission in einer niedrigen und untergeordneten Stellung zu halten suche. Fragen wir einen Missionar was der Grund seines Mißmuths und seiner Abneigung gegen die eingebornen Christen sei, so wird seine Antwort in den meisten Fällen sein: weil sie irdisch gesinnt und ganz unvernünftig in ihrem Verlangen nach Geld oder nach Beistand zur Erlangung desselben sind 2c.“ Chatterjee sagte, daß wohl Ausnahmen stattfänden, aber es sei doch nur eine Minorität solcher Fälle. Er bat dann in beredter und herzlicher Weise, daß man doch Alles thue, um diesem traurigen Zustande ein Ende zu machen. Er mahnte zu gegenseitigem Verständniß und liebevoller Geduld, zu intimerem geselligen und familienhafteren Berkehr zwischen Missionaren und eingebornen Christen, besonders zu öfteren gemeinsamen Mahlzeiten, zum Sichnichteinmischen in die Privatange= legenheiten der Bekehrten u. s. w. Auch wünschte er, daß man den eingebornen Lehrern und Predigern nicht gute aber auskömmliche Gehälter gebe, wie sie die Missionare selbst genöffen. Man hielte die Gehälter möglichst niedrig, weil man fürchte, daß späterhin die selbständigen Gemeinden keine so hohen Gehälter würden bezahlen können und durch dieses unglückliche Princip habe die Mission schon viele ihrer besten und brauchbarften Lehrer und Prediger verloren.1) Besonders schlug er vor, daß auf allen Missionsstationen ein Comité aus der Gemeinde gewählt werde, welches über alle äußern Dinge der Gemeinde, ohne daß der Missionar sich darein mische, zu entscheiden habe und daß die höher gebildeten, englisch redenden eingebornen Prediger und Evangelisten mit den europäischen Missionaren gemeinsam das Missionsvermögen verwalten sollten. Obwohl

1) Hier spricht Ch. freilich sehr pro domo. Die Missions-Gesellschaften sollten es aber von Anfang an zu ihrem Princip machen, eingeborne Gehilfen seien sie nun Katecheten oder ordinirte Prediger aus ihrer Kasse überhaupt nicht zu besolden, nur in besonders gearteten Fällen dürfte dies geschehen. Gerade die relativ gute Besoldung, welche die Missionskasse an eingeborne Arbeiter gezahlt, hat viele in den Missionsdienst gezogen, die besser nicht darin stünden. Die Zahl der eingebornen besoldeten Gehilfen ist auf vielen Missionsgebieten ganz unverhältnißmäßig groß und muß es als ein verhängnißvoller Irrthum bezeichnet werden, daß man der Mission am besten zu dienen meint, wenn man so schnell und so viel als möglich besoldete Eingeborne anstellt. D. H.

er dies aus Furcht vor Widerspruch mit Zurückhaltung ausspreche, so dränge ihn doch die Liebe zur Sache, diese letzte Bitte an Missionare und Missionsgesellschaften zu richten. Doch, schloß er, am nöthigsten sei, ein höheres geistliches Leben in Missionaren und eingebornen Christen.

Dieses höchst unglückliche Verhältniß und dies gegenseitige Mißtrauen zwischen Missionaren und eingebornen Christen kam in viel schrofferer Weise auf der Missions conferenz in Lahore 1862 zur Sprache. Es ist jedenfalls ein Fortschritt, daß man sich jezt von beiden Seiten über die Wurzel dieser traurigen und unerwarteten Erscheinung klar geworden und sie in dieser Brodherrnstellung der Missionsgesellschaften und Missionare findet. Darum ist Schreiber dieses von Herzen der Ueberzeugung, daß eine Mission wohl thut sich so wenig als irgend möglich mit irdischen Dingen zu belasten. Daß die Mission1) eine unbedingte Verpflichtung der Wohlthätigkeit gegen verfolgte und beraubte oder sonst verarmte Christen habe, kann ich nicht zugeben. Man könnte fast ebenso gut behaupten, daß die Mission mit Werken der Wohlthätigkeit an den Tausenden von jammernden und oft hungernden heidnischen Krüppeln, Kranken und Ausfäßigen zu beginnen habe. Weil aber hiezu nie Geld genug vorhanden sein würde, so kann die Mission und der Missionar nicht anders als mit den Worten auftreten Silber und Gold habe ich nicht." Wo man aber doch Unterstützung für nöthig hält, da ziehe man so bald als möglich ein gewähltes Comité von eingebornen Christen zur Verwaltung der Sache heran, dadurch wird die eingeborne Christengemeinde Einsicht in die Lage der Mission bekommen und auch bald einsehen, daß so wenig als möglich Missionsgeld zu solchen Zwecken verwendet werden darf, ja daß die christliche Dankbarkeit und Noblesse gegen die europäischen Christenbrüder es ihnen verbietet, irgend etwas zu nehmen, so lange sie sich zur Noth selbst unter einander helfen können. Von der rechten Seite angefaßt, ist der Hindostaner solcher Noblesse wohl fähig.

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So schwer es für den selbst nicht verfolgten Missionar ist, armen, bedrückten Neubekehrten keine äußerliche Hülfe geben zu können, so ist doch keine Verfolgung und Beraubung durch heidnische Herren, Nachbarn und Verwandte für das Glaubensleben des Neubekehrten erfahrungsmäßig so gefährlich, als wenn er mit übertriebenen, unverständigen Hoffnungen auf die Liebe und Hülfe des Mutter-Vater" Missionar in ein

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1) Das Gesunde ist, daß die eingebornen Christen frühe gewöhnt werden unter einander Wohlthätigkeit zu üben wie es auch in der apostolischen Mission Praxis

war.

D. H.

pecuniäres Abhängigkeitsverhältniß zur Mission tritt und doch nachher sich in jeder Beziehung in seinen Erwartungen getäuscht findet. Der Missionar kann in Bezug auf die äußern Dinge nicht gegen mehrere Hundert Christen, noch dazu eines andern in Sitten und Denkweise sehr verschiedenen Volkes, als ein Vater Verpflichtungen nachkommen. Er ist ein schwacher Mensch und kann nicht eine zweite Vorsehung sein. Daß der Missionar sonst bei offenbaren Beraubungen von Christen und auch von Heiden, so viel er kann, mit Rath und That für gerichtlichen Schuß sorgen darf und soll und ein offenes Zeugniß gegen schändliche Mißhandlungen und Unterdrückungen z. B. der Landbauern in rechter Weise ablegen soll, wurde auf der Conferenz von Allen als selbstverständlich angenommen. So gefährlich auch dies ist und so wünschenswerth ein Aufhören dieser Nothwendigkeit sein mag, so kann man nach der Erfahrung dem nur beistimmen. (Siche Jahrg. 1874 S. 294 dieser Zeitschrift.) Aus den Berichten über Tinnevelly in Südindien geht auch klar hervor, daß dieser moralische Schuß durch die Missionare viele Mitglieder der dortigen unterdrückten Stämme und Kasten neben andern höhern Motiven zum Christenthume gezogen hat. 1)

2) An diese wichtige Frage nach der richtigen Stellung der Missionsgesellschaften und Missionare zu der äußern Lage der Christen reiht sich die ebenso wichtige und schwierige Frage nach ihrer richtigen Stellung zur Heranbildung, Anstellung, Besoldung und Leitung der eingebornen Evangelisten, Lehrer und Prediger. Wohl das beste und interessanteste Referat über diesen Gegenstand war das von Spratt Ch. M. S. „die Heranbildung von Agenten in der Tinnevelly-Mission." Er sagt:

Die ersten eingebornen Gehilfen in der Tinnevelly-Mission waren

1) Der wichtigste und ganz ungefährliche materielle Beistand aber, welchen die Misfion den Bekehrten leistet, ist guter Schulunterricht an Kinder und Erwachsene. In Indien, wo noch so relativ wenige lesen können und wo Handel und Wandel solchen Aufschwung nehmen, ist viel mehr als bei uns eine gute Schulbildung eine sichere Erwerbsquelle und eine Macht. Wenn die eingebornen Christen lesen und schreiben können und ehrlich und fleißig und bescheiden sind, so werden sie sich überall ihr Brod reichlich von der Mission unabhängig verdienen können. Darum darf die Mission besonders bei dem Unterricht der heranwachsenden Jugend keine Mühe und kein Opfer scheuen. Durch nichts Aeußerliches gewinnen die Heiden solchen Respect vor den Christengemeinden, als wenn sie die zunehmende Bildung der Christen und ihr eigenes Zurückbleiben sehen. Ein gebräuchliches Sprüchwort in Chota Nagpur ist „Weisheit ist stärker und besser als der musculöse Oberarm." J.

durch den persönlichen Umgang mit den deutschen Missionaren gebildet worden, und hatten etwas von ihrem Ernst und Eifer und Umsicht in sich aufgenommen, so daß sie für eine Zeit lang die Gemeinden selbständig zu Leiten und auch zu vermahnen fähig waren. Einer der letzten und edelsten Repräsentanten dieser Klasse war John Devafagayam, der im intimen persönlichen Verkehr mit europäischen Missionaren gebildet worden war und auch bis an sein Ende mit vielen Europäern auf diesem Fuße stand. Andere von diesen eingebornen Evangelisten, welche diesen Verkehr später nicht mehr genossen, nahmen an geistlicher Lebenskraft und Thatkraft sehr ab.

Darum ist es des Referenten Meinung, daß fortwährender, persönlicher Verkehr mit eifrigen und ganz gottgeweihten Missionaren das beste Mittel zur Heranbildung und Bewahrung tüchtiger eingeborner Evangelisten ist. Wo man die eingebornen Prediger sich gänzlich selbst überlassen, habe dies keine guten Folgen gehabt. Auffallend sei es, daß vor einem Menschenalter dort fast die Hälfte der eingebornen Katechisten Männer gewesen seien, die von der römischen Kirche übergetreten. Sie hätten sich durch Klugheit und Leitungsgabe ausgezeichnet und manche Vorzüge gehabt, doch könne er kaum glauben, daß sie eine klare Einsicht von dem Wesen und Unterschied der beiden Kirchen gehabt. Ein Theil der Katechisten aber habe sich ganz schändlich betragen, einige seien sogar wieder ins Heidenthum zurückgegangen um fortan das Christenthum zu verlästern. Das schändliche Treiben so vieler Katechisten habe die Gemeinden demoralisirt und weitern Fortschritt des Christenthums für Jahre gehindert, darum solle man lieber ohne Katechisten arbeiten, als Menschen zu Katechisten wählen, weil man keine besseren finden kann. Obwohl jezt die Katechisten der großen Mehrzahl äußerlich einen untadeligen Wandel führten und Viele mit Eifer dem Herrn dienen, sei doch ein Stillstand in der Mission eingetreten, der vor allem daraus zu erklären sei, daß jetzt nicht mehr so oft als früher Leute Christen würden um in ihren Landstreitigkeiten und Unterdrückungsnöthen Hülfe bei den Missionaren und Katechisten zu erlangen.

Die eingebornen Gehülfen bildete sich in der ersten Zeit jeder Mifsionar durch Unterricht und Vorbild. Diese Art der Heranbildung hat viel für sich gehabt, denn der Hindostaner arbeitet am besten nach einem Vorbild. Späterhin wurde, um eine höhere Bildungsstufe zu erreichen, ein Seminar für die ganze Mission errichtet. Man nahm in dasselbe alle Jünglinge der Kostschule ohne Unterschied auf, wenn sie nicht grobe moralische Vergehungen sich hatten zu Schulden kommen lassen. Nach be=

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endigtem Cursus wurden sie zu den verschiedenen Missionsstationen als Helfer zurückgesandt. Darauf fing man an einige der bewährten älteren Katechisten als helfende Missionare zu ordiniren. Diese Ordinationen haben sich im Ganzen als heilsam erwiesen. Man ging darauf aber einen Schritt weiter und ordinirte (besonders auf Drängen von London her — 3.) eine große Anzahl als Pastoren für kleine Gemeinden. Diesen Schritt bedauern die Missionare jezt in Bezug auf viele Persönlichkeiten, denn sie machen die Erfahrung, daß die Ordination die Leute nicht auf eine höhere Stufe geistlichen Lebens und des christlichen Verantwortlichkeitsgefühls ge= hoben hat.

Es hat sich diese Art von Seminarvorbildung in vieler Beziehung als mangelhaft und schädlich erwiesen. Ein Hauptvorwurf, welcher sie trefsen muß, ist der, daß die auf Kosten der Mission erzogenen Knaben gar nicht aus innerer Ueberzeugung und eigener Wahl in das heilige Amt kommen, sondern daß sie es als Broderwerb ansehen, besonders da die Seminarvorbildung sie zu andern, sich besser bezahlenden Berufsgeschäften mehr oder weniger unbrauchbar gemacht hat.

Wie sie nun selbst oft nur ein formales Christenthum haben, so geht ihr Bestreben und Ermahnen meist auch nur auf eine formale äußerliche Religiosität in den Gemeinden. Zur fruchtbaren Predigt an die Heiden sind diese jungen, meist schon in der Jugend getauften und die Gedankenwelt des sie umgebenden Heidenthums nicht gründlich kennenden Katechisten durchgängig wenig befähigt.

Diese großen Mißstände einer Seminarerziehung auf Missionskosten, welche den Zöglingen gar nicht mehr die freie Wahl des Berufs läßt, habe ihn bewogen einen neuen Weg einzuschlagen. Es wurde nämlich in das Seminar zweierlei eingeführt: 1. der von den Eingebornen so sehr begehrte Unterricht in der englischen Sprache; 2. Schul- und Kostgeld für die Zöglinge, beides mit dem ausgesprochenen Grundsatz, daß jeder Zögling zu jeder Zeit die Freiheit habe in einen weltlichen Beruf einzutreten und daß die Mission keinerlei Verpflichtung für die Anstellung der jungen Leute übernehme. Diese Grundsätze haben in der Gemeinde Anklang gefunden, denn trotz des hohen Schulgeldes in dieser englischen Schule und des unentgeltlichen Unterrichts in der fortbestehenden Missionsschule in eingeborner Sprache, drängte sich die Mehrzahl zu dem englischen Unterricht. Referent hofft, daß nun aus diesen Schulen Gehilfen hervorgehen werden, welche den Bredigerberuf allein aus dankbarer Liebe gegen den Heiland erwählen werden.

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